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Doc DG

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 13:48

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Unsicher sah sich Lia um. Die Aussicht, im Wagen bleiben zu müssen, war nicht sehr erquickend. Ihr Blick wechselte von Richard zu Sam und wieder zurück. Richard war inzwischen total genervt und Sam schien angestrengt darüber nach zu denken, wie sie hier wieder raus kommen würden. "Wir haben nicht durch Zufall einen Ersatzkanister im Kofferraum, oder?" Brach sie schließlich das Schweigen. "Dann müssten wir aussteigen", entgegnet ihr Richard. "Das müssen wir so oder so irgendwann mal. Ich kann jedenfalls nicht hier drin drei Tage verbringen, ohne irgendwo mal hin zu müssen", stellte sie beiläufig fest. Sam musste grinsen: "Nicht?" Dafür fing sich Sam einen bitterbösen Blick von Lia ein.

Sie machte sich bei, öffnete die Beifahrertür, stieg aus und machte sich am Kofferraum zu schaffen. "Hmpf, wärst du vielleicht mal so freundlich und machst die Klappe auf?" Es war einer dieser neueren Wagen, wo man den Kofferraum nur von innen öffnen konnte, wenn man keinen Schlüssel hatte. Richard brauchte einen Moment, bis er den passenden Knopf gefunden hatte. Lia war nicht sonderlich überrascht, als sie die Leere des Kofferraums betrachtete. "Na fein, ein Versuch war es Wert", damit warf sie die Kofferraumklappe mit Schwung wieder ins Schloss und stieg wieder in den Wagen. "Ach? Übrigens: ich bin immer noch da, war keiner hier, der mich eingesackt hat", spottete Lia ein wenig. Sie konnte mit der Situation nicht umgehen, sie wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte, also versuchte sie die Sache ein wenig ins Lächerliche zu ziehen.

Es war einige Zeit vergangen, in der die Drei schweigend im Jeep saßen. Lia wurde langweilig. Es war nicht unbedingt ihre Art, einfach rum zu sitzen und nichts zu tun. Die beiden Männer hingegen hatten damit offensichtlich wohl weniger Probleme. Sie sah, wie beide leicht dösend im Wagen lagen. Richard auf dem Fahrersitz und Sam immer noch auf der Rückbank. Lia hatte sich auch eine Weile im Sitzt ausgeruht. Nun wurde ihr die Sache doch irgendwie zu blöd. Sie drehte die Lehne wieder in eine aufrechte Position und sah sich erneut um. Sam und Richard nahmen, von Lias Aktivitäten, offenbar keine Notiz. Sie wurde unruhig, trat jetzt doch das ein, was sie schon vor einigen Stunden vorhergesagt hatte. Sie fing an, auf dem Sitzt hin und her zu rutschen, hielt es schließlich nicht mehr aus und war mit einem Satz aus dem Wagen raus. Sam richtete sich sofort auf und sah alarmierend Lia hinterher.

"Lia", rief er hinter ihr her. Doch Lia war schon längst unweit vom Wagen in den Büschen verschwunden. Sam hatte sie aus den Augen verloren. War sie doch ohne Vorwarnung einfach aus dem Jeep gesprungen. "Hmpf, dass ist wieder so typisch Lia", wetterte Richard los und wollte aussteigen. "Nein, du bleibst wo du bist", mit diesen Worten verschwand Sam und folgte Lias Richtung. Lia hatte sich ein gutes Stück vom Wagen entfernt und bereute schon jetzt ihre Entscheidung, losgegangen zu sein und den Wagen nicht im Auge behalten zu haben. Nach Orientierung suchend sah sie sich um und entdeckte in einiger Entfernung den Jeep. Sie atmete kurz auf und suchte sich schließlich eine Möglichkeit, wo sie sich erleichtern konnte. Nach ein paar Metern wurde sie fündig.

Nachdem Lia wieder hinter einem der Büsche hervor kam, blickte sie in zwei, düster drein schauende, Augenpaare. Die Typen, die mitten mal lautlos vor Lia aufgetaucht waren, sahen doch ganz und gar nicht danach aus, als wenn sie Lia zum Kaffeekränzchen einladen wollten. Sie schluckte hörbar. Die beiden finster drein blickenden Gestalten lächelten ihr fies entgegen und gingen ein paar Schritten auf Lia zu. Instinktiv wich Lia rückwärts gehend zurück. Sie wollte unter keinen Umständen, diesen beiden Typen in die Hände fallen. Die beiden unterhielten sich leise und schnell. Lia verstand nicht ein Wort und war sich auch ziemlich sicher, dass sie es wohl auch gar nicht wissen wollte, worüber die beiden sich unterhielten. Immer noch wich sie zurück, immer weiter in das Unterholz des Waldes rein. Hilfe suchend sah sie sich um und hoffe Sam oder Richard zu entdecken. Den Jeep hatte sie längst aus den Augen verloren.

Immer noch kamen ihr die zwei Typen näher. Ihre Gedanken begannen zu rasen. Was sollte sie jetzt tun? "Saaam?!" Sie schrie aus Leibeskräften heraus. Die beiden Gestalten drehten sich um, gingen sie doch davon aus, dass sich plötzlich jemand hinter ihnen befand. Lia nutzte diesen kurzen Augenblick der Unachtsamkeit, drehte sich um und rannte los. Sie hörte, wie die Kerle fluchten und die Verfolgung aufnahmen. Lia erhöhte ihre Geschwindigkeit, was angesichts des weichen Waldbodens, sich als schwierig erwies. Immer wieder drehte sie sich um, nur um erschrocken feststellen zu müssen, dass ihrer Verfolger immer näher kamen.

Sie stoppte plötzlich. Es ging nicht weiter. Vor ihr ging es einige Meter tief in den Abgrund. Gehetzt sah sie sich um und musste feststellen, dass es nirgends weiter ging. Sie dreht sich um. Wie von Geisterhand, sah sie sich wieder diesen beiden Kerlen gegenüberstehen, die sie immer noch hässlich fies anlächelten. Lia war schon längst in Panik verfallen und war nicht mehr im Stande einen klaren Gedanken fassen zu können. Wieder wich sie zurück, als einer der Beiden auf sie zu kam. Ihr nächster Schritt endete im Nichts. Sie riss die Augen auf, versuchte ihr Gleichgewicht zu verlagern und wieder festen Boden unter den Füßen zu bekommen. Vergeblich.

Lia stürzte rücklings den Abgrund hinunter. Sie merkte noch den harten Aufprall, einige Sekunden später, bevor sie das Bewusstsein verlor.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 13:50

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Sam hatte Lia rufen hören, konnte sie aber nirgends entdecken. Hätte sie wenigstens die Strasse nicht verlassen, hier wimmelte es nur von Guerillas, das wusste er. Sich umsehend stand er auf einer kleinen Lichtung. Wo war Lia? Eine Bewegung rechts von Sam ließ ihn herumfahren. "Lia??" Die Sorge um sie verdrängte fast alles logische Denken, das ihn sonst durch seine Einsätze begleitete. Die Bewegung zog sich durch das Gebüsch immer weiter von ihm weg. "Lia!?"

Sam begann in die Richtung zu laufen. Er musste Lia erreichen, bevor sie noch weiter im Dschungel verschwand. Der aufgeweichte Boden war matschig und Sam musste aufpassen, dass er nicht weg rutschte. Verzweifelt suchte er mit den Augen die Gegend um sich herum ab, konnte Lia aber nicht entdecken. Er wurde abrupt gestoppt, als ihm ein Gewehrkolben ins Gesicht schlug. Hatte er so sehr seine Umgebung ausgeblendet? Noch bevor er auf den Boden aufschlug, spürte er Blut aus seiner gebrochenen Nase schießen. Dann wurde alles schwarz um ihn herum.

Richard saß immer noch im Wagen und trommelte nervös auf dem Lenkrad herum. Er wusste nicht, was er tun sollte. Aussteigen? Aber Sam hatte gesagt, er sollte im Jeep warten. Schließlich entschied sich Richard, nach den Beiden zu suchen. Er war kaum aus der Tür raus, als er auch schon in zwei Gewehrläufe schaute. Instinktiv hob er die Hände und erstarrte. Einer der beiden Männer postierte sich hinter ihm und schubste ihn vorwärts. Über den matschigen Boden stolpernd, bewegte er sich langsam die Straße hinunter. Ein paar Minuten später tauchte ein Laster auf. Richard kannte dieses Fahrzeug nur aus Filmen und dort fand es meist als Truppentransport Verwendung. Seine Vermutung bestätigte sich, als aus dem hinteren Teil, der mit einer Plane bedeckt war, vier weitere bewaffnete Personen sprangen.

Die Neuankömmlinge wechselten ein paar Worte mit den beiden Anderen und verschwanden zielsicher im Dschungel. Richard wurde zum Wagen gebracht und dort, nachdem er eingestiegen war, gefesselt. Zusätzlich verband man ihm die Augen. Er fühlte sich in einen schlechten Film versetzt, konnte und wollte aber lieber nichts an der Situation ändern. Es dauerte einige Zeit, bis sich der Wagen wieder in Bewegung setzte und Richard konnte nicht sagen, wohin sie fuhren und wie lange. Er wusste nicht einmal, wo Sam und Lia waren. Einer der Männer sagte etwas zu ihm, doch Richard verstand ihn nicht. Er versuchte herauszufinden, welche Sprache es war, klang es doch sehr nach Spanisch.

Mit einem Ruck hielt der Laster an und Richard wurde an seinen Klamotten auf die Beine gezerrt. Es dauerte einen Moment bis ihm jemand die Augenbinde und die Fesseln abnahm. Richard blinzelte, schien doch die Sonne grell durch die offene Plane. Ein Schubser erinnerte ihn daran, dass er aussteigen sollte. Richards Gedanken rasten. Wo waren Lia und Sam? Was hatte das alles zu bedeuten? Langsam schritt er zum Ende der Ladefläche und sprang auf den weichen Boden.

Offenbar befand er sich in seinem Lager, denn eine Menge Menschen wuselten hin und her. Beim Umsehen entdeckte Richard riesige Käfige, die aus dicken Baumstämmen und Ästen zusammengesetzt waren. Vermutlich würde sein Weg dorthin führen. Als ihn der Mann in die entsprechende Richtung bugsierte, sah er zwei Körper regungslos auf dem Boden eines Käfigs liegen. Sofort lief er in die Richtung, das Grinsen des Mannes hinter ihm blieb ihm verborgen. "Lia?" Richards erste Sorge galt seiner Frau. Zuerst kniete er sich neben sie, dann setzte er sich und nahm sie in den Arm, um es ihr so bequem wie möglich zu machen.

Sam kam langsam zu sich und fühlte unebene Rundungen gegen die linke Seite seines Körpers drücken. Noch bevor er die Augen öffnete, wusste er, dass er sich einem hölzernen Käfig befinden musste. Ein pochender Schmerz über seinem linken Auge erinnerte ihn an den Gewehrkolben. Mit der Rechten tastete er vorsichtig an die entsprechende Stelle an seiner Stirn und spürte das getrocknete Blut. Wie lange war er weg gewesen? Und wo waren Richard und Lia?

Bei diesem Gedanken fuhr er erschrocken hoch, nur um sich sofort wieder hinzulegen. Sein angeschlagener Kreislauf ließ ihn Sternchen sehen. Trotzdem erkannte er ein Stück von sich entfernt Richard, der Lia in den Armen hielt. Sie schien bewusstlos zu sein. Was war mit ihr passiert? Sam atmete tief ein und hoffte, dass er sich würde aufraffen können. Doch die immer noch kreisenden Sternchen belehrten ihn eines Besseren. Er merkte, dass ihm immer noch langsam Blut aus der Nase kroch.

In diesem Moment kam Jemand in das Gefängnis. Dieser Jemand packte Sam an seinem Shirt und zerrte ihn in eine sitzende Haltung. Sam kniff die Augen zusammen, denn ihm schwindelte doch sehr. Langsam ließ er sich gegen das Gehege in seinem Rücken sinken. Der Mann sagte etwas und Sam musste zuerst überlegen, welche Sprache es war. Der Fremde in Uniform wiederholte seine Worte. Sam hatte Schwierigkeiten, die Worte zuzuordnen. Es klang fast wie Spanisch. Aber eben nur fast.

Angestrengt überlegte Sam und hatte Sekunden später die Lösung. Portugiesisch! Aber warum sprachen diese Leute portugiesisch? Sam wurde es leicht dämmrig und der Mann vor ihm schlug ihm leicht auf die Wangen, um ihn wach zu halten. Noch einmal versuchte er, Sam anzusprechen. "Verstehen Sie mich?" Es war der letzte Versuch, den der Uniformierte unternahm. Er erntete einen verächtlichen Blick von Sam. Dazu fügte er auf Portugiesisch an: "Fahr zur Hölle."

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 13:50

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Der Uniformierte lachte kurz und schäbig, bevor dieser Sam einen Schlag ins Gesicht verpasste und ging. Sam sackte bewusstlos zusammen. Richard hatte inzwischen Sam entdeckt und das Szenario besorgt verfolgt. Die Sterne standen zurzeit gar nicht gut, für die Drei. Lia war immer noch ohne Bewusstsein, jedoch konnte Richard keine äußeren Verletzungen feststellen bei ihr. Vorsichtig strich er ihr durch das Gesicht und hoffte, dass er irgendeine Reaktion darauf bekommen würde. Immer wieder wechselte sein Blick von Lia zu Sam. Richard ließ Lia nicht los. Zu groß war die Sorge um sie.

Geraume Zeit passiert gar nichts. Man ließ Richard, Lia und Sam in Ruhe. Warum auch immer? Richard war dankbar darüber. Er war in Gedanken versunken, als Lia sich plötzlich anfingen zu regen. Sofort war Richard wieder bei der Sache. "Lia?!" Vernahm sie den besorgten Ton ihres Mannes. Mehr als ein leises schmerzerfülltes Stöhnen brachte Lia jedoch im Moment nicht zu Stande. Sie wollte etwas sagen, aber die Schmerzen, die sie hatte, ließen es nicht zu. "Ssscchhhhhh....ist schon gut", versuchte Richard Lia ruhig zu halten. Er wollte verhindern, dass Lia sich unnötig bewegte. Lia tat es trotz dem. "Mmmhhhh...autsch", brauchte sie leise hervor, eher sie Richard anblickte. "Was ist passiert?" Fragte sie, um im gleichen Moment diese Frage zu bereuen. "Es ist meine Schuld." Richard verneinte stumm. "Was ist da gewesen? Warum warst du bewusstlos? Was haben sie mit dir gemacht?" Richard war so sehr in Sorge, dass er unbedingt wissen musste, was geschehen ist.

Lia unternahm einen Versuch, sie vorsichtig auf zu rappeln. Unterließ dieses Unterfangen jedoch, nach dem zweiten missglückten Versuch sich auf zu setzten, da die Schmerzen für sie unerträglich schienen. Sie sah ihren Mann an und berichtete mit wenigen Worten, was im Wald passiert war. Schließlich blickte sie sich um. "Oh mein Gott....Sam?!" Sie entdeckte ihn nicht unweit von ihrem eigenen Gefängnis. "Warum haben sie ihn darein gesteckt?" Wimmerte sie leise. Richard wusste es nicht. Woher auch? Er konnte nur hoffen, dass sich irgendeine Möglichkeit ergeben würde, wie sie ihr hier wieder raus kommen würden, und das möglichst unbeschadet.

Lia ging es nicht gut, dass konnte Richard unzweifelhaft erkennen. Doch sie würde nicht zugeben, dass es ihr nicht gut ging, oder dass sie Schmerzen hatte, dazu kannte er Lia einfach zu gut. Sie versuchte sich erneut auf zu setzten, was ihr schließlich im dritten Anlauf auch gelang. Lia hatte Schmerzen, keine Frage, aber was sollte jetzt tun? Sie konnte nicht viel tun. Rum wimmern, würde keinem etwas nützen. Sie wollte es Richard nicht noch schwerer machen. Also versuchte sie, so gut es ging, die Schmerzen zu verdrängen und suchte Ablenkung, in dem sie anfing, sich ihr Gefängnis und deren Umgeben etwas genauer in Augenschein zu nehmen.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 13:52

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Immer noch am Gestänge sitzend kam Sam wieder zu sich. Langsam bekam er Durst und sah sich ein wenig im Käfig um. Nichts. Erst jetzt bemerkte er, dass Lia ihn beobachtete. Auch Richards Blick ging nun in seine Richtung. Genau in jenem Moment betrat wieder der Uniformierte den Käfig. Sam wusste nicht, was hier vorging, aber er ahnte, dass man mit ihnen als Geiseln die Regierung zu erpressen versuchte. Und gerade Ausländer eigneten sich besonders gut für so etwas.

Der Mann baute sich vor Sam auf und blickte auf ihn herab. Im nächsten Moment zerrte er Sam hoch, doch der konnte sich nicht auf den Beinen halten und sackte auf dem Boden zusammen. Wieder postierte sich der Uniformierte über Sam. Darauf hatte dieser nur gewartet. Mit einer schnellen Bewegung hatte er das rechte Bein seines Widersachers mit beiden Händen gepackt und drehte es ruckartig. Das Knacken, verursacht durch reißende Bänder und brechende Knochen, war bis in den anderen Käfig zu hören. Schockiert sahen Richard und Lia immer noch hinüber. Der Mann ging schreiend zu Boden und fand sich sofort in einem Würgegriff wieder. Im Lager brach helle Aufruhr aus. Drei Wachen kamen zum Käfig, sie hatten aber keine Chance an Sam heran zu kommen, ohne dass dieser dem Uniformierten das Genick brechen würde.

Einer der Drei schien in der Hierarchie des Camps sehr weit oben zu stehen, denn er erwies sich als pfiffiger als die beiden Anderen. Er schritt zum Käfig und musterte Sam kurz. Richard hörte Sam etwas sagen, verstand aber kein Wort. Der Mann lachte kurz, nahm seine Kalashnikov in beide Hände und zielte damit auf Richard. Sam überlegte einen Moment, ließ den Mann dann aber frei. Die beiden Anderen Wachen holten den Uniformierten aus dem Käfig und schleppten ihn in eine der Hütten, während der Dritte sich vor Sam hockte. "Zu dir komme ich später noch." Nach diesen Worten verpasste er Sam einen harten Schlag ins Gesicht und verließ das Gefängnis.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 13:52

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Lia konnte so schnell gar nicht alles verarbeiten, was sie gerade gesehen hatte. Einen kurzen Moment flammte in ihr die Hoffnung auf, dass Sam dadurch etwas erreichen würde, aber einer der Männer hatte schnell begriffen, dass Richard und sie eine Schwachstelle waren für Sam. Obwohl Lia sich in den vergangen Stunden kaum bewegt hatte klebten ihre Klamotten am gesamten Körper. Die Hitze war unerträglich und die Luftfeuchtigkeit musste gute 100 Prozent betragen. Ihre Kehle schmerzte bei jedem Schlucken, sie hatte die letzte Zeit ausgeblendet, dass sie Durst hatte. Jetzt konnte sie es nicht mehr. Vorsichtig sah sie zu Richard. Auch ihr Mann litt unter der Hitze. Ihr nächster Blick ging rüber zu Sams Gefängnis. Er war wieder bewusstlos geworden.

Lia hatte sich vorsichtig an das Holzgitter gelehnt. Sie spürte, wie ihr jede Bewegung weh tat, verkniff sich jedoch die Schmerzlaute und versuchte diese irgendwie zu ignorieren. Es war ihr kaum möglich. Seit einiger Zeit zitterte sie am ganzen Leib, da sie Angst hatte. Dadurch wurden ihre Schmerzen nur noch verstärkt. Sie versucht sich ein wenig mit den Armen am Boden zu stützen, rutsche aber immer wieder weg. Ihre Schmerzen schienen kaum noch aushaltbar zu sein. Als sie ein letztes Mal wegrutsche, rutschte sie mit einem Arm durch eines der Gitter. Erstaunt sah sie sich um. Das Gestänge war eng aneinander gereiht, aber nicht eng genug. Sam oder Richard würden mit ihrem Arm nicht durch passen, das erkannte sie sofort. Ihr Blick ging automatisch zu dem Schloss. Richard hatte mitbekommen, was Lia trieb. "Denk nicht mal dran. Du machst es nur noch schlimmer", hörte sie ihn unter großer Kraftanstrengung sagen, da auch seine Kraftreserven sich langsam dem Ende neigten. "Lass es mich wenigstens versuchen", flüsterte sie. Richard seufzte: "Dann warte wenigstens, bis es dunkel wird." Lia überlegte. Vielleicht sollte sie wirklich warten. Sie entschied sich, zu warten.

Es mussten noch einige Stunden vergehen, bis die Dunkelheit das gesamte Camp umgab und nur sporadisch einzelne Fackeln aufgestellt wurden.
Sam war inzwischen wieder zu sich gekommen und beobachtete Lias Aktionen im gegenüberliegenden Gefängnis. Er schüttelte lautlos den Kopf, als Lia zu ihm rüber sah. "Womit willst du denn das Schloss aufmachen?" Triumphierend griff sich Lia an den Kopf. Aus irgendeinem Grund hatte sie sich morgens einen Pferdeschwanz gebunden und diesen mit einer Haarklammer zusammen gesteckt. Sie musste es versuchen. "Lia?!" Sie ließ sich nicht davon abbringen. Im stockfinsteren Gefängnis tastete Lia nach dem Schloss und versuchte aus reiner Verzweiflung, irgendwie dieses Schloss aufzubekommen. Es sah damals bei Sam so einfach aus, als er dessen Wohnungstür ohne weiteres wieder geöffnet hatte.

Die Dunkelheit schien alles zu verschlucken, was sich außerhalb der Fackeln befand. Daher war es weder Lia noch Richard möglich, die Wache, die plötzlich vor Lia stand zu sehen. Erschreckt schrie sie auf, ließ die Haarklammer fallen und robbte auf allen vieren, so weit es ging, zurück in das Gefängnis. Die Wache lachte hässlich, hob die Haarklammer auf und ließ diese in seiner Hosentaschen verschwinden, bevor er endgültig eintrat. Richard und Lia waren in höchster Alarmbereitschaft, was ihnen jedoch wenig nutze. Die Wache riss Lia auf die Beine und schliff sie raus. Sofort sprang Richard, um Lia zurück zu holen. Doch die Wache hatte das offenbar vorgesehen. Er holte mit seinem Ellenbogen aus und versetzte Richard einen kräftigen Schlag in die Magengrube. Dieser ging gekrümmt vor Schmerzen zu Boden.

Lia schrie wie am Spieß, nicht vor Angst, sondern vor Schmerzen. Die Wache hatte ihr keine Möglichkeit gelassen, sich richtig aufrichten zu können und zerrte sie immer noch hinter sich her. Er steuerte eine der kleineren Hütten an, wo er schließlich mit ihr drin verschwand.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 13:54

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Richard blieb zusammengerollt am Boden liegen und rang nach Luft. So hatte er nicht mitbekommen, in welche Hütte der Typ Lia gezerrt hatte und konnte lediglich erahnen, was nun geschehen würde. Ihre Schreie mussten durch das gesamte Camp zu hören sein. Regungslos blieb Richard liegen und ließ sich schließlich in die Bewusstlosigkeit abdriften.

Sam hatte es geschafft, aufzuspringen. Aber wie sollte er aus dem Käfig heraus kommen? So blieb ihm nichts anderes übrig, als zuzuschauen. Es musste doch eine Möglichkeit geben, aus diesem Dilemma zu entfliehen. Sam begann, auf und ab zu tigern. Lia war sogar aus der Hütte heraus zu hören. Langsam aber sicher war es mit Sams Geduld zu Ende. Er musste irgendetwas tun. Augenblicklich blieb er stehen und musterte seine Umgebung. Sein Blick ging nach oben. Wenn er es geschickt anstellte, würde die Wache ihn im Dunkeln nicht entdecken.

Sam sah sich noch einmal um, um sich zu vergewissern, dass ihn niemand beobachtete. "Verdammt", entfuhr es ihm, als er wieder jene drei Wachen vom Nachmittag auf sein Gefängnis zusteuern sah. Sie würden sehen, wenn er jetzt seinen Fluchtplan ausführen wollte. Sam verharrte in der Mitte des Käfigs und versuchte abzuschätzen, was nun auf ihn zukam. Die Drei öffneten die Tür und traten ein. Sie umringten Sam, der immer noch ohne jegliche Bewegung dort stand. "Auf welche Tour wollen wir es denn nun?" fragte ihn der Wortführer mit einem fiesen Grinsen im Gesicht. Sam antwortete nicht und hätte normalerweise einen Gewehrkolben dafür in den Rücken bekommen.

Aus der Erfahrung heraus hatte Sam damit gerechnet. Er machte einen Schritt nach vorne, drehte sich dabei um, fasste das Gewehr und zog den dazugehörenden Mann zu sich, nur um ihm ein Knie in den Magen zu rammen. Durch den Überraschungseffekt hatte Sam die Gelegenheit, den schmierigen Typen in den nun hinter ihm stehenden Wortführer zu schleudern. Der dritte Bewaffnete im Bunde reagierte dann aber schneller, als Sam erwartet hatte und es vergingen nur Sekundenbruchteile, bis Sam einen Schlag zwischen den Schulterblättern spürte. Er sackte auf die Knie und kämpfte um sein Bewusstsein.

Zwei der drei Männer packten ihn an beiden Armen und schliffen ihn zu einer der Hütten. Es war eine der Größeren und sie schien dem Campführer zu gehören. Mitten im Raum zwangen die beiden Tragenden ihren Gefangenen auf die Knie. Sam sah sowieso keine Möglichkeit, sich zu wehren. Die Beiden hielten ihn an den Armen fest und der führende Uniformierte hockte sich nun vor ihn. "Na, mein Freund? Was sind wir denn? Amerikanischer Geheimdienst?" Wieder sagte Sam nichts, obwohl er jedes Wort verstand. "Komm schon, raus mit der Sprache. Dass du nicht wie deine beiden Freunde aus Deutschland kommst, sieht man."

Immer noch schwieg Sam. Wie oft hatte man ihn bisher verhört? Er konnte sich nicht daran erinnern, aber es war höchstens eine Hand voll gewesen. Ihm war egal, was diese Kerle mit ihm vorhatten. Sie sollten nur ihre Finger von Lia und Richard lassen. "Warum sprichst du Portugiesisch?" Sam war nicht bereit, dem Mann eine Antwort zu geben und verharrte daher wortlos. Langsam riss dem Uniformierten der Geduldsfaden und er schlug zu. "Rede endlich!" Als erneut keine Antwort kam, bekam Sam den nächsten Schlag ins Gesicht. Das Spielchen ging so lange weiter, bis Sam um sich herum kaum noch etwas wahrnahm. Langsam und in Fäden tropfte ihm Blut aus dem Mund und der Campführer sah offenbar ein, dass er aus Sam keinen Ton herausbekommen würde. Mit einer einfachen Handbewegung wies er seine beiden Wachen an, ihn wieder in sein Gefängnis zu verfrachten. Ein Befehl, dem die Beiden ohne zu Zögern nachkamen.

Richard schlug langsam die Augen auf. Es war noch immer dunkel. Die Schmerzen in seiner Magengegend waren nur noch ganz eben zu spüren. Richard rappelte sich auf und sah in jenem Moment die Tür einer Hütte auf gehen. Zwei Personen zerrten Jemanden aus dem flachen Gebäude. "Sam", schoss es Richard durch den Kopf. Er konnte zwar kaum etwas erkennen, aber an der Art, wie die Beiden Sam zurück zu seinem Gefängnis schliffen, konnte Richard sehen, dass sie ihm übel mitgespielt hatten. In Gedanken versuchte er, die letzten Ereignisse in eine logische Reihenfolge zu bringen. Lia. Wo war sie? Was war passiert?

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 13:54

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Lia hatte inzwischen das Schreien eingestellt und wimmert stattdessen nur noch vor sich hin. Die Schmerzen erlaubten ihr es nicht, einfach in die ihr, inzwischen bekannte, Schwärze zu flüchten. Der Typ hatte sie ohne jegliche Gefühlsregung einfach in eine Ecke geschleudert. Sie hatte gehofft, dass sie durch das Bewusstsein verlieren würde. Es blieb jedoch aus. Durch die enormen Schmerzen war sie unfähig sich zusammen zu kauern. Sie konnte noch nicht einmal genau ausmachen, von wo der Schmerz her rührte, da ihr einfach alles wehtat. Sie blendete kurzzeitig die Wache, die immer noch mitten im Raum stand, aus und versuchte zu lokalisieren, wo der Schmerz her kam. Sie konnte es nicht. Sie war sich nicht sicher, aber sie meinte, zu glauben, dass sie mindestens eine Rippe gebrochen hatte.

Sie versuchte sich aufzurichten, und somit ein wenig die Schmerzen auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Sie sollte eines besseren belehrt werden. Die Wache war ganz und gar nicht der Meinung, dass Lia sich bewegen durfte. Er fuhr sie auf Portugiesisch an, gefolgt von einer schallenden Ohrfeige, die Lia schließlich doch die lang ersehnte Ohnmacht brachte. Sie sackte, wie ein nasser Sack in der Ecke zusammen.

Es vergingen einige Stunden, bis Lia wieder das Bewusstsein erlangte. Sie wusste nicht, wie lange sie weggetreten war. Es war auch im Moment nicht so wichtig für sie. Ihre Schmerzen erinnerte sie daran, was bis vor wenigen Stunden noch völlig unglaublich geklungen hätte. Wieder unternahm sie einen Versuch, sich vorsichtig aufzusetzen. Was ihr auch gelang. Noch ein Mal versuchte sie heraus zu finden, welche Knochen ihr eigentlich nicht wehtaten, es würde einfacher sein, das raus finden zu wollen, als wissen zu wollen, was alles wehtat.

Lia wurde aus ihrer Schmerzanalyse raus gerissen. Die Wache zerrte sie erneut hoch und schubste Lia unsanft, auf ein altes, dreckiges Bett. Zu ihren Schmerzen und ihrer Angst kam nun noch entsetzliche Panik hinzu. Sie wollte sich nicht ausmalen, was jetzt kommen sollte. Sie hatte einfach nicht mehr die Kraft, sich zur Wehr setzten zu können, bedingt durch die starken Schmerzen, die anscheinend immer heftiger wurden. Sie versuchte Abstand zu gewinnen zwischen sich und diesem Kerl. Es wollte ihr nicht gelingen. Schon nach wenigen Sekunden hatte der Typ Lia wieder zu sich zurückgezogen und war bereits dabei, den Knopf und den Reißverschluss ihrer Jeans zu öffnen und diese ihr zu entwenden.

Lia war kurz davor, sich einfach kampflos zu ergeben. Aber irgendetwas in ihr bäumte sich dagegen auf. Nein, sie würde nicht zulassen, dass dieser Typ ihr zu nahe kam. Egal wie. Panisch ließ sie ihren Blick durch die kleine Hütte streifen. Ihr Blick blieb an einer massiven Waschschale hängen. Schließlich suchte sie noch nach der Waffe, die die Wache bei sich getragen hatte und fand sie nicht unweit von der Ecke, in der sie selber eben noch gehockt hatte. Der Typ nahm keine Notiz davon, dass Lia sich einen Überblick über die Hütte verschafft hatte. Sie versuchte sich selber wieder, aus der aufkommenden Panik zu befreien. Sie musste den richtigen Zeitpunkt abwarten und dann möglichst schnell handeln. So weit die Theorie. Wie sie es praktisch umsetzte sollte, war ihr völlig unklar.

Sie ließ es einige wenige Augenblicke über sich ergehen, dass dieser Typ sie überall berührte und küsste. Schließlich beugte sich der Mann, weit genug über Lia rüber, so das er ein Knie brauchte, um sich abzustützen. Lia sammelte ein letztes Mal, all ihren Mut und ihre Kraft zusammen. Sie zog ihr eigenes Knie hoch und rammte es der Wache, mit der ihr verbliebenen Kraft, in die Ausbeulung seiner Hose rein. Die Wache hatte mit diesem Angriff so rein gar nicht gerechnet und daher blieb auch der erwartete Schmerzensschrei, für einige Sekunden aus. Lia hievte sich vom Bett und rannte das kurze Stücke, zu der eben entdeckten Waschschale rüber und zog diese, der Wache noch zusätzlich über den Schädeln. Wie erhofft, ging der Mann bewusstlos zu Boden. Lia regte sich nicht. Auch in dem Moment nicht, als sie sah, wie Blut an dem Kopf der Wache runter lief.

Sie versuchte aus der plötzlich entstandenen Stille, raus zu hören, ob sie, durch den kurzen Kampf, auf sich aufmerksam gemacht hatte. Es vergingen schier endlose Sekunden, in denen Lia wie versteinert, mit der zerbrochenen Schale, in den Händen, einfach nur da stand und in die Stille horchte. Nichts geschah. Niemand kam aufgeregt, mit gezogener Waffe, in die kleine Hütte gerannt. Sie brauchte noch einen weiteren Herzschlag, ehe sie begriff, dass niemand etwas mitbekommen hatte. Sie legte die Schale weg, drehte sich um sah sich dem Gewehr gegenüber stehen. Noch nie hatte sie eine Waffe in der Hand gehabt, doch jetzt blieb ihr keine andere Wahl, wenn sie jemals eine Chance haben wollte, hier wieder lebend raus zu kommen. Zitternd, aber entschlossen griff sie nach der Waffe, dabei fiel ihr eine Trinkfalsche auf, die scheinbar achtlos über einem Stuhl hang. Ohne groß darüber nach zu denken, griff sie auch danach und nahm einen großen Schluck daraus. Es schmeckte abscheulich, aber es linderte zumindest für den Moment den quälenden Durst. Auch die Flasche nahm sie mit.

Sie war gerade im Begriff, die kleine Hütte zu verlassen, als sie wiederholt, wie versteinert stehen bliebt. Es war kein Geräusch oder sonst irgendetwas, was sie versteinern ließ. Sie drehte sich um und ging noch ein Mal zu der Wache hin. Angewidert fing sie an, die Wache zu durchsuchen. Er war in ihr Gefängnis gekommen, also musste er einen Schlüssel haben. Die Suche blieb im ersten Anlauf erfolglos. Lia musste sich überwinden und die Wache auf den Rücken drehen. Sie versuchte es zu vermeiden, in sein Gesicht zu sehen. Mit zitternden Händen suchte sie ein zweites Mal die Kleidung ab und wurde dieses Mal fündig. Schnell ließ sie den Schlüssel in ihrer Hosentaschen verschwinden und trat nun endgültig den Weg nach draußen an. Die Hütte war nur schwach erleuchtet. Dadurch fiel es Lia nicht all zu schwer, sich den Bedingungen, die vor der Hütte herrschten, an zu passen.

Sie hasste die Dunkelheit, und dieser Umstand machte es ihr nicht einfacher. Sie orientierte sich kurz, um fest zu stellen wo die hölzernen Käfige standen. Lia hatte durch den kurzen Kampf, kurz ihre Schmerzen vergessen können, doch nun waren sie wieder da und schlimmer als zuvor. Sie drohte zusammenzubrechen vor Schmerzen. Riss sich aber im letzten Moment zusammen und suchte sich einen Weg in der Dunkelheit zu den Käfigen. Bewusst umging sie den Lichtschein, die die Fackeln abwarfen und versuchte so gut es ging im Schatten zu bleiben. Zwischen zwei Bäumen musste sie innehalten. Sie konnte einfach nicht mehr. Lia war am absoluten Limit ihrer Kräfte angekommen. Sie spürte, wie das Gewehr immer schwerer wurde in ihren Armen und ihr jeder Schritt einen weiteren Schmerz hinzufügte. Vorsichtig lehnte sie sich an einen der beiden Bäume. Wenn sie sich jetzt in die Hocken sinken lassen würde, würde sie von alleine nicht mehr hoch kommen. So widerstand sie der Sehnsucht, sich hinsetzten zu wollen und zwang sich weiter zu den Käfigen.

Lia erreichte zuerst den Käfig von Sam und erschrak, als sie ihn sah. "Sam", kam in einem leisen und fast weinerlichen Ton über ihre Lippen. Sam hatte sich in der Zwischenzeit wieder ein wenig erholt, von seinem Verhör und blickte überrascht auf. "Lia!" Seine Verwunderung war nicht zu überhören. Lia kramte in ihrer Hosentaschen und zeigte Sam den Schlüssel. Er würde das Schloss von innen aufmachen müssen. Lia würde es einfach nicht mehr zu Stande bringen. Sam nahm ihr den Schlüssel ab und entdeckte dabei das Gewehr, was Lia zu ihren Füßen gelegt hatte. Schnell aber leise war Sam auf den Beinen und entriegelte das Schloss. Innerhalb weniger Sekunden war er bei Lia. Wortlos zeigte Lia auf die Waffe. Sie würde sie kein weiters Mal in die Hand nehmen.

Sam raunte Lia leise zu, dass sie bleiben sollte, wo sie war. Schnellen Schrittes war Sam an Richards Käfig angelangt und holten diesen daraus. Verwirrung machte sich breit bei Richard. Wie war Sam daraus gekommen? Er sollte umgehend eine Antwort darauf bekommen. Sam fackelte nicht lange und zog Richard etwas unsanfter, als beabsichtig in die Dunkelheit zu Lia.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 13:54

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Als Richard Lia entdeckte, musste er sie sofort in den Arm nehmen. "Ist bei dir alles okay?" fragte er sie flüsternd. Seine Sorge um sie überwog gerade jegliche Angst. Lia nickte nur stumm und ließ sich von ihrem Mann festhalten. "Versteckt euch da vorne im Gestrüpp", meinte Sam leise. "Was hast du vor?" wollte Lia erschrocken wissen. "Die werden hier mit Sicherheit irgendwo ein Funkgerät haben. Oder aber zumindest einen Autoschlüssel. Wir brauchen auf jeden Fall etwas, um hier weg zu kommen. Mal abgesehen davon, dass ich keinen blassen Schimmer habe, wo wir sind." Lia konnte sich lebhaft ausmalen, dass eine kopflose Flucht in den Dschungel durchaus erschreckend enden konnte. Mit letzter Kraft und unter Mithilfe von Richard, machte sie sich auf den Weg aus dem Camp.

Sam hatte derweil das Gewehr aufgehoben und einmal kurz durchgesehen. Ein volles Magazin musste reichen, aber Sam wollte die AK-47 sowieso nur im Notfall benutzen. Immerhin hatte die Waffe keinen Schalldämpfer und jeder Schuss würde das ganze Lager in Aufruhr versetzen. Ein Messer wäre jetzt ideal gewesen, aber wo sollte er eins finden? Sam sah Richard und Lia einen Moment hinterher, um sich zu vergewissern, dass sie in Sicherheit waren. In geduckter Haltung machte er sich dann auf den Weg. Zuerst zurück zu der größeren Hütte. Mit dem Campobersten hatte er noch eine Rechnung offen. Nein, dafür war keine Zeit. Er sollte sich besser auf das Wesentliche konzentrieren. Vielleicht gab es irgendwo eine Karte zu finden.

Sam schlug eine andere Richtung ein, immer darauf bedacht, in den Schatten zu bleiben. Obwohl es doch Nacht war, herrschte noch reges Treiben im Camp, was Sam die Sache nicht vereinfachte. Vorsichtig schlich er weiter, bis er zu einem hell erleuchteten Platz kam. Genau in der Mitte des Platzes befand sich eine riesige Hütte. Dort musste irgendetwas Wichtiges untergebracht sein. Um das Gebäude herum waren vier Wachen postiert. Sam verharrte in den Schatten und beobachtete ihre Laufwege. Es würde ein Restrisiko geben, weil sich Menschen manchmal unvorhersehbar bewegten, aber er würde in diese Hütte müssen. Zum Glück war sie auf Stelzen gebaut worden, so dass Sam problemlos würde darunter verschwinden können.

Einen Augenblick lang wartete Sam noch, dann rannte er quer durch das Licht und verschwand mit einer Rolle unter der Hütte. Er blieb einige Minuten regungslos auf dem Rücken liegen und lauschte auf die Geräusche. Offenbar hatte ihn niemand bemerkt. Der Weg hierher war mit Sicherheit der leichtere Teil gewesen. Aufmerksam musterte Sam den Boden über sich. Da keine Geräusche vom Boden kamen, musste die Hütte leer sein. Zumindest befand sich nichts darin, was sich bewegte. Sam raffte sich geduckt auf, er hatte gerade genug Platz um nicht über den lehmigen Boden kriechen zu müssen.

Suchend sah sich Sam um. Irgendwo musste es doch eine Unebenheit im Holz geben. Nach kurzem weiteren Umsehen wurde Sam schließlich fündig. Er wartete einen Moment ab, bevor er die morsche Stelle aus dem Liegen heraus eintrat. Das Brechen des Holzes war etwas zu laut für seinen Geschmack, aber er hatte keine andere Wahl. Durch die entstandene Öffnung zwängte sich Sam in die Hütte. Dabei schnitt ihm das Holz in den linken Oberarm. Da er keine Zeit zum Fluchen hatte, unterließ er es und sah sich stattdessen schnell in der Hütte um. Bingo! Offenbar war dies das Lager. Vor ihm türmten sich Waffen, Munition, Lebensmittel und andere Utensilien auf.

Schnell schnappte sich Sam einen Rucksack und füllte in diesen einige Wasserflaschen. Danach schnappte er sich noch ein paar Magazine für die Kalashnikov und ein Messer. Die Pistolen ließ er unangetastet, waren sie doch ebenfalls ohne Schalldämpfer und somit nicht zu gebrauchen. Mit dem Messer öffnete er ein paar der verschlossenen Kisten. Lebensmittel. Damit befüllte er den verbliebenen Stauraum des kleinen Rucksacks. Was fehlte jetzt noch? Suchend sah Sam sich um. An der Wand hing tatsächlich eine Umgebungskarte. "Besser als gar nichts", nuschelte er, riss das Stück Papier von der Wand und stopfte es zusätzlich in den Rucksack.

Schritte auf der Veranda der Hütte ließen Sam herumfahren. Er musste schleunigst hier raus. Das wäre die Gelegenheit, um wieder in den Schatten des Camps zu verschwinden. Eilig riss er den Rucksack vom Boden, schnappte sich das Gewehr von einer der Kisten und klemmte das Messer zwischen seine Zähne. Nachdem sich Sam durch die kleine Öffnung im Boden gezwängt hatte, schlich er geduckt zum Rande des schützenden Holzes über ihm. Er hörte, wie die Tür der Hütte geöffnet wurde und vier Personen eintraten. Wenn er unter dem Gebäude weg wollte, dann jetzt. Schnell kam er unter der Hütte hervor und überquerte im Laufschritt voll bepackt den erhellten Bereich.

Im Dunkeln kam Sam neben einer Hütte ins Straucheln, konnte sich aber gerade noch mit dem Gewehr abstützen. Wäre dies ein Trainingseinsatz gewesen, Sam hätte ihn als den Schlimmsten, den er jemals gehabt hatte, eingestuft. Langsam ließ er sich zu Boden sinken. Er brauchte einfach eine kurze Pause. Wenige Minuten später raffte er sich wieder auf, schnallte sich den Rucksack auf den Rücken, schulterte das Gewehr und schlich mit dem Messer in der Hand weiter. An einem Baum verharrte er und ließ den Blick über die Umgebung schweifen. Bisher hatte er nicht ein einziges Fahrzeug entdecken können. Sie mussten irgendwo außerhalb ihren Stellplatz haben.

Sam sah sich weiter um und entdeckte dann endlich das, wonach er Ausschau gehalten hatte. Einen Funkmasten. Dann konnte die Funkstation nicht weit sein. Eine Bewegung ließ Sam im Dunkeln erstarren. Rechts von ihm war eine Wache aufgetaucht. Regungslos hockte Sam neben dem Baum und ließ die Wache passieren. Geduckt schlich er sich leise im Rücken der Wache an diese heran. In einer schnellen Bewegung stand er komplett auf, legte die linke Hand über den Mund seines Opfers und zog den Oberkörper schwungvoll zurück, direkt in das Messer in seiner Rechten.

Es war nur ein leises Gurgeln zu vernehmen, als Sam das Messer um neunzig Grad drehte und wieder zurückriss. Der Körper vor ihm erschlaffte und sackte gegen ihn. Geräuschlos ließ er den Körper zu Boden sinken. Die Kraft, ihn in die Schatten zu tragen, hatte er nicht mehr. Verzweifelt versuchte Sam, den Toten zumindest ins Gebüsch zu zerren, was ihm auch nach einiger Anstrengung gelang. Er hatte keine Zeit zu verlieren. Ein kurzer Blick Richtung Funkmast und Sam machte sich in den Schatten wieder auf den Weg. Zu seiner Überraschung herrschte in der Funkstation, die am Fuße des Masten aufgebaut war, gähnende Leere.

Misstrauisch prüfte Sam seine Umgebung, doch er konnte nichts entdecken. Mit ein paar großen Schritten war Sam beim Funkgerät. Es war ein sehr altes Gerät und so musste Sam erst überlegen, wie er es zu bedienen hatte. Nach wahllosem Drehen an einigen Reglern bekam er schließlich eine Verbindung. Mit dem Gesprächspartner am anderen Ende lieferte sich Sam eine hitzige Diskussion auf Spanisch, bis dieser endlich den Ernst der Lage erkannte und den Funkspruch nicht mehr für einen Scherz hielt. Er sicherte Sam zu, dass am nächsten Tag ein Hubschrauber kommen würde, um sie dort heraus zu holen.

Sam wusste, dass sie sich um einiges vom Lager entfernen mussten, um nicht in die Schusslinie zu geraten. Die Südamerikaner waren bekannt dafür, erst zu schießen und dann zu fragen. Erstaunt stellte Sam fest, dass niemand seine bestimmt zehn Minuten dauernde Unterhaltung mitbekommen hatte. Schnell verschwand er wieder in den Schatten des Camps. Nun musste er nur noch zurück zu Lia und Richard finden. Wenn sein Orientierungssinn ihn nicht völlig verlassen hatte, mussten sie sich am anderen Ende des Lagers befinden. Sam überlegte, ob er das Camp weiträumig umgehen sollte oder einfach mittendurch. Immerhin würden im umliegenden Dschungel auch ein paar Wachen unterwegs sein.

Sam musste sich setzen. Vor seinen Augen hatte die Welt begonnen, sich ein wenig zu drehen. Er nahm den Rucksack ab und stellte ihn neben sich. Nachdem er ihn geöffnet hatte, griff er eine Flasche mit Wasser und nahm einen langen Schluck daraus. Sein Hals brannte ein wenig, aber er konnte nicht das Risiko eingehen, jetzt einfach abzuklappen. Fünf Minuten später raffte er sich wieder auf und machte sich mitsamt dem schweren Rucksack auf den Rückweg zu Lia und Richard.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 13:55

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Lia und Richard hatten sich so gut es ging, im Gestrüpp versteckt, um nicht entdeckt zu werden. Das musste auch Sam feststellen, als er wieder zu der Stelle zurückkam, wo er Lia und Richard zurück gelassen hatte. Lia zuckte zusammen, als sie eine Bewegung wahrnahm, nicht unweit von ihnen. "Da ist jemand", flüsterte sie ins Richards Ohr. Dieser nickte nur, war ihm doch die Bewegung nicht entgangen. Lia und ihr Mann blieben für einige wenige Augenblicke im ungewissen, von wem die Bewegung kam, bis schließlich Lia die Gestalt von Sam erkannte. "Sam!" Kam erleichtert von ihr. "Wir können hier nicht bleiben, wir müssen noch mehr Abstand gewinnen vom Lager." Sam berichtete kurz von seinem Funkspruch und das sie am nächsten Tag hier raus geholt werden würden.

Richard und Sam halfen Lia wieder auf die Beine, von alleine hatte sie einfach nicht mehr die Kraft aufzustehen. Die Drei schleppten sich weiter durch den Dschungel und gewannen stetig immer mehr Abstand zum Lager. Schließlich war es Lia, die nicht mehr fähig war noch einen Fuß vor der anderen setzten zu können, sie brach zusammen. "Ich kann nicht mehr", wimmerte sie leise, "es tut mir leid", entschuldigte sie sich. Sam sah sich um und versuchte die Entfernung abzuschätzen, die sie bereits zurückgelegt hatten. Richard und Sam verfrachteten Lia an einen Baum, wo sie sich anlehnen konnte. "Wir werden hier erst mal Pause machen. Wir müssen vor Tagesanbruch aber weiter." Lia hatte das Gesagte von Sam schon gar nicht mehr mitbekommen. Sie war weggetreten. Auch die beiden Männer ruhten sie ein wenig aus. Sam kramte in dem Rucksack nach Wasser und den paar Lebensmitteln, die er eingesteckt hatte. Er reichte Richard ein Flasche Wasser und etwas zu essen, bevor er zu Lia rüber ging und sie versuchte wieder zu Bewusstsein zu bringen. "Lia? Du musst was trinken."

Lia kam nur langsam wieder zu sich und zuckte zusammen, als die Gestalt vor sich sah. Ihr Blick war zu sehr verschwommen, so dass sie Sam nicht erkennen konnte. Sie spürte, wie Sam ihr vorsichtig durchs Gesicht ging und ihr die Wasserflasche an den Mund hielt. Sie versuchte sich, so etwas, wie ein Lachen abzuringen. "Das kann ich alleine", damit griff sie zittern nach der Falsche und schluckte gierig nach kühlen Nass. "Langsam." Wie Sam befürchtete hatte, verschluckte sich Lia an dem Wasser und musste husten. Die Schmerzen die sie dadurch erlitt, konnte Sam nur erahnen. Nachdem Lia sich wieder beruhigt hatte, musste Sam feststellen, dass sie nicht ein Ton von sich gab. Verwundert sah er den, vor sich liegenden, geschundenen Körper von Lia an. "Du musst sie schon zwingen, zu sagen, dass sie Schmerzen hat. Von alleine kommt da nichts", hörte Sam Richard leise sagen, dem die Verwunderung von Sam nicht entgangen war. Lia war bereits wieder in einen dämmerartigen Zustand verfallen und bekam die Gespräche der beiden Männer nicht mehr mit.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 13:55

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Besorgt musterte Sam ihren Körper. "Wir müssen weiter", teilte er Richard leise mit. "Wie weit denn noch?" kam die etwas unwirsche Frage zurück. "Das wirst du morgen sehen", sagte Sam nur. Er sah nachdenklich zwischen Richard und Lia hin und her. "Du trägst den Rucksack und die Waffen", befahl Sam schließlich und versuchte sich daran, Lia vorsichtig hoch zu hieven. Das sie nicht von selbst laufen konnte, war ihm klar, daher legte er ihren linken Arm über seine Schulter und hob sie hoch. Er wusste nicht, wie weit er sie tragen konnte, aber es musste reichen.

Unterdessen hatte sich Richard den Rucksack aufgeschnallt und hielt die Waffen in beiden Händen. Zusammen machten sich die beiden Männer auf den Weg weiter in den Dschungel. Sie entfernten sich immer mehr vom Lager, bis Sam sich ein weiteres Mal umsah und die Entfernung für groß genug erachtete. Das Camp war im Dunkeln nicht mehr zu erkennen, nur der schwache Lichtschein von vereinzelten Fackeln ließ eine Zivilisation dort erahnen.

Vorsichtig machte sich Sam daran, Lia auf dem weichen Boden abzulegen. Er entledigte sich seines engen T-Shirts und versuchte, daraus ein Kissen für ihren Kopf zu formen. Richard sah ihm dabei interessiert zu. "An Decken hast du nicht zufällig gedacht, hm?" fragte er leicht amüsiert. Irritiert sah Sam ihn an. "Bist du des Wahnsinns?" Das Grinsen in Richards Gesicht ließ Sam verstummen. "Schon gut", bekam er nur müde heraus. Langsam spürte er die Erschöpfung.

"Also gut, ihr zwei werdet schlafen, ich halte Wache", gab Sam Richard zu verstehen. "Du bist verrückt! Ich hab von uns Dreien am Wenigsten mitbekommen. Also sollte ich wohl Wache halten." Sam sah sein Gegenüber erstaunt an. "Sag mir nicht, dass du mit ner Kalashnikov umgehen kannst. Das ist keine Gitarre!" Betreten blicke Richard zu Boden. Sam war sich nicht sicher, ob Richard abdrücken konnte, wenn es darauf ankam. "Ich krieg das schon hin, immerhin bin ich dafür ausgebildet", versuchte er den Musiker weiter zu überzeugen. Schließlich gab Richard nach und reichte Sam sowohl das Messer als auch das Gewehr. Dann legte er sich neben Lia und versuchte zu Schlafen.

Am nächsten Morgen wurde Richard von den vereinzelt durch das Blattwerk scheinenden Sonnenstrahlen geweckt. Lia lag noch unverändert vor ihm und sofort kam seine Sorge um sie wieder durch. Vorsichtig berührte er sie, worauf sie aber nicht reagierte. Seufzend sah er sich nach Sam um, konnte ihn aber nirgends entdecken. Sein Blick fiel auf den Rucksack, den er zu sich zog und öffnete. Wie spät mochte es wohl sein? Eine Bewegung, die er aus den Augenwinkeln bemerkte, ließ ihn erschreckt herumfahren. Es war Sam, der, immer noch mit freiem Oberkörper, in seine Richtung gelaufen kam. "Was ist denn??" bekam Richard mehr krächzend heraus. Es wurde Zeit, dass er etwas trank. Doch bevor er nach der Flasche im Rucksack greifen konnte, riss Sam ihn zu Boden. Benommen schüttelte Richard den Kopf. "Was...", begann er, wurde aber von Sam unterbrochen. "Hörst du das nicht?" Erst jetzt bemerkte Richard das immer lauter werdende Schnattern. Im nächsten Moment kam ein Pfeifen hinzu, dass sich schnell in einer lauten Explosion zerschlug. Aus dem Camp waren Schreie zu hören und kurz darauf Gewehrfeuer.

Vier Helikopter flogen über die hohen Bäume und schossen Raketen auf das Camp ab. Das Grollen wurde dumpfer, als vier größere Hubschrauber auftauchten und sich Soldaten begannen, abzuseilen. Die Explosionen hörten ebenso überraschend auf, wie sie begonnen hatten.

Richard konnte verschiedene Stimmen hören, die Kommandos brüllten. Sam wagte einen Blick über das Gestrüpp hinweg und sah Soldaten auf sich zu kommen. Er war sich nicht sicher, ob sie für Rebellen gehalten werden würden. Richard blieb lieber am Boden liegen, er wollte nicht vom Regen in die Traufe kommen. Als die Soldaten nur noch gute zehn Meter entfernt waren, sprang Sam auf und zielte mit der AK-47 auf die Gruppe, die abrupt innehielt, aber auch die Waffen ausrichtete.

Richard musste sich eingestehen, dass Sam mit dem Gewehr umging, als hätte er nie etwas anderes getan. Und aus seinem Blickwinkel war Sam in diesem Moment eine imposante Erscheinung. Er konnte hören, wie jemand Sam auf Spanisch aufforderte, das Gewehr fallen zu lassen. Doch dieser verharrte weiter auf die Gruppe zielend. Gespannt wartete Richard, was nun passieren würde. Sam fragte etwas. Was, war sich Richard nicht sicher. Die Anstrengungen des vergangenen Tages zeigten sich nun auch langsam bei Sam.

Die Unterhaltung ging ein paar mal hin und her, während sie aufeinander zielten. Sam merkte, dass sich langsam alles um ihn herum zu drehen begann. Er ließ das Gewehr sinken, hielt es aber weiter fest. Ein leichtes Zittern hatte von seinem Körper Besitz ergriffen. Er sah einen der Soldaten auf sich zukommen. Die Umgebung drehte sich schneller. Sam kniff einmal kurz die Augen zusammen. Warum ausgerechnet jetzt? Er ließ das Gewehr fallen und brach zusammen.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 13:56

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Richard erschrak. Was sollte er jetzt tun? Sein Blick wechselte von Lia, zu Sam und zu dem Soldaten, der sich inzwischen neben Sam gekniet hatte. Vorsichtig rappelte sich Richard auf und wollte zu Sam gehen, als ihn Lia mitten Mal berührte. "Nicht weggehen", hörte er sie leise und ohne jegliche Betonung sagen. Wieder drehte er sich zu Lia um. Er sah sie einen kurzen Moment an und wurde dann an der Schulter berührt. Lia riss die Augen auf und wollte aufschreien, aber ihr Zustand ließ es nicht zu. Richard drehte sich ruckartig um und blickte den Soldaten an. Würde alles wieder von vorne beginnen? Er wusste es nicht. Der Soldat sprach so schnell, dass Richard nicht einmal die einfachsten spanischen Wörter mehr verstand. Hilflos schüttelte Richard den Kopf, um so zu verstehen zu geben, dass er kein Wort verstand.

Lia hatte sich inzwischen unter großer Kraftanstrengung aufgesetzt und atmete schwer. Sie erlitt gerade Höllenschmerzen. Wieder sprach der Soldat Richard also auch Lia an. Lia versuchte zumindest an der Art der Betonung zu verstehen, was er wollte. Das einzige was ihr auf spanisch einfiel, war, das sie nichts verstehen würden und fügte noch mit an: "No hablamos español." Verwundert sah sie der Soldat an. Lia war über sich selbst verwundert, sollte vom Spanischunterricht doch noch irgendetwas hängen geblieben sein und das sie sich jetzt in dieser absurden Situation daran erinnerte? Offensichtlich wohl schon. Auch Richard sah seine Frau verwundert an. Sie deutete nur ein Zucken ihrer Schultern an, zu mehr war sie nicht fähig.

Schnell sollte sich rausstellen, dass es besagte Hilfe war, die Sam in der Nacht versprochen hatte. Richard stütze Lia und folgte dem Soldaten, als Lia abermals stehen blieb, da sie Sam entdeckte. "Sam?" Der Soldaten versuchte ihr mit gestikulieren klar zu machen, dass Sam mit ihnen in den Helikopter gebracht werden würde. Es verging kaum Zeit, bis Richard, Lia und Sam sich in einem der Helikopter wieder fanden. Lia wurde mulmig zu mute. Nicht nur, dass es ihr erste Flug in einem Hubschrauber war, immer noch begleitete sie die Angst, dass sie vielleicht doch noch abgeschossen werden könnten. Sie konnte gegen diese Gedanken einfach nicht ankommen. Sie malte sich zig tausend Szenarien aus, was passieren würde, wenn sie wieder in die Hände dieser Typen fallen würden.

Obwohl sie bereits in der Luft waren, waren die Soldaten immer noch hektisch und unruhig, was Lia selbst nicht gerade ruhiger werden ließ. Da das Dröhnen im inneren des Helikopters unerträglich laut war, hatte eine Unterhaltung mit Richard nicht viel Sinn. Sie war eh viel zu erschöpft um zu reden. Vorsichtig legte sie ihren Kopf auf Richards Schulter ab. Es dauerte nur wenige Minuten, bis Lia wieder das Bewusstsein verlor.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 13:56

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Richard hatte die Augen geschlossen und sich mit dem Rücken angelehnt. Er spürte Lias schweren Kopf auf seiner Schulter und wusste, dass sie wieder weggetreten war. Sanft hielt er sie fest und schaute aus der großen Seitenöffnung des Helikopters, durch die ein kühler Wind herein blies. Der Regenwald schien sich meilenweit zu erstrecken und Richard hatte keine Ahnung, wohin sie flogen, bis ein paar Häuser unter ihnen auftauchten. Die Ausläufer einer größeren Stadt. Buenos Aires.

Sam lag noch immer regungslos auf dem Boden des Hubschraubers. Nur das gleichmäßige Auf und Ab seiner Brust zeigte Richard, dass er noch lebte. Ein flaues Gefühl kam in seiner Magengegend auf, als der Helikopter zur Landung ansetzte. Mit einem leichten Ploppen setzte das riesige Transportgerät auf und die Rotoren wurden abgeschaltet. Der Pilot hangelte sich aus seinem Sitz nach hinten, war er doch der Einzige der Soldaten, der auch Englisch sprach. Er hockte sich neben Richard und sah ihn einen Moment lang an.

"Müssen wir Jemanden anrufen?" Überrascht sah Richard den Mann an, dann nickte er und fragte nach etwas zu schreiben. Emu. Wahrscheinlich war er schon in heller Aufregung. Der Mann kam mit einem Block und einem Bleistift zurück. Mit zitternden Händen notierte Richard die Nummer. "Wir bringen Sie jetzt in das öffentliche Krankenhaus", sagte der Pilot, nahm den Block und den Stift und verließ den Hubschrauber, dessen Rotoren inzwischen vollständig still standen.

Im nächsten Moment wuselten Sanitäter vor Richard herum. Zuerst wurde Sam aus dem Helikopter gehievt, dann Lia. Verzweifelt versuchte Richard alles um sich herum mitzubekommen. Doch es ging ihm zu schnell. Schließlich verlor auch er das Bewusstsein.

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