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Doc DG

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 14:12

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Lia wurde immer noch von dem Albtraum verfolgt und hatte wie schon zuvor, bisher keine Möglichkeit gehabt, aus dem Traum zu entkommen. Sie wühlte sich von einer Seite auf die Andere im Bett, war aber nicht in der Lage wach zu werden. Plötzlich fand sie sich im Dschungel wieder, wo das Unheil seinen Lauf nahm. Sie stand an dem Abgrund und drehte sich wieder zu den finster dreinblickenden Gestalten um. Alles wiederholte sich noch einmal. Noch einmal stürzte Lia den Abgrund hinab und landete unsanft ein paar Meter tiefer wieder auf dem Waldboden. Sie wurde wach.

Mit schmerzverzerrtem Gesicht musste sie feststellen, dass sie aus dem Bett gefallen war. "Hmpf, aua", wimmerte sie leise und stand vorsichtig vom Boden auf. Ein kurzer Blick auf das Bett verriet ihr, dass Richard noch nicht hier gewesen war. Sie zitterte leicht und fror. Lia schnappte sich die Decke vom Bett, wickelte sich darin ein und machte sich auf die Suche nach Richard. Lia hatte das Schlafzimmer im oberen Stockwerk des Hauses gefunden und ging nun die Treppe wieder nach unten. Es bereitete ihr Schmerzen. Innerlich fluchte sie darüber. Wusste aber genau, dass sie nicht unschuldig an diesen Schmerzen war. Sie kam einfach nicht zur Ruhe.

Im Wohnzimmer angekommen, war sie dankbar, dass Richard Licht eingeschaltet hatte, auch wenn es das Wohnzimmer nicht wirklich erhellte, so konnte sich Lia zumindest im Halbdunkeln orientieren. Verwundert sah sie sich um. Konnte sie doch Richard nirgends entdecken. Ein wenig brummig und noch nicht ganz wach, machte sich Lia auf den Weg in die Küche. Sie hatte Hunger. Es war zwar nicht mehr die Zeit, um opulent zu dinieren, aber es war ihr egal. Sie hoffte, dass Sam noch etwas im Kühlschrank hatte, womit Lia etwas anfangen konnte. Richard würde sich schon wieder anfinden, da war sie sich sicher.

Da Lia die Stille im Haus, als unheimlich und unangenehm empfand, sah sie sich gezwungen, mit dem Geschirr, was sie schnell gefunden hatte, mehr Krach zu machen als notwendig gewesen wäre. Hätte sie ein Radio gefunden, hätte sie wohl auch das als Alternative zum Krachen machen eingeschaltet.
Richard schreckte aus seinen Gedanken hoch, als er das Klirren hörte. Schnell war aus dem Flur verschwunden und die Treppe nach oben gegangen. An der Tür zum Keller, blieb er noch einmal stehen, um lokalisieren zu können, wo der Krach herkam. Schnell wurde ihm klar, dass es nur Lia sein konnte, die in der Küche zu Gange war.

"Was machst du denn?" fragte Richard amüsiert, aber dennoch leise. Lia war so sehr damit beschäftig gewesen, die Stille, durch ihren Krach zu bekämpfen, dass sie Richard nicht gehört hatte. So zuckte sie erschreckt zusammen, drehte sich dabei um die eigene Achse und ließ den kleinen Porzellanteller fallen, welcher in tausend Teile zerbrach. "Gott verdammt noch mal Richard", fuhr sie ihn ungewollt an und blickte dabei auf das Scherbenmeer vor sich. "Hmpf, nu guck, kaputt", schmollte sie. Richard kam um ein Grinsen nicht rum. Sie war einfach zu niedlich, wenn sie noch nicht wach war. "Bleib da stehen", sagte Richard, als er sah, dass Lia barfuss durchs Haus gelaufen war. Lia erstarrte zu einer Salzsäule. Wollte sie doch unter keinen Umständen Bekanntschaft mit einer Scherbe machen.

Nachdem Richard, die Scherben beseitigt hatte, erwachte Lia wieder aus ihrer Starre und machte da weiter, wo sie zuvor aufgehört hatte. "Lia?!" Kam etwas vorwurfsvoll von Richard. "Was? Ich hab Hunger", gab sie, wie ein kleines Kind von sich. "Was du nicht sagst. Und was soll das werden, wenn es fertig is?" Richard konnte ihren Arbeitsschritten nicht ganz folgen und war sich auch ziemlich sicher, dass es zu nichts führen würde. Lia klapperte einen Schrank nach dem Anderen ab, bis sie endlich auf Marmelade gestoßen war. Sie reckte sich nach dem Glas, musste aber enttäuscht das Unterfangen aufgeben. Sie war zu kurz. "Menno, warum denn? Was soll denn das? Argh...Richard!!" wetterte Lia. Richard musste lachen. "Ey? Nicht lachen hier. Ich find das gar nicht komisch, dass ich da nicht ran komme." Lia musterte die anderen Hängeschränke. "Dis is hier aber nüscht für kurze." Richard stand auf und ging zu Lia. "Vielleicht auch, damit so jemand wie du nicht mitten in der Nacht die Vorräte plündern kann, hm?" grinsend gab Richard ihr einen Kuss. "Öy?" Lia knuffte ihn in die Seite. "Das stimmt doch wohl überhaupt nicht", entrüstete sich Lia gespielt. Richard kam aus dem Grinsen nicht raus, griff nebenbei in den Schrank und holte das Marmeladenglas raus.

Nachdem Lia sich endlich ein paar Brote gemacht hatte, saß sie mit Richard im Wohnzimmer. "Isch habbb geschlapfen", kam mit vollem Mund von Lia, "können wir jetsch zu Sam pfahren?" Ungläubig sah Richard sie an. "Wie war das? Ich hab kein Wort verstanden. Beiß noch mal ab, vielleicht versteh ich dich dann besser." Das ließ Lia sich nicht zweimal sagen und ließ der Worte Taten folgen. Noch einmal verkündete sie, was sie wollte. Richard bemerkte schnell, dass Lia die paar Stunden Schlaf gut getan hatten. Lia schaute Richard, mit einem dieser Blicke an, denen Richard in den seltensten Fällen widerstehen konnte. "Lia? Jetzt? Es ist mitten in der Nacht", merkte er an. "Stimmt gar nicht, wir haben es kurz vor vier, also isses schon morgen", musste Lia nun doch mal ein bisschen klugscheißen. Richard seufzte, manchmal hasste er es, mit ihr zu diskutieren, insbesondere dann, wenn es um etwas ging, was Lia wollte. Wie jetzt. "Sam wird mit Sicherheit auch noch schlafen. Mal davon abgesehen, dass wir wahrscheinlich gar nicht zu ihm gelassen werden", versuchte Richard Lia die Sache irgendwie auszureden. "Lambert hat gesagt, dass wir jederzeit zu Sam können", maulte Lia. "Damit meinte er aber bestimmt nicht, so eine Uhrzeit."

Lia wurde bockig. Wusste sie doch zu genau, dass ihr Mann Recht hatte, wollte sich dies aber nicht eingestehen. Sie wollte Sam sehen, bei ihm sein. Der Gedanke, dass Sam ein weiteres Mal alleine war, gefiel ihr ganz und gar nicht. "Bitte, lass es uns wenigstens versuchen", sie wollte nicht so einfach aufgeben. "Sam ist schon wieder ganz alleine dort. Ich will das einfach nicht." Richard seufzte erneut. "Lia? Mir gefällt das genauso wenig, aber sie werden uns jetzt nicht zu Sam lassen. Ganz bestimmt nicht. Außerdem möchte ich auch noch gerne ein paar Stunden schlafen." Lia musste einsehen, dass es wohl keinen Sinn machen würde, jetzt weiter darüber diskutieren zu wollen und gab sich geschlagen. "Na gut, dann aber nachher nach dem Aufstehen?" Richard nickte und war froh, dass Lia sich davon abbringen ließ, jetzt zu Sam zu wollen.

Gemeinsam räumten sie noch das Geschirr in die Küche und gingen dann ins Schlafzimmer. Lia musste erst noch einmal wühlen, bevor sie sich bei Richard einrollte, um sich an ihn kuscheln zu können. Wieder dauerte es nicht lange, bis Lia eingeschlafen war.

Als sie das nächste Mal wurde, war sie zu erst durcheinander. Sollte es das erste Mal gewesen sein, dass sie nicht von dem Albtraum heimgesucht wurde? Oder konnte sie sich nur dieses Mal nicht daran erinnern? Sie beschloss, dass sie nicht geträumt hatte. Erinnern wollte sie sich sowieso nicht daran. Da sie im Schlaf gewühlt hatte, lag sie nicht mehr bei Richard. Sie drehte sich zu ihm und sah, dass er noch schlief. Ihr nächster Blick ging zu der kleinen Digitaluhr, auf dem Nachtisch. Sie erschrak. War es doch schon weit nach elf Uhr. Obwohl es schon so spät war, hatte Lia gerade nicht die Lust aufzustehen. Zu sehr, lullten sie, das gleichmäßige Atmen und die Wärme von ihrem Mann wieder ein. Sie robbte das kurze Stück wieder zurück zu Richard und kuschelte sich erneut ein. Es verging noch einige Zeit, bis auch Richard wach wurde und erfreut feststellte, dass Lia noch bei ihm war.

Lia blickte ihm in die Augen und lächelte. "Hey! Gut geschlafen?" Richard richtete sich ein Stück auf und stütze sich mit dem linken Ellenbogen ab. "Ja. Hab ich. Bist du schon lange wach?" Lias Blick ging wieder zur Uhr. "Eine gute Stunde." Richard zog Lia wieder zu sich, gab ihr einen Kuss und drückte sie dann sanft an sich. "Aber jetzt fahren wir zu Sam, oder?" Richard grinste. "Ja, aber erst würde ich gerne in ruhe duschen und etwas frühstücken, einverstanden?" Lia grinste. "Einverstanden, ich komm mit duschen." Damit war Lia auch schon aus dem Bett und wartete ungeduldig an der Tür auf Richard.

Da Richard noch einen kleinen Moment brauchte, um richtig wach zu werden, ging Lia ohne ihn schon ins Bad und verschwand unter der Dusche. Zum wiederholten Male, merkte Lia, wie gut eine Dusche tat und ließ das warme Wasser auf sich herab prasseln. Einen Augenblick später gesellte sich Richard zu Lia mit unter die Dusche. Sie drehte sich zu ihm und gab ihm einen zärtlichen Kuss, der seine Wirkung bei Richard nicht verfehlt hatte. Lia grinste leicht triumphierend und ließ ihre Hände über seinen durchtrainierten Oberkörper wandern. Trotz der Tatsache, dass die Dusche warmes Wasser abstrahlte, erkannte Lia eine leichte Gänsehaut bei ihrem Mann und merkte, dass er ihre Berührungen genoss. Lia machte weiter und strich ihm sanft über seine Brust, eh sie anfing diese mit Küssen zu bedecken. Auch Richards Hände begannen zu wandern und streichelten vorsichtig über Lias Körper. Leise stöhnte sie auf, war es doch schon einige Zeit her, in der sie mit Richard in vertrauter Zweisamkeit gewesen war.

Richard und Lia vergaßen alles um sich rum und gaben sich dem jeweiligen Partner vollkommen hin. Jede Berührung, jeder Kuss wurde intensiv wahrgenommen und jede einzelne Sekunde wurde ausgekostet. Keiner der Beiden war bereit gewesen, den Anderen von seinem quälenden Verlangen zu befreien. Zu groß war die Sehnsucht danach, um es zu schnell aufgeben zu wollen. Schließlich war es Lia, die danach bettelte erlöst zu werden. Ihr gesamter Körper zitterte und begann schließlich zu beben. Sie bäumte sich auf und krallte sich in Richards Nacken fest, ehe sie fast zeitgleich mit Richard kraftlos zusammen sackte. Beide brauchten einen Moment, um wieder zu Kräften zu kommen und die Dusche verlassen zu können.

Lia schlang sich ein Handtuch um und verschwand wieder in Richtung Schlafzimmer. "JETZT!" begann sie, "jetzt hab ich auch Hunger."

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 14:13

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Es war eine Stunde vergangen und Lia saß nun auf dem Beifahrersitz des Mietwagens, den ihr Mann soeben organisiert hatte. Die Fahrt zum Hauptquartier der NSA verlief schweigend. Jeder der beiden Insassen hing seinen eigenen Gedanken nach. Richard wunderte die Stille von Lia, doch er wusste, dass Sam ihr fehlte, obwohl sie gerade auf dem Weg zu ihm waren. Gedankenverloren starrte er auf die Strasse vor sich. "Wo müssen wir eigentlich hin?" fragte er schließlich. Überrascht sah Lia ihn an. Ohne zu antworten kramte sie ihr Handy heraus und sah es verwirrt an. Wen wollte sie anrufen? Mit der freien Hand suchte sie in einer anderen ihrer Jackentaschen und förderte Sams Handy zu Tage.

Triumphierend hielt sie es Richard entgegen. "Werden wir gleich wissen", stellte sie lächelnd fest und lies das Gerät eine der wenigen Nummern aus dem Telefonbuch wählen. Nach kurzem Klingeln hatte sie Lambert in der Leitung und schilderte ihm ihr Dilemma. Er lotste die Beiden per Telefon zum richtigen Ort und verabredete sich mit ihnen am Haupteingang.

Nur fünf Minuten später hatten Richard und Lia in Begleitung von Lambert den Vorplatz des NSA-Gebäudes überquert und traten in die riesige Eingangshalle, auf dessen Erde das NSA-Zeichen prangte. Lambert ging voraus und führte seine beiden Besucher zu einem Aufzug. "Welche Etage?" fragte Lia aufgeregt und wollte auf eine der Steuertasten des Liftes drücken. Doch Lambert packte ihren Arm. "Nicht, sonst löst du einen Alarm aus." Erstaunt sahen Lia und ihr Mann Lambert an. Er drückte auf die Taste mit der Beschriftung "E-3". Sanft setzte sich der Fahrstuhl nach unten in Bewegung.

Als sie drei Etagen tiefer ausstiegen und die Türen sich geschlossen hatten, beantwortete Lambert endlich die ungestellte Frage: "Das ist ein Sicherheitsverschluss. Nur bestimmte Fingerabdrücke dürfen die Tasten drücken, da wir ein Hochsicherheitsbereich sind." "Normal sind gar keine Besucher zugelassen, wie?" wollte Richard neugierig wissen. "Stimmt genau. Nur ab und zu machen wir Ausnahmen." "Und warum sprechen wir erst jetzt darüber?" fragte Lia. "Weil es oben nur so von Kameras und Abhöreinrichtungen wimmelt", gab Lambert zur Antwort.

Während des Gesprächs hatten sie den Weg zu Sams Krankenzimmer zurückgelegt und Lambert öffnete vorsichtig die Tür. Er winkte Lia und Richard herein und ließ sie passieren. Im Vorbeigehen flüsterte er den Beiden noch zu: "Er schläft, also seid leise." Nach diesen Worten verließ er den Raum und schloss fast vollkommen geräuschlos die Tür hinter sich. Damit waren Richard und Lia allein mit Sam.

Sam lag ruhig in einem Bett und schlief tief und fest. Von den ganzen Geräten, an die er in Argentinien angeschlossen worden war, fehlte jede Spur. Nur eine kleine Nadel mit einem Infusionsschlauch verschwand in Sams linker Armbeuge. Es war fast totenstill in dem Raum, man konnte lediglich Sams gleichmäßiges Atmen vernehmen. Lia wollte sich sofort zu ihm aufs Bett setzen, doch Richard hielt sie zurück. "Pssst", machte er, "lass ihn schlafen. Wir können uns auch so neben das Bett setzen." Dabei deutete er mit dem Kopf auf die beiden Stühle, die schon neben dem Bett standen.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 14:14

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Sie seufzte, wollte sie doch lieber ganz nah bei Sam sein. Stattdessen gab sie nach und folgte der Geste ihres Mannes, der sich bereits auf einen der beiden Stühle gesetzt hatte. So ganz konnte sie es doch nicht lassen. Lia rückte ihren Stuhl so nah wie möglich ans Bett ran. Sie verschränkte ihre Arme auf einem kleinen freien Stück auf dem Bett und legte ihren Kopf darauf ab, um Sam beobachten zu können. Sie sah aus dem Augenwinkel, dass Richard den Kopf schüttelte, es war ihr egal. Sie war der Aufforderung schon nachgekommen, sich nicht auf das Bett zu setzten, aber zumindest so wollte sie bei Sam sein.

Verträumt fing sie an, mit ihren Fingern, über Sams rechten Arm zu streichen. "Lia? Lass ihn doch schlafen", hörte sie ihren Mann von der anderen Seite des Bett, leise mahnen. Sie schmollte ihn nur an. Lia hatte nicht die Absicht Sam aufzuwecken, unter gar keinen Umständen. Aber dem Verlangen, was in ihr hoch kam, Sam zu berühren, musste sie nachgehen. Er fehlte ihr. Sie überlegte kurz, wie Richard es schaffte, sich so sehr zusammen zu reißen. Hatte er ihr doch gesagt, dass ihm Sam auch fehlte. Ein leises Seufzen kam Lia über ihre Lippen und ihr Blick ging von Sam zu ihrem Mann und wieder zurück. Sie liebte beide so sehr, dass es manchmal schon weh tat in ihr. Die Tatsache, dass Sam immer noch nicht wieder bei ihnen war, machte es für Lia nur noch schlimmer. Auch wenn sie im Moment in seiner Nähe war, wusste sie doch, dass sie wieder gehen musste. Sie würde es nicht wollen, muss sich aber den Forderungen Lamberts beugen. So viel war ihr klar. Auch wenn es ihr wahnsinnig schwer fallen wird.

Sie horchte in sich rein und wusste, dass sie so lange diesen Platz nicht verlassen würde, wie es möglich war, beziehungsweise Lambert sie auffordern würde zu gehen. Die Stille, die in dem Raum herrschte gefiel Lia nicht. Es ließ sie zu sehr in Gedanken versinken. Sie merkte, wie ihr immer noch die Schmerzen zu schaffen machten. Erst jetzt fiel ihr ein, dass sie einen Arzt aufsuchen sollte. Sie hoffte, dass Richard sich nicht gerade jetzt daran erinnern würde. Sie wollte hier nicht weg. Unter gar keine Umständen.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 14:14

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Selbst wenn Richard daran gedacht hätte, dass Lia noch zum Arzt sollte, er wäre wohl kaum dazu in der Lage gewesen, sich jetzt ein weiteres Wortgefecht mit Lia zu erlauben. So ließ er sie gewähren, während er Sams ruhigen Schlaf beobachtete. Es war ein Bild, dass beide selten so gesehen hatten, denn meistens war Sam vor ihnen wach gewesen.
Es waren Stunden vergangen, als Lambert vorsichtig den Raum betrat. Lia wusste sofort, dass er sie wegschicken wollte und sah auf die Uhr. Lambert sagte nichts, bedeutete den Beiden aber, mit auf den Flur zu kommen. Schweigend folgten sie der Aufforderung.

Die Tür war gerade ins Schloss gefallen, als Lia schon protestierte: "Ich will nicht hier weg. Ich kann Sam nicht länger alleine lassen." Sie zog ihren typischen Schmollmund. Lambert lächelte: "Ihr könnt gerne hier bleiben, aber Sam muss ich wohl für ein paar Stunden entführen." "Warum?" wollte Lia besorgt wissen. Lambert hatte mit dieser Frage nur allzu sehr gerechnet. "Wir werden ihn durchchecken und dann einen Termin für seine Entlassung festlegen. Im Bett liegen kann er auch zuhause." Lias Gesicht hellte sich auf. "Und wann wird das sein?" fragte Richard. "Vielleicht schon morgen", war Lamberts Antwort. "Dann lass uns nach Hause fahren", meinte Richard, an seine Frau gewandt. Lia öffnete die Tür ein Stück und warf einen letzten Blick auf Sam, bevor sie sich ihrem Mann anschloss und zusammen mit ihm das Gebäude verließ.

Sam saß in Lamberts Büro und sah sich seinem grinsenden Chef gegenüber. "Was ist denn los?" fragte Sam irritiert. "Das hab ich bei dir noch nie erlebt, dass du deinen Besuch verschläfst." Lamberts Grinsen wurde breiter, doch Sam konterte nur: "Ich glaube, ich werde langsam so alt wie du." Schnell wechselte sein Freund das Thema: "Sam, ich habe Grim gesagt, dass sie dich nach Hause fahren kann, wenn du soweit bist." Jetzt umspielte ein Lächeln Sams Lippen. "Du weißt, ich mag Überraschungen, wie?" Wortlos erhob sich Lambert und Sam tat es ihm gleich. In jenem Moment öffnete sich die Tür und Grim trat ein. Sie musterte Sam einmal von oben bis unten und grinste ihn verführerisch an. "Oh, du bist wieder in einem Stück?" "Grim", kam es energisch von Lambert, doch Sam winkte ab und sagte: "Lass es, Lambert. Das sind eben unsere Umgangsformen."

Eine gute halbe Stunde später befanden sie sich auf dem Weg zu Sams Haus. Die Fahrt war bis zu diesem Zeitpunkt schweigend verlaufen. Es war Grim, die die Stille brach: "Sam?" "Hm?" kam seine abwesende Antwort, doch dann riss er sich zusammen, wandte sich ihr zu und fragte: "Was ist denn?" Es war offensichtlich, dass Grim etwas sagen wollte, doch sie schien noch nach den richtigen Worten zu suchen. "Ach nichts", sagte sie schließlich und konzentrierte sich wieder auf das Fahren. Irritiert musterte Sam sie von der Seite.

Die Beiden waren immer gut miteinander ausgekommen, doch dieser Moment war das erste Mal, dass sie sich privat trafen, insofern man diesen Augenblick so nennen konnte.
Kurze Zeit später erreichten sie das Haus. Sam stieg aus und Grim tat es ihm gleich. Sie wollte ihn, wie es aussah, unbedingt bis ins Haus begleiten. Sam seufzte, war ihm doch klar, dass Grim nichts von seiner Beziehung wusste und dementsprechend dumm gucken würde. Trotzdem machte er sich auf den Weg ins Haus, denn er war sich nie sicher gewesen, was zwischen ihm und Grim lief.

Als er das Wohnzimmer betrat, sahen ihm Richard und Lia vollkommen überrascht vom Sofa entgegen. Beide brauchten einen Moment, bis sie die Überraschung verdaut hatten. Vor allem, als plötzlich Grim hinter ihm durch die Tür trat. "Wer ist denn das?" fragte sie erstaunt. Sams Antwort darauf war überraschend kalt: "Ich hab dich nicht mit herein gebeten." Grims Miene spiegelte die Ungläubigkeit wieder, die sie in jenem Augenblick empfand. Erst jetzt zeigte sie offen, was sie für Sam fühlte, denn sie drehte sich wortlos um und stapfte wutentbrannt aus dem Haus. Man konnte hören, wie die Reifen des Wagens beim Anfahren durchdrehten und das Motorengeräusch schließlich leiser wurde, je mehr sich das Fahrzeug entfernte.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 14:16

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Lia war über den Abgang der jungen Frau etwas verwundert, doch ihre Freude darüber, dass Sam endlich bei ihr war, ließ ihre Verwunderung schnell verfliegen. "Saaaaam", sie hievte sich von der Couch und hüpfte Sam entgegen. "Langsam", sagte dieser leicht grinsend, als Sam Lias Vorhaben wahrnahm. Lia stoppte vor Sam, blickte ihn kurz an und fiel ihm dann doch um den Hals. "Hmpf!" Lia war überglücklich, dass nun alle wieder beisammen waren. Sie küsste Sam lange und ausgiebig. Schließlich war es Richard, der Sam von Lia befreite. "Nun lass ihn doch erst mal richtig rein kommen." Damit löste er Lia von Sam, so dass er nun endgültig ins Wohnzimmer eintreten konnte.

Richard und Sam blickten sich an. Gaben sich dann doch einen Kuss zur Begrüßung. Obwohl es nur ein kurzer Kuss gewesen war, bekam Lia wieder dieses wohlige Gefühl in ihrem gesamte Körper, dass sich neuerdings immer dann einstellte, wenn sie Sam und Richard zusammen sah. Sam ließ sich derweil auf sein Sofa nieder und guckte Richard und Lia fordern an. Richard konnte mit dem Blick zunächst nichts anfangen, Lia dafür umso mehr. Flink war sie bei Sam auf dem Sofa und kuschelte sich an. Nun begriff auch Richard, was los war und grinste. "Lia? Sam braucht auch hier noch Ruhe", kam in einem leicht vorwurfsvollen Ton von ihrem Mann. "Aber....ich...ich mach doch gar nichts", schmollte sie und zog Richard nun mit auf das Sofa, "komm lieber her, statt zu seiern." Glücklich strahle Lia ihre beiden Männer an.

Sam machte sich auf dem Sofa lang. Lia wühlte und drehte sich so lange bis sie endlich eine Position gefunden hatte, die ihr zusagte. Sie hatte sich bei Richard so eingekuschelt, dass Sam seinen Kopf bei ihr auf den Bauch legen und sie ihm durch sein Haar streichen konnte. Wieder machten sich die Schmerzen bemerkbar. Lia überging sie. Sie wollte sich jetzt nicht fort bewegen. Daher ignorierte sie einfach die aufkommenden Schmerzen. Warum sollte es ihr besser gehen, als Sam oder Richard? Da musste sie jetzt durch. Das Gefühl mit Sam und Richard kuscheln zu können, überwog ihre Schmerzen.

Es verging eine Weile, in der die Drei einfach nur schweigend auf dem Sofa rumkuschelten. "Wer war das vorhin?" wollte Richard nun doch wissen. "Grim, wir arbeiten zusammen." "Aha, warum ist sie denn so beleidigt abgerauscht?" fragte nun Lia, die sich vorher überlegt hatte, nicht die erste sein zu wollen, die Sam danach fragte. Sam drehte leicht seinen Kopf, um Lia als auch Richard anzusehen. Er seufzte. "Ich denke, dass sie mir etwas sagen wollte." "Etwas sagen wollte?" kam erst etwas dümmlich von Lia, bis sie schließlich den Sinn der Worte verstand und grinste. "Ach...ernsthaft? Du meinst, dass sie sich in dich verliebt hat?" Sam drehte sich noch ein Stück um die eigene Achse, um Lia nun richtig ansehen zu können. "Ich weiß es nicht mit Sicherheit, aber es wäre meine Vermutung." Lia schwieg einen Augenblick. "Sie wusste gar nicht, dass du in einer Beziehung bist, richtig?" Sam verneinte stumm.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 14:16

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Richard beobachtete das Gespräch schweigend. Sam sah noch immer Lia an, bemerkte aber den Blick von Richard, ohne darauf weiter einzugehen. Schließlich erhob sich Sam von der Couch. Die Blicke von Lia und Richard folgten ihm. "Ich sollte wohl besser mit ihr sprechen", stellte Sam etwas gedankenverloren fest. "Jetzt?" fragte Lia ungläubig und Richard fügte skeptisch an: "Ich würde das Ganze erstmal einen Moment sacken lassen. Sie muss das von eben wahrscheinlich erst noch verstehen." Sam musterte die Beiden einen Moment. "Warum sollte ich noch länger warten? Wir haben dieses Spielchen viel zu lange offen gelassen und wenn wir schon anfangen, es nun endlich in eine bestimmte Richtung zu drängen, dann sollten wir es auch irgendwann ohne weitere Missverständnisse beenden."

Lia packte sich Sam und zog ihn zurück auf das Sofa. "Du bist gerade erst wieder hier, da kannst du doch nicht schon wieder weg wollen!" "Lia", begann Sam, "ich will das lieber sofort klären. Wenn Grim mich aus Eifersucht oder was auch immer bei meinem Job im Stich lässt, dann..." Er brach den Rest des Satzes ab, wollte er doch weder Lia noch Richard verunsichern. Er wusste nur zu gut, dass wenn Grim ihm im Einsatz auch nur eine falsche Information gab, diese über sein Leben entscheiden konnte. "Dann was?" fragte Richard alarmiert. Sam sah ihn nur einen Moment durchdringend an, ohne zu antworten. Doch Richard bohrte weiter: "Was ist dann??" Zuerst kam ein Seufzen von Sam, bevor er, der Frage ausweichend, zurückgab: "Morgen ist auch noch ein Tag."

Sam lag wach, wie so oft. Seine Gedanken kreisten um die Geschichte mit Grim. Hätte sie nicht schon viel früher für klarere Verhältnisse sorgen können? Aber irgendwie war Sam nicht ganz unschuldig daran, das wusste er. Sein Blick ging zur Uhr. Viertel vor Fünf. Zu früh, um sich auf den Weg zu machen. Aber weiter untätig im Bett liegen konnte er auch nicht. Also raffte sich Sam auf und verließ das Schlafzimmer.

Sein Weg führte ihn in den Keller. Er betrat einen der Räume, die Richard trotz seiner Neugier nicht erreicht hatte. Es war eine kleine Umkleide mit einer Dusche. Sam öffnete einen der Spinde darin und erstarrte. Sarah sah ihm von einem Bild entgegen. Einen Moment zögerte er, dann ließ er seine Finger langsam über den Rahmen laufen. Er vermisste sie, keine Frage. Dann gab er sich einen Ruck und zog sich eine der langen Sporthosen über, bevor er sich in den Fitnessraum begab und dort ein paar Aufwärmübungen absolvierte.

Richard wurde wach, weil die ersten Sonnenstrahlen durch das offene Fenster hereinstrahlten. Er bemerkte sofort, dass Sam verschwunden war. "Genau so schlimm wie Lia", murmelte er leise und raffte sich auf, um nach Sam zu suchen. Ein Blick aus dem Fenster verriet ihm, dass er noch irgendwo im Haus oder aber zumindest auf dem Grundstück sein musste. Richard zog sich nur kurz eine seiner Trainingshosen über und machte sich im Schlabber-Look auf die Suche. Die offene Kellertür verriet ihm, dass Sam sich unten befinden musste. Leise ging er die knarrende Treppe herunter, nur um Sam gerade beim Gewichte stemmen im Fitnessraum aufzufinden.

"Sag mal, hast du sie noch alle?" fragte er ungläubig im Türrahmen stehend. Sam ließ sich weder von Richards Anwesenheit noch von seinen Worten beeindrucken. "Warum?" war seine Gegenfrage. Richard verdrehte genervt die Augen. "Du sollst im Bett liegen und nicht Gewichte stemmen", belehrte er den Trainierenden. Sam setzte das Trainingsgerät in der dafür vorgesehenen Vorrichtung ab und setzte sich auf. "So? Lia hält sich auch nicht an das, was man ihr vorschreibt, also warum sollte ich das dann tun?" Die Frage war berechtigt, das musste sich Richard eingestehen.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 14:17

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Lia erwachte, durch einen Sonnenstrahl, der ihr genau ins Gesicht schien. "Hmpf, nee ne?" Sie drehte sich um und musste bedrückt feststellen, dass die rechte also auch die linke Seite von ihr leer war. Murrend wühlte sie sich unter der Decke hervor. "Da soll noch einer mal was sagen, dass ich immer durch die Gegend turne morgens." Sie stand zwar gerne vor ihrem Mann auf, aber hasste es nach wie vor, wenn sie alleine gelassen wurde im Bett. Sie wühlte ein weiteres Mal. Ihr Körper zollte ihr nun den Tribut. Sie hatte Schmerzen. Vom Krankenhaus hatte sie keine Schmerzmittel mitbekommen, sollte sie doch eigentlich einen Arzt aufsuchen. Es schwindelte ihr. Lia ließ sich wieder in die Kissen zurück sinken und schloß die Augen. Sie wollte nicht liegen bleiben, würde dies dann auch bedeuten, dass sie alleine blieb im Schlafzimmer, jedoch schien ihr Körper ihr keine andere Wahl zu lassen.

Nicht nur, dass Lia morgens eigentlich sowieso unausstehlich war, hinzu kam nun auch noch, dass sie bockig wurde, weil sie nicht fähig war, dass Bett verlassen zu können, ohne das sich ihr Körper gleich wieder durch immense Schmerzen bemerkbar machte. Sie wollte es nicht, konnte es aber nicht verhindern. Die Aussicht, dass sie liegen bleiben musste, gefiel ihr nicht und verursachte, dass es ihr bereits am frühen morgen nicht gut ging. Sie hatte versucht stark zu sein, wollte keine Schwächen zeigen, gegenüber ihrem Mann oder Sam. Jetzt schien sie an einen Punkt angelangt zu sein, wo es nicht mehr ging. Ihre Gedanken rasten, wie ein Tornado durch ihr Gehirn. Übelkeit machte sich breit. Lia wusste, dass sie es nicht mehr rechtzeitig ins Bad schaffen würde, wenn sie es jetzt nicht aus dem Bett schaffte. Mit zusammen gebissen Zähnen, raffte sie sich, so schnell es ging auf. Die Schmerzen schienen ihr die Luft abzuschnüren, was die Übelkeit und den wieder aufkommenden Schwindel nur noch verstärkte.

Mit aller letzter Kraft schleppte sich Lia ins Bad und unterhielt sich einige Zeit mit der Porzellanschüssel. Sie glaubte eine Ewigkeit darüber gehangen zu haben. Immer noch war ihr schwindelig und der Boden unter ihren Füßen, schien nicht still stehen zu wollen. Sie stütze sich am Waschenbecken, um nicht gänzlich das Gleichgewicht zu verlieren. Statt einfach einen Moment stehen zu bleiben, oder sich auf den Boden zu setzten, musste Lia wider besseren Wissens, weiter gehen. Schnell merkte sie, wie die aufkommende Schwärze sie einholte und dann über sie her fiel.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 14:17

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Ein dumpfes Ploppen ließ die beiden Männer im Keller erschreckt zusammenzucken. Sie sahen sich einen Moment verwirrt an, bevor sich Richard auf den Weg nach oben machte. Sam griff zu einem Handtuch, das er neben sich auf dem Boden abgelegt hatte, und begann, seinen verschwitzten Körper abzutrocknen, während auch er sich auf den Weg ins obere Geschoss machte. Er hatte gerade den Treppenabsatz erreicht, als er Richards schockiertes "Lia!?" hörte. Das Handtuch hatte er sich um den Hals gelegt und in diesem Moment wischte er sich leise seufzend mit eben jenem Tuch in der Rechten den Schweiß von der Stirn. Er ahnte, was los war. "Saaam?" "Warte, ich bin sofort da", gab Sam auf Richards Ruf zurück.

Eilig suchte Sam ein anderes Tuch und ging ins Bad, wo er erst kaltes Wasser über das Tuch laufen ließ, bevor er sich neben Richard auf den Boden kniete und es Lia vorsichtig auf die Stirn legte. Schließlich hievte Richard seine Frau hoch und trug sie zum Bett, auf dem er sie sanft ablegte. "War sie beim Arzt?" wollte Sam wissen, der ihm leise gefolgt war. Richard schüttelte den Kopf und antwortete: "Nein. Wir hatten bisher noch nicht so Recht die Zeit dafür." "Dann ruf ich jetzt einen Arzt", gab Sam zurück und war auch schon aus dem Schlafzimmer verschwunden.

Einige Minuten später betrat Sam wieder das Schlafzimmer. Er hatte sich ein T-Shirt übergezogen, das somit den Blick auf seinen muskulösen Oberkörper verwehrte. Richard blickte auf. "Der Doc wird in zehn Minuten hier sein", teilte Sam ihm mit. Richard wurde das Gefühl nicht los, dass Sam irgendetwas bedrückte. "Du willst die Sache mit deiner Kollegin klären?" Sam nickte nur. "Dann tu dir keinen Zwang an", grinste ihn Richard aufmunternd an. "Es wird wohl nicht lange dauern", sagte Sam und verschwand ins Bad, um zu duschen. In dieser Zeit wich Richard keinen Millimeter von Lias Seite. Vorsichtig strich er ihr übers Gesicht. "Was machst du bloß auch immer für Sachen", murmelte er leise.

Eine Stunde später erreichte Sam Grims Wohnung. Die Adresse hatte er vor langer Zeit bei einem Blick in ihre Akte gesehen und sich diese gemerkt, für den Fall, dass er sie einmal brauchen würde. Seufzend stieg er aus dem Mietwagen und warf die Tür zu. Per Knopfdruck verriegelte er den Wagen und sprang elegant auf den Bürgersteig. Mit ein paar schwungvollen Schritten stand er vor der Tür des Mehrfamilienhauses. Er zögerte einen Moment, betätigte dann aber doch die Klingel mit dem Namen 'Grimsdottir'.

Es dauerte nur einen kurzen Moment bis der Türöffner ein Summen von sich gab und damit die geschlossene Tür zur Öffnung freigab. Entschlossen schob Sam die Tür auf und machte sich auf den Weg nach oben. Wie er es sich schon gedacht hatte, war die Wohnung im obersten Geschoss. Da sich an den einzelnen Wohnungstüren keine Klingeln befanden, klopfte Sam vorsichtig an der hölzernen Tür. Während er wartete, musterte er das Treppenhaus. Der Flur wirkte wegen seines weißen Anstrichs fast wie in einem Krankenhaus. Die weißen Fliesen taten ihr Übriges dazu.

"Sam?" kam überrascht von Grim, die soeben die Tür geöffnet hatte. Sam wandte sich ihr zu und suchte den Blickkontakt. "Können wir miteinander reden?" fragte er ernst. Grim musterte ihn einen Moment, gab dann aber den Weg in ihre Wohnung frei und bat ihn herein. Sie führte Sam in ihr Wohnzimmer und fragte ihn, ob er etwas trinken wolle, was dieser aber verneinte. "Es ist wegen gestern, nicht wahr?" fragte Grim etwas bedrückt. Sam saß direkt neben ihr und sah sie nachdenklich an. Er konnte seinen Blick nicht von ihr nehmen, denn aus irgendeinem Grund tat es ihm weh, dass sie nicht schon viel früher offen darüber gesprochen hatten.

Grim bemerkte seine Unsicherheit. "Es tut mir leid, ich hätte nicht einfach...", begann sie, wurde aber von Sam unterbrochen. "Nein, Grim. Es ist nicht deine Schuld. Ich bin die ganze Zeit einfach nur zu blind gewesen, um es zu verstehen." Sie spürte, dass er es wirklich bedauerte. Gleichzeitig irritierte es sie aber auch. "Sam? Ich hab mich in dich verliebt, als ich dich das erste Mal gesehen habe. Und die ganzen Einsätze... deine Stimme hat mir jedes Mal ein Kribbeln im Bauch verschafft. Aber ich habe mich nie getraut, es dir gegenüber zuzugeben. Vielleicht bekommen wir später noch einmal eine Chance, aber im Moment möchte ich, dass wir wenigstens Freunde bleiben können." Grim hatte Sam gegenüber nie so ernste Worte gewählt. Er wusste, dass sie es ernst meinte und dass sie bereit war, seine Beziehung zu akzeptieren.

Es war nicht seine Art, aber in diesem Moment musste Sam Grim einfach in den Arm nehmen. Er war sich nicht im Klaren, welchen Streich ihm seine Gefühle gerade spielten, aber er wollte ihren Körper an seinem spüren. Grim ließ es geschehen, wunderte sich aber über Sams Verhalten. Und seine nächste Aktion brachte sie dann vollends durcheinander. Sam hatte mit seiner Rechten sanft ihre Wange berührt und küsste sie nun. Grim wusste gar nicht, wie ihr geschah und war vollkommen perplex. Sie fühlte, wie er sie sanft nach hinten auf die Couch drückte. In diesem Moment konnte sie wieder einen klaren Gedanken fassen und schob ihn vorsichtig ein Stück von sich weg. "Sam? Was soll das werden?" fragte sie verwirrt. Dabei blickte sie ihm direkt in die Augen. Unsicher wich er dem Blick aus und lehnte sich zurück. Er wusste selbst nicht, was er damit bezwecken wollte.

Schweigend und unschlüssig blieben Beide auf dem Sofa sitzen. Schließlich erhob sich Sam, entschuldigte sich kurz und wollte gerade die Wohnung verlassen, als Grim ihn von hinten am Arm packte. "Freunde?" fragte sie und sah ihn hoffnungsvoll an. Sam nickte nur kurz und sah sie verunsichert an. Grim musste grinsen. "Es gibt auch freundschaftliche Umarmungen", versicherte sie ihm. Vorsichtig kam Sam ein Schritt auf sie zu, umarmte sie kurz und ging dann. Wehmütig sah Grim ihm hinterher. Was wäre passiert, wenn sie ihn hätte gewähren lassen? Sie wusste es nicht und war sich sicher, dass Sam es selbst nicht gewusst hätte.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 14:17

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Der Arzt, war, wie Sam gesagt hatte, innerhalb der nächsten Minuten eingetroffen, sehr zur Erleichterung Richards. Der Arzt untersuchte Lia, nahm ihr Blut ab und ließ für sie ein Medikament da, um die Schmerzen stillen zu können. "Die Ergebnisse des Bluttests, werden in zwei Tagen vorliegen, ich melden mich dann, wenn ich das Ergebnis habe", er verabschiedete sich von Richard, trat aus der Tür raus und ging dann zu seinem Auto. Richard blickte zur Uhr. Er wusste zwar nicht mehr ganz genau, wann Sam das Haus verlassen hatte, war aber der Meinung, dass Sam etwas gesagt hatte, wie, es würde nicht so lange dauern. Schulter zuckend begab er sich wieder ins Schlafzimmer.

Einige Zeit später hörte Richard einen Wagen vorfahren. Er stand auf und ging zum Fenster. Eigentlich hatte er schon geahnt, dass es nur Sam sein würde, wollte sich aber noch mal vergewissern. Da alle Türen offen standen, konnte er hören, wie Sam unten das Haus betrat. Richard wollte nach unten gehen zu Sam, als sich Lia regte. Langsam öffnete sie ihre Augen und sah ihn an. "Wie fühlst du dich?" Ein flüchtiges Lächeln huschte über Lias Gesicht. "Blendet", gab sie kraftlos von sich. "Hmpf! Lia? Lüg mich nicht an." "Wie soll es mir schon gehen? Ich weiß es nicht." Sie versuchte sich ein wenig zu bewegen und spürte, dass die Schmerzen nicht mehr so stark waren, wie einige Stunden zuvor. Sie wollte sich aufsetzen. "Nichts da. Der Arzt hat dir Bettruhe verordnen", Richard drückte Lia wieder sanft zurück in die Kissen. "Hmpf, davon weiß ich nichts" maulte sie rum, überlegte dann und fragte: "Welcher Arzt?" Richard grinste. "Der, der vorhin hier war. Lia? Du bist im Bad zusammen gebrochen, is dir das eigentlich klar?" Für Richard hatte es nicht den Anschein, dass Lia das überhaupt noch wahrgenommen hatte. Er konnte sehen, wie sie angestrengt überlegte. "Offensichtlich wohl nicht, hm?" Unsicher schüttelte Lia den Kopf. Suchend blickte sie sich im Zimmer um, "wo ist Sam?" "Hier", vernahm sie plötzlich aus dem Türrahmen. Sie drehte sich in die Richtung, aus der sie Sam gehörte hatte und lächelte ihm entgegen.

"Muss ich fragen, wie es dir geht, und sagst du freiwillig, wie du dich fühlst?" fragte Sam leise. Lia wendete ihren Blick verschämt ab. "Aha!" "Du sollst doch auch noch..." Richard unterbrach sie. "Jetzt sorgen wir erstmal dafür, dass du wieder auf die Beine kommst, dann kannst du rum quacken, was andere sollen." Es kam nicht sehr häufig vor, dass Richard klipp und klar äußerte, was er von Lia wollte. Meistens nur dann, wenn es gar nicht mehr anders ging, wie jetzt in diesem Fall. Normal ließ er seiner Frau viel Raum, da er überzeugt war, dass sie weiß, was sie tut. Nur dieses Mal hatte sie es gewaltig übertrieben. Lia wusste, an Hand des Tonfalls, dass jetzt mit Richard nicht mehr gut Kirschen essen war. Sie wollte es sich nicht verscherzen, drehte sich stillschweigend in die Decke ein und rollte sich ein Stück näher an Richard ran. Ihr Blick ging abermals zu Sam. Sie hoffte, dass er, ohne das sie was sagen musste, sich dazu legen würde. So ganz war sie sich gerade nicht sicher, ob dies der Fall sein würde. Sam schien, mit den Gedanken, mal wieder ganz woanders zu sein. Sie seufzte innerlich und brach den Blickkontakt ab.

Lia hatte ein paar Stunden geschlafen, fühlte sich aber noch nicht wirklich besser. Richard hatte in der Zeit, wie sie geschlafen hatte, ein Glas Wasser besorgt und ihr kurz nach dem Wachwerden eine Tablette unter die Nase gehalten. Welche sie ohne große Proteste auch einnahm. Das Medikament bewirkte, dass Lia wieder schläfrig wurde und kurz nach der Einnahme wieder schlief. Die kommenden 48 Stunden verliefen sehr ruhig. Da Lias Körper sich nun endlich zurückholte, was sie ihm so lange verwährt hatte. Richard und Sam sprachen nicht viel miteinander. Sie genossen die Ruhe. Beide wussten, wenn Lia wieder Fit genug war, dass es mit der Ruhe auch vorbei sein würde.

Der folgende Morgen begann für Sam und Richard relativ früh, da beide durch das Klingeln des Telefons geweckt wurden. Lia hingegen kümmerte es nicht. Sie hörte es nicht ein Mal. Sam war schnell aus dem Bett und am Telefon. Einen kurzen Augenblick später, stand er wieder im Schlafzimmer. "Der Arzt, er will mit Lia sprechen." Richard blickte auf seine immer noch tief schlafende Frau. "Ich geh schon", damit erhob sich nun auch Richard und suchte das Telefon auf. Sam überlegte erst, entschloss sich dann aber dazu, bei Lia zu bleiben, bis Richard wieder kommen würde, vom Telefonieren. Es dauerte einen Moment bis Richard wieder im Schlafzimmer stand.

Fragend sah Sam ihn an. Richard wirkte etwas abwesend und blickte aufs Bett zu Lia. Er konnte den Blicken von Richard nichts abgewinnen und musste schließlich laut fragen: "Was ist?" Immer noch schaute Richard leicht verwirrt zu Lia, bis es ihm gelang, seinen Blick Sam zu zuwenden. Dieser legte nun den Kopf schief und sah Richard an. "Was ist? Was wollte er?" fragte Sam nun schon zum zweiten Mal. Erst jetzt erwachte Richard wieder aus seiner erstarrten Haltung. Er grinste Sam an und nahm dann wieder seinen Platz an Lias Seite ein. "Richard?" sprach Sam ihn nun zum dritten Mal an, zeitgleich bewegte sich Lia ein wenig, schlief aber weiter. Diese beiden Faktoren sorgten endlich dafür, dass Richard aus seiner geistigen Abwesenheit erwachte. "Tut mir leid", entschuldigte er sich. Sam seufzte und sah Richard durchdringend an. Dieser fixierte nun endlich mal Sam, sah ihm in seine grünen Augen und anschließend wieder zu Lia.

Sam wurde langsam ungeduldig. "Hallo?" kam nun schon etwas gereizter. Richard schreckte auf. "Lia ist...", er brach ab. Musste Richard doch erst mal selber begreifen, was der Arzt ihm am Telefon gesagt hatte.

Sam musste sich zusammen reißen, dass er nicht endgültig seine Engelsgeduld verlor. "Was ist mit Lia?" fragte er daher noch einmal, mit seiner Beherrschung kämpfend. Immer noch konnte Richard nicht verarbeiten, was der Arzt ihm erzählt hatte und schaute daher Lia, einmal mehr verliebt an. Sam schüttelte den Kopf. "Soll ich den Arzt selber noch mal fragen, oder bekomm ich nun eine Antwort?" "Es tut mir leid, nein, du brauchst den Arzt nicht fragen." Noch einmal wechselte Richards Blick zwischen Lia und Sam. "Also?" Sam forderte immer noch eine Antwort, er war davon überzeugt, dass auch er wissen sollte, wie es um Lias Gesundheit stand. "Lia ist schwanger", ohne weitere Umschweife verkündete Richard nun endlich, was mit seiner Frau los war.

Sam brauchte einen Bruchteil einer Sekunde, eh er verstand, was Richard ihm da gerade sagte. "Das hat dir der Arzt gesagt?" kam als erste Reaktion von Sam. Richard nickte und erklärte ihm dann, dass er den Doc davon überzeugen konnte, auch ihm das Ergebnis des Blutest zu geben. "Lia soll auch die Medikamente nicht weiter nehmen und sobald sie wieder einigermaßen auf dem Damm ist, sollte sie einen Gynäkologen aufsuchen." Sam schwieg, wie so oft. Es brach ein ungenehmes Schweigen aus. Richard als auch Sam schienen in ihren Gedanken verloren gegangen zu sein. Erst durch Lia, die sich, einige Zeit später, ein weiteres Mal bewegte, wurden die beiden Herren aus ihrer gedanklichen Abwesenheit wieder zurückgeholt. "Will Lia denn überhaupt Kinder?" fragte Sam gerade heraus und durchbrach damit die Zeit der Schweigsamkeit. Richard überlegte. Er wusste es nicht und zuckte daher ratlos mit den Schultern. "Wir haben bisher nie darüber gesprochen." "Dann wird es jetzt wohl höchste Zeit."

Wiederholt wühlte Lia unter der Decke. Sie suchte systematisch im Halbschlaf, die beiden Seiten ab und bekam links als auch rechts eine Hand zu greifen. "Was wird höchste Zeit?" nuschelte sie wiederholend. Richards Gedanken und Gefühle überschlugen sich gerade, so dass er nicht mehr klar denken konnte. Daher sprang Sam ein und antwortete: "Das du mal wach wirst. Du musst etwas essen." Lia murmelte irgendetwas Unverständliches in die Decke, eh sie wieder vollends zum Vorschein kam. "Wie lange habe ich geschlafen?" fragte sie total durcheinander, guckte dabei Sam an: "Warst du schon bei Grim?" Eh Sam eine Antwort geben konnte, war Lia schon dabei Richard anzusehen. "Welchen Tag haben wir heute? Ich hab Hunger! Darf ich jetzt wieder aufstehen? War Sam etwa auch die ganze Zeit hier?" Lia schien gerade einen reinen Fragenflash erlegen zu sein. Sam und Richard sahen sich an und grinsten. Jetzt war es definitiv vorbei mit der Ruhe, die sie knapp zwei Tage lang genießen durften.

Lia horchte kurz in sich rein und spürte, dass es ihr wesentlich besser ging, wie zuvor. Etwas wacher, als noch vor wenigen Minuten, sah sie nun frech zwischen Sam und Richard umher. "Was ist nun? Kann ich aufstehen? Ich will nicht im Bett essen. Ich hab doch wohl lange genug hier gelegen, oder nicht? Wie lange denn nun eigentlich? Ich brauch ne Dusche", stellte sie zum Schluss entgeistert fest. Sie wartete nun nicht mehr auf ein grünes Licht von Sam oder Richard, dass sie aufstehen durfte, sie tat es einfach. Der Verlockung einer heißen Dusche konnte Lia einfach nicht widerstehen. Etwas wortkarg schauten ihr Sam und Richard hinterher, wie sie aus dem Schlafzimmer und anschließend im Bad verschwunden war.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 14:18

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Sam hatte sich aufgesetzt, ließ sich aber nun rücklings in die Kissen fallen und rollte sich zusammen. Ihm fiel es schwer, die Sache mit Grim zu verarbeiten. Was hatte er sich dabei gedacht? Wie hatte er sie küssen können, ohne dabei an Lia und Richard zu denken? Was würden die Beiden sagen, wenn er es ihnen erzählte? Er entschied sich, es für sich zu behalten. Es würde sonst nur für unnötige Aufregung sorgen, die Lia im Moment wohl kaum brauchen konnte. Damit kreisten seine Gedanken um ihre Schwangerschaft.

Richard beobachtete Sam nachdenklich. Er hatte sich in den letzten Tagen eher wie ein guter Kumpel als ein Teil der Beziehung verhalten. Hatte es was mit seiner Kollegin zu tun? Richard hoffte nicht. Seufzend lehnte sich Richard zurück. Am Liebsten wäre er Lia unter die Dusche gefolgt, doch er war sich zu unsicher. Irgendwie musste er es ihr sagen, aber er wusste noch nicht, wie und wann. Er bemerkte, dass Sam ihn, mit auf dem Arm aufgestütztem Kopf, musterte.

"Was ist?" fragte er leise. "Wie wollen wir es ihr sagen?" kam die Gegenfrage von Sam. Beide Männer schwiegen, wussten sie doch keine Antwort auf die Frage. Der richtige Zeitpunkt würde schon noch kommen und einer der Beiden würde dann hoffentlich die richtigen Worte finden. Schließlich setzte sich Richard auf und wechselte das stille Thema: "Ich mach Frühstück." Nach diesen Worten erhob er sich aus dem Bett und verließ das Schlafzimmer. Sam sah ihm erst einen Moment hinterher, bevor er sich wieder einrollte.

Es war für Sam schwierig zu begreifen, dass Lia schwanger war. Normalerweise freute man sich darüber, aber Sam konnte momentan nicht einordnen, was diese Tatsache in ihm auslöste. Er versuchte, seine Gefühle zu ordnen und zu verstehen. Zum einen war es trotz allem ein glückliches Ereignis. Aber trotzdem zog sich Sams Magengegend bei dem Gedanken daran zusammen. Hatte er Angst? Ja, das traf es wohl ziemlich gut. Aber wovor? Für ihn stand außer Frage, dass Richard der Vater des Kindes sein würde.

Warum machte er sich jetzt solche Gedanken darum? Lia musste es selbst erst einmal erfahren und damit fertig werden. Sam ahnte, dass zumindest einiges auf ihn und Richard zukam. Er seufzte bei dem Gedanken daran, dass er als Vater schon einmal versagt hatte. Unweigerlich kamen ihm Bilder von Sarah in den Sinn. Doch es waren Bilder, die ihre glücklichen Momente im Leben zeigten. Sam blieb zusammengerollt im Bett liegen, schloss die Augen und ließ den Bildern freien Lauf. Kurz darauf war er wieder eingeschlafen.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 14:18

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Lia ließ sich Zeit unter der Dusche. Es gab keinen Grund sich abzuhetzen. Daher verweilte Lia eine gute halbe Stunde unter der Dusche, ehe sie sich von dem wohltuenden warmen Wasser trennen konnte. Nur mit einem Handtuch umwickelt, huschte Lia zurück in Sams Schlafzimmer. Die frische Morgenluft, die durchs Haus zog, hatte es erheblich abgekühlt, so dass Lia auf dem kurzen Weg vom Bad ins Schlafzimmer fror.

Im Schlafzimmer entdeckte sie Sam schlafend auf dem Bett. Lia ließ sich vor dem Bett in die Hocke sinken und strich Sam sanft durchs Gesicht und hauchte ihm anschließend noch einen Kuss auf die Wange. Sie erhob sich, um sich umziehen zu können. Sam wurde durch den Hauch des Kusses und dem Streicheln durch sein Gesicht wach. Ehe Lia vom Bett weg war, griff Sam sie am Arm und zog sie zurück zu sich aufs Bett. "Hmpf, ich wollte dich nicht wecken", kam von Lia ein wenig geknickt und entschuldigend. "Ist nicht so schlimm", erwiderte Sam und schloss Lia in seine Arme. Obwohl Lia das Kuscheln mit Sam genoss, wollte sie wieder aufstehen. Sie hatte lange genug hier gelegen, auch wenn sie immer noch nicht wusste, wie lange eigentlich. Lia rappelte sich aus der Umarmung raus und ging zu den Reisetaschen rüber, um sich nun endlich ein paar Sachen raus zu suchen. "Wo ist Richard?" "Er wollte Frühstück machen." Lia hatte sich ein dunkles T-Shirt und eine Stoffhose angezogen und blickte nun Sam an. "Fein, wollen wir dann runter gehen?" Sie sah, wie Sam überlegen musste. "Nix da, alleine hier bleiben is nich", damit war sie wieder am Bett, packte Sams Arm und zog ihn hoch. Sam ließ sich bereitwillig von Lia aus dem Bett ziehen und ging anschließend mit ihr nach unten in die Küche.

In der Küche angekommen, stieg Lia frischer Brötchenduft in die Nase, "mmmhh, Hunger!" Sie setzte sich an den bereits gedeckten Tisch und beobachtete neugierig Richard, wie er gerade dabei war die Brötchen aus dem Ofen zu holen und in einen Korb zu legen. Mit dem Korb ging er rüber zum Tisch, stellte ihn ab, und gab Lia einen Kuss. "Wie fühlst du dich?" Bevor Lia antwortete schnappte sie sich zuerst eins von den Brötchen und fing an es zu belegen. "Ganz gut, denk ich. Also mir tut zumindest im Moment nichts weh. Wie lange hab ich denn jetzt nun geschlafen?" wollte sie immer noch wissen. Während sie in Ruhe frühstückte, klärte Richard sie über ihren erholend langen Schlaf auf. Lia staunte, "echt? So lange? Wouh." Die restliche Zeit des Frühstücks verlief still.

Nach dem Frühstück ließ sich Lia auf dem Sofa im Wohnzimmer nieder. Ihr Körper war noch erschlagen, von dem vielen Schlaf. Die Stille im Haus, gab ihr Zeit ein bisschen nachzudenken. Sie wundert sich ein Wenig, über das Verhalten von ihrem Mann und Sam beim Frühstück. Irgendetwas lag ihnen auf der Seele, so hatte es zumindest den Anschein für Lia. Sie hörte wie die beiden Männer in der Küche rum hantierten, aber nicht miteinander sprachen. War ihr etwas entgangen, während ihres Schlafes? Es schien offensichtlich. Sam und Richard betraten zeitgleich das Wohnzimmer und Lia sah sie fragend an, ehe sie dann doch laut fragte, da so von den Beiden nichts kam. "Was ist los?" Sam und Richard tauschten kurz die Blicke miteinander aus, bevor sie sich zu Lia auf das Sofa setzten. Lia fühlte sie unbehaglich. Sie hatte Sam und Richard bisher, so, noch nicht erlebt. Unsicher sah sie daher zwischen den Beiden hin und her.

"Lia", begann Richard und nahm sie dabei in den Arm. Aus einem ihr unerfindlichen Grund, bekam Lia es mit der Angst zu tun, vielleicht hatte Richard auch einfach nur die falsche Tonart angeschlagen. Gespannt wartete sie darauf, dass er fortfuhr. Richard berichtete noch ein Mal von dem häuslichen Arztbesuch und das dieser ihr Blut abgenommen hatte. Lia fühlte sich immer unwohler in ihrer Haut, konnte sie doch einfach nicht abschätzen, auf was Richard hinaus wollte. "Der Arzt hat heute morgen angerufen und mir die Ergebnisse mitgeteilt." "Hm? Aha, ja und? Weiter? Richard? Was ist mit dem Ergebnis?" Lia wurde von Sekunde zu Sekunde zusehends unruhiger. Richard drückte sie ein wenig fester an sich und gab ihr einen Kuss auf die Schläfe. "Lia?! Du bist schwanger", kam ihm halblaut über seine Lippen. Lias Blick ging automatisch auf ihren Bauch. "Ich...was?" sie musste das eben Gehörte erst mal verdauen. Sie erhob sich von dem Sofa, wirkte sie doch gerade wie ein Geist, und verschwand die Treppe rauf ins Schlafzimmer. Richard wollte ihr hinterher, doch Sam hielt ihn davon ab. "Warte, lass ihr ein bisschen Zeit, dass erstmal zu verarbeiten."

Lia schossen tausend Gedanken durch den Kopf, doch nicht einen davon konnte sie greifen oder gar verstehen. Die Worte ihres Mannes hallten ihr immer noch im Gedächtnis wider. Völlig durcheinander und aufgewühlt, versuchte sie ihre Gefühlswelt wieder in den Griff zu bekommen. Lia hatte sich auf das Bett gesetzt, mit dem Rücken an die Wand gelehnt und die Beine untereinander geschlagen. Ihre Arme suchten den Bauch. Vorsichtig, als wenn dieser nun aus Glas bestehen würde, legte sie die Arme drauf. Sie hatte nie mit Richard über Kinder gesprochen. Hatte er doch bereits eine Tochter, davon ausgehend, war Lia zu der Überzeugung gekommen, dass Richard keine Kinder mehr haben will. Sie selber war diesem Gedanken nie abgeneigt gewesen, eigene Kinder zu haben. Erst jetzt in diesem Moment wurde ihr richtig bewusst, was Richard ihr eigentlich gesagt hatte. Sie ist schwanger und würde ein Kind bekommen. Sie nahm ihre Arme vom Bauch und guckte noch einmal drauf. Schließlich hob sie das T-Shirt an. Erkennen konnte man noch nichts, wäre es so gewesen, wäre Lia wohl auch alleine drauf gekommen. Neugierig untersuchte sie noch ein paar Minuten ihren Bauch.

Wieder begannen ihre Gedanken zu kreisen. Wie weit war sie? Mitten mal drängte sich noch ein ganz anderer Gedanke dazwischen. War Richard tatsächlich der Vater? Sie merkte, wie ihr schwindlig wurde. Sie musste sich beruhigen. Sie würde erst etwas darüber wissen, ob Richard der Vater war, wenn sie wusste, in welcher Woche sie war. 'Ich muss zum Doc', war ihr nächster Gedankengang. Immer noch schienen sich ihre Gedanken zu überschlagen. Wusste sie doch nicht einmal, ob Richard oder Sam, das Kind überhaupt haben wollten. So schnell wie ihr das in den Kopf kam, so schnell verwarf sie es auch. Sie wollte das Kind, dass stand für sie so fest, wie ein Fels in der Brandung.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 14:19

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Die beiden Männer saßen noch immer auf dem Sofa. Unsicher sah Richard Sam an. "Jetzt?" fragte er. Sam zuckte mit den Schultern. Richard erhob sich von der Couch und ging zur Treppe, wo er stehen blieb. "Sam!?" Es war mehr eine Aufforderung als eine Frage. Seufzend raffte sich Sam schließlich vom Sofa auf und folgte Richard nach oben ins Schlafzimmer, wo sie, wie vermutet, Lia vorfanden.

"Lia?" Richard holte sie vorsichtig aus ihren Gedanken. Behutsam setzte er sich neben sie auf das Bett. Sam stand unschlüssig im Türrahmen. Beide Sitzenden merkten, dass er nervös war und sich nicht wirklich wohl fühlte. Die Situation ließ ihm einen unbehaglichen Schauer über den Rücken laufen und Sam war sich sicher, dass er bei diesem Gespräch besser nicht dabei sein würde. Sein Blick wanderte zwischen Richard und Lia hin und her.
Schließlich riss sich Richard zusammen und sah Lia an. Ein Grinsen umspielte seine Lippen und Lia wusste, dass er das Kind genau so sehr haben wollte, wie sie selbst. Sie lehnte sich an ihn und Richard drückte sie sanft an sich. "Du willst das Kind wirklich?" fragte sie trotz allem nach, was Richard leise bejahte.

Sam wusste, dass sie ihn als Nächstes fragen würde und merkte, wie ihr Blick in seine Richtung ging. Im Moment fühlte er sich wie ein gehetztes Tier, hatte er für sich die Entscheidung noch nicht treffen können. Er wusste, dass er dafür Zeit brauchen würde, allein schon weil Lia sich offenbar nicht sicher war, von wem das Kind sein würde. Sam wich ihrem Blick aus, murmelte leise ein "Entschuldigung" und ließ die Beiden im Schlafzimmer allein. Verwirrt sah Richard ihm hinterher, Lia war ebenfalls irritiert.

Sam hatte die Treppenstufen schnell hinter sich gelassen und war in den Keller geflüchtet. So recht wusste er nicht, was er tun sollte. Lias Frage war wie die Forderung nach einer Entscheidung und damit kam Sam ganz und gar nicht klar. Er brauchte Zeit, um darüber nachzudenken.
Nur nichts überstürzen.
Nachdenken.
Wie konnte er das am Besten? Wenn er alleine war.
Zielsicher ging Sam in den Raum mit seinen Sportklamotten, zog sich um und verließ schnell das Haus. Bewegung und frische Luft war nun das, was er brauchte, um einen klaren Kopf zu bekommen. Langsam machte er sich auf den Weg, eine Runde am See entlang zu joggen.

Im Haus sahen sich Richard und Lia verwirrt an, als sie die Haustür ins Schloss fallen hörten. "Wo will er denn jetzt hin?" wunderte sich Lia. Richard erhob sich vom Bett und sah aus dem Fenster. "Sieht danach aus, als wenn er etwas Laufen wollte", gab er zurück. Lia kam damit gar nicht zurecht und wollte sich gerade darüber aufregen, doch Richard hatte dies voraus gesehen und sagte: "Lass ihm ein wenig Zeit, okay? Es geht vielleicht einfach zu schnell."

Sams Gedanken rasten. Was war, wenn er der Vater des Kindes sein sollte? Was würde er anders machen als bei Sarah? Immerhin hatte er bis zu dem Zeitpunkt als Regan starb nicht viel an ihrem Leben teil gehabt. Es gab genug Gründe, warum. Sein Job hatte ihm nicht viel Zeit gelassen und eine Familie zu haben, war sowieso ein Risiko. Das Lia das Kind so oder so wollte, war ihm eben klar geworden.

So in Gedanken versunken hatte Sam gar nicht mitbekommen, dass er ein ordentliches Tempo gelaufen war. Erst jetzt bemerkte er die Zeichen seines Körpers, dass dieser eine Pause brauchte. Er blieb stehen und keuchte leicht. Schwarze Punkte tanzten vor seinen Augen. Beim Umsehen entdeckte er eine Bank, auf der er sich niederließ. Es waren keine zwei Minuten vergangen, als auf dem ein paar Meter entfernten Parkplatz ein Wagen hielt. Sam hatte seine Arme auf der Lehne der Bank ausgebreitet und den Kopf nach hinten gelegt. Aus dieser Position beobachtete er den klaren blauen Himmel über sich.

Er hatte den Wagen kommen hören, aber nicht gedacht, dass sich die Person, die aus dem Fahrzeug ausstieg, für ihn interessieren würde. "Hey Sam!" Diese Worte ließen ihn den Kopf heben und sein Gegenüber entpuppte sich als Lambert. "Solltest du nicht eigentlich noch das Bett hüten?" Sams Blick verfinsterte sich ein wenig. "Bist du extra dafür hergekommen, um mich DAS zu fragen?" Er merkte schon, dass sein Körper noch nicht ganz fit war, aber es war kein Grund, die ganze Zeit tatenlos im Bett zu liegen.

Lambert ließ sich neben ihm auf die Bank sinken. "Nein", antwortete er nur knapp. "Aber ich habe mir fast gedacht, dass ich dich hier treffen würde." "Und was willst du hier?" Sam machte keinen Hehl daraus, dass er im Augenblick keine Gesellschaft wünschte. Lambert musterte ihn einen Moment, bevor er eine Antwort gab. "Ich fahre gerne hier raus, um mal ein wenig Luft zu schnappen." Sam erhob sich. "Dann wünsch ich dir noch viel Spaß dabei", gab er zurück und wollte weiter laufen, doch ein leichter Schwindelanfall ließ ihn unsicher auf den Beinen stehen. Lambert war im Nu auch aufgestanden, packte Sam am Arm und hielt ihn fest. "Hey, lass es langsam gehen." Die Sorge stand ihm sofort ins Gesicht geschrieben. "Sam, was ist hier los?"

Murrend ließ Sam sich wieder auf der Bank nieder. Genau das hatte ihm jetzt noch gefehlt. So sehr ihm Lambert in den letzten Monaten auch geholfen hatte, aber dies ging ihn nun wirklich nichts an. "Sam?" Wie durch einen Schleier konnte er Lamberts Stimme hören. Dumpf und sehr weit weg. Sam schloss die Augen und trotzdem drehte sich die Welt um ihn. "Lia ist schwanger", brachte er nur leise hervor. Obwohl er die Augen geschlossen hatte, konnte er Lamberts Überraschung spüren.

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