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Doc DG

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 13:56

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Emu war geschockt, als er erfuhr, was mit Richard, Lia und Sam passiert war und was sie durch machen mussten. Er sicherte zu, dass er umgehend ins Krankenhaus kommen würde. In der Lobby des Hotels traf er auf Paul und Schneider. "Wo willste denn hin?" wollte Paul wissen. "Richard, Lia und Sam sind ins Krankenhaus eingeliefert worden." Pauls Gesichtzüge entglitten ihm gänzlich. Emu erklärte den Beiden in zwei knappen Sätzen, was er selber bisher nur wusste. Ohne groß darüber nach zu denken, beschlossen Paul und Schneider, Emu ins Krankenhaus zu begleiten.

Die Drei brauchten eine gute Stunde durch die Stadt um das öffentliche Krankenhaus zu erreichen. An der Notaufnahme versuchte Emu mit Händen und Füßen zu erklären weswegen er hergekommen war. Schließlich fand sich ein Arzt der Englisch sprach und konnte Emu die gewünschten Informationen mitteilen. Er begab sich mit Anhang zu der ihm genannten Station und dem dazugehörigen Zimmer, um Richard zu finden. Vorsichtig klopfte Emu an der Tür an, bekam aber keine Antwort, so dass er schließlich ohne Aufforderung eintrat. Beim Anblick von Richard wurde Emu leicht blass um die Nase. Ahnte er doch nicht, dass Richard noch am glimpflichsten davon gekommen war. Er sah sie im Zimmer um und entdeckte zwei weiteren Betten, in denen Lia und Sam lagen. Emu wich nun auch die letzte Farbe auf seinem Gesicht, als er Richards Frau sah und Sam.

"Du meine jüte", kam Paul völlig geschockt über die Lippe, während Emu an Richards Bett heran trat und ihn vorsichtig ansprach. Richard schlug die Augen auf und sah sich orientierungslos um, bevor er Emu richtig wahrnahm. "Ich brauch wohl nicht fragen, wie es dir geht, hm?" fragte Emu mit einem leichten Lächeln im Gesicht. "Besser wie Lia und Sam jedenfalls", erwiderte er schwach. Paul hatte sich unterdessen zu Lia gesellt. Er konnte nicht fassen, was ihnen passiert war. "Mensch kleene, mach keen scheiß", flüsterte er besorgt zu Lia. "Mach ich nicht", hörte er sie mitten Mal sagen. "Lia?" Paul war mehr als erfreut, als er bemerkte, dass Lia wach war.

Lia brauchte ein wenig, um zu registrieren, dass sie sich in einem Krankenhaus befand. Vorsichtig, auf den Schmerz gefasst, drehte Lia ihren Kopf. Doch erstaunlicherweise blieb der Schmerz aus. Etwas irritiert sah sie sich erneut um und bemerkte erst jetzt, dass irgendwelche kleinen Schläuche in ihren Arm führten. Egal was war, es sorgte anscheinend dafür, dass die Schmerzen unterbunden wurden. Sie wurde daraufhin wieder etwas mutiger und richtete sich auf, um feststellen zu müssen, dass gewisse Schmerzen immer noch da waren. Sie ließ sich wieder in das Kissen zurück fallen, womit sie den Schmerz wieder loswurde.

Ihre Gedanken kreisten, um das was passiert war. Das was sie, in der kleinen Hütte getan hatte. Sie konnte den Gedanken nicht zu ende denken, ohne das sich in ihr ein Gefühl der Übelkeit regte. Sie schloss ihre Augen, um sie im selben Moment wieder zu öffnen. Das Bild des Mannes, den sie niedergeschlagen hatte, kam ihr ins Gedächtnis. Es war kein Bild oder eine Erinnerung auf die sie scharf war. Zu dieser Erinnerung mischte sich das nächste Bild. Die Blutlache, die sich neben der Wache nach kurzer Zeit gebildet hatte. Sie wollte diese Bilder nicht mehr sehen. Sie wollte einfach nur vergessen, was in den voran gegangen Stunden geschehen war. Sie hatte mitten Mal das Gefühl, als wenn sich eben jene Bilder in ihr Gedächtnis eingebrannt hätten und sie diese Bilder nie wieder loswerden würde. Sie fing an zu zittern. Sie wollte das alles aus ihrem Gedächtnis streichen, egal wie.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 13:57

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Es war totenstill und dunkel. Nur langsam kamen leise Stimmen an sein Ohr. Sam wollte sie nicht hören und versuchte, sie zu ignorieren. Er wollte nicht aufwachen, sondern einfach in der ruhigen, schmerzlosen Finsternis bleiben. Seine Gedanken waren auf keine bestimmte Sache gerichtet, er konnte sich auf nichts konzentrieren. Daher ließ er sich wieder tiefer in die Dunkelheit treiben. Die Stimmen um ihn herum erstarben.

Neben Emu tauchte nun Schneider in Richards Blickfeld auf. Zusätzlich hörte er Paul mit Lia sprechen. "Lia!?" Richard versuchte zu ihr herüber zu sehen, als er ungläubig ihren Namen sagte. Emu ging extra einen Schritt zur Seite, damit Richard seine Frau sehen konnte. Als er sie sah, wollte er aufspringen, doch Emu hatte das vorausgesehen und hielt ihn fest. "Langsam. Der Doc meinte, ihr wärt alle drei noch nicht wieder so ganz dabei", sagte er laut genug, dass es alle hören konnten.

In jenem Moment ging die Tür des Zimmers auf und der behandelnde Arzt kam zusammen mit einem weiteren Arzt und einer Krankenschwester herein. Auch diese beiden Ärzte sprachen Englisch, wenn auch mit starkem Akzent. Erfreut stellte der Oberarzt fest, dass immerhin schon zwei von drei Patienten aufgewacht waren. Als Nächstes folgte die erschreckte Feststellung, dass Lia vor sich hin zitterte. So beschlossen die beiden Doktoren, sie zuerst genauer unter die Lupe zu nehmen. Paul musste von ihrer Seite weichen und sich zu den Anderen gesellen, während die Weißkittel ihrer Arbeit nachkamen und Lia ein paar Tests unterzogen.

"Wie ist das Ganze eigentlich passiert?" fragte Emu, um Richard ein wenig von den beiden Ärzten abzulenken. "Wir sind mit dem gemieteten Jeep liegen geblieben", gab dieser nur knapp zurück und widmete seine Aufmerksamkeit wieder Lia. Schneider wusste genau, was Emu vor hatte und beteiligte sich an dessen Unterfangen: "Und da haben die euch eingesackt?" Richard wandte sich wieder seinen Freunden zu. "Ja. Das ging alles so schnell." So genau hatte er über die vergangenen Ereignisse noch gar nicht nachgedacht. Wieder war es Emu, der die sich ausbreitende Stille brach: "Ich hab mich schon gewundert, wo ihr bleibt."

Wieder tauchten in Sams Unterbewusstsein Stimmen auf. Nein, er wollte sie doch nicht hören! Sie durften ihn nicht wecken! Sam blendete die Stimmen aus und versuchte, einfach wieder in der Finsternis zu versinken. Doch ein plötzlicher, stechender Schmerz in seiner Brust ließ dies nicht zu. Erschreckt riss Sam die Augen auf und rang nach Luft.

Ein plötzliches Zucken von Sams Körper ließ sämtliche Aufmerksamkeit in seine Richtung gehen. Die beiden Ärzte reagierten als Erste. In Spanisch brüllten sie sich irgendwelche Kommandos zu und die Krankenschwester verließ eiligst den Raum, um irgendwelche medizinischen Dinge zu holen. Gebannt beobachteten alle Anwesenden das Schauspiel. Nach kurzer Zeit kam die Schwester mit mehreren anderen Personen und Utensilien zurück. Schnell kam sie den beiden Doktoren zur Hilfe, während die restlichen Krankenhausangestellten Lia und Richard mitsamt ihrem Anhang aus dem Zimmer brachten. Das Letzte, was Lia sehen konnte, war, dass einer der Ärzte über Sam auf das Bett kletterte und eine Herzmassage begann.

Es war etwa eine halbe Stunde vergangen, als ein sichtlich durch geschwitzter Oberarzt das Zimmer verließ und direkt in das offene Zimmer gegenüber steuerte. "Was ist passiert?" wollte Richard sofort wissen, ohne dem Doktor eine Pause zu gönnen. Mit seinem nur schwer zu verstehenden Akzent antwortete dieser: "Das war eine allergische Reaktion auf das Schmerzmittel, das wir ihm verabreicht haben." Allen Anwesenden klappte die Kinnlade herunter. Richard fand als Erster wieder Worte: "Wie können Sie ihm dann so was geben?"

Betretenes Schweigen breitete sich aus, war doch allen klar, dass Ärzte ohne eine fortgeführte Krankenakte immer in so ein Fettnäpfchen treten konnten. Dieses mal war es Lia, die die Stille brach: "Wie geht es ihm?" Ihr kreisten die letzten Bilder vor dem Verlassen des Raumes durch den Kopf. "Zum Glück waren wir direkt vor Ort und konnten ihm sofort helfen", wich der Arzt der Frage aus. "Das war nicht die Frage", forderte Emu nun eine Antwort. Der Doktor seufzte und sagte leise: "Wir müssen ihn zur Zeit beatmen." "Er wird doch wieder, oder?" Es war egal, wer diese Frage laut gestellt hatte, denn ein Jeder im Raum hatte sie zumindest gedacht. "Wir müssen ihn erstmal eine Woche an der Maschine lassen, dann sehen wir weiter." Nach diesen Worten drehte sich der Oberarzt um und verließ den Raum.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 13:57

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Lia brach in Tränen aus, nach den Worten des Mannes in Weiß. Ungeachtet dessen, dass ihr vollkommene Bettruhe verordnet wurde, sprang sie auf und riss sich dabei die kleine Kanüle aus ihrem rechten Arm. Es war ihr egal, dass aus der kleinen Wunde Blut hervor trat, auf eine Wunde mehr oder weniger kam es nicht mehr an. Sie rannte in das Zimmer, in dem Sam immer noch lag. Wie aus einem Mund riefen die vier Männer, Emu, Paul, Schneider und Richard Lia hinterher, ohne Erfolg.

Mit tränenerfüllten Augen krabbelte Lia zu Sam auf das Bett und strich ihm durchs Gesicht. "Sam." Sein Name kam aus tiefster Verzweiflung über Lias Lippen. "Sam? Bitte, lass uns nicht alleine", sprach sie leise mit tränenerstickter Stimme weiter. "Bitte nicht", fleht sie. Sie konnte den Gedanken nicht ertragen, dass Sam künstlich beatmet werden musste und das die Ärzte ihn eine Woche in diesem Zustand lassen wollten. Was ihr jedoch noch viel mehr zu schaffen machte, war der Gedanke, dass Sam vielleicht nicht mehr aufwachen würde und auch nicht mehr von alleine im Stande sein würde, atmen zu können.

Es war ihr Mann, der sie aus ihren kreisenden Gedanken rausholte, durch eine vorsichtige Umarmung. "Lia? Er braucht jetzt Ruhe. Komm, wir bekommen ein anderes Zimmer", redete er behutsam auf Lia ein. "Nein, ich will bei ihm bleiben, er soll nicht alleine sein." Lia war völlig aufgelöst, mit ihren Nerven komplett am Ende und die Schmerzen, die bis vor wenigen Minuten noch in einem einigermaßen erträglichen Zustand waren, zermürbten sie erneut. Richard zog Lia vorsichtig vom Bett runter. "Du brauchst auch noch Ruhe, dir wurde völlig Bettruhe verordnet", immer noch redete Richard auf seine völlig, am Rande der Zweiflung stehenden, Frau ein. "Aber er kann doch.....wir können ihn doch nicht.....Richard?" Es war ein letzter hilfloser Aufschrei von Lia, Sam nicht alleine zu lassen, bevor ihre Kräfte sie abermals verließen und sie in Richards Armen zusammen sackte.

Das nächste was Lia wieder wahrnahm, war, ein abgedunkeltes Zimmer, in dem sich außer ihrem Bett noch ein zweites befand. Sie richtete sich auf und versuchte in der Dunkelheit zu erkennen, ob jemand in dem Bett lag. Es lag jemand drin. "Richard?" fragte sie flüsternd zu dem anderen Bett, das nur einen knappen halben Meter von ihrem eigenen entfernt war. "Er schläft." Es war Emu, der plötzlich aus dem Schatten von Richards Bett erschienen war. "Emu? Du bist noch hier?" "Ja, um sicher zu gehen, dass du nicht noch mehr Unsinn machst." Während er mit Lia sprach umrundete er Richards Bett und setzte sich an das Fußende von Lias Bett. "Wie geht es Sam?" wollte diese sofort wissen. "Unverändert", Emu überlegte, "gibt es eigentlich jemanden, den wir benachrichtigen sollten, wegen Sam?" Lia schüttelte erst traurig den Kopf. "Halt stopp, doch, na klar", sie war mitten mal total aufgeregt.

"Ssscchhhh, beruhigt dich wieder. Aufregung kannst du so grad gar nicht vertragen", Emu machte eine kurze Pause und wartete darauf, dass Lia sich wieder ein wenig beruhigen würde, "und wen können wir kontaktieren? Ich weiß gar nichts über ihn." "Das musst du auch nicht. Emu? Kannst du bitte ins Hotel fahren und bei uns im Hotelzimmer nach dem Handy von Sam suchen?" Lia wurde fahrig und war schon wieder total von der Rolle. "Lia? Aber nur wenn du mir hoch und heilig versprichst, dass du ruhig bleibst? Versprochen?" Es war eigentlich mehr ein Flehen von Emu, als das er von Lia ein Versprechen verlangte. Er wollte einfach nur, dass Lia ruhig blieb. Nach einer Antwort verlangend, sah er sie an. Lia nickte nur stumm. "Gut, ich verlass mich drauf", grinste er Lia an, strich ihr dabei flüchtig durchs Gesicht und wandte sich zum Gehen. "Ach? Wo könnte Sam das Handy gelassen haben?" Lia nannte Emu einige Plätze im Hotelzimmer, worauf Emu anschließend endgültig verschwand.

Lia ließ noch einige Minuten verstreichen, eh sie sich aus dem Bett pellte. Vorsichtig ging sie zu Richard rüber. Sie strich ihm zärtlich durch sein Gesicht und gab ihm einen Kuss. "Nicht wegrennen, ich will nur nach Sam sehen", damit war sie auch schon raus dem Krankenzimmer. Sie musste sich kurz orientieren, ob sie immer noch auf der gleichen Station war. Es war die gleiche Station, nur war Sam nicht mehr in dem Zimmer, in dem sie ihn zuletzt gesehen hatte. Sie ging zu den Aufzügen und stand etwas ratlos vor dem stillen Portier. Hatte sie doch nicht die geringste Ahnung, was Intensivstation auf Spanisch hieß. Noch einmal ging sie die einzeln, aufgelisteten Stationen durch. So schwer konnte es doch nicht sein. "Intensiv....hm? Kann auch im spanischen nicht viel anders klingen....intensiva vielleicht?" Weiter vor sich hin murmelnd studierte sie den Aushang.

"Ha!" Kam von ihr plötzlich triumphierend, "da haben wir es doch 'unidad de cuidados intensivos' na ja, klingt zwar nicht ganz nach Intensivstation, aber so ähnlich." Sie betrat den Aufzug und betätigte den Knopf für die entsprechende Etage. "Unidad de cuidados intensivos? Klingt komisch. Heißt cuidad nicht Stadt? Und unidad war doch die Einheit", überlegte sie laut vor sich hin. Sie musste grinsen. "Klingt wörtlich übersetzt ja sehr chaotisch." Sie war endlich auf der Etage angekommen. Nun musste sie nur noch Sam finden. Während Lia sich mal wieder einen Überblick verschaffen musste, wurde sie von einer freundlichen Nachtschwester angesprochen. Leider verstand Lia nicht das Geringste, da sie einfach zu schnell sprach. Lia kramte noch einmal in ihren, vergessen geglaubten Spanischkenntnissen.

"Estoy buscar Señor Fisher." Die Nachtschwester grinste, offensichtlich hatte Lia doch das falsche Verb erwischt. "Buscando", verbesserte die Schwester. Nun war es Lia die lächelte. So falsch lag sie dann wohl doch nicht. "Estoy buscando Señor Fisher", wiederholte Lia ihren Satz, diesmal richtig. Die Schwester deutete Lia an, ihr zu folgen. Nach ein paar Metern sah Lia Sam in einem der Zimmer liegen, die Tür stand offen. Wie sie Sam so daliegen sah, schossen Lia wieder die Tränen in die Augen und kurz darauf kullerten auch schon die ersten Tränen über ihre Wangen. Sie strich Sam durchs Gesicht. "Sam? He? Komm schon, lass den Scheiß. Du kannst dich jetzt nicht einfach so aus der Affäre ziehen, dass funktioniert nicht. Ich hab es dir schon damals am Flughafen gesagt, so leicht kommst du mir nicht davon, nicht so." Es war die pure Verzweiflung, die aus Lia sprach. Was konnte sie anderes Tun? Nichts! Einfach nur für ihn da sein. Sie setzte sich zu Sam aufs Bett und nahm seine Hand.

Lia hatte die Zeit aus den Augen verloren und wurde von Emu in die Realität zurückgeholt. "Lia? Du hattest mir versprochen, dass du keinen Unsinn machst." Lia fiel es schwer, ihren Blick von Sam abzuwenden und sich Emu zu zuwenden. "Das stimmt nicht, ich sollte nur ruhig bleiben, dass bin ich", entgegnete sie. "Hmpf, hier." Emu gab Lia das Handy von Sam. "Komm bitte wieder mit runter in dein Zimmer. Außerdem, willst du sicherlich gleich telefonieren, oder?" Lia nickte wieder einmal nur stumm. "Gut, dann lass uns gehen." Lia gab Sam noch einen Kuss auf die Stirn und ließ sich dann bereitwillig von Emu zu den Aufzügen führen. Emu drückte den Knopf für die unterste Etage, da er wusste, dass Lia eh telefonieren wollte.

Lia war schon aus dem Aufzug raus und steuerte die große Ein- beziehungsweise Ausgangstür an. "Lia? Warte." Emu hatte zwar an Sachen für die Drei gedacht, hatte sie aber im Zimmer bei Richard und Lia gelassen. Er zog seine Jacke aus und legte sie Lia über die Schultern. Ein kurzes "Danke", kam von ihr ehe sie mit dem Handy nach draußen verschwand. Sie hoffte in dem elektronischen Telefonbuches des Handys, irgendwo die Nummer von Lambert zu finden. Sam hatte ihr erzählt, dass er nicht nur sein Chef war, sondern auch sein Freund. Zumindest war Lambert der einzige, den Lia als Sams Freund kannte und somit kam auch nur er in Frage. Wenigstens Lambert sollte wissen, was geschehen ist. Während sie suchte, stellte sie fest, dass das Telefonbuch nicht allzu viele Einträge hatte. So gelangte sie schnell an die Nummer von Lambert.

Sie ging auf Wählen. Ihr Daumen schwebte für den Bruchteil einer Sekunde über der Taste zum Abbrechen des Wahlvorganges. Es war weit nach Mitternacht. Nein, sie würde Lambert jetzt bescheid sagen wollen. Es dauerte nur wenige Freizeichen lang und sie hatte Lambert am anderen Ende der Leitung dran. "Sam? Was gibt es?" fragte dieser völlig verschlafen. "Hier ist nicht Sam, ich bin es, Lia. Es geht um Sam", stellte sie bedrückt fest. Sie hörte wie ihr Gesprächspartner am anderen Ende sofort hell wach war und nachfragte, was los sei. Sie schilderte kurz was passiert war und wie es zurzeit um Sam gestellt war. Sie spürte wie es Lambert betroffen machte, was er zu hören bekam, dennoch bedankte er sich für den Anruf und verabschiedete sich.

Sie merkte, wie sie ihren Körper über beansprucht hatte. Die Schmerzmittel, die sie bekommen hatte, schienen nach zu lassen und die diversen Bandagen, die sie verpasst bekommen hatte beeinträchtigen sie doch arg. Ihr wurde abermals schwindelig. Mit leicht torkelndem Gang suchte sie wieder den Weg in das Innere des Krankenhauses, wo Emu auf sie gewartete hatte. Besorgt ging er Lia entgegen. Er musste sie, für den restlichen Weg zurück auf ihr Zimmer, stützen.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 13:58

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Als sie das Zimmer betraten saß Richard im Bett und sah besorgt zur Tür. "Lia!? Du kannst doch nicht einfach...", begann er, nur um von seiner Frau unterbrochen zu werden. "Ich musste einfach nach Sam sehen." Richard nickte stumm, verstand er doch ihre Sorge. Emu half Lia in ihr Bett und setzte sich auf den Stuhl, der immer noch daneben stand. Alle Drei schwiegen. Schließlich räusperte sich Richard und die beiden Anderen sahen ihn fragend an. "Die Ärzte meinen, dass ich morgen das Krankenhaus verlassen kann", sagte Richard leise. Sein Blick blieb traurig an Lia hängen. Sie wusste, dass sie wohl noch ein wenig länger bleiben musste. Es stand außer Frage, dass Richard bei Lia verweilen würde.

Wieder hörte Sam eine leise Stimme. Er spürte, wie ihm jemand durch sein geschundenes Gesicht strich und schließlich seine Hand nahm. Lia! Er wollte die Augen öffnen, doch die Lider schienen schwer wie Blei zu sein. Überhaupt reagierte sein Körper auf keinen seiner Befehle. Leichte Panik stieg in Sam auf. Würde er jemals wieder aufwachen können? So sehr er sich auch bemühte, den sanften Händedruck Lias zu erwidern, seine Finger bewegten sich keinen Millimeter. Er brachte nicht einmal ein leichtes Zucken zustande.
Dann hörte er eine zweite Stimme. Emu? Lia ließ ihn los. Er wollte es nicht, wollte nicht länger allein sein in der ihn umgebenden Dunkelheit. Doch er konnte sie nicht festhalten. Was war bloß passiert? Sam versuchte, seine Gedanken zu ordnen.

Das ständige Piepen des Herzmonitors ging ihm bereits jetzt auf die Nerven. Er blendete es aus. Es musste doch einen Weg geben, sich daran zu erinnern, was passiert war. Das Letzte, das ihm in den Sinn kam, waren die Soldaten im Dschungel. Hatte einer von ihnen abgedrückt? Sam hoffte, dass dem nicht so war.

Das ständige laute Piepen riss ihn zurück aus den Gedanken. Er wusste, dass er allein war. Aber wo waren Richard und Lia? Ging es ihnen wenigstens gut? Warum konnte er nicht einfach die Augen öffnen und Jemanden nach ihnen fragen? Dafür musste es einen Grund geben. Sam begann, danach zu forschen, bis die Finsternis ihn ein weiteres Mal übermannte.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 13:59

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Es war immer noch spät in der Nacht und Lia hatte große Mühe, sich jetzt noch wach zu halten. Emu bemerkte die Müdigkeit von Lia und verabschiedete sich darauf hin von den Beiden. Er war kaum aus der Tür raus gewesen, schlief Lia auch schon. Ihr Körper holte sich das zurück, was er brauchte. Jetzt nun mit aller Macht.

Mal wieder überkam Lia das Gefühl, dass als wenn sie gerade erst eingeschlafen war, als sie eine zärtliche Berührung in ihrem Gesicht spürte. Unter großer Kraftanstrengung gelang es Lia ihre Augen zu öffnen. Ihr Blick war noch unscharf, und die vor ihr sitzende Kontur wirkte auf sie verschwommen und schemenhaft. Ihr Blick klärte sich quälenden Minuten später. Sie wusste, dass es Richard war. Sie musterte ihn von oben nach unten. Er hatte sich bereits umgezogen. Sie versuchte zu lächeln. "Hey?" Richard grinste sie an. Da war es wieder! Das typische Kruspe-Lächeln. "Lass dieses unverschämt süße Grinsen sein, dass macht mich total kirre." Richard musste unweigerlich noch weiter grinsen. Es war die Art von Lia, wie er so normalerweise kannte.

Sie rappelte sich ein Stück hoch. "Warst du schon bei Sam?" "Nein, ich dachte mir, dass du vielleicht mitkommen willst, hm?" Verlegen sah sie ihren Mann an. "Ja." "Emu hat uns Sachen mitgebracht", Richard stand auf und suchte die Tasche, in der die Klamotten verweilten. "Oh prima", freute sich Lia leise, "ich muss sagen, die Krankenhauskollektion ist nicht gerade so der Bringer." Sie setzte sich im Bett auf und ließ die Beine runter baumeln. Mal wieder wurde ihr in diesem Moment bewusst, wie klein sie eigentlich war, dass ihre Beine ein gutes Stück über dem Boden baumelten. Richard brachte ein paar Sachen zum Anziehen. "Hmpf", entglitt es ihr, bei dem Anblick der Sachen. "Hm? Was ist?" Etwas wehmütig schaute sie auf ihre Sachen. "Das krieg ich gar nicht drüber gezogen", merkte sie an und deutete dabei auf die Bandagen. Sie wühlte noch ein Mal in der Tasche und förderte einen Pulli zu tagen. "Sam", sagte sie fast flüsternd. Es war ein Pullover von ihm gewesen. Aber war es auch das einzige Kleidungsstück, was sie ohne Probleme überziehen konnte.

Auf der Intensivstation angekommen, begegnete Lia noch einmal der Nachtschwester, die sie freundlich anlächelte und anscheinend auf dem Heimweg war, da sie ihre Schwesterntracht gegen ihre normalen Sachen getauscht hatte. Richard blieb der kurze Blickaustausch nicht verborgen. "Kennst du sie?" "Ja, von heut Nacht." Lia steuerte zielstrebig das ihr bekannte Zimmer von Sam an. Diesmal war die Tür verschlossen. Lia klopfte nicht an, hatte es doch wenig Sinn, da Sam nicht reagieren würde.

Abrupt blieb Lia in der Tür stehen, als sie den anderen Besucher sah. Dieser drehte sich um, als er die Tür hörte. "Lambert!" stellte Lia erstaunt fest und begab sich nun doch zu Sam. Sie gab Sam erst einen Kuss und setzte sich wieder zu ihm aufs Bett um wieder seine Hand zu nehmen. Richard war ein wenig durcheinander, er konnte nicht einordnen, wo Lambert so plötzlich herkam und sah fragend Lia an. Diese erklärte nur kurz, dass sie mit ihm telefoniert habe.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 14:00

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Da Lambert sich noch keinen Stuhl zum Sitzen besorgt hatte, konnte er noch nicht lange dort sein. Richard musterte ihn einmal abschätzend und fragte dann: "Soll ich uns ein paar Stühle besorgen? Ich denke mal, wir werden etwas länger hier bleiben." Stumm nickte Lambert. Lia war bereits zu sehr mit Sam beschäftigt. So verließ Richard den Raum und suchte eine Krankenschwester, der er mit Händen und Füßen zu erklären versuchte, dass er Stühle suchte. Es dauerte eine geschlagene halbe Stunde, bis sie ihn verstand und ihm schließlich auch beim Tragen half. Als sie den Raum betraten, war gerade der Oberarzt vom Vortag dabei, Sam noch einmal zu untersuchen. Sofort geriet Richard in helle Aufruhr. "Ist irgendetwas passiert?" "Nein, Routine-Untersuchung", gab Lambert beruhigend zurück.

Die beiden Männer rückten ihre Stühle zurecht, während Lia weiter auf dem Bett saß und Sam nicht los lassen wollte. Die Krankenschwester hatte den Raum bereits wieder verlassen. "Und? Hat sich etwas an seinem Zustand geändert?" wollte Richard nun von dem Arzt wissen. Dieser beendete die letzten Tests und schüttelte den Kopf. "Nein", sagte er leise und machte sich auf den Weg zur Tür. Den drei im Raum Verbliebenen blieb also nichts, als den Rest der Woche abzuwarten.

Sam hatte die Tür gehört und lauschte auf die Schritte, die sich ihm näherten. War das Lambert? "Hey, Sam", hörte er ihn dann auch sagen. Wer hatte Lambert hergeholt? Es konnte nur Lia gewesen sein. In diesem Moment ging die Tür ein zweites Mal und zwei Personen kamen in den Raum. Sam überlegte fieberhaft. Waren es Lia und Richard? Nur Sekunden später wurde seine Frage beantwortet. Den Beiden schien es einigermaßen gut zu gehen, was Sam erleichtert zur Kenntnis nahm. Er spürte Lias Kuss und wie sie wieder seine Hand in ihre nahm. Der erneute Versuch einer Reaktion seinerseits führte zu nichts. Es frustrierte ihn. Wo war der Hebel, um alles wieder zu aktivieren? Sam wollte etwas sagen, doch auch das gelang ihm nicht. Erst in diesem Moment registrierte er den Schlauch in seinem Mund. Wieder kam in ihm die Frage auf, was passiert war. Doch die Antwort würde er wohl solange nicht bekommen, wie er in der Dunkelheit gefangen war.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 14:00

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Lia ließ Sams Hand nicht los, drehte sich aber zu Lambert und ihrem Mann. Ihr fiel ein, dass die Beiden sich eigentlich gar nicht kannten. Sie wollte etwas sagen, doch Lambert kam ihr zuvor und deutete auf Richard. "Dein Mann?" Sie nickte nur stumm. Wieder war es Lambert, der die angenehme Stille durchbrach. Er wollte nun noch einmal genauer wissen, was passiert war. Richard und Lia berichteten gemeinsam von dem Vorfall und was anschließend hier im Krankenhaus noch vorgefallen war.

Lia machte sich sorgen. Das war unschwer erkennbar, aber jeder im Raum wusste, dass sie nicht viel ausrichten konnten, außer abzuwarten. Lia hielt die Stille nicht aus und fing an sich mit Sam zu unterhalten. "Das nächste Mal lässt du dir aber auf die Stirn tätowieren, dass du auf einige Schmerzmittel allergisch reagierst, klar? Noch mal so was muss nun wirklich nicht sein", sprach sie leise mit ihm. "Hast du mitbekommen, dass Lambert hier ist? Ich wusste nicht, ob es dir recht ist, dass ich ihm bescheid gebe, wie es dir geht." Sie erhoffte sich irgendeine Reaktion von Sam, die jedoch ausblieb. "Ich wollte dir noch Mal danken, dass du angerufen hast", hörte sie hinter sich Lambert sagen. Wieder drehte sich Lia zu den beiden Männern um. "Sam hat mir erzählt, dass Sie sein Freund sind. Dann sollten Sie zumindest auch darüber bescheid wissen, wie es ihm geht." Lambert nickte nur.

Die Zeit schien zu rasen, was den drei Besuchern bei Sam offensichtlich nicht auffiel. Erst eine Schwester musste sie darauf hinweisen, dass es bereits mittags war und sie sich doch auf ihr Zimmer begeben sollten. Widerwillig trennte sich Lia von Sam. "Wir dürfen nicht hier bleiben. Ich muss zurück in mein Zimmer. Wahrscheinlich gibt es jetzt erst mal Mittagessen. Hey? Wir kommen danach wieder, also lauf mir ja nicht war, klar?" Wieder gab Lia Sam einen Kuss auf die Stirn und verließ dann mit Lambert und Richard das Zimmer.

Im eigenen Zimmer angekommen, fanden sich Lia und Richard dem Rest der Band gegenüber stehend wieder. Richard war froh, seine Bandkollegen zu sehen. Sie würden Lia ein wenig ablenken können. Die Schwester die rein kam, um für Lia das Essen zu bringen, war ganz und gar nicht erfreut darüber, dass so viel andrang herrschte in dem Zimmer. Lia war es egal. Skeptisch beäugt sie das Essen und probierte es. Angewidert schob sie das Tablett beiseite. "Iihhh bäh, dass kann man ja keinen zumuten. Echt mal." Sie machte eine einladende Geste und zeigte dabei auf das Tablett. "Lia? Du musst was essen." "Gerne, aber nicht das hier, dass ist wirklich ungenießbar."

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 14:01

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Sam hatte Lias Worten gelauscht und wusste nun was los gewesen war. Aber warum hatten die Ärzte nicht einfach in seine Krankenakte geschaut? Sofort fiel ihm ein, dass er sich nicht in den USA befand, also hatte das Krankenhaus keine Möglichkeit gehabt, darauf zuzugreifen. Die NSA-Akten waren dem Zugriff aus anderen Ländern gesperrt. 'Dumm gelaufen', ging es Sam durch den Kopf. Aber jetzt konnte er es sowieso nicht mehr ändern. Das monotone Piepen des Herzmonitors raubte ihm gerade den letzten Nerv. So konnte er sich nicht auf einen bestimmten Gedanken konzentrieren. Konnte nicht mal irgendjemand das verdammte Ding abstellen?

Richard musterte einen Moment den Fraß auf dem Tablett und konnte sich lebhaft vorstellen, was es vormals gewesen sein mochte. "Und was willst du dann essen?" fragte er seine Frau etwas zweifelnd. "Auf keinen Fall dieses Zeug hier", stellte sie noch einmal fest. Richard seufzte. Er hatte keine Lust auf eine dieser endlosen Diskussionen, bei denen es kein Ende gab. War die Lösung, etwas aus dem Hotel zu holen? Im Supermarkt? In der Kantine? Richard ging zu einem der Stühle, die im Raum standen, und ließ sich darauf nieder. Seine Bandkollegen sowie Emu und die Krankenschwester versuchten Lia davon zu überzeugen, dass das Essen besser schmeckte als es aussah.

Lambert ließ sich in den Stuhl neben Richard sinken. "Sie hat ihren eigenen Kopf, hm?" Richard antwortete nicht und sah Lia beim Diskutieren zu. Irgendetwas ging ihr durch den Kopf. Es konnte nicht allein Sams Zustand sein, der sie so sehr neben sich stehen ließ. Was war in der Hütte passiert? Richard bemerkte erschrocken, dass Lia darüber bisher nicht einmal gesprochen hatte. Wie hatte sie sich rausschleichen können, mit dem Gewehr und dem Schlüssel? Seine Gedanken kreisten so schnell, dass Richard gar nicht mehr folgen konnte. Obwohl er saß, schien sich die Erde vor seinen Augen zu drehen. Er zwang sich, diese Gedanken erst einmal beiseite zu schieben. Sofort hörte das Schwindelgefühl auf und er wandte sich Lambert zu.

"So wie ich das verstanden hab, hat das Krankenhaus Sams Akte nicht zugefaxt bekommen. Warum nicht?" Lambert sah Richard verwirrt an, hatte der doch das Thema vollkommen abrupt gewechselt. "Wir können seine Daten nicht so ohne Weiteres einfach auf Anfrage raus geben", stellte Lambert fest. "Ja ja, ich versteh schon. Blöder NSA-Kram", gab Richard verärgert zurück. Lambert stockte der Atem. "Was hat Sam euch alles erzählt?" "Wie es aussieht nicht alles", entgegnete Richard. Lambert rutschte näher an ihn heran und flüsterte: "Das ist alles höchste Geheimhaltungsstufe, also kein Sterbenswörtchen zu irgendjemand anderes. Sonst ist Sam reif." "Reif?" Richard ahnte, worauf Lambert hinaus wollte. "Dann könnte es sein, dass irgendwer aus der Agency ihn wegen Landesverrats dran kriegt."

Richard wusste, was das in den Staaten zu bedeuten hatte. Er nickte, zum Zeichen, dass er verstanden hatte. Sein Blick fiel wieder auf Lia. Er musste mit ihr sprechen. Irgendwann. Er wollte einfach wissen, was in der Hütte vorgefallen war.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 14:01

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Lia bemerkte, wie sie die Diskutiererei anstrengte. Ihr Kreislauf war noch zu sehr angeschlagen und auch die Schmerzen waren noch nicht recht verschwunden. Als Ergebnis auf die heftige Auseinandersetzung, die sich immer noch um das Essen drehte, klappte Lia kurzer Hand ab. Die Schwester, die immer noch im Zimmer war, war davon ganz und gar nicht angetan und sorgte abrupt für Ruhe. Sie verwies alle des Zimmer. Nur Richard durfte bleiben.

Der Raum war nur schwach erleuchtet und Lia erkannte sofort, wo sie sich befand, es war die kleine Hütte aus dem Dschungel. In ihr kroch wieder Panik auf. Sie sah sie um und entdeckte die leblose Wache am Boden liegend. Daneben die sich immer weiter ausbreitende Blutlache. Ihr kamen die Erinnerungen hoch, was der Typ wollte und wie weit er schon gegangen war. Die Panik schlug in Angst um. Sie wollte die Hütte verlassen, war aber, aus irgendeinem Grund, dazu nicht in der Lage. Sie lief im Kreis, immer und immer wieder.

Eine Berührung ließ sie aufschrecken und befreite sie aus der Hütte und somit auch aus ihrem Albtraum. Gehetzt öffnete sie ihre Augen und erblickte ihren Mann. Es war Richard, der sie sanft berührte und anlächelte. "Hey?" Lia musste erst die Bilder wieder aus ihrem Kopf bekommen, bevor sie auf Richard reagieren konnte. "Emu hat ein paar Früchte aus dem Hotel her gebracht für dich", hörte sie Richard weiter sagen. Ihr Nicken, blieb nur eine schwache Andeutung. "Wie spät ist es?" Wollte sie schließlich wissen. Ein Blick zum Fenster verriet ihr, dass es bereits Abend war. "Kurz nach neun", antwortete Richard. "Warst du bei Sam?" Sie merkte, dass Richard mit der Frage nichts anfangen konnte. Wusste sie doch nur zu genau, dass er die ganze Zeit über, bei ihr gewesen war.

"Du musst nicht die ganze Nacht bei mir bleiben." Richard und Lia schwiegen sich eine zeitlang an, ehe Lia dieses Schweigen durchbrach. "Ich will es aber." "Richard? Bitte fahr zurück ins Hotel. Du musst mir nicht beim schlafen zu sehen. Ich will das auch nicht. So bequem isses hier ja nun auch nicht." Sie konnte sehen, wie Richard mit sich ringen musste, wollte er doch anscheinend einer erneuten Diskussion aus dem Wege gehen. Er gab sich nach kurzer Bedenkzeit, geschlagen. Gab Lia noch einen Kuss und verschwand dann. Wieder ließ Lia einige Minuten verstreichen, eh sie sich wieder auf den Weg machte zu Sam.

Der Weg zu Sam, fiel Lia unheimlich schwer. Verlangte sie doch, anscheinend, immer noch zu viel von ihrem Körper. Es war ihr egal. Sie wollte ihn nicht alleine lassen. Wieder das gleiche Ritual, wie schon Stunden zuvor. "Sam?" sprach sie ihn an, "ich hab mir einen Pulli von dir geliehen, meine Klamotten bekomm ich nicht über die Bandagen gezogen", sagte sie etwas verschämt.

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eben hat es in meinem Kopf noch Sinn gemacht!

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 14:02

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Innerlich musste Sam grinsen, als er Lias Worte hörte. Sie wusste eindeutig nicht, dass er sie hören konnte. Er fühlte die Wärme von Lias Hand an seiner Eigenen. Irgendwie musste es doch möglich sein, ihr zu zeigen, dass er sie brauchte. Dass sie bleiben sollte. Bandagen hin oder her. Er blendete die Geräuschkulisse um sich herum aus und versuchte sich zu konzentrieren. Er musste doch nur seine Finger ein wenig bewegen. Sam strengte sich an, doch es passierte nichts. Er hörte das Öffnen der Tür und Schritte. Nein, er durfte sich nicht ablenken lassen. Dann hörte er die Stimme einer Krankenschwester, die Lia in gebrochenem Englisch zu sagen versuchte, dass sie nur noch fünf Minuten bleiben durfte. Sam wollte verhindern, dass Lia gehen musste. Egal wie. Er konnte einfach nicht länger alleine bleiben.

Er versank in tiefe Konzentration und versuchte, alles andere beiseite zu schieben, was ihn sonst noch beschäftigte. Sam hatte keine Ahnung, wie lange er für das Unterfangen brauchen würde, aber mit eisernem Willen wollte er sich zwingen, seine Finger um Lias Hand zu legen. Es war eine wahnsinnige Anstrengung, aber schließlich gelang es ihm doch. Langsam und zittrig bewegten sich seine Finger, was Lia im ersten Moment gar nicht zu bemerken schien. Erst als seine Fingerspitzen ihre Hand berührten, reagierte sie darauf.

Richard saß im Sessel seines Hotelzimmers. Irgendwie hatte Emu es geschafft, die Zimmer für noch längere Zeit zu mieten. Es musste inzwischen mitten in der Nacht sein, aber Richard konnte einfach nicht schlafen. Wie ein nasser Sack hing er im Sessel und starrte auf das leere Bett. Seine Gedanken kreisten um die Ereignisse der letzten Tage. Durch ein Klopfen an seiner Tür wurde er in die Realität zurück befördert. Es fiel ihm schwer, sich aus dem Sessel zu erheben und zur Tür zu gehen. Nachdem er sie geöffnet hatte, sah er Emu vor sich stehen. Er ließ die Tür geöffnet, drehte sich um und steuerte wieder den Sessel an.

Unaufgefordert trat Emu ein. "Willst du denn gar nicht schlafen?" fragte er besorgt. Richard hatte sich bereits wieder gesetzt und sah ihn müde an. "Ob du es glaubst oder nicht, aber ich kann nicht schlafen." Die Antwort war ehrlich, aber auch erschreckend. "Dir fehlt Lia, oder?" "Nicht nur sie", stellte Richard klar. "Dann fahr doch wieder rüber ins Krankenhaus", schlug Emu vor, doch sein Gegenüber schüttelte den Kopf. Er war sich unschlüssig, dass konnte man sehen.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 14:02

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Wäre Lia körperlich dazu in der Lage gewesen, sie hätte wohl vor Freude einen Luftsprung gemacht. "Sam? Mach das noch Mal. Kannst du das?" Sie war nun völlig aufgeregt und hielt Sams Hand fest. Aber eine gewünschte Reaktion von Sam blieb erst mal aus. Sie überlegte. "He? Halt mal...soll das etwa heißen, dass du mich die ganze Zeit gehört hast?" entrüstete sie sich gespielt. "Du bist fies." Wieder spürte Lia eine kaum wahrnehmbare Berührung von Sam. "Was denn jetzt? Sollte das jetzt heißen, dass du nicht fies bist oder das du mich die ganze Zeit gehört hast, hm?" Lias Herz war gerade dabei, wie ein Flummi auf und ab zu springen. Sam lag noch nicht lange in diesem Zustand, aber es kam Lia, wie eine Ewigkeit vor. Daher freute sie sich wie verrückt über die sachte Reaktion von Sam.

Wieder kam die Krankenschwester rein. Lia seufzte, sie wollte nicht gehen, nicht jetzt, nicht nachdem von Sam endlich ein kleines Lebenszeichen kam. Lia erklärte der Schwester, was passiert war. Es war mehr mit ganzem Körpereinsatz, als mit Worten. Denn das Englisch der Schwester war doch sehr begrenzt. Nachdem Lia ihr endlich begreiflich machen konnte, was sie meinte, verschwand die Schwester und sagte so etwas ähnlich wie, dass sie den Diensthabenden Arzt holen würde. Es sollte Lia recht sein, so würde länger bei Sam bleiben können.

Nach kurzer Zeit ging erneut die Tür auf und Lia erwartete den Oberarzt. Sie war zuerst ein wenig erschrocken, freute sich schließlich dann doch. "Richard?" "So viel dazu, dass du schläfst, hm?" Er kam auf Lia zu und gab ihr einen Kuss. Noch einmal vergewisserte sich Richard, dass niemand weiter im Raum war, bevor er auch Sam einen Kuss auf die Stirn gab. Aufgeregt erzählte Lia von Sams Bewegung, wurde aber in ihrem Redeschwall unterbrochen, als nun tatsächlich der Arzt rein kam. Noch einmal erzählte sie das eben erlebte. Der Arzt fragte zur Sicherheit noch einmal nach und Lia bestätigte, dass Sam bereits zweimal seine Finger bewegt hatte.

Lia nutze die Tatsache, dass der Arzt gerade hier war und bat darum, dass sie bei Sam bleiben dürfte. Der Arzt hatte keine weiteren Einwände und gab sein Okay dafür. Lia fragte noch höfflich nach, ob es möglich wäre, dass er der Nachtschwester bescheid geben könnte, dass sie hier bleiben durfte. Der Arzt nickte zur Antwort und war wieder verschwunden.

Diesmal war es Richard, der einige Zeit verstreichen ließ, ehe er das Wort ergriff und sich räusperte. "Lia?" "Hm? Was ist?" Richard sah sie traurig an. "Lia, was ist da in der Hütte vorgefallen? Wie bist du da so einfach raus gekommen? Was ist mit der Wache passiert, die dich da rein gezerrt hatte?" Lia schluckte hörbar, waren es doch genau diese Fragen, denen sie aus dem Weg gehen wollte. Sie antwortete nicht. Richard stutze, war es doch so gar nicht Lias Art, auf Fragen so zu reagieren. "Lia? Bitte, ich will dass du mir sagst, was da passiert ist." Lia konnte ihren Mann nicht in die Augen sehen und fixierte daher weiter Sam an. Sie konnte ihm nicht sagen, was geschehen war. Musste sie doch anscheinend selber erst mal aufarbeiten, was sie getan hatte. Sie war sich ziemlich sicher, dass sie die Wache nicht nur bloß bewusstlos geschlagen hatte. Die Blutlache, die sich gebildete hatte, sprach eine andere Sprache. Wieder hatte Lia die gesamte Szene vor Augen und wirkte in diesem Moment, wie ein Geist. Sie war körperlich noch anwesend, aber geistig nicht im Geringsten.

Es war die Bewegung von Sams Fingern, die Lia wieder zurückholte. Auch Richard war die kurze Bewegung nicht entgangen. Er deutete diese Bewegung anders als Lia. "Sam will anscheinend auch wissen, was da war", sagte er bestürzt, da er merkte, dass Lia offensichtlich nicht bereit war, darüber zu sprechen. Sie schüttelte den Kopf. "Ich...ich kann nicht. Ich weiß nicht mehr, was passiert ist", log sie ihren Mann an und hoffte, dass er zumindest für den Moment die Fragerei sein lassen würde.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 14:04

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Richard sah seine Frau ungläubig an. Aus irgendeinem Grund wusste er, dass sie ihn anlog. "Lia, bitte lüg mich nicht an", sagte er in sanftem Ton und fuhr fort, "wenn du nicht darüber sprechen kannst oder willst, dann ist das okay. Ich will nur nicht, dass du es zu sehr in dich rein frisst." Der besorgte Ausdruck auf seinem Gesicht spiegelte das Gesagte wieder. Er wollte Lia zu nichts zwingen, aber er verlangte von ihr Ehrlichkeit. Es war sonst nicht ihre Art, zu lügen, also musste in der Hütte etwas Schlimmes vorgefallen sein.

Langsam gesellte sich Richard an Lias Seite, umarmte sie vorsichtig von hinten und küsste sanft ihren Nacken. Dann flüsterte er ihr leise ins Ohr: "Du weißt, dass ich dich liebe, oder?" Lias Antwort war ein stummes Nicken. Vorsichtig löste sich Richard von ihr und ging zu den Stühlen im Raum, um sich einen neben das Bett zu stellen. "Ich nehme an, dass du dich irgendwie auf das Bett quetschen willst, hm?" Wieder nur ein Nicken von Lia. "Dann versuch ein wenig zu schlafen. Ich passe schon auf, dass Sam nicht weg rennt."

Sam konnte der gesamten Unterhaltung folgen. Weglaufen würde er bestimmt nicht, aber was war in der Hütte im Lager passiert? Er hatte eine Ahnung, hoffte aber, dass er sich irrte. Lia bewegte sich neben ihm und er spürte, wie sich ihr warmer Körper an seinen schmiegte. Es ließ für einen Moment Schmetterlinge in seinem Bauch kreisen. Sie legte ihren Arm über seine Brust. Wie sehr hatte Sam das vermisst.

Mit großer Anstrengung gelang es ihm, ihre Hand zu nehmen. Allein die Sicherheit, dass Lia die Nacht bei ihm bleiben würde, bewirkte, dass er sich besser fühlte. Er merkte, dass sie bereits eingeschlafen war und versuchte, selbst auch ein wenig Ruhe zu finden. Es waren nur Minuten vergangen, als Sam feststellte, dass auch Richard schlief. Es waren anstrengende Tage gewesen, daher war dies kein Wunder. Sam hatte den Gedanken noch nicht ganz zu Ende gedacht, da befand auch er sich schon im Reich der Träume.

Der nächste Morgen begann für Sam relativ früh. Er hörte, dass jemand die Tür öffnete, im Türrahmen stehen blieb, einmal kurz kicherte und den Raum wieder verließ. Vermutlich war es eine Krankenschwester gewesen, die den Anblick, den die Drei boten, witzig fand. Richard und Lia hatten den kurzen Besuch verpasst, denn Sam merkte, dass beide noch schliefen. Deshalb versuchte er, ein wenig zu dösen, um das nervige Piepen neben sich auszublenden.

Es mussten Stunden vergangen sein, als sich Lia regte. Die ungewohnte Geräuschkulisse hatte sie aus dem Schlaf gerissen. Sie sah sich kurz um und entdeckte den immer noch schlafenden Richard. Ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie ihn so sah. Danach widmete sie ihre Aufmerksamkeit Sam. Sie rutschte im Bett so weit nach oben, dass sie sein Gesicht berühren konnte. Erschrocken hielt sie inne, als sie von zwei grünen Augen fixiert wurde. "Sam!? Du kannst mich doch nicht so erschrecken!" stellte sie fest. Sams Blick blieb an ihr haften. Es ärgerte ihn, dass er nichts sagen konnte. Er spürte, dass Lia diesen Moment erst richtig realisieren musste.

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