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Doc DG

durchgeknallt aber glücklich

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 11:41

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Es dauerte einige Tage, bis Richard aus New York zurückgekommen war. Da ich währenddessen aber noch genug zu tun hatte, fiel es mir nicht sonderlich schwer, ein paar Tage auf Richard verzichten zu müssen. Mein letzter Eintrag ist nun knapp ein Jahr her. Es hat sich, oh Wunder, in dieser Zeit einiges getan. Ich war noch nicht allzu lange mit Richard zusammen, als er mich, ohne jegliche Vorwarnung fragte, ob ich ihn heiraten wollte. Ich war doch sehr erschrocken im ersten Moment und wusste auch nicht wirklich, ob er diese Frage ernst gemeint hatte. Ich wollte noch nicht heiraten, nicht jetzt, wir waren auch erst kurze Zeit zusammen gewesen. Ich verneinte. Ich konnte Richards Enttäuschung förmlich greifen, aber ich war noch nicht so weit und wollte es einfach auch nicht.

Ich wohnte ein gutes halbes Jahr in meiner Wohnung, bis Richard und ich beschlossen hatte, dass ich auch genauso gut in seine Wohnung einziehen könnte, da ich sowieso mehr Zeit in seiner Wohnung verbrachte, als in meiner eigenen. Bis jetzt stand die gegenüberliegende Wohnung noch leer. Es war mir egal. So lange Richard in New York war, kam Emu regelmäßig zum Kaffee vorbei.

Lia wollte gerade mit dem nächsten Satz anfangen, als sie unterbrochen wurde. Es klingelt an der Haustür. Sie erschrak dermaßen, dass sie statt eines Satzes, eine gezackte Linie zog, die quer über das ganze Blatt ging. Die Linie glich eher einem Blitz, der sich gerade vom Himmel aus einen Weg auf die Erde suchte, um dort irgendwo seinen Unheil anzurichten. Sie legte ihren Kugelschreiber und das Buch beiseite um zur Tür zu gehen.

An der Tür schaute sie durch den Spion um sehen zu können, wen sie da vor der Tür hatte. Es war ein, ihr unbekannter Mann, breitschultrig, mit schwarzen Haaren, die ihm vorne leicht in die Stirn fielen und mit einem Dreitagebart. Sie zögert kurz, die Tür zu öffnen, da die Gestalt, die sich vor der Haustür befand, irgendwie angst einflössend wirkte, gab sich dann schließlich einen Ruck und schloss die Tür auf. Fragend sah sie ihren gegenüber an. Der Mann schaute Lia kurz an, bevor sein Blick zu Boden ging. Lia stutze, war der Mann, der ihr eben noch angst einflössend vorkam, auf ein Mal so schüchtern, dass er sie nicht direkt anblicken konnte. "Hallo!" vernahm sie mitten mal von ihm. Von Lia kam nur ein 'Hi', da sie nicht wusste, was mit dem Fremden vor ihrer Tür reden sollte. Der Mann, vor ihr, blickte immer noch zu Boden.

Lia kam nicht drum herum, nun auch auf den Boden zu starren um zu sehen, was es da interessantes gab. "Hast du was verloren? Oder warum guckst du ständig zu Boden?" Sie hatte keine Lust sich an Förmlichkeiten zu halten und ging daher gleich zum Duzen über. Der Mann lächelte flüchtig und sah Lia nun zum zweiten Mal an. "Entschuldige, nein, ich habe nichts verloren", kam nur zur Antwort. Lia wurde etwas ungeduldig. "Aha, und womit kann ich dir helfen?" Wieder brach Stille aus in dem Treppenflur. Sie nutze die kurze Pause, zwischen sich und dem fremden Mann, um sich diesen mal genauer anzusehen. Wie schon der Spion verraten hatte, war der Fremde breit in den Schultern, hoch gewachsen und war auch offensichtlich gut gebaut. Sein schwarzes Shirt lag eng an, wodurch man das Sixpack gut erkennen konnte.

Er fing an zu stottern: "Ich....ich..." und brach seinen angefangen Satz wieder ab, um noch ein mal neu anzufangen. "Tut mir leid. Hey, ich bin Sam." Er streckte Lia die Hand entgegen. Sie erwiderte den Handschlag: "Freut mich, ich bin Lia." "Ich bin hier gerade eingezogen," dabei zeigte Sam auf die gegenüber liegende Tür, "und wollte mir eigentlich was kochen, aber mir fehlt Salz..." Lia unterbrach seine Ausführung. "Komm rein." Sie machte eine einladende Geste, wartet einen Augenblick, bis Sam eingetreten war, schloss die Tür wieder zu und steuerte dann geradewegs die Küche an, um nach dem Salzstreuer zu suchen. "Wir haben hier irgendwo Salz, dass weiß ich." rief sie aus der Küche. Der neue Nachbar stand immer noch im Flur und rührte sich keinen Millimeter dort weg. Es dauert einen kurzen Moment, bis Lia mit dem Salzstreuer wieder im Flur auftauchte und Sam angrinste. "Ich hab doch gesagt, wir besitzen so was." Triumphierend hielt sie ihm den Salzstreuer entgegen. Sam bedankte sich und verschwand in seine Wohnung. Lia überlegte kurz, was sie zuletzt getan hatte, bis ihr einfiel, dass sie an ihrem Tagebuch weiter schreiben wollte.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 11:46

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Sam betrat seine Wohnung und schloss die Tür. Einen Moment verharrte er und betrachtete gedankenverloren den Salzstreuer. Ein Geräusch aus der Küche erinnerte ihn an sein Essen, dem er sich sofort widmete. Wie lange war er jetzt schon alleine? Er wusste es nicht genau. Mechanisch, wie von Geisterhand gesteuert, kochte er weiter. Seine Gedanken kreisten um die merkwürdige Begegnung einige Minuten zuvor.

"Ich hab mich total zum Idioten gemacht", dachte er laut. Während er im Topf rührte, sah er immer Lias Gesicht vor sich. Er schloss die Augen. Wie viel Zeit war vergangen, in der er nicht dieses Gefühl gehabt hatte? Diese komische Nervosität. Nein, er verdrängte den Gedanken, stand auf und wandte sich wieder seinem Essen zu. Es war nichts, sagte er sich immer wieder. Krampfhaft versuchte er, sich auf das Kochen zu konzentrieren, was ihm schließlich auch gelang.

Einige Zeit später hatte Sam sich auf dem Sofa im Wohnzimmer niedergelassen. Er hatte die Beine zu sich gezogen und sich zusammengekauert. Es war vollkommen dunkel, da Sam keine Lampe eingeschaltet hatte. Er benötigte kein Licht, um gut sehen zu können. Schließlich war er die Dunkelheit gewohnt. Und gerade jetzt brauchte er diese Dunkelheit. Er versuchte sich zu verstecken, vor den Gedanken, die ihm immer wieder in den Sinn kamen. Die Begegnung mit Lia.

Es war ein seltsames Aufeinandertreffen gewesen. Sams Eigenart, Menschen immer genauer unter die Lupe zu nehmen, gewann nun die Überhand. Lia war hilfsbereit gewesen, aber im ersten Moment auch sehr direkt. Offenbar kam sie ohne langes Geschwafel zum Punkt. Sam musste bei diesem Gedanken leicht grinsen. Lia war so sehr das Gegenteil von ihm, dass es schon fast unheimlich war. Der kurze Moment, in dem sie ihn im Flur alleine ließ, hatte ausgereicht, um einen Blick in die Wohnung werfen zu können. Unbemerkt.

Sam hatte sich aufgesetzt und den Salzstreuer, der direkt vor ihm stand, vom Tisch genommen. Sollte er ihn zurück bringen? Nachdenklich sah er das geschwungene Design-Stück an. Nein, das war nicht Lias Wohnung nebenan. Es sei denn, sie war eine erfolgreiche Firmenleiterin. Seufzend stellte Sam den Streuer wieder auf dem Tisch ab und lehnte sich zurück. Er legte den Kopf nach hinten auf die Rückenlehne des Sofas und schloss die Augen. Er musste aufhören, darüber nachzudenken, dass wusste er. Und so versuchte er, einzuschlafen.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 11:47

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Als Richard das erste Mal nach New York musste, hatten weder er noch ich, die Möglichkeit gehabt, miteinander zu reden, was unter anderem daran lag, dass keiner von uns auch nur daran gedacht hatte, bei Richards Abflug nach New York, die Nummern auszutauschen. Warum auch? Wir wohnten nebeneinander, da kommt einem so was nicht gleich in den Sinn. Ich war schon enttäuscht, dass Richard sich nicht meldete, als er gelandet war. Bis mir einfiel, dass wir eben besagte Nummern nicht ausgetauscht hatten. Ich hatte in den darauf folgenden Tagen vergeblich versucht, Emu zu erwischen, doch dieser schien wie vom Erdboden verschluckt gewesen zu sein.

Ich kam gerade von einem der unzähligen Behördengänge, die mir inzwischen schon total gegen den Strich gingen, aber die auch wichtig waren. Ich kam gerade die letzten Stufen, zu meiner Etage hoch, als ich sah, dass die Wohnungstür von Richard offen stand. Mein Herz fing an Purzelbäume zu schlagen. Ich klopfte kurz an die offen stehende Tür und trat, ohne auf eine Aufforderung zu warten, ein. Was ich zu sehen bekam, ließ mich an meiner Entscheidung, mit Richard was angefangen zu haben, zweifeln. Vor mir stand eine junge hübsche Frau. Sie musste Richard offenbar gut kennen. Denn: Sie hatte einen Wohnungsschlüssel, da sie ja gerade vor mir gestanden hatte und sie musste sich auch gut auskennen in der Wohnung, da sie mir aus dem Schlafzimmer entgegen kam.
Ich stand immer noch wie erstarrt im Flur und musste um Worte ringen.

"Öhm? Hallo?! Entschuldige, ich dachte Richard wäre wieder da." Mehr bekam ich gerade nicht zustande. Ich wollte nur noch die Flucht aus Richards Wohnung ergreifen. "He? Halt! Warte. Wo ist Papa?" hörte ich mitten mal hinter mir die junge Frau fragen. Hatte sie gerade eben, tatsächlich Papa gesagt? Abrupt blieb ich stehen und drehte mich zu Richards Tochter um.

Was wahrscheinlich jeder einigermaßen eingefleischte Rammsteinfan wusste und für ihn schon ganz normal war, war für mich eine ganz neue Erfahrung. Da sie nicht wesentlich älter war als ich. Vielleicht neun oder zehn Jahre Unterschied zu mir, mehr waren es nicht. "In New York!" gab ich verdutzt als Antwort von mir. "Hmpf, dass is mal wieder typisch Papa. Er hätte ja mal bescheid sagen können, dass er schon wieder rüber geflogen ist. Toll." wetterte es mir auf einmal entgegen. Ich versuchte irgendwie einzulenken: "Es gab wohl irgendwelchen Probleme dort, keine Ahnung." Ich sah mir die junge Frau, die mir gegenüber stand, an und musste mir doch eingestehen, dass sie starke Ähnlichkeit mit ihrem Vater hat. Das war nicht von der Hand zu weisen.

"Entschuldige, ich bin Lia." "Hey? Freut mich, ich bin Khira." Khira grinste mich breit an. "Lass mich raten, Papa hat nichts von mir erzählt? Richtig?" "Öhm? Bis jetzt noch nicht. Ich hab deinen Vater auch erst Samstag kennen gelernt." gab ich etwas vorsichtig zu. Khira kam ein Pfeifen über ihre Lippen. "Und schon mit ihm zusammen? Wouh, dass nenn ich neuen Rekord." Ich wusste nicht so Recht, was ich darauf antworten sollte und machte wohl auch dementsprechend ein dummes Gesicht. Khira fing an zu lachen. "Tut mir Leid. Es war nur so verlockend, er ist nicht so." "Hmpf. Keine Frage, dass du seine Tochter bist." Khira grinste mich erneut an. "Grad was vor?" fragte sie frech. "Ich?" fragte ich doch etwas dämlich zurück. Sie fing herzhaft an zu lachen. "Siehst du hier sonst noch jemanden? Ich nicht. Da bleibst ja nur noch du. Wollen wir nen Kaffee trinken? Papa hat bestimmt noch irgendwo in der Küche Kaffee gebunkert....." Khira verschwand in der Küche, "er kann gar nicht ohne." Stellte sie noch trocken fest und machte sich dann auch schon bei, die halbe Küche auf den Kopf zu stellen. Ich gesellte mich dazu und sah mir das Schauspiel kurz an. "Der Kaffee ist da." Ich deutete auf einen der Hängeschränke, der in der Mitte der Türen Glas drin hatte.

Nachdem der Kaffee durchgelaufen war, setzten wir uns beiden an den Küchentisch und tauschen uns ein wenig an. Aber ich hatte noch was anders auf dem Herzen: "Duuuhhuu, sag mal? Könntest du mir vielleicht die Handynummer von deinem Vater geben." fragte ich Khira zögerlich. "Ich hab auch schon versucht ihn zu erreichen, aber der Herr scheint eine neue Nummer zu haben, und scheint es auch nicht für Nötig zu erachten, seiner Tochter die neue Handynummer zu geben.....hm?" Khira überlegte kurz. "Aber Emu hat die mit Sicherheit." Ich winkte ab: "Ich hab Emu die letzten Tage nicht ein Mal getroffen. Das kam mir ja auch schon in den Sinn, ihn zu fragen." Khira und ich überlegten noch ein Weile, wie wir an die neue Handynummer kommen könnten, bis Khira einfiel, man könnte ja einfach mal einen seiner Bandkollegen, wie zum Beispiel Paul, anrufen und ihn nach der Nummer fragen. War zwar irgendwie ein bisschen dämlich, dass die eigene Tochter bei jemand anderem frage musste. Aber schlussendlich, hatten wir am Abend doch endlich die neue Nummer.

Zu meinem Erstaunen, kamen Khira und ich, mit einigen Anfangsschwierigkeiten, doch gut miteinander klar. Sehr zum Leidwesen, oftmals, von Richard.

Ich sah Khira zu Anfang meiner Beziehung mit Richard öfter, was sich danach auch wieder legte. Sie kam in unregelmäßigen Abständen ab und zu mal vorbei. Es hatte gute vier Monate gedauert, bis ich mich endgültig in meiner Wohnung richtig eingerichtet. Richard war mal wieder in Berlin und saß gerade in meinem Wohnzimmer. Ich jonglierte gerade mit zwei Gläsern und einer Falsche Coke um den Couchtisch herum und hatte es irgendwie umständlich geschafft, alles heil auch dort abstellen zu können. "Lia?!" es war so ein 'nebenbei' fragender Tonfall von Richard. "Hm? Was los?" Richard wartete nur darauf, dass ich endlich alles auf dem kleinen Glastisch abgestellt hatte, zog mich zu sich auf seinen Schoß und gab mir erst einen Kuss, bevor er dann auf meine Frage einging. "Ich weiß, ich hab dich schon gefragt....." er brach ab und sah mich an. Ich war verwirrt. "Was hast du mich schon gefragt?" wollte ich wissen.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 11:47

Re: Neuanfang mit Hindernissen

"Lia? Willst du mich heiraten?" fragte Richard leise und zögerlich. Ich fiel erneut aus allen Wolken. Ich dachte, dass ihn meine erste Verneinung auf diese Frage gereicht hatte. Offensichtlich war es nicht an dem. Ich schluckte. In Gedanken rechnete ich fix nach. Es waren zwischen dem ersten Mal Fragen und diesem jetzt, knapp zwei Monate vergangen. "Richard? Weiß du?! Also...das ist wirklich süß von dir, aber ich bin so rein gar nicht der Typ der unbedingt von Heirat träumt. Versteh das bitte nicht falsch. Ich liebe dich. Aber hat das nicht noch Zeit?" Wieder war es wie beim ersten Mal. Ich konnte die Enttäuschung, die von Richard ausging buchstäblich greifen. Ich liebte ihn, daran gab es nichts zu Rütteln. Aber es war mir einfach noch zu früh. Ich strich ihm durch sein Gesicht und küsste ihn zärtlich.

Ich verstand einfach nicht, warum Richard unbedingt noch ein Mal heiraten wollte?! War doch seine erste Ehe nach fünf Jahren schon wieder geschieden worden. Und so weit ich das mitbekommen hatte, beziehungsweise, dass was Khira mir erzählt hatte, fing diese Beziehung ziemlich heftig an. Von Null auf Hundert in noch nicht mal zwei Sekunden. Nein, dass war gewiss nicht mein Ziel. Richard saß noch immer auf meiner Weinrotencouch und wirkte wie ein Schluck Wasser in der Kurve. So sehr, wie ich ihn liebte, so sehr zerbrach es mir grad das Herz, ihn so zu sehen.

"Wenn du wirklich der Meinung bist, dass du es mit mir länger aushältst, als diese paar Monate bisher, dann sollten wir zumindest vorher zusammenziehen, oder nicht?" Ich hielt sein Gesicht in meine Hände, um ihm genau in die Augen sehen zu können. Wieder war da etwas, was ich greifen konnte. Es war aber diesmal keine Enttäuschung, sondern wohl eher so was, wie totale Verwirrung, die von Richard ausging. "Wie?" kam nur leicht skeptisch von ihm. Ich grinste ihn an. "Ich habe bisher nicht gesagt, dass ich gar nicht Heiraten will, nur halt nicht jetzt. Und wenn du das wirklich durchziehen willst...also mich heiraten, dann wäre ich irgendwie dafür, dass wir dann zumindest auch in einer Wohnung leben und uns nicht eine ganze Etage, aufgeteilt auf zwei Wohnungen, teilen." Richard sah sich in meine Wohnung um und sah mich dann wieder an. "Neeeeiiiin, von den meisten Sachen hier, werde ich mich nicht trennen." Das musste ich gleich mal klar stellen, seine Wohnung war zwar größer, aber auch nicht so viel größer, dass ein kompletter zweiter Haushalt dort rein gepasst hätte. "Du verbringst eh mehr Zeit in meiner Bude, als in deiner eigenen." Ich musste lachen. Das Argument, wurde einfach zu niedlich angebracht von ihm.

Noch am selben Abend schriebt mir Richard eine fristgerechte Kündigung für meine Wohnung, ließ sie von mir unterschreiben und steckte den Brief noch am gleichen Abend in den Postkasten. Nachdem ich gute vier Monate gebraucht hatte, mir meine Wohnung so einzurichten, dass man sich darin auch wohl fühlen konnte, verbrachte ich die nächsten 8 Wochen damit, alles Überflüssige auszusortieren und zu gucken, was ich entbehren konnte und was nicht. Vieles, was doppelt vorhanden war, habe ich, so gut es ging, versucht über Ebay zu verticken. Es war zwar nicht des Wahnsinns fette Beute, aber ich konnte zufrieden sein, mit dem, was dabei zusammenkam.

So richtig konnte ich wohl selber noch nicht glauben, was ich da eigentlich veranstaltete, aber ich ließ es geschehen. Ich kam gerade vom Postamt wieder, wo ich das letzte Ebaypacket hingebrachte hatte, als Richard mich anscheinend schon sehnsüchtig erwartet hatte. Als ich den Flur rein kam, flog ich beinahe über einige Koffer, die malerisch dort verteilt rum standen. "Öhm? Richard? Was wird das hier, wenn es fertig is?" rief ich etwas planlos in die Wohnung. Richard kam mir mit einem breiten Grinsen im Gesicht entgegen. "Was hast du vor?" Ich ahnte schlimmes. Richard fuchtelte wortlos, mit irgendwelchen Papieren vor meinem Gesicht umher. "Rate!" kam nur von ihm. "Hmpf, ich war noch nie gut im raten...hm? Zwei Eintrittskarten für´s Kino?" "Nein! Weiter!" Richard war aufgeregter, wie ein kleines Kind, kurz vor Weihnachten. "Och menno...ich hab keine Ahnung." Ich war schnell genug und konnte ihm die Papiere aus der Hand klauen. Wenn meine Augen dazu im Stande gewesen wären, sie wären mir raus gefallen. Ich hielt zwei Flugtickets 'First Class' nach New York in der Hand. Wobei auf einem der beiden Tickets mein Name stand. Ich konnte nicht glauben, was ich da las. Ich war so durcheinander, dass ich sprachlos Richard anstarrte.

Was dann in New York von Statten ging, hätte ich in meinen kühnsten Träumen nicht erwartet. Richard blieb hartnäckig und fragte mich ein drittes Mal, ob ich ihn heiraten wollte. Diesmal war es um mich geschehen. Gute 14 Tage später, gab ich Richard in New York das Ja-Wort.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 11:49

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Erneut huschte ein flüchtiges Lächeln über Lias Gesicht. Hatte sie doch fast schon wieder vergessen, dass sie bereits ein gutes halbes Jahr mit Richard verheiratet war. Sie legte ihren Kugelschreiben in das Tagesbuch, damit sie das nächste Mal nicht wieder die letzte Seite suchten musste. Mal wieder schweifte ihr Blick zum Wohnzimmerfenster. Der Tag neigte sich dem Ende. Die Sonne hatte ihre Farbe, von gleißend Hellgelb in Blutrot, gewechselt und war bereits im Begriff, hinter den Hausdächern Berlins zu versinken. Der Himmel färbte sich, dort wo die Sonne langsam unterging, in Rot, Orange und einem Hauch von Lila. Es war ein faszinierendes Farbspiel gewesen. Lia überlegte. Ob die arbeitende Bevölkerung von Berlin, dieses Farbspiel auch wahrnehmen würde, oder ob sie es einfach nur so hinnehmen würden und ihrem Feierabend entgegen fieberten? Sie kam zu keiner Entscheidung, aber entschied für sich selbst, dass sie so etwas, was sich gerade dort draußen abspielte, in Berlin bisher so noch nicht wahrgenommen hatte und erfreute sich nun an den letzten Sonnenstrahlen, die über die Hausdächer blitzen, bis sie schließlich vollends verschwunden waren und somit der aufkommenden Dunkelheit Platz machten.

Ein Grummeln in Lias Magengegend machte sie darauf aufmerksam, dass sie bisher noch nichts gegessen hatte, zumindest nicht mehr seit dem, doch recht karg ausgefallen, Frühstück. Sie schlendert mit übermäßiger Gemütlichkeit in die Küche. Unschlüssig stand sie nun erst vor dem Kühlschrank, der so rein gar nicht, dass hergab, was Lia sich erhofft hatte und warf dann noch einen Blick in die Vorratskammer. Sie war keine begnadete Köchin und schon gar nicht, wenn sie alleine war. Meistens beschränkte sich ihr 'Mittagessen' auf Stulle, oder, wenn vorhanden war, eine Schüssel Cornflakes. Das reichte ihr oftmals. Sie stand in mitten der Einbauküche. Sie sah auf den, immer noch neu aussehenden, Ceranherd. Es war ein sehr moderner Herd. Er hatte keine Drehschalter mehr gehabt. Alles ging per Touchscreen. Sie wusste schon gar nicht mehr, wie oft ihr auf dem Herd was angebrannt war, weil sie die Hitze einfach nicht vernünftig regulieren konnte. Wieder machte sich ihr Magen bemerkbar. Sie überlegte noch einen kurzen Moment, nahm eine kleinere Schüssel zur Hand und füllte sich Cornflakes ein. Mal wieder, war dies ihr allabendliches Abendbrot. Bewaffnet mit Schüssel und einem großen Löffel ging sie zurück ins Wohnzimmer, schaltete den Fernseher ein und machte es sich gemütlich.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 11:50

Re: Neuanfang mit Hindernissen

am schreckte auf. War er tatsächlich eingeschlafen? Der Blick auf die nur noch schwach erleuchteten Zeiger seiner Armbanduhr bestätigte ihm diese Vermutung. Müde rieb er sich die Augen. Sein Blick fiel auf den Salzstreuer auf dem Tisch. Nein, wenn er diesen Streuer noch länger behalten würde, dann könnte er nicht mehr aufhören, an Lia zu denken.
Im Aufstehen nahm Sam das Designer-Stück an sich und ging im Dunkeln zu seiner Wohnungstür. Wie spät war es noch gleich? Wieder blickte er auf seine Uhr. Kurz vor Neun. War es noch im Rahmen, um diese Uhrzeit bei seinem Nachbarn auf der Matte zu stehen? Unschlüssig verharrte Sam an seiner Wohnungstür. Er hatte in den Vereinigten Staaten in einem Haus ohne Nachbarn gewohnt.

Einen Augenblick dachte er noch nach, dann schließlich griff er zum Türgriff und öffnete schnell die Tür. Jemand hatte das Licht im Treppenhaus eingeschaltet und Sam brauchte einen Moment, bis er sich an die gleißende Helligkeit gewöhnt hatte.
Sicheren Schrittes ging er auf den Flur und zog seine Tür hinter sich zu, nur um sich im nächsten Moment darüber klar zu werden, dass er sich gerade ausgesperrt hatte. Nun gab es also kein Zurück mehr. Entschlossen klopfte er an Lias Tür. Er würde nun auch noch einen Dietrich oder ähnliches brauchen.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 11:50

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Wieder erschrak sie. "Mein Gott, was bin ich in letzter Zeit schreckhaft, is doch nicht mehr normal." Kopfschüttelnd erhob sich Lia von der Couch und ging zur Haustür, an der es eben geklopft hatte. Sie war es etwas verwundert. Wozu gab es schließlich Türklingeln? Ihr Blick ging zuerst an den Spion. Sie erkannte, den gut gebauten Nachbarn Namens Sam und öffnete die Tür. "Hey?!" Sam hatte beschlossen, sich dieses Mal nicht wie ein Idiot zu benehmen und blickte Lia dieses Mal direkt an. Sie erkannte den Salzstreuer in Sams Hand und lachte. "Du hättest ihn mir nicht jetzt wieder bringen müssen. Ich hätte mir das Teil schon geholt, wenn ich ihn vermisste hätte", stellte sie klar. "Ich wollte den Streuer aber jetzt zurück bringen, bevor ich das vergesse", gab Sam zurück. "Auch gut." Lia nahm den Salzstreuer und sah Sam an. "Na? Was ist?" Sie spürte, dass Sam noch irgendetwas wollte. Es war Sam irgendwie unangenehm, Lia nach einem Werkzeug zu fragen, womit er sich wieder Zutritt zu seiner eigenen Wohnung verschaffen konnte, aber ihm blieb wohl keine andere Möglichkeit.

Unsicher sah er Lia an: "Ich hab mich gerade selbst ausgesperrt und da ich wollte dich fragen, ob..." Lia fing an zu grinsen und musterte Sam von oben nach unten. "Komm erst mal rein. Is irgendwie ein bisschen doof, wenn man sich hier im Hausflur unterhält." Mit diesen Worten zog sie Sam kurzer Hand in die Wohnung rein. Sam bliebt, wie schon bei ersten Mal, wie angewurzelt im Flur stehen, während Lia den Salzstreuer, wieder an seinen üblichen Platz, in der Küche brachte. Auf dem Rückweg, von der geräumigen Küche in den Flur fing sie an: "Öhm? Mit was macht mach man den bitte ne Tür auf?" fragte sich leicht verstreut, nachdem sie am Werkzeugschrank, der sich ebenfalls im Flur befand, zu schaffen machte. Nun war es Sam, der um ein Grinsen nicht rum kam. "Ein Dietrich wäre sehr von Vorteil." erklärte er. "Einen was?" Nicht nur, dass Lia keine gute Köchin war, von Werkzeug verstand sie noch viel weniger. Sie hockte vor dem Werkzeugschrank und hielt beide Türen mit jeweils einer Hand fest. Sie machte einen langen Hals, um nach Sam zu sehen.

"Das wäre jetzt dein Stichwort gewesen, dass du dich mal hierher bewegst und selber mal nen Blick hier rein wirfst." Mit einer Kopfbewegung deutet sie dabei, auf den Schrank, vor dem sie noch immer relativ ratlos hockte. "Du darfst dich hier drin ruhig bewegen. Auch wenn ich hier gerade alleine bin, hab ich jedenfalls keine Falltüren, oder andere Hindernisse aufgebaut, um böse Buben einzufangen." Erneute war es Sam, der grinsen musste. "Sam?" "Hm?" Lia verdrehte die Augen. "Och Mensch ey, Kerl! Willst du wieder in deine Wohnung oder nicht? Wenn das der Fall sein sollte, dann musst du schon mal herkommen. Ob ich hier nun rein gucke, oder ob in China ein Sack Reis umfällt? Kommt irgendwie das Gleich bei raus...ach und noch was? Ich wäre dir irgendwie verbunden, wenn das hier nicht in´nem Monolog ausarten könnte." Damit erhob sich Lia, aus ihrer hockenden Position und machte eine einladende Geste in Sams Richtung.

Während Sam sich, wortkarg, auf den Weg zu dem Werkzeugschrank machte, erhaschte er einige Blicke aus dem Wohnzimmer als auch aus der Küche. Er ließ sich, genauso wie Lia zuvor in die Hocke sinken und durchforstete den Schrank, nach geeignetem Werkzeug, womit er seine Tür wieder aufbekommen würde. Nach kurzem Suchen, wurde er fündig und zeigte Lia, was er raus genommen hatte. "Das hier, das ist ein Dietrich." Ungläubig schaute Lia sich das Ding an. "Ach das Ding, damit macht man Türen auf?" wollte sie immer noch wissen. "Man kann damit so einiges öffnen", grinste Sam sie an. "Na dann versuch mal dein Glück." Sam verschwand aus dem Wohnungsflur, betrat den Hausflur und fing an, sich an der Haustür zu schaffen zu machen. Lia hatte sich in ihre eigene Wohnungstür gelehnt und beobachtete das Ganze mit voller Faszination.

Sam brauchte nur einen kurzen Augenblick und seine Tür stand wieder offen. "Den möchte ich bitte gleich wieder haben, bevor du damit noch woanders Unsinn machen willst", erklärte Lia und grinste ihn dabei mit einem zuckersüßen Lächeln an. Sam vergewissert sich noch mal, dass die Tür weit genug offen stand, um nicht alleine ins Schloss fallen zu können, gab Lia den Dietrich wieder, bedankte sich noch ein Mal und verschwand dann in seiner Wohnung.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 11:51

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Sam hatte die Tür gerade geschlossen und stand nun im völlig Dunkeln. Er lehnte sich mit dem Rücken an die Tür. Mit beiden Händen bedeckte er sein Gesicht. Er wusste nicht, was er tun sollte. Alles kam ihm so unwirklich vor. Er lauschte in die Stille und hörte die gegenüberliegende Wohnungstür ins Schloss klicken.

Der Moment war vorbei. Wenn Sam irgendetwas hatte tun wollen, war es nun zu spät. Langsam ließ er sich an der Tür hinunter rutschen. Seine Gedanken kreisten nur noch um Lia. Er musste sie vergessen, so viel war ihm klar. Es würde ihm schwer fallen, aber er hatte keine andere Wahl.

Sam blieb an der Tür sitzen und kämpfte weiter mit sich und seinen Gefühlen. Es kam selten vor, dass ihn eine Frau in der kurzen Zeit so sehr aus dem Gleichgewicht brachte. Ob sie etwas Ähnliches empfand? 'Nein, bestimmt nicht', dachte Sam, 'ich bin doch sowieso viel zu alt.' Doch genau das hatte er schon vor seiner letzten Beziehung gedacht.
Eines stand jedoch unweigerlich fest: Lia wohnte nicht alleine. Bei seinem Blick in das Wohnzimmer, hatte Sam feststellen können, dass sie offenbar einen Mitbewohner hatte. War es ihr Freund? Ihr Ehemann? Oder doch eine Freundin? Egal wie, er musste es herausfinden.

Sam raffte sich auf, ging ins Wohnzimmer und suchte sein Handy. Die blaue Display- und Tastenbeleuchtung schaltete sich ein, als er das Gerät aufklappte. Zielsicher suchte er nach einer Nummer im Telefonbuch des Mobiltelefons. Sein Daumen schwebte über der Taste zum Wählen. Sollte er wirklich? Er musste einfach mehr wissen, aber wie sollte er den Informationsbedarf erklären?

Langsam klappte er das Handy wieder zu. Die Beleuchtung erlosch erst einige Sekunden später und tauchte das Wohnzimmer wieder in vollkommene Dunkelheit. Sams Augen hatten sich im Nu an die Lichtverhältnisse gewöhnt. Immer noch stand er mitten im Raum neben dem Wohnzimmertisch, von dem er das Handy genommen hatte. Über sich selbst verärgert schleuderte er das Gerät auf das Sofa und ging zum bodentiefen Fenster des Raumes.

Mit beiden Händen stützte er sich an der Scheibe ab und blickte zu Boden. Einen Moment verharrte er so, nur um dann leise zum Sofa zurück zu kehren. Er warf einen letzten verächtlichen Blick auf das Mobiltelefon, bevor er sich ins Schlafzimmer aufmachte. Dort setzte Sam sich auf das große Bett, zog sich Schuhe, Socken und sein schwarzes T-Shirt aus und legte sich auf die Kissen und Decken.

Mit hinter dem Kopf verschränkten Armen starrte er an die Decke. Es war an der Zeit, etwas Schlaf zu bekommen. Morgen könnte er noch genug über Lia nachdenken. Es dauerte eine Weile, doch schließlich schlief Sam ein. Es sollte eine unruhige Nacht für ihn werden.

Es war mitten in der Nacht. Sam wälzte sich von einer Seite auf die andere, bevor er schweißgebadet aufschreckte. Er brauchte einen Moment, um sich zu orientieren. Dann setzte er sich auf die Bettkante und rieb sich mit seiner Rechten die verschwitzte Stirn. Einen Augenblick lang schloss er die Augen. Da waren sie wieder, die Bilder, die er im Traum gesehen hatte.

Grummelnd erhob er sich und suchte den direkten Weg ins Bad. Dort drehte er das Wasser auf und ließ sich das kühle Nass erst über die Hände laufen, bevor er es sich ins Gesicht spritzte. Sarah. Sam war bei ihrem Autounfall nicht dabei gewesen, aber seitdem seine Tochter tot war, verfolgte ihn dieser Traum. Doch dieses Mal war der Traum verändert gewesen. Er hatte den Fahrer des anderen Wagens gesehen. Es war ein alter Freund von ihm.

Sam wusste, dass er in Wirklichkeit niemals dort gewesen sein konnte. Zur gleichen Zeit hatte er ihm nämlich gegenüber gestanden und die Beiden hatten ihre Waffen aufeinander gerichtet. Aber noch etwas war anders: es war nicht Sarah, die in ihrem Auto gesessen hatte. Sie hatte das Gesicht von Lia gehabt.

Sam war nun hellwach. Er trocknete sich Gesicht und Hände mit einem kleinen Handtuch ab und war froh, dass er im dunklen Spiegel sein Spiegelbild nicht sehen konnte. Ohne das Licht einzuschalten ging er zur Wohnungstür und setzte sich dort, an die Tür gelehnt, auf den Boden. Er wollte mitbekommen, wann Lia aufstand, was sie den Tag über machte. Und so tat er das, was er über die Jahre gelernt hatte: geduldig auf etwas warten.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 11:51

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Die ersten Sonnenstrahlen brachen durch die Wolkendecke und erhellten das Schlafzimmer mit gleißendem Licht. Lia zog instinktiv ihren Kopf weiter unter die Decke. Sie war ein totaler Morgenmuffel und brauchte morgens mindestens zwei Stunden, bis sie richtig wach wurde und man mit ihr ein Gespräch anfangen konnte. Auch Richard durfte oft genug diese Laune am frühen Morgen miterleben. Er war eher ein Mensch, der, wenn er ein Mal wach war auch relativ schnell gut gelaunt war. Was er von Lia nicht behaupten konnte. Lia, die sonst jeden in ihrer Nähe, ohne Vorwarnung in Grund und Boden quatschen konnte, war morgens das totale Gegenteil davon. Sie brauchte morgens ihre Ruhe, niemanden der gleich von ihr etwas wollte.

Doch an diesem Morgen war es anders. Lia lag noch einen kurzen Augenblick im Bett, bevor sie die, übergroße, Decke weg schlug und ins Bad ging. Nachdem sie mal wieder mehr als ausgiebig geduscht hatte, griff sie zum Telefon. Hielt aber im gleichen Moment inne. Sie schaute auf die Uhr und rechnete. "Hm? Ach was, er wird bestimmt noch wach sein", murmelte sie und suchte zielsicher, die Nummer von Richard, ging auf Wählen und bekam wenige Sekunden später ein Freizeichen. Es klingelte einige Male, bis Richard, etwas verwundert, ans Handy ging: "Lia? Bist du denn überhaupt schon wach", sein Blick ging während des Telefonierens zur Uhr. Er wusste, dass Lia nicht sonderlich spät aufsteht, aber da es in Deutschland gerade erst kurz nach Acht gewesen sein muss, vermutete er, dass Lia auch erst aufgestanden sein musste. "Hey Süßer", trällert es ihm entgegen, "ich hab dir gestern, ganze vergessen was zu erzählen." Lia war nicht aufzuhalten in ihrem Redeschwall. Ganz zur Verwunderung von Richard, der das, so, in diesem Ausmaß noch nicht erlebet hatte von Lia.

Lia musste von den Ereignissen des Vorabends berichten, es brannte ihr förmlich auf der Seele. Richard musste am anderen Ende der Leitung Schmunzeln. Er konnte sich gut vorstellen, dass Lia den neuen Nachbarn leicht durcheinander gebrachte hatte. "Weißt du eigentlich inzwischen schon, wann du wiederkommst?", wechselte Lia plötzlich das Thema. Wieder ein Mal, wurde Richard total überrumpelt von Lias plötzlichen Themenwechsel. "Nein Süße, tut mir leid. Ich kann es einfach noch nicht abschätzen." Richard log mit Absicht. Er wusste ganz genau, dass sein Flug heute Nacht ging, aber er wollte Lia überraschen und nahm damit auch in Kauf, dass sie ein weiteres Mal enttäuscht sein würde. Er hörte ihre Enttäuschung durchs Telefon. "Hm? Schade, na gut, kann ich wohl nicht ändern. Aber du sagst bescheid, wenn du was weißt, ja?" "Weißt du doch. Ich liebe dich. Bis dann." Lia verabschiedet sich von Richard und legte auf. Sie stand noch einen Moment unschlüssig im Flur, sah sich um und schlendert in die Küche.

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eben hat es in meinem Kopf noch Sinn gemacht!

Doc_Wuffi

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 11:52

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Sam saß noch immer an seiner Wohnungstür. Er wusste nicht, was er sonst tun sollte. Schon vor einiger Zeit hatte er bemerkt, dass Lia aufgestanden war. Feine Geräusche, die eine Wohnung von sich gab, die aber kaum jemand in der Lage war zu hören. Sam war darauf geschult, jedes kleinste Geräusch wahrzunehmen, und in diesem Moment verfluchte er es.

Sam hatte den Kopf nach hinten an die Tür gelehnt und so die ganze Nacht dort gesessen. Nun seufzte er, zog die Knie zu seinem Körper, umschlang sie mit seinen Armen und legte den Kopf seitlich darauf. Er begann, leicht zu wippen. Irgendetwas musste er tun.

Plötzlich erstarrte er in der Bewegung. Es waren Schritte zu hören. Auf den Stufen im Treppenhaus. Sam horchte und konnte genau sagen, wann die Person das Podest vor seiner Wohnungstür erreichte. Immer noch saß Sam wie versteinert da. Als es an seiner Tür klingelte, schreckte er zusammen. "Sam! Mach auf!"
Die Stimme, die das Öffnen der Wohnungstür forderte, war Sam wohl bekannt. Eigentlich hätte er diesen Mann schon an den Schritten auf der Treppe erkennen müssen. Ihm wurde schlagartig klar, dass er viel zu sehr mit Lia beschäftigt war.

Sam rappelte sich vom Boden auf und öffnete die Tür. "Was willst du?" fuhr er den hoch gewachsenen, aber keineswegs schlanken Mann an. Dieser musterte ihn erst etwas irritiert, bevor er antwortete: "Wir brauchen dich, Sam." Sam war kurz davor, die Fassung zu verlieren. "Lambert, du weißt, dass ich nicht kann." Beide Männer schwiegen und Sam merkte, dass Lambert sich auf dem Flur unwohl fühlte. Er bat ihn herein und zusammen nahmen sie im Wohnzimmer Platz.

"Du hast bis gerade geschlafen?" fragte der Besucher etwas überrascht. Sam verneinte mit einem Kopfschütteln, aber stumm. Wieder schwiegen sie sich an. "Willst du etwas trinken?" wollte Sam kaum hörbar wissen. Lambert schwieg noch einen Moment. Ihn verwirrte die Tatsache, dass Sam nur mit einer schwarzen Jeans bekleidet durch die Wohnung lief. Es war normal nicht seine Art und Lambert wusste dies nur zu genau. "Was ist los?" war auch die logische Frage. "Du weißt genau, was los ist", kam Sams patzige Antwort, bevor er den Besucher ausblendete und wieder in seine Gedanken um Lia versank.

Doc DG

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 11:52

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Lia hatte ein bisschen was gefrühstückt und dabei beschlossen, dass sie doch dringend mal was einkaufen müsste. So machte sie sich bei, räumte die Utensilien vom Frühstück weg und ging wieder ins Schlafzimmer, um sich um zu ziehen. Kurze Zeit später, hatte sie alles zusammen gesucht, was sie brauchte für ihren Einkauf. Einkaufskörbe. Einkaufsbeutel. Einkaufliste. Autoschlüssel. Hausschlüssel. Sie ging alles, wie eine Checkliste noch ein Mal durch, um sicher zu gehen, dass sie nichts vergessen hatte. Sie überlegt angestrengt. Irgendwas fehlte auf ihrer, gedanklich, erstellten Checkliste. "Hmpf, ja klar, dass wichtigste vergesse ich wieder. Geld. Ohne dem wird es wohl nix mit einkaufen." Sie hatte endlich alles beisammen. Wieder überlegte sie. Grinste und visierte zielsicher die gegenüberliegende Wohnungstür an und betätigte die Klingel. Es dauerte einen kurzen Moment, bis Sam die Tür öffnete.

Lia stockte der Atem, als Sam, so oben ohne, vor ihr stand. Sie brauchte eine Millisekunde, um sich wieder zu fangen, quetsche sich, ohne gefragt zu haben, an Sam vorbei, in die Wohnung und steuerte gerade zu die Küche an, um den Kühlschrank mal genauer unter die Lupe nehmen zu können. Sam hatte es inzwischen aufgegeben, verwundert zu sein, über das Verhalten von Lia. "Komm doch rein!" nuschelte er und schloss währenddessen wieder die Wohnungstür. "Hm? Was hast du gesagt? Egal. Du müsstest mal einkaufen. Willst du mitkommen? Ich wollte gerade los. Dann weißt du dann auch gleich, wo hier was ist", kommentierte Lia aus Sams Kühlschrank heraus. Lambert, Sams Besuch, beobachtete die gesamte Szene etwas argwöhnisch. Sam war unterdessen in der Küche angelangt und lehnte im Türrahmen, wodurch dieser so gut wie komplett ausgefüllt wurde.

"So? Meinst du?" kam von Sam kurz und knapp. Er wollte gar nicht wissen, woher Lia so genau wusste, wo hier, in seiner Wohnung, die Küche war. Sie schloss die Kühlschranktür und grinste Sam verlegen an. "Ja, mein ich." Lia schwieg einen kurzen Moment und gab dann leise zu: "und außerdem geh ich nicht gerne alleine einkaufen. Da kannst du auch genauso gut mitkommen und ich zeig dir hier in der Gegend, wo du was einkaufen kannst. Is das´n Deal?" Lia erschrak, als Sams Besuch mitten Mal hinter ihm auftauchte. "Ups, entschuldige. Ich wusste nicht, dass du Besuch hast." Es war ihr so peinlich, dass sie anfing, leicht, rot zu werden. Sie wäre am liebsten flüchten gegangen, konnte es aber nicht, da Sam in der Tür stand und dahinter gleich sein Besuch.

"Ich wollte nicht stören und unhöfflich eigentlich auch nicht sein....oh mein Gott, was musst du jetzt von mir denken?!" Immer noch sah sie Sam entschuldigend an. "Ich werd dann wohl mal alleine einkaufen fahren." Lia machte einen Schritt auf zu Sam, um zu zeigen, dass sie gehen wollte. "Brauchst du nicht. Mein Besuch wollte eh gerade gehen." Eigentlich kam es Sam nur all zu recht, dass Lia aufgetaucht war. So hatte er die Möglichkeit, zumindest vorerst, Lambert aus dem Weg zu gehen. Sam sah Lambert auffordernd an. "Dann komm ich später ich noch mal vorbei, um nach dir zu sehen." Mit diesen Worten verschwand Lambert.

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Doc_Wuffi

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 11:53

Re: Neuanfang mit Hindernissen

Sam stand immer noch vor Lia und versperrte ihr den Weg durch die Tür. Sie sah ihn etwas irritiert an. "Wird das heute noch was?" fragte sie frech. Sam musterte sie wortlos. Die Stille schien zwischen den Beiden zu knistern. Sollte er es einfach tun? Seine Unentschlossenheit war ihm nicht anzusehen. 'Komm schon', dachte er, 'mach den ersten Schritt.'

Es war wie eine Stimme im Unterbewusstsein. Nein, Lia musste seiner Meinung nach den ersten Schritt machen. Nicht noch einmal wollte sich Sam auf so etwas einlassen. Oder vielleicht doch? Seine letzte Beziehung hatte genauso stürmisch geendet, wie sie angefangen hatte. Wollte er sich das noch einmal antun?
"Ich zieh mir nur eben was über", sagte Sam schließlich und ließ Lia in der Küche allein. Mit einem lauten Knallen schlug er die Schlafzimmertür zu und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Warum hatte Lia geklingelt? War es wirklich nur wegen des Einkaufens? Sam musste aufpassen, dass er nicht zu viel in Lias Aktionen interpretierte. War da etwas? Nein, er wollte nur etwas finden. Wahrscheinlich war sie einfach freundlich zu einem neuen Nachbarn.

Sam löste sich von der Tür und öffnete den Schrank, der dem Bett gegenüber stand. Ohne nachzudenken angelte er sich ein schwarzes T-Shirt und zog es über. Danach schlüpfte er in Socken und schließlich in die schweren Stiefel. Sam war immer noch nicht dazu gekommen, sich endlich mal vernünftigere Schuhe, als seine Kampfstiefel zu besorgen.
Als Sam wieder auf den Flur trat, wartete Lia bereits auf ihn und zusammen verließen sie seine Wohnung. "Ich wollte deinen Besuch aber nicht verscheuchen", gab sie kleinlaut und immer noch entschuldigend zur Kenntnis, als sie die Treppe herunter gingen. "Ich bin dir sogar dankbar dafür", gab Sam nur knapp zurück.

Einige Zeit später waren die Beiden im Supermarkt angekommen. Sam schob den Wagen, während Lia alles zusammen suchte und durch die Gänge huschte. "Hier findest du Tütensuppen und solchen Kram", stellte sie fest und wollte gerade in dem Gang verschwinden, als Sam sie am Arm packte. Überrascht sah Lia auf und damit direkt in Sams grüne Augen.

Sam hatte sich die ganze Zeit zusammen reißen müssen, um Lia nicht ständig anzustarren. Doch jetzt war es mit jeglicher Beherrschung vorbei. Ohne etwas zu tun, konnte er Lias Anwesenheit nicht länger ertragen. Die Überraschung in ihren Augen war für Sam eindeutig lesbar. Ein letzter Zweifel streifte durch seine Gedanken, den er aber einfach beiseite wischte. Sam zog Lia zu sich und küsste sie.

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