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Doc_Wuffi

Lost in Blue

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 16:00

Am Rande des Abgrunds

Autor: Doc_Wuffi
Altersempfehlung: PG-13
Charaktere: Sam Fisher, Anna Grimsdottir, Irving Lambert
Genre: Drama
Warnungen: Keine
Spoiler: Keine
Kapitel: 3
Fertiggestellt: Ja
Erstellt: 18.10.2007
Letztes Update: 18.10.2007
Kommentar:


Es war der tiefe Einblick in die dunkle Seele. Niemals hatte er gedacht, so abgrundtief zu versinken. In den tiefsten Abgründen, den dunkelsten Winkeln. Niemand da, um ihn aufzufangen. Er ließ sich fallen. Ein letztes Mal. Es war, als wenn der Fall nie enden wollte. "Sam?" Die Stimme war leise, wie ein Flüstern in seinem Kopf. Es gab nun kein Zurück mehr, keine Chance den Fall zu bremsen oder gar zu beenden. Aber das wollte er auch gar nicht, sondern ließ sich weiter treiben, wie auf Wasser. "Sam!?" Warum wollte die Stimme keine Ruhe geben? Es gab Niemanden, der ihm helfen konnte. Nein, er wollte keine Hilfe. Einfach weiter treiben. Ins tiefe Nirgendwo fallen. Es war der Schritt über die Klippe gewesen, nichts und niemand würde ihn nun noch aufhalten können. Endlich frei von allen Zwängen. Allen Gedanken. Treiben lassen. Fallen. Es war ihm völlig gleichgültig. Alles war gleichgültig. Was war schon wichtig? Wirklich wichtig? "Saaaaaam!" Warum? Warum musste ihn diese Stimme davon abhalten, endgültig in der unendlichen, schwarzen Tiefe zu verschwinden? Er wollte doch nur, dass es endlich aufhörte.

Sam spürte, dass ihn jemand an den Schultern berührte. Der tiefe Abgrund tat sich wieder vor ihm auf. Es wäre nur ein Schritt, um den Fall von Neuem zu beginnen. Die Stimme hatte ihn wieder hoch auf die Klippe befördert, sie hatte ihn zu sehr abgelenkt. "Sam, komm schon, atme endlich!" Es kroch ein Name zu der Stimme in sein Bewusstsein. Grim? Der Abgrund verschwand. Sam wusste, dass er nun nicht mehr dorthin zurück konnte. Zumindest vorerst nicht. Langsam kam der Schmerz, verursacht durch den fehlenden Sauerstoff in den Lungenflügeln. Ein Brennen, das wie ein Feuer durch seine Adern pulsierte. Sam schnappte nach Luft. Die in die Lungen einströmende kühle Nachtluft linderte seine Schmerzen ein wenig. Ein weiterer Atemzug und wieder ließ das Brennen etwas nach. "Sam?" Er öffnete die Augen, wollte sehen ob er mit seiner Vermutung richtig lag. Grim. Sie war es wirklich. Sie kniete neben ihm und hatte sich ein wenig über ihn gebeugt. Sam fühlte, wie mit jedem Atemzug das Brennen in seinen Lungen geringer wurde. Die Schmerzen in seinem restlichen Körper aber blieben. Vorsichtig versuchte er sich zu bewegen, was aber sofort von Grim unterbunden wurde, indem sie ihn am Boden hielt. "Shhhh, bleib ganz ruhig liegen", waren ihre beschwichtigenden Worte. Sam schloss die Augen wieder und ließ seine Gedanken abschweifen.

Es dauerte nicht lange, da konnte Sam eine zweite Stimme vernehmen. "Grim? Was ist mit Sam?" Für Sam bestand kein Zweifel, dass die hinzukommende Person Irving Lambert war. Sein Chef, aber auch ein guter Freund. Wieder öffnete Sam die Augen. Er wollte den Kopf drehen, wurde aber wieder von Grim zurück gehalten. "Nicht bewegen", flüsterte sie ihm sanft ins Ohr. Sams Augen wanderten hin und her. Er versuchte, sich zu erinnern, was geschehen war und musterte seine Umgebung. Er lag auf einem Parkplatz, direkt vor ihm türmte sich eine gut fünfundzwanzig Meter hohe Halle auf. Der Hafen. Es war dunkel und nur das spärliche Licht der Parkplatzlampen erhellte den dunklen Asphalt. "Habt ihr Jason schon zurückgerufen?" hörte Sam Grim fragen, worauf Lambert antwortete: "Nein, sowas kann im Ernstfall ja auch passieren." Grim wandte sich Sam wieder zu und beobachtete dessen nun starr nach oben gerichteten Blick. "Sam?" Sie machte sich offenkundig Sorgen um ihn. Sam schaute sie einen kurzen Moment an, bevor er wieder das obere Ende der Hallenwand anvisierte. Langsam kam die Erinnerung zurück. Zuerst war er mit seinem Seil an der Wand nach oben geklettert, um dann, an der Hallenwand hängend, mit den Handschuhen abzurutschen. Er war zwar noch nicht ganz oben gewesen, aber trotzdem war er tief genug gefallen, um sich sämtliche Knochen zu brechen. Der Spezialanzug, in dem er steckte, hatte dies offenbar verhindert, zumindest spürte er seinen Körper noch. Wahrscheinlich war das der Grund, warum Grim ihm immer wieder sagte, er solle sich nicht bewegen. Falls doch etwas gebrochen war, würde er die Knochen damit nur noch weiter auseinander reißen. Sam konnte kaum glauben, dass ihm so etwas ausgerechnet in einem Trainings-Einsatz passieren musste. Die Schmerzen, die er bis gerade erfolgreich verdrängt hatte, meldeten sich plötzlich zurück. Hinzu kam ein leichter Hustenreiz in seinem Hals. Sam schloss die Augen. Wenn er sich die Rippen gebrochen hatte, würde das Husten höllisch weh tun. Umgekehrt konnte er aber darüber froh sein, weil er sich bei dem Sturz auch leicht hätte das Genick brechen können.

Ein lautes Geräusch lenkte ihn ab. Ein Hubschrauber? Oder würde das die Osprey sein, mit der sie auch hergekommen waren? Sam konnte den schwarzen Schatten über sich hinweg fliegen sehen. Es war die Osprey, die am anderen Ende des Parkplatzes aufsetzte. Während Lambert dorthin gelaufen war, kniete Grim noch immer unverändert neben Sam. Er wollte etwas sagen, bekam aber keinen Ton heraus. Sein Körper würde sich erst etwas erholen müssen. Ein weiteres Mal spürte er nun Schmerzen. Grim beobachtete ihn aufmerksam. Sam schloss wieder seine Augen. Auch so wusste er, dass Grims Blick auf ihm ruhte. Er ließ seinen Gedanken freien Lauf und fragte sich, wie er abrutschen konnte. Er musste einen Fehler gemacht haben, anders war es nicht zu erklären. Angestrengt dachte Sam weiter nach. Die Erinnerung traf ihn wie ein Schlag. Nein, das war nicht möglich! Wie hatte er sich dem nur hingeben können?

"Sam?" Wieder riss Grim ihn zurück in die Realität. Als er die Augen öffnete, fand er sich in der Osprey wieder. Was hatte er alles verpasst? Das gleichmäßige Piepen eines EKG neben ihm, ließ ihn einiges vermuten. Sam wollte sich umsehen, merkte aber augenblicklich, dass er festgebunden war. Sein Hals wurde von einer harten Plastikschiene in seiner Position gehalten. Grim musste seinen Versuch, sich zu bewegen, erahnt haben, denn sie sagte beschwichtigend: "Ist alles nur ne Vorsichtsmaßnahme." Wiederum schloss Sam die Augen. Mehr konnte er auch nicht tun. Warten. Er spürte, dass Grim seine rechte Hand mit ihren beiden Händen fest umschloss. Sam erwiderte mit den Fingern den Händedruck so weit es ihm möglich war. Grim war für Sam mehr als eine Arbeitskollegin. Trotzdem hatten sie sich privat nie getroffen. Einzig und allein ihr Umgang miteinander im Einsatz zeugte davon, dass sie sich sehr gut verstanden. Sams Gedanken kreisten in diesem Moment um Grim. Die vorher dagewesenen Schmerzen mussten durch irgendwelche Medikamente unterdrückt werden, so vermutete er zumindest.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 16:01

Re: Am Rande des Abgrunds

Sams nächstes Erwachen wurde nicht durch eine Stimme hervor gerufen. Das laute Dröhnen der Motoren der Osprey war verschwunden, nur das ständige Biepen des EKG war noch da. Was Sam zuerst bemerkte, war, dass die Schiene, die vorher noch seinen Hals bis zum Kinn bedeckt hatte, offenbar abgenommen worden war. Und auch seine Arme waren nicht mehr an die Trage gebunden. Trage? Sam fühlte weichen Stoff an seinem Rücken. Er öffnete die Augen und fand sich in einem nur schwach beleuchteten weißen Zimmer wieder. Es musste ein Krankenhaus sein, wahrscheinlich die Krankenstation der NSA. In diesem Moment wurde die Tür des Raumes geöffnet und Sam musste unweigerlich hinsehen. Es war Grim, die noch nicht bemerkt hatte, dass er sie ansah. Sie war zu beschäftigt damit, die Tür leise zu schließen. Erst als sie aufsah, traf sie mit ihrem Blick Sams grüne Augen. "Sam!? Du bist wach?" Sam grinste nur leicht, war eine Antwort auf diese Frage doch überflüssig. "Seit wann?" wollte Grim wissen, als sie sich neben seinem Bett auf einem Stuhl niederließ. "Ein paar Minuten." Es war mehr ein Krächzen, dass er heraus bekam. Grim stand sofort auf und organisierte ein Glas Wasser. Dankbar nahm Sam einen Schluck daraus. "Du hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt", meinte Grim, während sie Sam beobachtete. "Tut mir leid", stellte Sam fest. Seine Stimme hatte sich etwas gefangen. Grims Blick wurde ernst. "Lambert wird mit dir reden wollen", sagte sie leise. Sam wusste genau warum und ahnte, dass es kein ruhiges Gespräch werden würde.

Als die Tür sich öffnete, war Sam etwas nervös. Doch es war nicht Lambert, der den Raum betrat. Grim hatte Sam allein gelassen, um mit dem Chef zu sprechen. Sie hatte Sam verstehen können. Irritiert musterte Sam den in weiß gekleideten Mann und registrierte, dass er ein Arzt sein musste. "Fisher", begann dieser dann auch im typischen Ärzteton, "Sie haben Glück gehabt." Sam konnte nicht anders, als den Doktor fragend anzusehen. "Außer ein paar Prellungen und Stauchungen ist nichts weiter festzustellen." Die beiden Männer sahen sich schweigend an. Jeder von ihnen wusste, dass da noch etwas ganz anderes war. Der Arzt verabschiedete sich schließlich ohne ein weiteres Wort und ließ Lambert eintreten, der gerade im Begriff war, die Tür öffnen zu wollen. Wortlos gingen sie aneinander vorbei.

Sam hatte sich in seinem Bett aufgesetzt und sah nun starr geradeaus an die weiße Wand. Er hatte Lambert herein kommen hören. Allein am Geräusch der Schritte konnte er ihn erkennen. Sam vermutete, dass es kein freundschaftlicher Besuch war. Doch Lamberts Worte belehrten ihn eines Besseren. "Sam? Ich habe nicht vor, es im Unfallbericht auftauchen zu lassen, aber wir müssen darüber reden." Reden. Ausgerechnet reden. Nicht gerade Sams Stärke. Zuerst wollte er Lambert anfahren, doch er ahnte, dass es wenig Sinn haben würde. Warum sollte er etwas abstreiten, was sonnenklar war? Lambert hatte sich inzwischen auf den Stuhl gesetzt, auf dem einige Stunden zuvor Grim gesessen hatte. Grim. Wo war sie? Suchend sah Sam sich um. "Grim wartet draußen." Verwundert sah Sam den Sitzenden an. War es so offensichtlich, dass er ihre Gesellschaft suchte? "Also gut, Sam", sagte Lambert, um endlich das Thema anzuschneiden, "ich will nicht viel wissen. Nur das Warum und seit wann." Er verstummte, wartete auf Sams Antwort. Normalerweise war Lambert der Einzige, dem sich Sam anvertraute, wenn überhaupt Jemandem. Sam suchte den Blickkontakt zu seinem Gegenüber. Einen Augenblick sahen sie sich ohne Worte an. Schließlich antwortete Sam leise: "Seit Sarahs Tod." Auf das Warum brauchte er nicht weiter eingehen. Lambert nickte stumm. Es verging eine Weile, ehe er sich vom Stuhl erhob und zur Tür ging. Er fasste die Türklinke, drehte sich aber noch einmal zu Sam um. "Hör auf mit dem Zeug, sonst muss ich dich leider vom Dienst suspendieren." Sam nickte nur zum Zeichen, dass er verstanden hatte, und Lambert verließ den Raum.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 16:02

Re: Am Rande des Abgrunds

"Grim?" "Hm?" "Danke, dass du mit hierher gekommen bist." Es war selten, dass sich Sam bei Jemandem bedankte. Und noch viel seltener war, dass er es bei einer Frau tat. Grim musterte Sam, der in schwarzem T-Shirt und schwarzer Cargohose vor ihr stand. "Sam? Du musst Sarah los lassen", sagte sie gefühlvoll, "ich weiß, es ist nicht einfach. Aber das Leben geht weiter." Sam hockte sich vor das Grab seiner Tochter. Die Sonne wärmte ihn mit ihren Strahlen, während sie langsam aber stetig am Horizont versank. Er senkte den Kopf und sein Blick blieb an seinen Armbeugen haften, wo die zahlreichen Einstiche langsam verheilten. Was hatte er damit bezwecken wollen? Er wusste es selbst nicht. Sam stand auf und starrte auf den Grabstein. Es war das erste Mal seit Langem, dass er das Grab besuchte. Grim berührte ihn vorsichtig, zog ihn schließlich zu sich und nahm ihn in den Arm. Sie wusste, dass Sam jetzt einen Menschen brauchte, an den er sich anlehnen konnte. Noch nie hatte sie ihn so gesehen. Sams Kopf ruhte nun auf ihrer Schulter und Grim fühlte, dass sein Körper zitterte. Sie würde ihn mit seiner Trauer nicht allein lassen und ließ ihn daher gewähren. Und so standen sie da, eng umschlungen, bis die Sonne endgültig in der Versenkung verschwand.

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