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Doc DG

durchgeknallt aber glücklich

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 15:01

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Lia ließ Khira an der Tür stehen und steuerte geradezu das Bett von Richard an. Einen momentlang beobachtete sie die beiden Männer, wie sie sich hingebungsvoll küssten und bemerkte, wie sich in ihrem Magen wieder dieses wohlige Gefühl einstellte. Richard und Sam ließen sich nicht aus der Ruhe bringen und beendeten ihren Kuss erst einen Augenblick später und sahen dann Lia und Khira an. Lia trat ein Stück näher an die Beiden heran und gab beiden einen Kuss. Anschließend musterte sie interessierte das bauliche Gestänge an Sams Knie.

Khira stand noch immer, wie versteinert an der Tür und konnte nicht glaube, was sie eben zu sehen bekam. Lia merkte, dass Richards Tochter damit offensichtlich immer noch nicht klar kam und grinste sie an. "Du wirst dich wohl nie daran gewöhnen, wie?" Khira zuckte gleichgültig mit den Schultern, "wahrscheinlich nicht, keine Ahnung." Richard hielt sich aus dem kurzen Gespräch raus, was sollte er sich auch einmischen, musste seine Tochter doch alleine damit zu Recht kommen.

Sam zog Lia zu sich und Richard näher ans Bett ran. Mussten doch beide, viel zu lange, ohne die direkte Nähe von Lia ausharren. Vorsichtig strich er ihr über die kleine Kugel, die sich inzwischen ein wenig zeigte. "Ist die nicht ein bisschen klein?" fragte er besorgt. Lia sah ihn entgeistert an, "klein? Nix da, genau richtig, meinetwegen kann die jetzt so bleiben." Richard grinste, "das wird sie aber nicht. Ein bisschen wachsen tut sie noch." Lia seufzte, war ihr das doch eigentlich klar.

Khira erwachte endlich wieder aus ihrer erstarrten Haltung und schritt nun auch näher an das Bett von ihrem Vater heran, jedoch nicht, ohne Sam noch einmal abschätzend zu mustern. Sie musste sich wohl eingestehen, dass sie tatsächlich nicht mit dieser Konstellation von Beziehung zu Recht kam, noch nicht. Sam entging der musternde Blick nicht, "was ist?" fragte er daher neugierig nach. "Nichts", war Khiras überhastete Antwort, die Sam ein Grinsen entlockte. Lia knuffte ihn, "lass das, das macht mich total kirre", gab sie schmunzelnd als Erklärung ab.

Nach dem Sam und Richard endlich auf ein gemeinsames Zimmer verlegt worden waren, ging es Lia langsam besser. Auch der Umstand, dass zumindest Sam sein Bett selbstständig verlassen konnte, machte es ihr ein wenig einfacher. Sie hatte sich mit auf das Bett gesetzt, wo auch schon Sam saß und lehnte sich nun leicht an dessen Schulter an. Khira beäugte das Ganze immer noch ungläubich. "Papa? Wie kommst du damit klar?" fragte sie unverständlich nach. Richard zuckte mit den Schultern, "ich weiß nicht? Liegt vielleicht daran, dass ich weiß, dass Lia nicht nur Sam liebt, sondern auch mich." Khira schüttelte den Kopf, "na wenn du meinst!" Lia musste grinsen. "Khira? Wenn ich deinen Vater nicht mehr lieben würde, dann wäre ich doch wohl nicht bei ihm geblieben, oder?" Ein abfälliges "Pfff!" war Khiras Antwort. "Ich denke, dass lass man unsere Sorge sein, wie wir damit umgehen, denn bisher hatten wir kein Problem mit dieser Beziehung", mischte sich nun doch mal ihr Vater ein.

Sam enthielt sich der Ganzen Sache. Ihm war irgendwie klar, dass es für einen Außenstehenden schwierig war, solch eine Konstellation zu begreifen, ging es ihm doch zu Anfang nicht anders. Immer noch hatte er seine Hand auf Lias Bauch gelegt und erschrak im ersten Moment, als sich etwas unter seiner Hand bewegte. "Wir sind heute aber schreckhaft, wie?" kam darauf die spitzwindige Bemerkung von Lia. "Das macht der Krümel doch schon lange", bemerkte Khira nebenbei und erntete dafür verblüffte Blicke von den Herren. Lia griente sich eins, war das doch in den letzten Tagen total untergegangen.

"Schön für dich, wenn du das schon mitbekommen hast", entgegnete Richard ein wenig beleidigt. "Tja, dass kommt davon, wenn man den ganzen lieben langen Tag hier rumlungert, statt nach hause zu kommen." Khira wusste, dass ihr Vater lieber schon gestern als morgen nach hause gekommen wäre, konnte es aber einfach nicht lassen, ab und an ihren Vater aufzuziehen. "Ich hab ja schließlich auch nicht fliegendes Karussell gespielt auf der Interstate, hm?" "Mich deucht, dass du mal wieder arg frech bist, wie?" entgegnete ihr Vater. "Ich? Frech? Nie!" Beteuerte sie, mit einer engelsgleichen Unschuldsmine. "Na? Das 'Nie' ist doch wohl ein weniger untertrieben, meinst du nicht?" hakte Richard nach. Immer noch mit einem Unschuldslächeln auf den Lippen, schüttelte Khira den Kopf.

Sam und Lia hielten sich aus dem kleinen Schlagabtausch raus, kuschelten stattdessen stillschweigend miteinander und lauschten weiter, dem doch recht amüsanten Gespräch zwischen Vater und Tochter. Lia drehte sich ein wenig zu Sam und sah in fragend an: "Wisst ihr schon, wann ihr hier raus kommt?" Sam sah erst an sich abschätzend runter und musterte dann ganz nebenbei Richard, eher er antwortete. "Ich denke wohl, dass wir in den kommenden Tagen entlassen werden. Rumliegen können wir auch zuhause." Ihr Gesicht erhellte sich ein wenig, "das wäre schön." Sam rappelte sich ein wenig umständlich hoch, ehe er zu den Krücken griff, "ich werde mal mit dem Arzt reden, mal sehen, vielleicht kann man den Guten ja davon überzeugen, dass wir zuhause genauso gut aufgehoben sind." Damit verließ Sam das Zimmer.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 15:02

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Es dauerte eine Weile, bis Sam wieder zurück ins Zimmer kam. Hoffnungsvoll blickte ihn Lia an, doch dieser verzog keine Mine. "Och menno, nun sag schon, was hat er gesagt?" Auch Richard wartete nun darauf, was Sam verkünden würde. "Mensch ey, nun spann uns hier nicht auf die Folter", war nun von Khira frecher weise zu hören. Richard bedachte seine Tochter dafür mit einem mahnenden Blick. Schließlich konnte Sam ein Lächeln nicht mehr unterdrücken, "schon gut. Wir sollen die letzte Visite heute noch abwarten, danach können wir gehen." Lia fiel ein Felsbrocken vom Herzen, als sie dies hörte. "Gott sei dank, dann hört ja endlich diese doofe Fahrerei auf, hierher." Wieder erntete Khira dafür einen ermahnenden Blick. "Dir scheint es offensichtlich wohl zu gut zu gehen, wie?" herrschte Richard seine Tochter von der Seite an, da ihm langsam aber sicher, ihre spitzwindigen Bemerkungen auf den Keks gingen.

Während alle der letzten Visiten entgegen fieberten, machte sich Lia bei und packte die Klamotten von Sam und Richard wieder in die Taschen und brachte diese schon zum Wagen. Sie wollte damit verhindern, dass der Arzt es sich nicht noch mal anders überlegen konnte. Als sie zurück kam ins Zimmer, brachte eine Schwester gerade einen Rollstuhl rein, mit dem sie Richard dann zum Auto transportieren konnten. Es war für Lia die sichere Bestätigung, dass sie beide Männer, endlich wieder mit nach hause nehmen konnte.

Es vergingen noch einige Augenblicke, bis Sam und Richard nun offiziell entlassen wurden und alle sich anschließend auf dem Heimweg machen konnten. Sam und Richard waren froh, als sie wieder in den ihnen vertrauten vier Wänden waren. "Du hast immer noch Bettruhe verordnet bekommen vom Doc", stellte Lia leicht besorgt fest und sah ihren Mann an. "Hmpf, ich lag doch wohl die ganze Zeit schon im Bett, hm?" "Das macht nichts, wenn du das Bein nicht ruhig hältst, machst du es nur wieder schlimmer", entgegnete sie. Sam verfolgte die ganze Sache leicht amüsiert, war er doch, durch die Krücken und die Schiene nicht mehr ans Bett gebunden. "Grins nicht so fies. Du bist doch wohl auch nicht besser, oder? Mal sehen wie lange, du mit dem ganzen Gedöns da überhaupt rum rennst, wie?" Richard gefiel die Option nicht, trotz dem er wieder zuhause war, immer noch im Bett bleiben zu müssen. Sam ersparte sich eine Antwort, als er Lias sorgenvollen Blick entdeckte.

"Wir können ja sehen, wie es wird. Du musst ja nicht im Bett liegen, aber zumindest dann hier unten auf dem Sofa." "Öhm? Wo schlaf ich denn jetzt?" kam mitten Mal von Khira, die die letzten Tage immer gemeinsam mit Lia im Schlafzimmer geschlafen hatte. Etwas ratlos blickte Lia sich um. "Hm? Das Gästebett steht doch noch im Kinderzimmer...oder du schläfst hier unten auf dem Sofa." "Sam? Hast du nen Zelt hier?" Etwas irritiert sah Sam Richard an, "hm? Ja, hab ich. Warum fragst du?" Richard konnte sich ein fieses Grinsen nicht verkneifen. "Madame hier, möchte bestimmt gerne draußen zelten, das macht sie zu gerne." "PAPA!!!" hörte er seine Tochter entrüstete sagen. "Du spinnst doch wohl, ich zelte doch nicht vor dem Haus...." Richard fiel ihr ins Wort, "....nee, vorher fliegst du freiwillig zurück nach Deutschland, was?"

"Diskutiert ihr mal noch ein bisschen, ich möchte endlich wieder in meinem eigenen Bett schlafen", damit machte sich Sam humpelnder weise auf den Weg nach oben. "SAAAAAAAAM!!!!" kam es gleichzeitig von Lia und Richard, "hast du nicht was vergessen?" Sam hatte die Krücken absichtlich in einer Ecker stehen gelassen und hatte sich ohne sie auf den Weg nach oben machen wollen. Grummelnd drehte er sich um, schnappte sich widerwillig die Krücken und verschwand nun endgültig die Treppe hinauf.

"Vergiss es, ich werde nicht draußen zelten. Das Bett steht immer noch im Kinderzimmer, also schlaf ich da", griff Khira noch einmal das Thema auf, ehe sie sich entschlossen auf den Weg, nach oben, machte. Lia grinste Khira hinterher, bevor sie sich zu Richard auf das Sofa setzte und ankuschelte. "Das hat mir so sehr gefehlt." Richard legte einen Arm um seine Frau, zog sie so noch ein Stück näher an sich ran und genoss die Nähe von ihr.

Sam hatte den Weg ins Schlafzimmer im Dunkel angetreten. Er kannte sein Haus und Licht brauchte er die meiste Zeit auch nicht. Im Schlafzimmer angekommen, stellte er die Krücken beiseite, humpelte das kurze Stück rüber zum Bett und ließ sich darauf nieder. Im selben Moment, wie er sich auf die Matratze gesetzt hatte, war er auch schon wieder hoch. Hatte es doch unter ihm ein Quietschen gegeben. Verwirrt drehte er sich um und blickte auf das Bett. Zu sehen bekam er kleine plüschige Spielwürfel, auf denen Buchstaben gestickt waren. Unweigerlich musste er grinsen, hatte er die Würfel doch völlig übersehen. Sein Blick wanderte über das Bett und entdeckte noch weitere dieser plüschigen Würfel.

Nachdem er die ersten Würfel beiseite geschoben hatte, sammelte er die anderen zusammen und legte sie vor sich hin. Gedankenverloren begann er die Würfel hin und her zu drehen. Einen Augenblick später stellte er dann fest, dass nicht das gesamte Alphabet vertreten war und wundert sich. Wieder fing er an, die Würfel zu drehen und versuchte einige Wörter zusammen zu stellen. Es gelang nicht, fehlten doch offensichtlich zu viele Buchstaben. Hatte Lia einfach nicht drauf nicht geachtet, oder war es durchaus beabsichtig von ihr, dass nicht alle Buchstaben vorhanden waren?

Er kam ins Grübeln. War Lia doch, an dem Tag des Unfalls, beim Doc gewesen. Er erinnerte sich, dass sie aufgewühlt war, da sie wahrscheinlich erfahren würde, ob nun Junge oder Mädchen. Sie hatte bisher nichts verlauten lassen. Wieder fing Sam an mit den Würfeln zu spielen und grinste mitten Mal wieder. Es war kein Zufall, dass die Würfel hier lagen. Lia wusste wohl inzwischen was es werden würde und Richard und er sollten es erraten. Zumindest interpretierte Sam das aus den Würfeln.

Systematisch begann Sam nun, nach den geeigneten Buchstaben zu suchen, wurde aber nicht fündig. Er stockte in seinem Würfelpuzzle und betrachtete noch einmal die einzelnen Würfel. Wieder überlegte er und hielt dabei einen Würfel in der rechten Hand. Es ergab für ihn keinen Sinn. So oder so, würde er weder 'Boy' noch 'Girl' aus den Würfeln zusammenlegen können. Nach längerem Überlegen und betrachten der Würfel, umspielte ein Lächeln Sams Lippen. Er hatte in der falschen Sprache gedacht. 'Nicht englisch, deutsch', fiel ihm auf.

Nun ergaben die vereinzelten Buchstaben für Sam einen Sinn. Schnell hatte er nun raus, was ihn erwarten würde. 'Es wird ein Junge', verblüfft starrte er auf die Plüschwürfel vor ihm. Immer noch blickte er auf die Würfel, bekam aber mit, dass Lia und Richard auf dem Weg nach oben waren. Schnell hatte er die Würfel wieder durcheinander gebracht, sollte Richard doch auch von alleine drauf kommen, dass es ein Junge wird.

"Wolltest du nicht schlafen?" fragte Lia in einem amüsierten Ton, waren ihr doch die durcheinander gebrachten Würfel auf dem Bett nicht entgangen. Sam schwieg und lächelte sie wissend an. Da Sam zwischenzeitlich Licht eingeschaltet hatte, blieben nun auch Richard die Würfel nicht verborgen. Fragend sah er erst zu Sam und dann zu seiner Frau. Bekam aber zur Antwort nur ein breites Grinsen von Beiden.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 15:04

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Richard seufzte und rollte mit den Augen. Er wusste, dass Lia ihn nicht eher schlafen lassen würde, bis er das Rätsel gelöst hatte. Mit Hilfe seiner Frau legte er den letzten Rest des Weges zum Bett zurück und ließ sich darauf nieder. Grinsend schubste Sam die Plüschwürfel zu ihm herüber, so dass sie über die Matratze hoppelten. Obwohl Richard ein sehr kreativer Mensch war, sah er etwas zweifelnd auf den ersten Würfel, den er in die Hand nahm. Lia hatte sich neben Sam nieder gelassen und zusammen beobachteten sie aufmerksam, wie Richard den plüschigen Würfel drehte. Die Buchstaben darauf ließen keinen Schluss zu, also nahm er den nächsten Würfel, den er ebenfalls nachdenklich drehte.

Als auch der dritte Würfel ihm keine Eingebung bescherte, sah er Sam etwas verzweifelt an, erntete aber erneut aber nur ein Grinsen. "Ach, kommt schon", flehte er, "wenigstens ein wenig Hilfe wäre nicht schlecht." Fordernd blickte er zwischen Lia und Sam hin und her. Doch die Beiden sahen sich kurz an, grinsten und schüttelten den Kopf. Inzwischen nervte es Richard schon etwas, als er die nun allesamt auf dem Bett liegenden Würfel skeptisch musterte. Trotz der Tatsache, dass die Würfel vollkommen verstreut und durcheinander auf der Matratze lagen, fiel es ihm plötzlich wie Schuppen von den Augen. "Nee ne? Du willst mir damit sagen, dass der Wurm ein Junge wird??"

Einige Tage später ließ Richard ein Scheppern am frühen Morgen aufschrecken. Neben ihm saß auch Lia senkrecht im Bett. Sam war schon aufgestanden, er gehörte zu den extremen Frühaufstehern, die es nicht lange im Bett aushielten. Lias Blick suchte sofort nach den Krücken, die er in den letzten Tagen regelmäßig vergessen hatte. Absichtlich, wie sowohl sie als auch Richard feststellen mussten. Richard wollte sich gerade aufraffen, als Lia ihn zurückhielt. "Nein, du bleibst schön hier, Freundchen", sagte sie mit einem frechen Grinsen im Gesicht.

Schnell hatte sich Lia aus dem Bett erhoben und war schon auf der Treppe. Sie wartete eigentlich darauf, Sam fluchen zu hören, doch es blieb still. Langsam aber sicher begann sie, sich Sorgen zu machen und steuerte eiligen Schrittes die Küche an. Was sie dort zu sehen bekam, gefiel ihr nicht gerade, aber beruhigte sie zumindest ein wenig, denn sie hatte mit Schlimmerem gerechnet. Sam lehnte stehend auf seinen Krücken und hatte die Augen geschlossen. Lia ahnte, dass ihm sein Knie Schmerzen bereitete. Vor Sam lag ein Teller, der den Sturz aus der Höhe unbeschadet überstanden hatte. Das war also das laute Scheppern gewesen.

Sam öffnete die Augen und blickte Lia an. Er hatte gehört, dass sie herein gekommen war. "Ist alles in Ordnung?" fragte sie besorgt. "Geht schon", gab Sam zurück und versuchte umständlich, an den Teller heran zu kommen. Sam konnte aus Lias Gesicht die Überraschung ablesen, dass er sich mit den Krücken durchs Haus bewegte. In den letzten Tagen hatte er sie doch eher selten benutzt. Bevor er das runde Geschirr auf der Erde erreichen konnte, kam ihm Lia zuvor und hob den Teller auf, um ihn auf die Anrichte zu stellen. "Danke", kam nur leise von Sam, wusste er doch, was Lia gesehen hatte.

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220

Donnerstag, 18. Oktober 2007, 15:04

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Sie stand vor Sam, lächelte ihn an und strich ihm dabei durch sein Gesicht. "Setz´dich, ich mach Frühstück", sagte sie in einem liebevollen Ton. Lia wusste, dass Sam am liebsten alles ohne Hilfe machen würde, doch zurzeit ging es einfach nicht so, wie Sam es sich vorstellte. Sie merkte, wie er sich leicht mürrisch an den Küchentisch setzte und sie anfing zu beobachten. Es dauerte nicht lange und Lia hatte für das Frühstück alles zusammen. "Ich guck mal, wie weit Richard is", damit war sie wieder aus der Küche verschwunden und auf dem Weg ins Schlafzimmer.

Wie sie vermutet hatte, hatte Richard sich aus dem Bett gepellt und angezogen. Lia stand im Türrahmen und beobachtete leicht verträumt ihren Mann, wie der sich umständlich aus dem Bett hoch zu hieven versuchte, nachdem er sich angezogen hatte. "Warte...ich helf´ dir." Schnell war sie bei Richard und half ihm vom Bett aufzustehen, um mit ihm gemeinsam anschließend nach unten zu gehen.

"Schläft Khira noch?" wollte Richard wissen, da er sie nicht in der Küche erblicken konnte. Unwissend zuckte Lia mit den Schultern, "keine Ahnung. Wahrscheinlich, unten war sie jedenfalls noch nicht bisher." Mit der Antwort zufrieden gebend nahm Richard auch am Tisch platz. Das Frühstück verlief überwiegen schweigend, wie schon die Tage zuvor. Lia fiel es schwer, mit der Situation zu Recht zu kommen. Sie war sich nicht sicher, ob es Richard und Sam unangenehm war, dass sich beide zurzeit so viel helfen lassen mussten. Und das ausgerechnet von Lia, die schwanger war. Es störte sie nicht, warum auch?

Etwas lustlos und auch gedankenverloren rührte sie in ihrem morgendlichen Kakao. Sam war sowieso nicht so der große Erzähler, aber das auch Richard nicht viel sagte, machte ihr ein wenig zu schaffen. Es war offensichtlich, dass Sam kein Mensch war, der gerne untätig rum saß. Wäre es nach ihm gegangen, wäre er wohl schon gleich nach der Entlassung, aus dem Krankenhaus, wieder zur Arbeit gegangen. Bei Richard war das alles nicht so dramatisch. Er konnte jederzeit arbeiten, wenn ihm danach war.

Beim umrühren ihres Kakaos fiel ihr ein, dass im Kinderzimmer noch einiges gemacht werden musste und so wie es zurzeit aussah, würden Richard und Sam noch eine Weile nicht einsatzfähig sein. Stumm zuckte sie mit Schultern, es sollte egal sein. Sie konnte genau so gut, die paar Sachen im Zimmer noch zusammen basteln. Dazu brauchte sie nicht unbedingt die Hilfe von Richard oder Sam. Wobei Richard eh ausfallen würde, da er sich so schon kaum bewegen konnte mit seinem Bein. Das nächste was ihr einfiel, war, dass Khira demnächst auch wieder zurück wollte nach Berlin. Fehlte ihr doch die Action und ihre Freunde hier. Lia konnte es verstehen, vermisste es aber zurzeit so rein gar nicht.

Schweigend erhob sich Lia vom Tisch und fing an, alles wieder an den angestammten Platz zurück zu räumen, nebenbei machte sie gedankliche eine Einkaufsliste. Noch würde es reichen, aber in den kommenden Tagen musste sie in die Stadt. Sie hatte gehofft, alles auf einmal erledigen zu können. Ihren regelmäßigen Arzttermin, das Einkaufen und Khira am Flughafen absetzten, aber so richtig wollte es wohl nicht so hinkommen. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als alles nacheinander zu erledigen.

Sie beobachtete, wie Sam sich ein Buch schnappte und auf die Veranda verzogen hatte. Immer noch suchte er viel die Einsamkeit, womit Lia einfach nichts anfangen konnte. Richard hatte es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht und war mit seinem PowerBook zugange. Lia hatte das wenige Geschirr vom Frühstück abgewaschen und gleich wieder weggeräumt und war nun auf dem Weg ins Kinderzimmer. Zum Einen um Khira zu wecken und zum anderen, damit das Zimmer endlich mal fertig wurde.

In den folgenden Wochen hatte sich die allgemeine Stimmung wieder ein wenig gebessert. Was nicht zu letzt daran lag, dass Sam zeitweise trainieren durfte und auch wieder der NSA zur Verfügung stand. Auch Richards Verletzung verheilte langsam. Für Lia hingegen wurde es langsam anstrengend. Ihre Kugel hatte an Umfang gut zugelegt und somit auch ihre Stimmungsschwankungen. Oftmals schaffte sie es, Richard und Sam an den Rand der Zweiflung zu treiben. Waren ihre Stimmungsschwankungen doch manches Mal sehr arg.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 15:33

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Es war ein sonniger und gemütlich warmer Tag gewesen. Nicht zu heiß aber auch nicht zu kalt. Man konnte sich einfach auf die warme Erde setzen und sich die Sonne auf den Pelz scheinen lassen. Lia hatte es sich in der Wiese vor Sams Haus gemütlich gemacht und Richard war ihr gefolgt, um sie nun fest an sich zu ziehen. Der Weg war ihm schwer gefallen, doch langsam konnte er sein Bein wieder besser belasten. Ineinander versunken saßen sie immer noch auf dem kurz gemähten Rasen, als endlich auf der Zufahrtsstrasse ein dunkler Jeep Grand Cherokee auftauchte. Der riesige Wagen war schnell unterwegs und rutschte vor dem Haus über den Kies, als die Räder durch das Bremsen blockierten. Ebenso schwungvoll, wie die Bremsung, ging die Tür auf und Sam sprang aus dem Fahrzeug. Laut knallte er die Tür wieder zu, bevor er den Wagen per Fernbedienung verschloss. Schon von Weitem hatte er Lia und Richard vor dem Haus ausmachen können und schlenderte nun langsam zu den Beiden hin.

"Das du aber auch immer so rasen musst", grinste Richard ihn zur Begrüßung an. "Musst du gerade sagen", gab Sam nur knapp zurück, bevor er sich neben den Beiden auf dem Boden niederließ. "Du siehst gestresst aus", meinte Richard, nachdem er Sam einen Moment gemustert hatte. Sam antwortete nicht, sondern rutschte näher an Lia heran und streichelte sanft über die Kugel. Er war neugierig und fragte sich inständig, wann es endlich so weit sein würde. Nachdem Sam anfangs noch sehr skeptisch gewesen war, was seine Vaterschaft anging, so war er nun umso ungeduldiger. Richard beobachtete das Schauspiel grinsend. Er konnte sich noch genau daran erinnern, wie durcheinander es Sam gebracht hatte, dass Lia, womöglich von ihm, schwanger war. Und jetzt war er kaum wieder zu erkennen, so sehr freute er sich auf den kleinen Krümel.

Sam rutschte noch näher an Lia und Richard heran. Der Versuch, sich irgendwie an Beiden zu kuscheln, misslang allerdings. Richard gab Sam einen Kuss und gab ihm damit zu verstehen, dass er sich ruhig an Lia kuscheln sollte, was Sam auch sofort tat. Sie hatten seit Sams Ankunft nicht viele Worte gewechselt. In manchen Situationen war es auch einfach nicht notwendig. Richard raffte sich auf und ließ die Beiden allein. "Hey!? Wo willst du hin?" fragte Lia sofort. "Ich muss noch mit Emu telefonieren wegen meinem Soloprojekt", gab Richard zwinkernd zurück und verschwand.

Sam war hinter Lia gerückt und umschlag sie mit seinen Armen. Sein Kopf ruhte auf ihrer rechten Schulter und er hatte die Augen geschlossen, um den Moment zu genießen. "Bei dir ist sonst alles klar?" wollte Lia leicht alarmiert wissen. Sie hatte gerade eine zu ertragende Laune, wie Sam feststellte. "Ja", gab er leise zurück und fragte: "Und wie geht es dir momentan?" Zuerst schwieg Lia einen Moment, bevor sie garstig antwortete: "Blöde Frage! Wie würdest du dich denn fühlen?" Ihre Stimmung war von einer Sekunde auf die andere umgesprungen und Sam zuckte unweigerlich zusammen, als sie ihn derart anfuhr. Er wusste, dass er besser nichts sagte und verharrte daher stumm. Seine Hoffnung lag darin, dass Lias Stimmungsschwankungen irgendwann auch wieder aufhören würden. Bis dahin musste er damit leben. Er war schon oft genug in seinem Leben vor schwierigen Situationen in Beziehungen davon gelaufen. Doch dieses Mal wollte er sich der Herausforderung stellen.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 15:38

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Lia merkte selber, dass ihre Stimmungsschwankungen oftmals sehr heftig waren. Sie hatte Sam angefahren, ohne einen ersichtlichen Grund zu haben. Immer noch saß er hinter ihr, so dass Lia sich leicht nach hinten drehen musste, um Sam anzusehen. "Tut mir leid, ich wollte dich nicht so anfahren", gab sich lächelnd in seine Richtung ab. Sam schwieg immer noch, was sollte er auch darauf erwidern? Er spürte, wie Lia sich enger an ihn kuschelte, seine Arme nahm und sie auf ihren Bauch legte.

Sie verweilten noch eine ganze Weile so, bis Sam hinter sich Richard bemerkte, sich zu ihm umdrehte und ihm ein leicht verzweifelter Gesichtsausdruck entgegen schlug. "Was ist?" fragte daher Sam sofort. Ein Seufzen von Richard verriet ihm, dass Richard irgendetwas bedrückte. "Ich muss nach New York...morgen." Lia drehte sich entsetzt um, "was? Warum? Du bist doch noch gar nicht Fit genug für so was." Richard zuckte mit den Schultern, "es geht leider nicht anders, der Release steht kurz bevor und es muss noch einiges geklärt werden", gab er nur zurück. Lia merkte, dass es ihrem Mann schwer fiel, jetzt hier weg zu müssen. Umständlich rappelte sie sich vom Rasen hoch und schlenderte zu Richard.

"Hm? Keine andere Möglichkeit?" fragte sie etwas verzweifelt. Richard verneinte nur stumm. Auch Sam war aufgestanden und stand nun wieder hinter Lia. "Wann musst du morgen zum Flughafen?" wollte er schließlich wissen. "Gleich morgen früh", kam die bedrückte Antwort. "Emu hat schon alles arrangiert." Lias Seufzen war eindeutig und zeigte, dass es ihr genauso wenig passte, wie ihrem Mann, aber ändern konnte sie es nicht. Irgendwie war ihr klar, dass Richard wieder nach New York musste, wollte dies aber nicht wirklich wahrhaben.

"Musst du noch Sachen zusammen packen?" kam von Sam etwas unsicher. Wieder verneinte Richard, "ich hab genug in New York liegen." Ein "aha", war Sams Antwort. Die Erkenntnis, dass Richard nach New York musste, machte sich in der allgemeinen Stimmung im Haus bemerkbar. Lia ließ ihre Hand gedankenverloren über Richards Oberkörper wandern und suchte anschließend den Weg ins Haus. "Wir haben Hunger", gab sie von sich, ehe sie vollkommen von der Veranda verschwunden war.

Sam musste flüchtig grinsen, war dies doch in letzter Zeit der Standartsatz von Lia geworden. Sein Blick ging zu Richard, der immer noch geknickt auf der Veranda stand und nicht wusste, was er machen sollte. Sam machte einen Schritt auf Richard zu, gab ihm einen Kuss und nahm ihn anschließend mit ins Haus. "Komm schon, ändern können wir es jetzt eh nicht mehr."

Lia hatte innerhalb der kurzen Zeit, in der sie bereits in der Küche zu gange war, ein heilloses Chaos angerichtet, in dem sie sich allerdings wunderbar zu Recht fand. "Hmpf, was wird denn das hier?" hörte sie mitten mal Sam hinter sich. Grinsend drehte sie sich zu Sam um, "weiß ich noch nicht so recht." Sie sah, wie Sam versuchte, sich einen Überblick über das angerichtete Chaos zu verschaffen. "Tut mir leid", kam etwas kleinlaut von ihr. Immer noch versuchte Sam zu identifizieren, was Lia eigentlich machen beziehungsweise kochen wollte. Entschied sich dann erst mal dazu Lia aus der Küche zu verbannen und wieder Ordnung zu schaffen.

Richard grinste, als ihm Lia aus der Küche entgegen kam, "hat Sam dich aus der Küche geschmissen?" wollte er amüsiert wissen. Zur Antwort bekam er ein Schmollen und einen Knuffer in die Seite.

Da es bereits später Abend war, versuchte Lia noch so viel Zeit wie möglich mit ihrem Mann zu verbringen, da sie nicht wusste, wie lange Richard in New York bleiben würde. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es bereits weit nach Mitternacht war. Schließlich war es Sam, der sich fast lautlos vom Sofa erhoben hatte und die beiden anderen erwartungsvoll ansah. "Wir sollten langsam ins Bett, wir müssen morgen früh raus", erklärte er kaum hörbar.

Lia musste sich am nächsten Morgen regelrecht aus dem Bett quälen. Nicht nur, dass sie noch unendlich müde war, auch die Kugel, die von Tag zu Tag anscheinend immer größer wurde, machte ihr immer mehr zu schaffen. Sie drehte sich noch einmal im Bett um und musste feststellen, dass Sam als auch Richard bereits aufgestanden waren. Nach wie vor, hasste sie es, wenn sie alleine gelassen wurde im Bett. Murrend rappelte sie sich hoch und steuerte den unteren Teil des Hauses an. In der Küche fand sie ihren Mann mit einer Tasse Kaffee sitzen. "Morgen", kam leicht verschlafen über ihre Lippen. Halb wach suchte sie den Rest des Hauses nach Sam ab. "Sam ist bereits weg", erklärte Richard ihr. "Hmpf." Lia setzte sich neben ihren Mann an den Küchentisch und gab ihm einen Kuss. "Wann musst du los?" wollte sie wissen. Richards Blick ging zur Uhr an der gegenüberliegenden Wand. "Gleich", war die etwas kurz angebundene Antwort von ihm.

Lia spürte, dass er nicht weg wollte. Auch sie hätte es lieber gesehen, dass Richard bleiben würde, konnte aber nichts dagegen ausrichten. "Dann zieh ich mich schnell um und bring dich dann zum Flughafen..." "Ich kann mir auch ein Taxi rufen, du musst mich nicht hinfahren", entgegnete Richard, wollte er Lia in ihrem Zustand doch nicht mehr alleine Auto fahren lassen. "Lass ma...das geht schon. Dann kann ich gleich noch ein bisschen was einkaufen, is doch kein Ding", damit war Lia auch schon wieder aus der Küche raus und auf den Weg nach oben ins Schlafzimmer.

Eine knappe halbe Stunde später waren Richard und Lia unterwegs zum Flughafen. Ihr fiel der Abschied schwer von ihrem Mann, auch wenn sie wusste, dass es nur für einen bestimmten Zeitraum war. Sie verdrängte bewusst, dass der Geburtstermin unmittelbar bevor stand, wollte sie doch nicht, dass Richard sich unnötig Sorgen machte. Nach dem sie Richard endlich freigegeben hatte und dieser in der Maschine verschwunden war, fuhr Lia zurück in die Stadt, um noch ein paar Besorgungen zu machen.

Sie geisterte eine zeitlang ziellos durchs Haus, ehe sie sich dazu entschieden hatte, sich noch ein bisschen in die wärmende Sonne zu setzten. Es war das erste Mal, dass sie tatsächlich allein im Haus war. Sie überlegte, was sie noch machen konnte, aber so recht fand sie keine arbeit für sich, was zuletzt auch daran lag, dass bereits alles fertig war. Die Küche hatte sie bereits morgens schon wieder aufgeräumt, das Kinderzimmer war auch schon seit längerer Zeit bezugsfertig und auch der Rest des Hauses, war in einem Vorzeigezustand, so dass Lia nichts mehr zu tun hatte.

Sie hatte sich einige der Bücher aus Sams Sammlung angesehen, kam dann aber zu dem Schluss, dass die Inhalte der Bücher, so gar nicht ihrem Interesse entsprachen. Da sie leicht in Gedanken versunken war, schreckte sie hoch, als mitten mal das Telefon losging. Es dauerte einen Augenblick ehe Lia wieder im Haus war und nun etwas ratlos vor dem Telefon stand. Obwohl sie schon seit einiger Zeit hier wohnte, war sie bisher nie ans Telefon gegangen. Erst als ihr Blick auf das Display fiel, entschied sie sich dazu, ranzugehen. "Hey, du bist schon in New York?" fragte sie freudig und zugleich etwas irritiert. Im selben Moment, wie sie die Frage gestellt hatte, kam sie sich etwas dämlich vor. Richard war ja innerhalb der USA gereist, was die Flugzeit ungemein verkürzte. "Vergiss die Frage." Sie konnte förmlich spüren, wie Richard am anderen Ende der Leitung grinste. "Grins nicht so...weißt du schon, wie lange du bleiben musst?" Das Seufzen, was sie vernahm, ließ sie nichts Gutes ahnen.

Es war nicht viel Zeit vergangen, seitdem Lia mit Richard gesprochen hatte, als auch Sam wieder eintrudelte. Sie war froh, dass sie jetzt nicht mehr alleine war. Hatte sie sich doch schon viel zu sehr daran gewöhnt, dass immer einer in ihrer Nähe war. Lia hatte ihren Sonnenplatz gegen den Fernseher und das Sofa eingetauscht und hockte nun auf diesem und lehnte sich vorn über, um Sam begrüßen zu können. Was sie zu sehen bekam, gefiel ihr so rein gar nicht. Sams Gesichtsausdruck sprach Bände. "Nein...bitte sag jetzt nicht, dass Lambert dich wegschickt?!" mutmaßte sie verzweifelnd. Sam blieb ihr vorerst eine Antwort schuldig. "Hmpf, also doch. Wann?" wollte Lia nun genauer wissen. "Lia? Ich hab versucht Lambert davon abzubringen, aber Befehl ist Befehl. Ich muss", versuchte Sam sich zu rechtfertigen, eher er auf die eigentliche Frage von Lia einging. "Sam? Das ist mir schon klar, aber ein anderer Zeitpunkt wäre mir lieber gewesen." "Mir auch", gab Sam fast flüstern zurück.

Etwas geschafft ließ sich Sam neben Lia auf das Sofa nieder und blickte sie an. "Ich muss heut Nacht noch zum Einsatz", sagte er fast entschuldigend. Lia seufzte, konnte aber auch an dieser Situation nichts ändern. Kommentarlos gab sie Sam einen sanften Kuss und anschließend noch einen und grinste ihn an. "Von Richard." Sam zeigte wie so oft, keine Reaktion. "Hast du schon was gegessen?" wollte Sam stattdessen wissen. "Jein." Sam bedachte Lia mit einem etwas unwirschen Blick, "also nein", damit erhob er sich wieder vom Sofa und verschwand in der Küche. Lia wusste nicht, wie sie jetzt reagieren sollte. Es war Richard schon schwer gefallen, Sam und sie alleine zu lassen und jetzt musste Sam nun auch noch weg.

Unsicher machte sie sich auf den Weg in die Küche. "Sam? Ich komm auch alleine zu Recht. Wäre ich jetzt in Berlin, wäre es da genauso gewesen." Sam drehte sich zu ihr und musterte sie von oben bis unten. "Mir ist schon klar, dass du zu Recht kommst, aber im Moment wäre es mir lieber, wenn du nicht alleine bleibst." Sein Blick blieb eindeutig an Lias Kugel hängen. Sie trat einen Schritt näher an Sam ran, griff ihm sachte unters Kinn und hob es ein wenig an. "He? Ich bin schwanger. Nicht todkrank. Ich krieg das wohl durchaus hin, mir notfalls nen Krankenwagen zu holen. Mal davon abgesehen, dass ich nicht hoffen will, dass der Kleine nun ausgerechnet jetzt unbedingt raus will." "Aber genau DAS ist meine Befürchtung", gab Sam zu.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 15:39

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Es wäre egal, was Lia noch für Argumente vorbringen würde, die Sorge um den Krümel und sich, konnte sie Sam nicht nehmen und beließ es vorerst dabei. Das Klappern der Töpfe holte Lia wieder aus ihren Gedanken raus. "Sam?" "Hm?" Sie überlegte kurz, ob dies jetzt der richtige Zeitpunkt war, aber sie wollte noch einmal mit Sam reden. "Bleibt es jetzt eigentlich bei Saverio?" Sie wusste, dass der Name sehr ausgefallen war, wollte aber auch keinen 08/15 Standartnamen haben. Immer noch bedachte Sam sie mit einem dieser komischen Blicke. "Waaas? Was ist an dem Namen auszusetzen?" Sam kam um ein Grinsen nicht rum, "er klingt doch wirklich....ich weiß nicht....so anders?" Nun war es Lia, die verspielt schmunzeln musste, "na und? Wir sind ja auch anders, oder nicht?" argumentierte sie. Sam seufzte, er wusste, dass er Lia von dem Namen nicht mehr abbringen konnte und einen anderen hatte er auch nicht parat.

Lia nahm Sams Seufzen als Zustimmung und grinste triumphierend in seine Richtung. "Richard findet den Namen übrigens auch klasse." "Seine Tochter heißt ja auch Khira Li, warum sollte er dann den Namen nicht gut findet?" kam nun ein wenig spitzwindig von Sam. Lia grinste nur und verkniff sich einen Kommentar dazu. Nach dem beide gegessen hatten, verbrachten sie die restliche Zeit zusammen gekuschelt auf dem Sofa, bis Sam zu seinem Einsatz musste. Lia war noch nicht müde und entschied sich dazu, noch einmal ihren Mann anzurufen. Obwohl es mitten in der Nacht war, war Richard immer noch wach, was Lia nicht weiter verwunderte.

"Hmpf, das heißt, dass du jetzt erst mal alleine bist? So ganz alleine?" Richard gefiel der Gedanke so ganz und gar nicht, dass Lia allein war, insbesondere gerade jetzt. "Richard? Es wäre in Berlin auch nicht anders gewesen, ich bin durchaus im Stande, mir ein Taxi oder einen Krankenwagen zu rufen, wenn was sein sollte." "Trotzdem, ich werde versuchen, so schnell wie möglich wieder zurück zu kommen." "Das brauchst du nicht, mir geht es prima und der Termin ist auch erst in ein paar Tagen", versuchte Lia ihren Mann wieder ein wenig zu beruhigen. "Ja! Gerade weil der Termin in ein paar Tagen ist. Darauf solltest du dich nicht unbedingt verlassen." "Richard? Du bist doch gerade erst in New York angekommen. Ist Emu eigentlich bei dir?" Lia konnte hören, wie ihn die Frage total aus dem Konzept brachte, "hm? Ja, wieso? Was willst du denn jetzt von Emu?" Lia hatte es wieder einmal geschafft, ihren Mann gänzlich durcheinander zu bringen und lachte. "Was ich von Emu will? Eigentlich gar nichts, aber du kannst ihn doch mitbringen, wenn ihr in New York fertig seit. Er hat doch schon in Berlin angst gehabt, dass wir vergessen könnten, ihm bescheid zu sagen, wegen dem Kleinen." Für einen kurzen Moment war Stille in der Leitung. "Lia? Ich will aber nicht, dass du...." Sie viel ihm prompt ins Wort, "jetzt sperr mal deine Lauscher auf. Ich bin kein kleines Kind mehr und kann wunderbar für mich alleine sorgen und aufpassen kann ich auf mich auch. DU wirst jetzt erst Mal deinen Kram in New York erledigen."

Richard blieb still am anderen Ende der Leitung. Ihm wurde schlagartig klar, dass er sich zu viele Sorgen machte und dadurch anfing Lia bemuttern zu wollen. Er wusste, dass sie dafür so gar nicht der Typ war, was sie ihm auch gerade unmissverständlich klar gemacht hatte. Es war eine dieser Eigenschaften von ihr, die Richard so an ihr schätze, sie kam ohne große Umschweife auf den Punkt, wie jetzt gerade auch wieder. "Es tut mir leid...." "Wofür entschuldigst du dich?" fragte Lia etwas verdattert nach. "Versprich mir einfach, dass du dich erst mal um dein Projekt kümmerst und wenn du alles in die richtigen Bahnen geleitet hast, dann kommst du mit Emu wieder hier her, okay?" Etwas gedankenverloren nickte Richard am Telefon, eher er merkte, dass Lia dies wohl nicht hören konnte. "Versprochen, aber du...." „...meldest dich, wenn was sein sollte", beendete Lia etwas genervt den Satz ihres Mannes, "schon klar, mach ich." Sie hatte das Telefongespräch anschließend schnell beendet, wie Richard feststellen musste.

Lia hatte in den ersten zwei Nächten die Hoffnung, dass zumindest Sam von seinem Einsatz früher zurückkommen würde, da dies durchaus schon passiert war, dass Sam nach zwei oder drei Tagen wieder da war. Aber diesmal würde es wohl nicht so sein, musste Lia sich eingestehen. In den letzten Nächten wühlte sie sich oft in den Schlaf, doch heute Nacht brachte auch dies nichts. Entnervt gab sie auf, schlug die Decke weg und ging wieder nach unten in die Küche. Ein wenig übermüdet und planlos stand sie nun in der Küche und wusste eigentlich nicht so Recht, was sie machen sollte. Lia drehte sich erst einmal um ihre eigene Achse und überlegte sich dann, dass sie sich einen heißen Kakao machen könnte, was sie auch gleich in die Tat umsetzte.

Bewaffnet mit einer Tasse Kakao steuerte sie schließlich das Sofa an und machte es sich darauf bequem. "So, Kakao? Da! Fernsehzeitung? Hier! Fernbedienung? Auch am Start. Prima, dann können wir ja jetzt sinnlos zappen." Lia hatte die Fernbedienung noch nicht ganz in ihrer Hand, als sie mitten Mal einen fiesen Schmerz spürte. "Hmpf, och nee, mach kein scheiß da drinnen. Wir wollten sinnlos zappen und nicht die Nacht im Krankenhaus verbringen, oder?" Irgendwie wollte Lia gerade nicht wahrhaben, dass ausgerechnet jetzt der Krümel raus wollte. "Outch, spinnst du? Mmmhhhh....schon gut...schon gut...." Das nächste was Lia bemerkte, war, dass offenbar die Fruchtblase geplatzt war, "okay, okay....ich hab´s kapiert, du willst nicht mehr drin bleiben. Aber du hättest ja wenigstens warten können, bis dein Dad wieder hier ist."

Langsam kroch in Lia nun doch Panik hoch, war dies doch ihre erste Schwangerschaft, auch wenn sie bei den Vorbereitungskursen war, so musste sie doch feststellen, dass dies nicht das Gleiche ist. Hastig sah sie sich um und wurde fündig. Sie hatte das Mobilteil des Telefons noch nicht wieder auf die Ladestation gelegt und war gerade unendlich dankbar dafür. Schnell huschten ihre Finger über die Tasten und wählten den Notruf. Die Dame am anderen Ende, versuchte Lia so weit es ging ruhig zu halten, da Lia immer mehr mit aufkommenden Schmerzen zu tun hatte.

Es kam Lia wie eine Ewigkeit vor, bis der Krankenwagen endlich eingetroffen war. Was danach passierte, nahm Lia gar nicht mehr so Recht war. Erst im Kreissaal vom Krankenhaus wurde ihr erst wieder richtig bewusst, was überhaupt los war, nach dem eine Krankenschwester ihr ihren Sohn behutsam in den Arm legte. "Weiß der Vater schon bescheid?" fragte die Krankenschwester vorsichtig nach. "Nein, noch nicht." "Sollen wir ihn benachrichtigen?" Lia verneinte, wusste sie doch selber noch nicht einmal wo Sam überhaupt steckte. Sie war auch viel zu geschafft, um noch einen klaren Gedanken fassen zu können.

"Wir brauchen noch den Namen von ihrem Sohn." "Saverio Kruspe." Die Schwester notierte den Namen auf einem kleinen Bändchen und machte dieses an dem Handgelenk vom Kleinen fest, bevor sie die Papiere weiter ausfüllte und anschließend Saverio mit sich nahm. Etwas panisch sah Lia hinterher, eher ihr die Hebamme erklärte, dass ihr Sohn auf die Säuglingsstation kam, damit sie schlafen konnte.

Es war noch nicht wieder ganz hell draußen geworden, doch Lia war bereits wach und auf den Weg zur Säuglingsstation. Nach dem sie Saverio geholt hatte, ging für Lia die Debatte los, dass sie nicht länger im Krankenhaus verweilen wollte. Die Aussicht noch drei weitere Tage hier bleiben zu müssen, gefiel ihr nicht im Geringsten. Lia wollte gerade wieder anfangen mit den Arzt zu diskutieren, als mitten Mal Lambert hinter ihr auftauchte. "Lambert? Wie....also....öhm?" Lia war sichtlich durcheinander, was Lambert grinsend hinnahm. "Ich war heut morgen bei euch. Da ich dich nicht angetroffen habe und dein Wagen aber noch vor dem Haus steht, bin ich einfach mal davon ausgegangen, dass du hier sein wirst", erklärte Lambert.

"Ja, genau...prima...vielleicht können sie dem Herren hier klar machen, dass ich keine drei weiteren Tage hier bleiben werde." Lia war schon ein wenig angenervt und machte daraus auch Geheimnis. "Hören sie Mrs. Kruspe! In den Tagen in denen sie noch hier bleiben sollen, wird ihnen die Hebamme noch die nötigen Kenntnisse vermitteln, die sie brauchen werden", versuchte der Arzt Lia zu überzeugen. Lia blieb stur, "das brauch mir niemand zeigen, so was nennt sich Mutterinstinkt." Der Mann in weiß, musste sich eingestehen, dass es nicht viel Sinn machen würde, Lia noch weiter davon zu überzeugen, dass sie bleiben sollte und gab nach. Lia ließ sich das nicht zweimal sagen und war innerhalb von zwanzig Minuten aus dem Krankenhaus verschwunden.

"Und du bist sicher, dass du keine Hilfe brauchst?" wollte Lambert wissen. Lia verneinte nur und sah sich etwas ratlos auf dem Parkplatz vor dem Krankenhaus um. "Hmpf, na prima. Ich bin ja mit dem Krankenwagen her gekommen." "Bist du dir immer noch sicher, dass jetzt nicht doch ein bisschen Hilfe gebrauchen könntest?" fragte Lambert etwas amüsiert nach. Lia gab auf, "schon gut. Ja, doch vielleicht, aber nur ein bisschen...", sie stockte kurz, "würde sie uns vielleicht...also...." Lia brach ab, sie hasste es, um Hilfe zu bitten. "Euch nach hause bringen?" mutmaßte Lambert grinsend. Lia nickte nur stumm, ihr wäre es lieber gewesen, sie hätte selbstständig den Weg nach hause antreten können. "Komm schon, ich fahr dich und den Kleinen nach hause. Wie heißt er jetzt eigentlich?" "Saverio." Lambert schaute Lia etwas merkwürdig an, "Saverio? Ist ja sehr außergewöhnlich."

Endlich wieder im Haus angekommen, verfrachtete Lia den Kleinen erst einmal in den Maxicosi. "Ach? Lambert? Bitte sagen sie Sam nichts." Lia erntete dafür einen verwunderten Blick. "Warum nicht?" "Ich weiß nicht, ich will nicht, dass er es von ihnen erfährt und schon gar nicht in der Osprey. Es war so schon dumm gelaufen, dass er weg musste und der Kleine nu doch schon da ist, dann will ich nicht auch noch, dass sie es ihm sagen", erklärte Lia ihm. "Wie lange wird Sam noch unterwegs sein?" Lia musterte Lambert genau bei dieser Frage, sie war sich sicher, dass Lambert diese Frage gerne umgehen würde. "Ich weiß es nicht mit Sicherheit, je nach dem, wie schnell Sam seinen Auftrag durchführen kann." Es war Lia irgendwie klar, dass sie keine präzise Antwort bekommen würde. "Aha, na hoffentlich dauert es nicht ewig." "Weiß denn dein Mann schon bescheid?" Lia grinste Lambert breit an. War sie doch gerade dabei, mit der Digitalkamera umher zu hantieren. "Nein, noch nicht, aber gleich." Lia versuchte jetzt schon seit einigen Minuten ein vernünftiges Fotos von ihrem Sohn zu machen, doch Saverio dachte gar nicht daran, sich ablichten zu lassen. "Hmpf, wie der Vadder, der is genauso Kamerascheu." "Liegt wohl in den Genen", kommentierte Lambert leise das Unterfangen von Lia.

Es hatte Lia noch eine geschlagene Stunde und eine fast volle Speicherkarte, mit unbrauchbaren Bildern drauf, gekostet, ehe sie endlich ein brauchbares Foto von Saverio machen konnte. "Boah, na endlich." Schnell hatte sie die Kamera mit ihrem Laptop verbunden und das einzig verwertbare Foto auf die Festplatte gezogen. "So, dann wollen doch mal sehen, was Richard jetzt tut." Während sie noch die E-Mail fertig schrieb, kramte sie schon wieder in der Laptoptasche rum. "Hmpf, nee ne? Na toll, und ich aste mir hier einen ab, dich in Bits und Bytes zu speichern und hier liegt so´ne blöde Webcam drin." Völlig entgeistert hielt sie Saverio die kleine Webcam vor die Nase. Ein teuflisches Grinsen machte sich auf Lias Gesicht breit. Da ihr Laptop über nicht all zu viele USB-Anschlüsse verfügte, stöpselte sie fix die Kamera wieder ab und steckte stattdessen die Webcam an. "Das Foto hat mir eh nicht sonderlich gefallen", erklärte sie ihrem Sohn und holte ihn aus dem Maxicosi wieder raus auf ihren Arm, was Sav ihr mit Gequengel und schreien dankte.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 15:41

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Sam hockte am Rande eines kleinen Waldstückes und beobachtete die Strasse, die sich etwa fünf Meter vor ihm befand. Es war stockfinster, da es eine Neumondnacht war. Sam war schon in der vorigen Nacht in dem Waldstück angekommen, hatte aber beschlossen, dass er es eine Stunde vor Sonnenaufgang nicht mehr wagen wollte, in das Gebäude auf der anderen Seite der Strasse einzubrechen. Somit hatte er den Tag im Unterholz verbracht und sich dort ein wenig ausgeruht.

Sams Blick fiel auf die Uhr. "Noch sechs Stunden bis zum Sonnenaufgang", murmelte er leise in sich hinein. Seit einiger Zeit hatte er so ein merkwürdiges Gefühl. Es war nicht, dass er eine Gefahr auf sich zukommen sah. Es musste etwas anderes sein. Er gab sich einen Ruck und überquerte die Strasse, die nur vereinzelt von Fahrzeugen benutzt wurde. Seine Tarnklamotten ließen seine Konturen verschwimmen, so dass man nicht mal einen Schatten über den Asphalt huschen sah.

Auf der anderen Seite der mehrspurigen Strasse angekommen, ließ sich Sam langsam in den Graben daneben hinab, durch den sich ein kleiner Bach schlängelte. Das Plätschern würde die leisen Geräusche überdecken, die Sam automatisch machen würde, wenn er den Zaun überkletterte. Doch fast geräuschlos durch den Bach zu kommen, war die erste knifflige Aufgabe. Sobald Sam einen Fuß ins Wasser setzen würde, würde sich das Fließgeräusch verändern, was ein aufmerksamer Beobachter hören konnte.

Sam war sich sicher, dass es aber trotzdem weniger Aufmerksamkeit erregen würde, wenn er durch den Bach schlich, anstatt herüber zu springen. Langsam und vorsichtig durchquerte er das Gewässer, um dann direkt am Zaun einen Moment regungslos zu verharren. Als er keine verdächtigen Geräusche und Bewegungen ausmachen konnte, begann er, am Zaun hinauf zu klettern. Die Daten auf seinem OPSAT waren von Grim gesammelt worden und diesen Informationen nach stand der Zaun nicht unter Strom.

Nachdem Sam den Zaun hinter sich gebracht hatte, entschied er sich für einen kurzen Sprint über das freie Gelände bis hin zum Gebäude. Überwachungskameras hatte er aus dem Waldstück heraus mit seinem Fernglas nicht entdecken können. An der Metallwand des Gebäudes angekommen, stoppte er und betätigte das OPSAT. Er wollte durch eine Nebeneingangstür in das Bürogebäude eindringen. Eindringlich studierte er den Gebäudeplan, bevor er sich auf den Weg zur Tür machte. Kurz bevor er die Tür erreichte, ging das Licht darüber an. Erschreckt machte Sam einen Satz nach hinten, hatte er doch den Bewegungsmelder übersehen.

"Sam? Was ist? Du leuchtest wie ein Weihnachtsbaum!?" kam die verwirrte Frage von Lambert, der die Werte der Sensoren schlagartig ansteigen sah. Zuerst antwortete Sam nicht, doch anhand des GPS konnte Lambert sehen, dass sich Sam erst einen Ort zum Verstecken suchte. Und auch danach gab es von Sam keinen Kommentar. Lambert hatte das Gefühl, dass sein bester Spion mit den Gedanken nicht ganz bei der Sache war. "Sam? Wir können dich auch da raus holen und Williams hin schicken", stellte er nachdenklich fest. Über die Worte etwas verwirrt, legte Sam den Kopf schief. "Und warum bin ich dann noch hier?" fragte er ungläubig. "Ist okay, Sam. Wir holen dich raus", gab Lambert zurück und gab Sam die Koordinaten der Abholung durch.

Etwa zehn Stunden später trat Sam auf den Asphalt des privaten NSA-Flughagengeländes in Maryland. Er hatte sich in der Osprey bereits umgezogen, so dass er nun seine Ausrüstung in einem Rucksack mit sich herumtrug. Sein Weg führte ihn in das NSA-Gebäude, wo er im Lager seine Ausrüstung abgab. Er wusste nicht, ob Richard schon wieder zurück war und wollte Lia mit seiner plötzlichen Rückkehr überraschen. Zielstrebig steuerte er seinen Jeep an, stieg ein und steckte den Schlüssel ins Zündschloß. Einen Moment zögerte er, als er den Wagen anließ. Das seltsame Gefühl aus seinem Einsatz meldete sich verstärkt zu Wort. Irgendetwas musste sich verändert haben. Und er musste heraus bekommen, was es war. Daher fuhr er mit quietschenden Reifen los und machte sich somit eilig auf den Weg nach Hause.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 15:44

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Es war Lias erste Nacht zuhause, in der sie nicht mehr alleine war. Saverio hatte sie noch einige Zeit auf Trab gehalten, bis er sich schließlich dazu entschieden hatte, endlich ein wenig zu schlafen. Erst einige Stunden zuvor hatte sie mit ihrem Mann per Webcam gesprochen und ihm Saverio vorgestellt. Richard war wenig davon angetan, dass er nicht aus New York weg konnte. Wollte er doch lieber bei Lia und dem Kleinen sein.

Da Lia sich erst an die neue Situation gewöhnen musste, hatte sie es noch nicht mal mehr ins Bett geschafft und war mit Sav im Wohnzimmer eingeschlafen. Der Kleine schlief ruhig in seinem Maxicosi, während Lia kurzerhand auf dem Sofa eingeschlafen war. Sie schlief so fest, dass sie nicht einmal das Motorengeräusch des Jeeps hörte und auch nicht das Reinkommen von Sam ins Haus.

Sam verharrte in dem weitläufigen Wohnzimmer für einige wenige Sekunden. Das Gefühl, dass ihn vom Einsatz bis hierher begleitet hatte, konnte er nicht ablegen, aber auch genauso wenig erklären. Obwohl er Lia nicht sehen konnte, da das Sofa mit der Lehne zu ihm stand, konnte er ihren ruhigen Atem hören. Leise schritt er auf das Sofa zu und bliebt abrupt einige Zentimeter davor stehen. Schlagartig konnte Sam sich das eigenartige Gefühl erklären, welches er bis zu diesem Zeitpunkt nicht loswerden konnte.

Ungläubig beobachtete er den kleinen Winzling in dem Maxicosi, bis ihm bewusst wurde, dass der Kleine, vor dem er nun stand, sein Sohn ist. Sein Blick ging zu Lia, die immer noch ruhig schlafend auf dem Sofa lag. Ein leises Quacken ließ Sams Aufmerksamkeit wieder auf Saverio richten. Bevor Saverio laut werden konnte, hatte Sam ihn aus dem Maxicosi gehoben und auf den Arm genommen. Es war ein komisches Gefühl für Sam, war Sav doch noch so klein.

Lia war das leise Quacken nicht entgangen und daher auch wieder wach. Etwas verdattert blickte sie verschlafen in die leere Wiege, hatte sie Sam doch nicht mitbekommen. "Was...?" murmelte sie, setzte sich auf und sah sich suchend um. "Saaaaam?!" Lia war im nächsten Moment hellwach, mit wenigen Schritten bei Sam und gab ihm einen Kuss. "Bist du schon lange hier?" Sam verneinte stumm. Lia kam um ein Grinsen nicht rum, "daran sollten wir arbeiten, in der nächsten Zeit. Ich glaube kaum, dass dein Sohn, dich so verstehen wird...ein bisschen mehr musst du dann schon reden, zumindest mit Sav."

"Warum hast du mir nicht bescheid gegeben?" "Weil ich nicht wollte, dass du es von Lambert erfährst, deswegen", gab Lia erklärend zurück. Sie konnte Sams nächste Frage schon erahnen und sprach daher weiter, "er kam letzte Nacht zur Welt." Sams leichtes Grinsen verriet ihr, dass es seine nächste Frage gewesen wäre.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 15:44

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Sams Grinsen wich einem erstaunten Gesichtsausdruck. "Warum bist du dann schon wieder zuhause? Hättest du nicht im Krankenhaus bleiben müssen?" waren seine nächsten Fragen. Lia seufzte, was Sam als Antwort bereits genügte. "Du magst Krankenhäuser genauso gerne wie ich, hm?" Ein Quacken von Sav unterbrach die Unterhaltung der Beiden. Eine unangenehme Stille breitete sich im Wohnzimmer aus, die Lia schließlich brach: "Du musst doch nicht sofort wieder weg, oder?" Sam schüttelte langsam den Kopf und erwiderte nachdenklich: "Ich glaube kaum, dass Lambert mich sofort wieder los schicken wird unter diesen Umständen."

Wieder schwiegen Beide sich einen Moment an, in dem auch Sav ruhig war. "Ich denke, wir sollten ins Bett gehen und nicht auf dem Sofa übernachten", stellte Lia leicht lächelnd fest. Sam stimmte ihr stumm zu und wartete, bis Lia den ersten Schritt in Richtung der Treppe machte, die in das obere Stockwerk führte. "Weiß Richard schon...", begann Sam, wurde aber mitten im Satz von Lia unterbrochen. "Klar, ich habe ihn per Web angerufen." Schweigend gingen sie weiter. Lia hatte glücklicherweise noch an den Maxicosi von Sav gedacht, so dass er direkt neben dem Bett schlafen konnte.

In New York saß Richard in seinem Apartment. Er spürte ein gewisses Unbehagen, weil Lia allein war. Sie hatte zwar mit Sav nun alle Hände voll zu tun und würde die Einsamkeit nicht bemerken, aber es wäre Richards Meinung nach nicht schlecht gewesen, wenn sie eine helfende Hand im Haus gehabt hätte. Als sein Handy klingelte, vertiefte sich einen Moment das Unbehagen. Schon Sekunden später atmete er erleichtert auf.

Auf dem Display seines Handys hatte zwar 'Lia' gestanden, doch die Stimme am anderen Ende gehörte Sam. "Du bist zurück?" fragte er ungläubig. "Ja", kam nur von Sam als Antwort. Ein beruhigtes Schweigen ließ beide grinsen. "Mehr wollte ich dir gar nicht sagen, so mitten in der Nacht", sagte Sam schließlich leise. Fast flüsternd bedankte sich Richard, bevor beide sich auch schon wieder verabschiedeten. So konnte Richard nun beruhigt schlafen.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 15:46

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Es war noch früh am Morgen und Lia saß bereits mit Sav in der Küche, hatte Sav doch relativ zeitig die Nacht beendet, wie schon die letzten Tage zuvor und war auch der Meinung gewesen seine Mom daran teilhaben zu lassen. Ein wenig übermüdet saß Lia am Küchentisch und träumte mit offenen Augen vor sich hin. Das Sam seit geraumer Zeit in der Küche stand, hatte sie gar nicht mitbekommen. Erst als Sav anfing quengelig zu werden und zu Sam wollte, bemerkte sie, dass sie nicht mehr alleine war in der Küche.

"Morgen", kam leise von Sam. Mehr als ein leichtes Knurren konnte Lia sich nicht abgewinnen. Sie nutze die Tatsache aus, dass Saverio zu Sam wollte, drückte ihm seinen Sohn in den Arm und machte sich erst mal einen Cappuccino. "Du musst gleich los?" fragte Lia beiläufig, bei ihrer Zubereitung des heißen Getränks. Sam sah von Saverio auf, "ja", war die für Sam typische, kurze und knappe, Antwort. "Hmpf, meinst du, dass du es noch mal schaffen wirst, auch mehr als ein Wort als Antwort zu geben?" muffelte sie ihn an.

Sam grinste schwach, durfte er doch schon die letzten Tage miterleben, dass Lia nicht besonders gut drauf morgens. "Ich arbeite dran, versprochen." Er war schon wieder aufgestanden, legte Sav zurück in die Liege und gab Lia einen Kuss. "Wann bist du zurück?" Sam drehte sich noch einmal um und antwortete fast flüsternd, "ich weiß es nicht, kann später werden." Ein Seufzen aus Lias Richtung verriet ihm, dass sie ihn verstanden hatte.

Sam war gerade zur Tür raus als ein leicht nervendes Geräusch Lia aus ihren Gedanken riss. "Ja doch...immer mit der Ruhe." Sie schnappte sich Sav und machte sich auf die Suche nach dem Telefon. "Ich sollte mir angewöhnen das Teil auf die Ladestation zu legen, dann muss ich es nicht immer suchen, oder?" Fragend sah sie Saverio an, der lallend und gurrend darauf antwortete. "Sag ich doch." Nach einigem Suchen hatte Lia endlich das Telefon gefunden, ohne auf das Display zu gucken, ging sie ran. "Ja?" "Hey!" Lias Gesichtszüge hellten sich auf. "Richard?" "Sag mal, muss ich mir ein Taxi nehmen, oder holst du mich vom Flughafen ab?" fragte ihr Mann grinsend und kam so auch schon auf den Punkt. Einen Moment herrschte verwirrende Stille. "Öhm? Wie jetzt? Wann denn?" Lia hörte wie Richard am anderen Ende leise lachte, "jetzt?!" "Du bist schon am Flughafen?" kam die etwas überraschte Frage von Lia. "Ja...aber..."

Lia unterbrach ihn, "rühr dich nicht vom Fleck..." sie überlegte kurz, "bist du alleine hier?" Nun war es wieder Richard, der etwas verwirrt war, bis ihm einfiel, worauf Lia hinaus wollte. "Emu wollte erst mal zurück nach Deutschland. Er kommt aber in den nächsten Wochen vorbei." "Auch gut. Ich muss nur Sav fix was Warmes anziehen..." Richard konnte hören, wie Lia schon wieder am rumwühlen war, "mach langsam, sonst kann ich mir auch ein...." Wieder fiel Lia ihm ins Wort, "nix da...wir holen dich ab", damit legte sie auf, zog Sav wärmer an, verfrachtete sich und ihren Sohn kurze Zeit später in den Pontiac und fuhr zum Flughafen um ihren Mann abzuholen.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 15:47

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Sam saß gerade auf dem gemütlichen Zweisitzer in Lamberts Büro und wartete auf seinen Chef. Zum wiederholten Male musterte er das Interieur des Raumes und stutzte ein wenig. Nicht, dass es ihm nicht schon vorher aufgefallen war, aber das Zimmer beinhaltete keinerlei persönlichen Dinge. Nicht einmal ein Bild von einer der vielen Ex-Frauen Lamberts. Das war der Gedanke, der Sam über die Kante in seine tief im Innern versteckte Gefühlswelt katapultierte.

Wie lange war es jetzt her, dass er Lia in Berlin getroffen hatte und somit auch zwangsläufig Richard über den Weg gelaufen war? Es schien eine Ewigkeit her zu sein und doch fühlte er die Leidenschaft, die immer noch in dieser Beziehung steckte. Er hatte von Anfang an gewusst, dass es, wenn es denn klappte, etwas von Dauer sein würde. Und wie es jetzt aussah, sollte er Recht behalten. Selbst die ganzen Ereignisse drum herum konnten die Drei nicht auseinander bringen, und da hatte es immerhin einiges gegeben.

Mit einem Lächeln erinnerte sich Sam an die erste Begegnung mit Richard. Zu diesem Zeitpunkt war ihm selbst noch nicht klar gewesen, in welche Richtung ihn sein Weg führen würde. Aber er hatte Lia nicht los lassen können. Gerade in der Zeit, in der er alleine in den Staaten gewesen war, hatte er sich immer wieder dabei ertappt, sie sich herbei zu wünschen. Nicht, dass er hätte auf Richard verzichten können. Er gehörte ebenso dazu.

Schließlich waren sie in Südamerika zwischen die Fronten geraten. Sam konnte die Bilder aus dem Guerilla-Lager noch vor sich sehen, wenn er die Augen schloss. Mit viel Glück waren sie dort heraus gekommen und hatten einige Zeit in den Staaten verbracht. Sam konnte sich noch genau an den Augenblick erinnern, als er erfahren hatte, dass Lia schwanger war. Es hatte die reinste Achterbahnfahrt in ihm ausgelöst.

Auf der einen Seite war da die Freude, auf der anderen die Angst. Angst, dass etwas passieren könnte. Es hatte ihn wieder zu Sarah zurück gebracht. Doch nach einiger Zeit hatte er die Zweifel ablegen können und spätestens nach dem schweren Autounfall hatte er aufgehört, sich seiner Angst zu ergeben. Er würde alles tun, um seine neue Familie zu beschützen.

Lambert betrat den Raum und sah Sam verwundert an. Der hatte offenbar gar nicht wahrgenommen, dass sein Chef den Raum betreten hatte. "Sam?" fragte er daher vorsichtig nach. Doch auch das konnte seinen Schützling nicht aus seinen tiefen Gedanken erwecken. "Sam!" kam nun die etwas forschere Aufforderung. Verwirrt sah der Angesprochene zu seinem Chef. "Oh, Entschuldigung", gab er leise zurück und widmete nun seine ganze Aufmerksamkeit Lambert. "Wie geht es deinem Kleinen?" wollte dieser wissen und musste lächeln, wusste er doch, dass Sam gerade über seine Familie nachgedacht hatte. Ertappt sah Sam ihn an, ohne zu antworten. Lambert grinste breiter, war es doch so typisch für Sam. Doch zu seiner Überraschung sollte Sam noch etwas sagen: "Ich quittiere den Dienst."

Richard hatte die gesamte Fahrt zurück zum Haus schweigend verbracht. Ihm war nicht danach, Konversation zu machen und Lia hatte ihn ein paar Mal irritiert angeschaut, aber dann ebenfalls beschlossen, ruhig zu bleiben. Sav war bei dem gleichmäßigen Surren des Motors eingeschlafen und war gerade dabei, wieder wach zu werden. Richard war froh, als er aus dem Wagen steigen konnte. Der letzte Unfall hatte doch einen gewissen Schatten über seine Gefühle beim Autofahren geworfen.

Kaum waren Lia und Richard durch die Tür getreten, hatte Sav angefangen zu weinen. Lia war schnell zu dem Entschluss gekommen, dass dem Kleinen sein Daddy fehlte und hatte ihn aus dem Maxicosi auf den Arm genommen, um dann die Treppe Richtung Kinderzimmer zu erklimmen. Sie spürte, dass Richard einen Moment Ruhe brauchte, um sich auf die veränderte Situation einzustellen.

Richard sah Lia zuerst etwas zweifelnd hinterher, als er sich seufzend auf dem Sofa niederließ. Zu viele Dinge gingen ihm durch den Kopf. Drehten sich anfangs seine Gedanken noch um das, was er mit Emu in New York besprochen hatte, so drifteten sie doch schnell zu Sav, Lia und Sam ab. Es war eine eigenwillige Beziehung, die er eingegangen war. Sav war Sams Sohn, aber es würde überall heißen, dass es sein Kind war. Damit hatte er sich allerdings schon viel früher abgefunden und er war froh, dass er Sam damit zumindest einen Teil seiner Last hatte abnehmen können.

Ohne es zu bemerken hatte Richard sich von der Couch erhoben und die Treppe angesteuert. Er wollte bei seiner Frau sein und auch bei Sav. Er war nun ein Teil dieser Dreierbeziehung und würde es auch immer bleiben. Gedankenverloren ging Richard die Stufen herauf, um im Türrahmen des Kinderzimmers stehen zu bleiben. Er lehnte sich mit seiner linken Schulter an das Holz des Rahmens und beobachtete Lia. Sav war inzwischen wieder ruhig geworden, was Lia aber nicht davon abhielt, ein wenig mit ihm zu spielen.

Richard lächelte, wusste er doch, dass Lia ihn noch gar nicht bemerkt hatte. Regungslos verharrte er im Türrahmen und sah den Beiden zu. Dabei schweiften seine Gedanken einmal mehr ab. Emu hatte bei seiner Hochzeit mit Caron gesagt, dass es zu sehen wäre, dass es nicht für ewig halten würde. Doch Richard hatte ihn damals ignoriert, aber Emu hatte Recht behalten. Als er Lia kennen gelernt hatte, war Emus Aussage zurückhaltender gewesen. Irgendwie hatte er ein Gespür für Richards Beziehungen. Und in diesem Moment wusste Richard, dass er Lia für immer lieben würde. Nichts würde etwas daran ändern können.

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