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Doc DG

durchgeknallt aber glücklich

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1

Donnerstag, 27. Dezember 2007, 19:41

Re: Ich und...

Autor: Doc DG
Altersempfehlung: PG-13
Charaktere: Sam Fisher, Anna Grimsdottir, Irving Lambert
Genre: stellt sich noch raus
Warnungen: Keine
Spoiler: Keine
Kapitel:
Fertiggestellt: nein
Erstellt: 27.12.2007
Letztes Update: 27.12.2007
Kurzinhalt: ...ein neuer Job, der die Hauptperson und dessen Leben ein wenig durcheinander bringen dürfte.


~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Es war eigenartig.
Seit geraumer Zeit hatte ich nun meinen neuen Job angetreten, dennoch kannte ich immer noch nicht alle meine neuen Kollegen.
Ich hatte einen hervorragenden Lebenslauf vorzuweisen und die Laufbahn die ich eingeschlagen hatte, war für meine Wenigkeit vielleicht etwas ungewöhnlich, aber trotzdem gefiel mir, was ich angefangen hatte.

Ich hatte den üblichen amerikanischen Schulweg hinter mir und war anschließend auf eine Uni meiner Wahl gegangen. Man sagte mir, es würde sich für mich lohnen, doch so richtig konnte ich mich mit dem Unileben nicht anfreunden.
Die Kurse die ich belegt hatte, Webdesign und Programmieren, gefielen mir zwar, aber ich hatte es satt, ständig in irgendwelchen Klassen oder Hörsälen zu sitzen. Als wenn es nichts anderes im Leben mehr geben würde. Das hatte für mich den Anschein, wenn ich immer mal wieder einen Blick in andere Kurse warf. War das der Sinn des Lebens? Nein, dass kann es nicht sein. Ich hatte mich ein Semester lang durch die öden Kurse gequält und mich dann dazu entschieden dem ganzen ein Ende zu bereiten.

Es dauerte nicht allzu lange und hatte mich für eine militärische Laufbahn entschieden. Was sich allerdings zeitweise als schwierig erwies, da ich mit Waffen, egal welcher Art, nicht viel anfangen konnte und wollte. Drum herum kam ich aber auch nicht, meinen Dienst an der Waffe zu entrichten. Obwohl ich mich total dagegen sträubte und es nicht unbedingt für notwendig hielt, stellte sich heraus, dass ich durchaus eine ziemlich gute Trefferquote hatte und mein Ausbilder mich dadurch noch an einigen anderen Waffen ausbildete. Ich verbuchte dies unter jenen Erfahrungen, die ich hoffte, nie anwenden zu müssen.

Zeit meines bis dato ziemlich jungen Lebens war ich schon immer ein unruhiger Geist gewesen. Nie hielt ich es länger als nötig irgendwo aus. Daraus resultierte auch, dass ich einige Male öfter die Einheit gewechselt hatte. Wie ich das jedes Mal geschafft hatte, bleibt mir bis heute ein Rätsel, da man sich ja grundsätzliche für eine festgelegte Zeit, egal wo beim Militär, verpflichtet.

Richtig wohl gefühlt hatte ich mich bei den Navy Seals, auch wenn die Ausbildung als härteste der Welt gilt. Wasser war, ist und bleibt einfach mein Element. Nun gut, an die stellenweise arktischen Temperaturen des Meeres, musste auch ich mich gewöhnen, auch wenn ich mich bis heute nicht dran gewöhnt habe. Mein neuer Job hatte mich nun nach Maryland verschlagen. Ich hatte keine Probleme damit, in eine neue Stadt zuziehen, war ich doch an nichts weiter gebunden und es entsprach sowieso meinem Lebenstil.

Ich merkte, wie ich über mein bisheriges Leben sinnierte und starrte dabei auf den Monitor vor mir. Wieder saß ich. Es war zwar im Moment eine willkommene Ablenkung, aber ich wusste jetzt schon, dass ich hier wahrscheinlich nicht lange bleiben würde. Zumindest wohl nicht, wenn ich weiterhin im Büro gefesselt bleiben würde. Obwohl ich nur ein Semester lang Programmieren belegt hatte, reichte dis wohl meinem jetzigen Arbeitgeber, um mich einzustellen. Vielleicht spielte auch noch ein bisschen meine militärische Laufbahn und meine überdurchschnittlich guten Noten da eine Rolle, aber vorrangig war es wohl wegen des Programmierens.

Ich hatte bis jetzt einige wenige Kollegen kennen gelernt, aber vielen den ich begegnete konnte ich keinen Namen zuordnen.
Ich saß nun schon eine geraume Zeit hier in meinem Büro und sollte einen Fehler, in einer mir fremden Programmierung finden. Ganz toll. Andere scheinen nicht mal im Stande zu sein, vernünftige Programme zu konstruieren und ich sollte nun deren Fehler ausmerzen.


Eigentlich sollte ich mich nicht beschweren. Es war mein erster richtiger Job, auch wenn ich schon vorher Geld verdient habe. Die Bezahlung war in Ordnung, zumindest für meine Verhältnisse. Etwas gelangweilt ging ich Zeile für Zeile durch und versuchte den Fehler zu finden, jedoch ohne nennenswerten Erfolg.

Die Tür zu meinem Büro hatte ich nur angelehnt. Ich hatte nichts zu verbergen, also warum sollte ich sie dann schließen? Dadurch bekam ich nun auch mit, wie es unruhig wurde im Flur. Neugierig ging ich zur Tür und versucht die Unruhe, die sich ausbreitete zu lokalisieren. Ich beobachtete, wie einige wenige zu dem Aufzug, am Ende des Ganges war, wuselten und hektisch auf den Rufknopf drücken. Ich grinste flüchtig, dadurch würde der Aufzug auch nicht schneller kommen. Nach dem die Ersten im Fahrstuhl verschwunden waren, konzentrierte ich mich auf die Anzeige oberhalb des Aufzuges. Es ging nach unten. Nach unten? Wie weit nach unten? Wir waren hier in der zweiten Etagen, man hätte auch locker die Treppe nehmen können, statt elendig lange auf diesen dusseligen Fahrstuhl zu warten.

Demnach müssten sich ja nun alle, die im Fahrstuhl verschwunden waren, unten in der großen Eingangshalle des Gebäudes befinden. Ich musste meine Vermutung bestätig wissen und steuerte unverzüglich die Treppe an, es würde schneller gehen, als auf den Aufzug zu warten. Außerdem würde mir jetzt ein bisschen Bewegung gut tun, nach dem langen Sitzen.
Schwungvoll zog ich die Tür auf, die zur Eingangshalle führte, um feststellen, dass sich hier, außerdem Empfangspersonal niemand befand. Wo waren denn alle? Mein Blick ging erneut zur Anzeige über den Aufzügen. Sie zeigte eindeutig nach unten. Offensichtlich kannte ich noch nicht alles, was sich hier in diesem Gebäude tat.

Schnellen Schrittes war ich am Fahrstuhl und betätigte den Knopf. Ich musste wissen, was sich unterhalb des Erdgeschosses befand. Eine Tiefgarage fiel aus, da es einen riesigen Parkplatz gab. Die Türen glitten sanft nach außen und ich blickte auf drei Herren, die ich bis jetzt noch nie gesehen hatte. Vielleicht hatte ich dadurch auch die Gelegenheit, so mit nach unten fahren zu können, da ich davon ausging, dass sie mich genauso wenig einzuordnen vermochten, wie ich sie.

Stillschweigend gesellte ich mich dazu, wieder ging mein Blick auf die Anzeige. Der Fahrstuhl würde so oder so erst seinen Weg weiter nach unten fortsetzten, um dann wieder hoch zu fahren, so konnte ich guten Gewissens, meine Etage drücken. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis sich die Technik dazu entschied, wieder ihrem Dienst nach zu kommen und weiter nach unten fuhr.

Einen kurzen Moment später blieb der Fahrstuhl erneut stehen und öffnete seine Türen. Die drei Herren traten raus, ich jedoch blieb noch einen Moment stehen, wollte ich doch eigentlich in die zweite Etage. Nach dem die drei raus getreten waren und in einem Flur rechts abbogen, stellte ich schnell meinen Fuß zwischen die Lichtschranken.

Noch einmal atmete ich tief durch. Ich war erst wenige Woche hier und es stand mir mit Sicherheit nicht zu, dies hier zu sehen, aber meine Neugier war stärker. Auf leisen Sohlen schlich ich durch den Flur, was eigentlich wenig Sinn machte, da der Flur mit graumeliertem Teppich ausgelegt war und meine Turnschuhe sowieso nie krach machten. Aber da kam wieder meine militärische Ausbildung bei mir raus. Meine Sinne waren bis auf´s Letzte geschärfte, unter keinen Umständen wollte ich mich erwischen lassen und damit einen Rauswurf riskieren.

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eben hat es in meinem Kopf noch Sinn gemacht!

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Donnerstag, 27. Dezember 2007, 19:44

Re: Ich und...

Einen Rauswurf bei der NSA? Nein, lieber nicht. So richtig weiß ich gar nicht, wie ich an den Job gekommen bin. Wenn ich mich recht entsinne, dann war es eine Empfehlung, irgendwie so muss es gewesen sein.
Immer noch pirschte ich mich vorsichtig vorwärts, immer darauf bedacht, dass mich niemand erwischen würde. Im gesamten Gebäude herrschte Ausweispflicht und meiner lag wohl behütet auf meinem Schreibtisch in der zweiten Etage. Ich würde in ziemliche Erklärungsnot kommen, das war gewiss.

Dafür dass noch wenigen Minuten ein bisschen Aufregung herrschte, einige Etagen weiter oben, schien hier unten davon niemand Notiz zu nehmen. Es war fast wie auf einem Friedhof, totenstille. Am Ende des Flures gabelte sich dieser, wobei es links runter nicht viel weiter ging, da es dort nur noch zwei weitere Türen gab. Wovon eine betitelt war mit ‚Reinigungsutensilien‘ und die andere mit ‚WC‘. Somit fiel mir die Auswahl nicht sehr schwer und ich wendete mich nach rechts, nur um in einigen Meter Entfernung wieder vor derselben Entscheidung zu stehen. „Hmpf!“ Ich verschaffte mir einen kurzen Überblick, wobei meine Aufmerksamkeit an einer Tür hängen blieb, die ein Schild zierte, wo‚Trainingsraum‘ drauf stand.

Die NSA hatte innerhalb des Gebäudes Trainingsräume? Wofür? Weshalb? Ich musste es wissen. Das war eine meiner Schwächen, ich war einfach zu neugierig, manchmal half es mir weiter, doch oftmals war es einfach nur ein Fluch. Ich blickte mich zur Sicherheit noch einmal um, doch das Bild von eben hatte sich nicht verändert. Immer noch klaffte mir eine gähnende Leere in dem Gang entgegen. Vorsichtig bewegte ich mich auf die Tür zu und streckte nun eben genauso vorsichtig die Hand nach der Türklinke aus, um diese runter zu drücken. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass sie verschlossen war, doch es war nicht an dem. Ich hielt einen Moment inne und schlüpfte anschließend in Windeseile, jedoch geräuschlos, hindurch.

Mit der Tür im Rücken, blieb mir fast zeitgleich mein Herz stehen. Zwei der drei Männer aus dem Auszug standen mit dem Rücken zu mir, vor einer relativ großen Plexiglasscheibe und unterhielten sich. Ich war mir grad nicht sicher, ob es Glück war oder nicht, dass sie mich nicht bemerkt hatten. Ich war mir aber ziemlich sicher gewesen, dass ich von außen nicht wahrgenommen hatte. Mein Blick fiel daher noch einmal zur Tür. Innerlich verfluchte ich mich, wie konnte ich annehmen, dass die Türen hier aus ganz normalen Holz bestehen würden? Natürlich nicht! Aus irgendeinem Grund war diese Tür schallisoliert und somit war es für mich auch unmöglich gewesen, von außen, etwas hören zu können. Das nächste was ich empfand war Enttäuschung. Dieser Raum war nun ganz und gar das, was, ich mir unter einem Trainingsraum vorstellte. Ich hatte Trainingsgeräte und sonstiger gleichen erwartete, aber alles was ich bisher sehen konnte, war diese riesige Glasscheibe.

„Was meinen Sie? Schafft er es, seine Zeit vom letzten Mal zu unterbieten?“ fragte der links stehende. Der andere Mann aus dem Fahrstuhl, war offensichtlich afro-amerikanischer Herkunft, da er einen dunkeln Teint hatte. Er war irgendwie elegant und dennoch legere gekleidet. Das er bereits ein älteres Semester sein musste, verrieten mir die weiß-silbernen Haaransätze. „Sam würde nichts behaupten, wenn er nicht davon überzeugt ist, es auch zu schaffen.“ Der links stehende versah ihn mit einem etwas merkwürdigen Blick, „Lambert? Das war keine Antwort auf meine Frage“, stellte dieser nun leicht beleidigt fest.

Ich saß irgendwie in der Falle. Die Tür ein weiteres Mal geräuschlos aufzubekommen und eben genauso leise wieder den Raum verlassen zu können, hakte ich unter hoffnungslos ab. Und irgendwo beziehungsweise irgendwann mal, wurde mir gesagt, dass man infiltrierte Räume sowieso nicht auf die gleiche Weise verlässt. Und was anderes hatte ich gerade nicht getan. Ich sah gerade meinen Job dahinschwinden. Das würde bestimmt in keiner Akte gut aussehen, was ich hier gerade getan habe. Nein, auf keinen Fall.

Es blieb mir wohl keine andere Möglichkeit. Entweder die beiden Herren würde mich jetzt oder später bemerkten oder ich machte kurzerhand einfach auf mich aufmerksam. Zögerlich und gleichzeitig entschuldigend räusperte ich mich und erwartete zumindest jetzt schon mal vorab ein Donnerwetter.
Zeitgleich drehten sich die beiden Männer zu mir um und sahen mich etwas verwirrt an. Es war Lambert, der das Wort an mich richtete: „Ja? Gibt es etwas wichtiges?“ Offensichtlich konnte er mich tatsächlich nicht einordnen und ging wohl davon aus, dass ich ihm etwas zu berichten hätte. Verlegen sah ich zuerst zu Boden, merkte dann aber, dass das wenig Sinn haben würde. „Wo ist ihr Ausweis?“ fragte mich schließlich der andere wesentlich unfreundlicher und musterte mich dabei durchdringlich, „Sie sind doch die neue hier...Lee....Lia...“ Ich unterbrach ihn, „Liandra, aber Lee ist auch richtig. Lee Stevenson. Ja, ich habe hier vor einigen Wochen angefangen“, gestand ich immer leiser werdend. „Aha, sieh an! Dann haben Sie auch mit Sicherheit keinen Zutrittsgenehmigung für diese Etage. Ich verneinte stumm.

Ich überlegte, ob ich mich in aller Höflichkeit entschuldigen sollte, aber wozu? Es änderte nichts mehr an der Tatsache, dass ich hier war und wieso und weswegen, dass schien die beiden Herren im Moment nicht zu interessieren.
„Und was machen Sie dann hier?“ fragte mich Lambert nun. Ich war irritiert, er blieb immer noch freundlich. Schnell erklärte ich ihm, wie ich hier in den Raum gelangt war und das ich dies einfach nur meiner Neugier zu verdanken habe. Ich sagte ja, so manches Mal, war es einfach nur ein Fluch. So wie jetzt, in diesem Moment.

Ich war bestimmt nicht auf den Kopf gefallen und auf den Mund auch nicht, aber ich wusste, dass die beiden Herren, die vor mir standen, weitaus höhere Ränge hatten, als ich. Es wäre nur zu vermessen, jetzt das Ganze auch noch schlimmer machen zu wollen. Lambert hatte mich ausreden lassen und interessiert zu gehört. Er wollte gerade antworten, als eine weitere Tür, die in diesen Raum führte, geöffnet wurde und der dritte Mann, der mit im Fahrstuhl stand, eintrat. Ich bemerkte, wie er mich etwas komisch musterte und sich dann grinsend an Lambert wandte. „Ich sagte doch, dass ich die Zeit noch einmal knacken würde.“

Die beiden Männer wandten sich nun dem Neuen zu, was mir die Möglichkeit gab, mich noch mal kurz umzusehen und einen Blick durch die Plexiglasscheibe zu werfen. Was ich dort zu sehen bekam, entsprach schon eher meiner Vorstellung eines Trainings. Es war wohl eher so etwas wie ein Trainingsparcour, wie er unzählige Male in anderen Einheiten zu finden war. „Wow“, entfleuchte es mir imponiert, was ich sah, kurbelte sofort meinen Ehrgeiz an, dort einmal durch toben zu wollen. Es war ein riesiges Areal und der Raum in dem ich mich grad befand lag oberhalb dieses Parcours, so dass man einen Teil des Trainings mitverfolgen konnte.

„Wie meinen?“ fragte der immer noch links stehende etwas abfällig. Ich hatte vergessen, in welch einer prekären Lage ich mich eigentlich gerade befand. Entschlossen blickte ich die drei Männer an. Ich vermutete, dass der neu in den Raum gekommene Mann Sam sein musste, auch dem anderen Herr konnte ich inzwischen einen Namen zuordnen: Lambert. „Sie sind Liandra Stevenson, richtig? Sie haben ihr Büro in der zweiten Etagen, oder?“ fragte mich nun Sam und brachte mich damit aus dem Konzept. Woher wusste er, wer ich bin und wo mein Büro war? Er wäre mir mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit sofort aufgefallen, wenn ich ihm über den Weg gelaufen wäre. Ich nickte zustimmend, musste aber meinen Namen, zumindest den Vornamen korrigieren, „Lee! Ist kürzer und gefällt mir persönlich besser.“

„Hören Sie“, begann ich nun doch eine Entschuldigung anzuleiern, „es tut mir wirklich leid...“ Und damit hörte es dann auch schon wieder auf. Was sollte ich noch anderes sagen? Verstohlen und um Zeit rauszuschlagen blickte ich abermals zum Parcours runter, der mich immer mehr beeindruckte.
Dadurch, dass ich wohl zum wiederholten Mal dorthin sah, brachte ich Sams Gedanken wieder zu seinen eigentlich Absichten und rettet mich mal wieder über die nächsten paar Minuten. „Wie war die Zeit genau?“ wollte Sam jetzt wissen. Lambert sah auf eine kleine Anzeige, „das letzte Mal hast du 12 Minuten und 36 Sekunden gebraucht. Jetzt bist du bei genau 11 Minuten.“
Erstaunt über diese Angabe, machte ich große Augen und mir entwich ein leises Pfiff. Ich hatte zwar immer noch keine Ahnung, wie groß das Ganze nun eigentlich war, aber seine eigene Zeit zu verkürzen, ist schon eine starke Leistung. Offensichtlich wurde mein leiser Pfiff falsch verstanden von dem Mann, dessen Namen ich immer noch nicht wusste.

„Glauben Sie, sie könnten es besser?“ blaffte er mich an. „Willings?“ zischte nun Lambert und rief damit zur Raison. Da ich manchmal weniger damit gesegnet bin, erst zu überlegen und dann etwas zu sagen, ging ich auf seine Mutmaßung ein, „hm? Vielleicht?! Auf einen Versuch würde ich es ankommen lassen.“ Erst als ich den Satz beendet hatte, wurde mir klar, was ich da gerade gesagt hatte und das es doch ziemlich Vorlaut wirken musste. Ich brachte mich gerade in diesem Moment um Kopf und Kragen. Nun gut, das Thema, dass ich hier unerlaubt aufgetaucht bin, schien für den Augenblick vom Tisch zu sein, aber leider nicht aus der Welt.

Lambert als auch Willings begutachteten mich etwas misstrauisch, nur Sam war da gerade anders. Anscheinend wusste er eine Menge mehr über mich, als ich es bisher vermutet hatte. Ich sah wie Willings erneut ansetzten wollte, etwas zu sagen. Es wurde im Keim erstickt, da Sam ihm zuvor kam, „warum nicht? Lass sie es versuchen. Immerhin ist sie auch bis hierher gekommen, ohne das jemand sie bemerkt hat, oder?“ Ich war verwundert, hatte ich doch soeben einen Fürsprecher für mich gefunden.

Lambert nahm Sam beiseite, „Sam? Wie stellst du dir das vor? Sie ist unerlaubt hier bei Third Echolon aufgetaucht und zur Begrüßung willst du sie den Parcours durchlaufen lassen?“ Ich hatte ein gutes Gehör und konnte daher das Gespräch der beiden gut mitverfolgen, allerdings warf es für mich nur noch mehr Fragen auf. Was zum Henker ist denn bitte schön Third Echolon?
„Willst du sie vielleicht auch noch ins Splinter Cell Programm einbinden?“ fragte Lambert weiter. Sam blieb bisher still und ließ auch noch einige weitere Sekunden verstreichen, ehe er antwortete, „warum nicht? Die Referenzen und Qualifikationen bringt sie jedenfalls mit. Umsonst habe ich ihre Akte jedenfalls nicht gelesen.“

Nun war ich gänzlich sprachlos, damit erklärte sich zumindest für mich, warum er so viel über mich wusste, oder besser gesagt, er wusste mehr, als alle anderen, mit denen bis her Kontakt hatte. In mir häuften sich die Fragen. Splinter Cell? Programm? Third Echolon? Warum habe ich davon noch nie gehört? Ich war fest davon überzeugt, dass ich mich ausreichend informierte hatte, über die NSA, als es hieß, dass ich dort einen Job bekommen konnte. Aber davon hatte ich weder gelesen noch etwas gehört.
Lambert schien nicht sichtlich erbaut über die Idee, die Sam hatte. „Gut! Jagd sie dadurch, wenn es dir Freude bereitet.“ Mein ganzer Körper war plötzlich angespannt, auf was hatte ich mich da eingelassen? Sollte ich vielleicht besser einfach mit den Konsequenzen leben, die es gab, wenn man gegen gewisse Regeln verstoßen hatte? Ich kam nicht mehr dazu, mir eine passende Antwort zu geben.

Sam machte mir unmissverständlich klar, dass ich ihm folgen und aufmerksam zuhören sollte. Er gab mir ein paar Instruktionen und drückte mir andere Kleidung in die Hand. „Wenn du dich umgezogen hast, sehen wir uns unten im Parcours wieder.“

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Donnerstag, 27. Dezember 2007, 19:46

Re: Ich und...

Ich schluckte schwer, es war tatsächlich sein Ernst mich durch diesen Parcours zu schicken. Ich fügte mich meinem Schicksal. Warum auch nicht. Ich war sportlich in Höchstform, also dürfte es kein Problem geben. Na ja, vielleicht allerhöchstens mit der Zeit, die Sam nun vorgegeben hatte. 11 Minuten galt es entweder zu unterbieten oder zumindest genauso gut zu sein. Was für Aussichten! Ich kannte das Areal doch überhaupt nicht.

Während ich weiter darüber nachdachte, wie ich das Ganze anstellen sollte, zog ich mich um. Zumindest bekam ich andere Klamotten, auch wenn ich es genauso gut in meinen Sachen hätte absolvieren können. Es war der gleiche Anzug, wie Sam ihn an hatte. Auf ersten den Blick, sah dieser Anzug eher unpraktisch aus. Als ich allerdings in dem Anzug drin steckte, musste ich feststellen, dass er durchaus sehr bequem war. Fertig umgezogen machte ich mich nun auf den Weg.

Sam erwartete mich bereits und drückte mir auch gleich noch ein Nachtsichtgerät, einen In-Ear-Knopf und eine Waffe in die Hand. Fragend sah ich ihn an. „Das wirst du brauchen“, antwortete er mir geheimnisvoll und überließ mich nun meinem Schicksal. Ich brauchte einen Moment eh ich verstand, dass meine Zeit bereits lief.
Irgendwie erinnerte mich der Parcours an einen Spielplatz. Ein Spielplatz für Erwachsene. Schnell hatte ich die erste Hürde überwunden und suchte nun nach einem geeigneten Weg, um schnellstmöglich weiter zu kommen. Mein Gefühl bestärkte mich nur noch mehr, dass es eine Art Spielplatz war, zumindest bis zu einem gewissen Punkt.

Ich merkte ziemlich rasch, dass ich den ersten Teil bereits hinter mir gelassen hatte, als sich plötzlich jemand in meinem Ohr meldete. Unmerklich zuckte ich zusammen. Hatte ich doch an den kleinen Knopf im Ohr nicht mehr gedacht. Ich erkannte die Stimme, es war Lambert. Er sagte mir irgendwas mit Wachen, ausschalten, verstecken und auf die Kameras achten. Wie bitte? Ich wollte protestieren, kam aber nicht mehr dazu, da die Tür vor mir bereits aufging.

Ich hatte das Gefühl, als wenn mein Herz gleich heraus springen wollte. Mein Adrenalinspiegel musste gerade kurz vor dem überkochen gewesen sein. Aus irgendeinem mir unerklärlichen Grund, blieb ich instinktiv im Schatten und umging so, dass ich entdeckt wurde. Ich hatte nicht viel Zeit, mir einen Überblick zu verschaffen, hatte aber gesehen, dass es mindestens zwei Wachen auszuschalten galt. Ich passte den richtigen Zeitpunkt ab, schickte erst die eine Wache ins Land der Träume und dann die andere, und ließ sie schließlich in einer Ecke verschwinden. Ich hatte ganz vergessen, wie schwer Männer sein können, insbesondere mit voller Montur.

Das nächste Hindernis, hielt ich ein wenig für lächerlich. Ein Schloss knacken? Also bitte! Das ist nun doch wirklich keine Kunst. Was dann allerdings auf mich zukam, war weniger lächerlich. Wieder hatte ich Lambert im Ohr, der mir sagte, dass ich die Wache diesmal bräuchte, um weiter zu kommen. Ich sah an der nächsten Tür einen Scanner, der nur über die Augeniris zu öffnen ging.
Mir rannte die Zeit davon, wollte ich mir doch nicht die Blöße geben, wesentlich langsamer zu sein als Sam. Ich machte kurzen Prozess mit der Wache und zwang ihn dazu, für mich die Tür zu öffnen. Manchmal bedauerte ich zutiefst, dass ich nicht gerade hoch gewachsen war, insbesondere in solchen Augenblicken. Die Wache überragte mich mindestens zwei Kopflängen, aber es sollte mich nicht davon abhalten, durch diese Tür zu kommen.

Das Trainigsareal war weit aus größer, als ich bisher angenommen hatte, denn noch immer nicht, war ich am Ende. Stattdessen offenbarte mir Lambert, dass ich irgendwie an den Kameras vorbei musste. Mir bleib keine andere Wahl, als die Waffe einzusetzen und die Lampen auszuknipsen, nur so konnte ich weiter.
Die letzte Prüfung, die ich absolvieren musste, war vom Prinzip her nicht schwer, aber sehr zeitraubend. Es war ein Raum, mit unterschiedlichen Bodenbelägen und jeder Menge Mikrophone. Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren und war mir sicher, dass ich weit über die Zeit von Sam hinweg war.

Mein Herz raste, als ich endlich wieder in dem Raum angekommen war, wo das Unheil für mich seinen Lauf nahm. Erwartungsvoll blickte ich Lambert als auch Sam an. Willings ließ ich erst mal außer Acht. Keiner der Männer sagte etwas, was mich nur noch unruhiger werden ließ. „Och kommt schon, wie schlecht war ich?“ Da war er wieder! Mein Ergeiz. Jetzt wollte ich nun doch wissen, wie meine Trainigszeit war. Sam grinste mich an, was mir verriet, dass ich definitiv mehr Zeit gebraucht hatte als er. Lambert sog hörbar die Luft ein, ehe er antwortete: „Also für den allerersten Durchlauf und ohne vorheriges Training, ist die Zeit wirklich sehr gut.“ Lambert machte eine künstlerische Pause. Er wollte mich auf die Folter spannen, so viel war klar. „11 Minuten und 42 Sekunden. Das schaffen die Wenigsten ungeübt.“

Innerlich triumphierte ich ein wenig. Ich war nur 42 Sekunden langsamer als Sam. Im Leistungssport mag das eine Menge sein, aber im Vergleich hierzu war es verschwindend gering. Meine Freude über diesen kleinen Triumph wehrte jedoch nicht lange. „Gut, ihr habt euren Spaß gehabt und jetzt habe ich meinen. Ich werde Sie ihrem Vorgesetzten melden. Sie werden eine Abmahnung bekommen...das wäre dann noch die mildeste Strafe, für unerlaubtes Eindringen in diesen Sektor.“ Willings schien immer noch nicht erbaut darüber sein, dass ich einfach hier aufgetaucht bin. Aber ehrlich gesagt, ist das doch nicht meine Schuld, wenn die Sicherheitsvorkehrungen hier so schlecht sind.

„Ich denke nicht, dass sie Ms. Stevenson melden werden“, hörte ich unverhofft Lambert sagen. „Ach nein? Was wollen sie mit ihr bei Third Echolon? Sie kann durch den Parcours robben, ganz toll. Das sagt aber noch nichts darüber aus, dass sie für das Splinter Cell Programm geeignet wäre.“ Willings machte keinen Hohn daraus, dass es ihm nicht passte, dass ich hier war. Offenbar war es wohl im Regulärfall nicht so einfach hier runter zu kommen, geschweige denn in dieses besagte Programm zu kommen, von dem ich immer noch nicht wusste, was dessen Aufgabe war.

„Die wenigsten wissen von der Existenz dieser Organisation. Viele Alternativen haben wir eh nicht, da sie nun davon weiß.“ Irgendwie wurde mir mulmig zu mute. Ich hatte von etwas erfahren, dass scheinbar Top Secret war. Na prima, so was passiert nur wieder mir. Das war durchaus ein Problem, wenn ich mitten Mal von Sachen wusste, die unter strengster Geheimhaltung lagen. Was hatten sie jetzt mit mir vor? Mit einer ordinären Abmahnung wäre es hier nicht getan, ganz gewiss nicht.
Jetzt Stein und Bein zu schwören, dass ich mich an die Schweigepflicht halten muss, würde die Sachen wohl nicht weiterbringen. Ich ahnte schlimmes.

Irgendwie beschlich mich ein starkes Gefühl, mich dieser Situation entziehen zu wollen. Wieder begann ich zu reden, ohne über Konsequenzen nach zu denken. „Meine Herren, der Plausch war wirklich nett mit Ihnen und auch der große Spielplatz hat spaß gemacht, aber ich fürchte, ich muss Sie nun leider verlassen. Meine Arbeit wartet und man wird sicherlich schon nach mir suchen.“ Ich trat den Rückzug an und war zumindest schon an der Tür angekommen und hatte diese geöffnet. Ich wollte jetzt nur noch hier weg. Doch ich hatte nicht mit der schnellen Reaktion von Sam gerechnet. Dieser stand plötzlich neben mir und hielt mich am Arm fest.

„Du bleibst, wo du jetzt bist. Hier.“ Nein, dass wollte ich nicht hören, ganz und gar nicht. „Tun Sie, was sie für richtig halten. Auf mich hört ja hier doch keiner.“ Beleidigt rauschte Willings ab. Insgeheim hatte ich gehofft, dass er mich tatsächlich melden würde, dann wäre das ganze hier wenigstens beendet.
Ich fühlte mich unsicher, wie schon lange nicht mehr. Meine Neugier hatte mich hierher gebracht, würde mich aber jetzt auch nicht mehr hier raus holen können. Was auch immer sie jetzt mit mir vorhatten, es machte mir angst. Wahrscheinlich weil ich auch eigentlich gar nicht wusste, was jetzt auf mich zukam.

Lambert und Sam verließen den Raum, ich blieb wie angewurzelt stehen. Hatte ich doch keine Aufforderung bekommen zu folgen. Erst als sich beide zeitgleich zu mir umdrehten und mich ansahen, wurde mir klar, dass ich folgen sollte.

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Freitag, 28. Dezember 2007, 09:41

Re: Ich und...

Ich folgte den beiden mit gebührendem Abstand. Je länger ich hinterher lief, desto eher hatte es für mich den Eindruck, dass es ein Gang zum Galgen war. Lambert und Sam unterhielten sich leise, so dass ich nichts von dem Gespräch verstehen konnte. Ich wollte es auch irgendwie nicht. Auch hatte ich gerade nicht das Bedürfnis zu den beiden Herren aufzuschließen. Musste es dann aber, da beide stehen blieben und auf mich warteten.

Ich sah erst Lambert an und dann Sam. „Was passiert nun mit mir? Ich würde mich gerne auf das kommende zumindest mental vorbereiten.“ Mal wieder grinste mich Sam an, anfangen konnte ich jedoch herzlich wenig damit. „Was vermutest du denn?“ wollte Sam nun von mir wissen. „Ich vermute schlimmes und das ist bis jetzt nur die Hälfte“, gab ich zurück. Nun war es Lambert der verhalten auflachte und mich per Handzeichen in einen Raum bat. Der Raum erinnerte mich stark an einen Verhörraum, ganz toll. „Setzen Sie sich doch“, bot mir Lambert an. Ich wollte lieber stehen, wagte es jetzt aber nicht das auszusprechen, ich war jetzt wohl kaum in der Position, solche Äußerungen anzubringen. Also setze ich mich auf einen der Stühle, die an einem quadratischen Tisch standen.

Richtig komisch wurde mir zu mute, als ich sah, dass meine Akte auf dem Tisch lag. Das bedeutete mit Sicherheit nichts Gutes. Ich überlegte. Eigentlich auch nicht so schlimm. Ich habe sowieso nicht alle Kollegen bis jetzt kennen gelernt, dann fällt es vielleicht nicht so auf, dass jemand fehlt.
Sam und Lambert setzen sich mir gegenüber hin, nun fühlte ich mich wirklich wie bei einem Verhör, oder sollte es vielleicht doch eins sein? Ich würde mich wohl überraschen lassen, oder ich fragte nach, was ich dann auch tat.

„Verhör? Wie kommen sie denn darauf? Dazu besteht überhaupt kein Anlass“, versuchte Lambert mich damit zu beruhigen. Ich sah ihn leicht zweifelnd an, „keinen Anlass? Immerhin bin ich hier einfach so aufgetaucht, obwohl ich es nicht darf.“ Die beiden mir gegenüber schwiegen. Das Schweigen machte mich fast wahnsinnig. „Also gut. Ich bin hier. Sie haben mich durch diesen Parcours geschickt und bisher noch nicht meinem Vorgesetzten gemeldet, was ich ziemlich eigenartig finde. Was ist Third Echolon? Und was zum Teufel soll den Splinter Cell sein?“ Ich wollte jetzt wissen, was hier so geheim gehalten wurde, da ich davon ausging, dass ich jetzt eh nicht mehr irgendwie hier lebend raus kommen würde. „Warum wird mit keinem Sterbens Wörtchen davon etwas erwähnt?“ Eigentlich konnte ich mir die Frage selbst beantworten, wollte es aber noch einmal bestätig wissen. Also offiziell.

Wieder war es Lambert der mich angrinste. Er hatte so eine Art an sich, die auf mich irgendwie väterlich wirkte. „Third Echolon ist eine geheime Unterorganisation der NSA. Die Regierung leugnet, dass es uns gibt, aber das ist eine andere Sache. Was ein Splinter Cell ist? Nun, einer sitzt vor Ihnen.“ Er machte eine Pause und gab mir damit Zeit, das Gehörte von eben erst Mal zu verarbeiten. Wie, einer sitzt vor mir? Lambert schloss ich automatisch aus, er erweckte für mich nicht den Eindruck, als wenn er noch groß auf ‚Abenteuerreise‘ gehen würde. Also kam nur noch Sam in Frage. Interessiert musterte ich nun Sam. „Aha! Und was machst du so als Splinter Cell?“ Ich merkte selber, dass ich anfing das Ganze ins Lächerliche ziehen zu wollen, dabei war es das wohl ganz und gar nicht.

„Informationen beschaffen“, war die kurze und präzise Antwort von Sam. Er schien kein Mensch vieler Worte zu sein. „Öhm? Und deswegen musst du das Training innerhalb einer vorgegeben Zeit schaffen?“ Ich kam nicht mehr hinterher. Dieses Training, was ich selber durchlaufen durfte, war weit mehr. Es war weit anspruchsvoller, als das man es nur für ‚Informationsbeschaffung‘ brauchen könnte, so viel war mir klar. Jede militärische Einheit hätte sich nach so einem Parcours die Finger geleckt. Ich wurde misstrauisch. „Welche Art von Informationen? Gibt es dazu nicht auch die so genannten Informanten? Wenn ich Infos haben will, dann muss ich doch nicht vorher so´n bescheuerten Trainingslauf durchmachen.“

„Wir sorgen dafür, dass gewissen Sachen und vor allem gewisse Informationen nicht in die falschen Hände geraten und dadurch verhindern wir auch eventuelle Kriege“, erklärte mir Lambert weiter. Mir war schon bekannt, wofür die NSA steht, aber gerade war für mich alles unklar. „Also wie jetzt? Sie bespitzeln ihre eigenen Leute?“ Lambert schüttelte leicht seinen Kopf. „Nein, nicht unsere Leute.“ Ich hasste es zutiefst, wenn andere mir gegenüber geheimnisvoll taten. „Also wenn es nicht die eigenen sind...“ fing ich an laut nachzudenken. Gedanklich gab ich mir eine Ohrfeige, „hmpf, also noch mal. Wir operieren außerhalb der Staaten, dass ist ja nichts neues...“ Noch einmal versuchte ich meine Gedanken zu ordnen. Manchmal brauchte ich etwas um die Zusammenhänge zu verstehen. Schließlich konnte ich eins und eins zusammen ziehen. „Und diese Splinter Cells werden immer dann eingesetzt, wenn gar nichts mehr geht, richtig?“ „Genau, aus diesem Grund leugnet uns die eigene Regierung.“

Hatte ich ein Bruchstück gerade dem anderen zugefügt, so zerfielen dafür gleich wieder zwei neue. Ich würde mich nicht unbedingt als patriotisch beschreiben, aber das war doch etwas, womit ich gerade nicht klar kam. „Also schickt ihr Splinter Cells in andere Länder, um von dort geheime Informationen zu beschaffen und bringt sie dann hierher? Ist das soweit jetzt richtig aufgefasst von mir?“

„Ja“, nun war es Sam der mir antwortete, „genauso ist es.“ Die Erkenntnis brachte mich nicht unbedingt weiter, „find ich ja ganz prima, wenn ihr damit irgendwelche Kriege und Aufstände oder was weiß der Geier verhindern könnt, aber wieso erzählt ihr mir das? Ich war da nicht wirklich scharf drauf. Ehrlich nicht. Aber ich geh mal davon aus, dass ihr das nicht ohne Grund getan habt, oder?“ Ich war weiß Gott nicht auf den Kopf gefallen, aber manchmal hatte ich doch eine ganz schön lange Leitung. Mein Gespür ließ mich im Entferntesten etwas erahnen, was sie vorhatten. Für mich stellte sich nur noch die Frage, ob das von Anfang an so geplant war.

„Du bist ein helles Köpfchen, was schon deine Noten verraten. Auch die Empfehlungen deiner Professoren und die aus deinen Einheiten lassen das erkennen.“ Ich wusste nicht, was mich mehr irritierte, dass sie nun begannen meine Akte auseinander zu pflücken, oder das Sam gerade mehr als einen Satz gesagt hatte. „Du warst bei den Navy Seals. Hast du Ausbildung dort durchgezogen und bist dann in eine andere Einheit gewechselt.“ Ich nickte, „ja.“ Sam ließ sich nicht weiter unterbrechen davon, „du hast viele der Grundausbildungen durchlaufen und hast einige zusätzliche Ausbildungen an verschiedenen Waffen gehabt.“ Ich erinnerte mich nur ungern daran zurück, auch wenn ich die jeweiligen Abschlüsse mit sehr gut bestanden hatte, konnte ich nach wie vor nicht viel mit Waffen anfangen. Ich wusste nur dadurch, wie ich mit den jeweiligen Waffen umzugehen hatte und wie ich sie am effektivsten einsetzen konnte.

Ich verstand grad den Sinn nicht dahinter, warum er nun alles aus meiner Akte runter rattern musste. Es waren Fakten, die jedem frei zugänglich waren. „Du langweilst dich schnell, wenn du dich unterforderst fühlst oder für dich nichts mehr Neues kommt, daher auch die häufigen Wechsel der Einheiten.“ Nun war ich doch mal ein wenig beeindruckt. Denn so was stand nun nicht in der Akte drin. „Wie ich sehe, warst du offensichtlich auf Informationsbeschaffung, wie?“ Sam grinste nur zur Antwort.

„Lee? Hören Sie. Wir sind immer wieder auf der Suche nach guten Mitarbeiten und sie bringen die besten Voraussetzungen mit.“ Lambert kürze das Ganze nun ein wenig ab. „Aha. Ich nehme mal an, dass ich jetzt sowieso nicht mehr viele Möglichkeiten habe, oder? Ich kann mir zumindest nicht vorstellen, dass ich jetzt so einfach gehen könnte, und wieder meiner Arbeit am Schreibtisch nachgehen kann.“ „Ist es denn das, was du dir vorstellst?“ Ich hasste diese Frage. Nein, es war nicht das, was ich mir vorgestellte hatte. Ich war eher jemand, der tatkräftig irgendwo mitmischte, als hinter einem Schreibtisch zu versauern. „Warum fragst du, wenn du die Antwort doch eigentlich kennen müsstest?! Wenn du schon so viel über mich weißt, dann wüsstest du auch, dass ich nicht gerade eine bin, die gerne an ein Büro gefesselt ist.“ Wieder grinste Sam. Natürlich kannte er die Antwort bereits.

Ich seufzte leise, „also gut. Versteh ich das jetzt richtig, dass ich...“, ich überlegte, wie hieß es gleich noch mal? „Das ich ein Splinter Cell werden soll?“ Lambert nickte verhalten. „Lasst mich raten, alles andere werde ich zu gegebener Zeit erfahren?“ Wieder nickte Lambert. „Wer bildet mich aus? Wann geht es los? Was ist mit dem Bürojob in der zweiten Etage? Was erzähl ich denn, wenn mich einer fragt, was ich arbeite oder wo ich arbeite?“ Ich hatte plötzlich zig tausend Fragen, die mir auf der Seele brannten. „Eins nach dem anderen. Sam wird Ihr Ausbilder für diese Zeit sein, losgehen tut es bereits morgen früh. Und auf alle anderen Fragen werden Sie mit der Zeit auch Antworten bekommen.“ Ich konnte Lambert bisher nichts übel nehmen, auch wenn ich jetzt nur einen Teil meines Fragenkataloges beantwortet bekam. Es lag wohl tatsächlich daran, dass Lambert sehr väterlich rüber kam und ich nie einen hatte.

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Samstag, 29. Dezember 2007, 17:44

Re: Ich und...

Ich war durcheinander und glücklich zugleich. Glücklich darüber, dass ich den Bürojob nicht mehr machen brauchte und durcheinander, weil ich immer noch nicht so recht wusste, was jetzt auf mich zukam. Bei fast allem, was ich anfing, wusste ich, was mich erwartet, nur dieses Mal nicht. Lambert hatte mich nach Hause geschickt, damit ich am nächsten Tag ausgeruht anfangen konnte. Noch immer war ich dabei, die neuesten Erkenntnisse zu verarbeiten.

Ich musste meinem inneren Drang nachgehen und noch einmal über die NSA recherchieren. Ich musste einfach versuchen raus zu finden, ob es Third Echolon tatsächlich nicht gab, oder ob ich mir da hab einen Bären aufbinden lassen. Die Ergebnisse die ich fand, waren die gleichen, wie schon vor meiner Einstellung. Die NSA war der Nachrichtendienst der Vereinigten Staaten. Noch einmal überflog ich diverse Berichte im Internet über die NSA, als wenn ich das nicht schon oft genug getan hätte.

Ich musste ein bisschen Schmunzeln, als ich auf einen Artikel von Wikipedia gestoßen bin. Dort stand auch nochmals drin, dass die Angestellten der NSA eine eigene Auffahrt bzw. Abfahrt von der Autobahn hatten. Die ich natürlich auch genommen hatte, an meinem ersten Arbeitstag. Schade nur, dass niemand bescheid wusste, dass ich dort anfangen sollte. Ich hatte jede Menge Trubel ausgelöst, wollte ich doch pertou nicht zum National Cryptologic Museum fahren. Was sollte ich auch da?

Meinen ersten Arbeitstag hatte ich damit verbracht, aufzupassen, dass ich mich nicht ständig verlaufen würde. Crypto City, wie Fort Meade auch genannt wird, ist ein riesen Areal, wo den Mitarbeiten viel geboten wird.

Ich wollte meine Mom anrufen und ihr erzählen, was heute bei mir los war. Aber was sollte ich denn sagen? Dass ich jetzt bei einer Organisation arbeite, die nicht existiert, aber zur NSA gehört? Nein, dass würde sie mir nicht abkaufen. Es war schon schwer genug, sie davon zu überzeugen, dass die NSA tatsächlich existierte. Ich hatte damals den halben Tag damit verbracht, ihr klar zu machen, dass ich wohl kaum einen Job annehmen könnte, in einer Behörde, die es nicht gab. Den Rest des Tages verbrachte dann meine Mutter damit, mir ungläubig hinterher zu rennen und mich immer wieder zu fragen, wie die Tatsache an ihr vorbei gehen konnte, dass es die NSA gab.

Wieder überlegte ich, nein, es war wohl schon ganz gut, dass ich ihr von dem neuen Job nicht erzählen konnte. Wahrscheinlich würde sie sich nur noch mehr sorgen machen. War sie doch sowieso schon immer gegen meinen militärischen Werdegang gewesen. Meiner Mutter fiel vor ein paar Wochen ein Stein vom Herzen, als ich ihr erzählte, dass ich einen Bürojob bei der NSA angenommen hatte. So, war sie sich sicher, dass ihrer Tochter nichts passieren konnte. Nun ja, es konnte ja niemand ahnen, dass es alles anders kommen würde.

Konfus ließ ich mich auf mein Bett fallen. Meine Gedanken und Gefühle fuhren Achterbahn. Es war eine neue Herausforderung für mich, keine Frage. Nur konnte ich zurzeit nichts mit der Tatsache anfangen, dass weder die Begriffe Third Echolon noch Splinter Cell irgendwo verzeichnet waren und die ganze Sache der höchsten Geheimhaltungsstufe unterstellt war. Obwohl mir noch tausend Sachen durch den Kopf gingen schlief ich ein.

Am nächsten Morgen wurde ich durch ein unsanftes Klopfen an meiner Tür geweckt. Ich schreckte auf und wankte schlaftrunken zur Tür. Ich hatte gerade keine Vorstellung von einer aktuellen Uhrzeit als ich endlich die Tür öffnete. Als ich mich Sam gegenüber sah, wurde mir schlagartig klar, dass ich verschlafen hatte. Nicht einfach ein bisschen verschlafen. Nein, dass wäre ja zu einfach gewesen. Ich habe sage und schreibe drei Stunden verschlafen. Im nu war ich hellwach. „Oh mein Gott...ich hab verschlafen“, hörte ich mich sagen, während ich Sam rein bat und im gleichen Moment schon wieder im Schlafzimmer verschwunden war. „Wie viel Zeit gibst du mir?“ Obwohl es eine überflüssige Frage war, wollte ich es wissen. „Du hast ganze zwei Minuten, wovon bereits die ersten dreißig Sekunden verstrichen sind“, ließ Sam aus dem Wohnzimmer verlauten.

Die Zeit war mehr als ausreichend für mich. Die Klamottenfrage verkniff ich mir. Mein Training sollte heute beginnen, als waren Sportsachen wohl am angebrachtesten. Ich ahnte, dass Sam mich wahrscheinlich erst mal zum Laufen schicken würde, schon alleine deswegen, weil ich so auf´s derbste verschlafen hatte. Es war eine normale Handhabung beim Militär oder alternativ Küchendienst, aber wer wollte schon freiwillig Küchendienst schieben? Niemand!

Ich hatte mich am Vortag noch ein wenig über Sam informiert, schließlich wollte ich wissen, mit wem ich es zu tun bekam. An die Akte von Sam Fisher zu kommen, war alles andere als leicht gewesen, aber wenn man sich ein bisschen auskennt mit einem Computer und Ahnung hat vom Hacken, dann war es nicht wirklich schwer daran zu kommen. Sam hatte einen beachtlichen militärischen Werdegang hinter sich und sein Rang war nicht weniger als ein Lieutenant Colonel. Ich war schon ein bisschen beeindruckt, als ich das gelesen hatte. Aber Sam war auch schon ein paar Jahre länger dabei als ich.

Fertig umgezogen, ohne Dusche und ohne Frühstück stand ich nun vor Sam und war bereit meine Strafmeilen zu laufen. Um ehrlich zu sein, ich würde sie sogar freiwillig laufen, ohne das Sam hätte etwas sagen müssen. Mir fehlte die Bewegung. Er musterte mich von oben nach unten, „gut, dann können wir ja endlich, mit einiger Verspätung, anfangen.“ Er erhob sich von meiner Couch und ging voran, die Tür hinaus.

„Wie viele Meilen?“ Ich war tatsachlich scharf darauf zu laufen. Sam allerdings konnte mit der Frage nicht viel anfangen, „hm?“ „Na ja, wie viele Meilen soll ich laufen?“ Nun schien auch er zu wissen, was ich wollte, „wenn du unbedingt willst?! Bitte. Vier Meilen.“ Etwas enttäuscht sah ich ihn an, sollte das ein Witz sein? „In weniger als fünfzehn Minuten“, fügte er nun fies grinsend an. Nun war ich doch leicht geschockt. „Deine Zeit läuft“, erwähnte er in einem beiläufigen Ton und schaute dabei demonstrativ auf seine Armbanduhr. Jetzt musste ich zusehen, dass ich weg kam, sonst würde ich die Zeit nie einhalten können.

Eigentlich war es eine fiese Vorgabe. Immerhin kam in den letzten Wochen nicht ein Mal dazu zu trainieren, Dementsprechend aus der Puste war ich auch, als ich nach den besagten Meilen wieder bei Sam ankam. „Hm? Fünfzehn Minuten und siebenunddreißig Sekunden, dass geht auch noch besser, oder?“ Ich war viel zu sehr außer Atmen, als dass ich jetzt hätte dagegen protestieren können.

Ich nutzte die Zeit, die wir unterwegs waren um wieder zu Kräften zu kommen. „Wie viel Übung hast noch im Nahkampf?“ Ich zuckte unwissend mit den Schultern. Es war eine ganze Weile her, dass ich Nahkampftechniken anwenden musste. „Frag mich lieber, wie es bei mir mit Kampfsport aussieht, dass kann ich definitiv besser.“ „Dass will ich aber nicht wissen. Ich weiß, dass du noch zusätzliche Kurse für verschiedene Kampfsportarten belegt hast.“
Ich folgte Sam in ein DoJo. Es war nicht sehr groß, bot aber ausreichend Platz und genügend Räume zum trainieren. Einen davon steuerte Sam unverzüglich an.

Es war ein typischer Kampfsportraum, der mit verhältnismäßig vielen Matten ausgelegt war. Mir schwante böses. Sam schien ständig im Training zu sein, ich hingegen, war eine Weile raus aus der ganzen Sache.
Ohne jegliche Vorwarnung fand ich mich bereits wenige Sekunden später auf eine der Matten wieder. „Hmpf. Au!“ Ich hatte seinen Angriff nicht vorausgesehen und musste nun damit leben, dass ich auf der Matte lag. Sam grinste mich triumphierend fies an und reichte mir seine Hand. Das, hätte er besser bleiben lassen sollen. Nur eine Winzigkeit später fand sich auch Sam neben mir auf der Matte ein. „Gleichstand“, erklärte ich ihm.

Es dauerte eine ganze Weile, bis ich mir alles wieder ins Gedächtnis gerufen hatte. Ich war erstaunt, wie viel man doch vergessen konnte, wenn man nicht ständig damit zu tun hatte. Aber sehr zu meiner Freude praktizierte Sam mit mir die typischen Kampfsportarten, so dass es mir relativ leicht viel, mich dort wieder hinein zu denken.

Der erste Teil von meinem Training ging für die Kondition drauf, welche ich auch bitter nötig hatte. Im zweiten Teil machte mir Sam klar, dass ich sämtliche Nahkampftechniken als auch Kampfsportarten verinnerlichen musste. Sie könnten mir das Leben retten. Ich nahm sehr ernst, was Sam mir sagte. Er sagte mir auch, unter anderem, dass ich mich über hiesigen Kulturen der verschiedenen Ländern informieren sollte, besser musste und am besten wäre es, wenn ich noch zusätzlich einige andere Sprachen lernen würde. Das ich bereits Deutsch und Französisch beherrschte, imponierte Sam nicht im Geringsten. Warum auch? Er hatte Sprachen drauf, die ich nicht mal kannte.

Es war eine Herausforderung der anderen Art und sie gefiel mir. Es war nicht nur rein körperliches Training, nein, auch geistiges. Ich fühlte mich schon lange nicht mehr so gefordert, wie es in diesem Moment der Fall war.
Ich kam, fast immer, mehr Tod als lebendig nach Hause und eigentlich hätte ich am liebsten sofort das Bett in beschlag genommen, doch stattdessen lernte ich abends noch.

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Sonntag, 30. Dezember 2007, 17:02

Re: Ich und...

Das Training zog sich hin und ich merkte, wie ich langsam aber sicher an meine Grenzen stieß. Sam hatte mir keine Ruhe gegönnt. Ich war ausgepowert, doch Sam machte unerbittlich weiter. Schließlich wurde es mir zu bunt.
„Sam? Mach du willst, aber ich brauch jetzt ganz dringend erst mal einen Tag Pause.“ Ich bat ihn nicht um eine Auszeit, ich forderte sie einfach ein. Ich hatte fest damit gerechnet, dass Sam es ablehnen würde, stattdessen grinste er mich unverhohlen an. „Was?“ wollte ich wissen.

„Ich habe schon eine ganze Weile darauf gewartet, dass du eine Pause verlangst. Warum erst jetzt?“ Fragend blickte ich ihn an. „Wie jetzt?“ „Ich wollte wissen, wie weit ich gehen kann, bis du von selber kommst und sagst, dass du eine Pause brauchst“, erklärte er mir. „Hmpf, na fein. Gut. Dann will ich jetzt eine Pause.“ Sam gestand mir ein Wochenende Ruhe zu, worüber ich mehr als glücklich war. Wir verließen zusammen das DoJo und standen noch einen Augenblick davor. Wir hatten so viel Zeit dort drinnen verbracht, dass meine Augen sich jedes Mal auf´s Neue an das Tageslicht gewöhnen mussten.

Als ich wieder klar sehen konnte, glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen. Vor mir stand plötzlich mein ehemaliger Vorgesetzter der Navy Seals. „Commander Brighton?“ Ich war im Moment zu verblüfft um mehr raus zu bekommen. “Petty Officer Stevenson“ begrüßte er mich. Ich zuckte zusammen. Ich hasste diese Anrede. Einen dämlicheren Rangnamen konnte sich die Navy nicht ausdenken. Ich bevorzugte lieber die Variante der Army: Staff Sergeant. Ich fühlte mich immer irgendwie ein bisschen diskriminiert, auch wenn ich weiß, dass es nicht so ist. Ich fragte mich sowieso jedes Mal, wie die männliche Fraktion mit diesem Rang umging. Klang es doch auf irgendeine Weise nach Kindergarten.

Nach dem er mich begrüßte hatte, sah er Sam an. Er musste anscheinend angestrengt nachdenken, denn er musterte eine Weile Sam. „Lieutenant Commander Fisher?!“ Auch das auch noch, offensichtlich kannten sich die beiden. Es verwunderte mich nicht sonderlich, da sie beide fast das gleiche Baujahr haben mussten. „Commander Brighton?!“ Sam schien genauso angetan davon zu sein, ihn hier zu treffen. „Ich hoffe es geht Ihnen gut bei der NSA. Wir bedauern nach wie vor, dass Sie uns verlassen haben“, sprach er mich erneut an. Das hatte der Commander schon immer drauf gehabt: dumm rum schwafeln.

Mein Blick ging zu Sam, „ich fühle mich durchaus sehr wohl bei der NSA.“ Brighton entging der Blick nicht. „Hat Lieutenant Commander Fisher Sie unter seine Fittiche genommen? Wenn ja, dann sind Sie damit wirklich gut beraten. Ich frage mich sowieso bis heute, warum Sie die Seals verlassen haben Fisher?“ Sam blieb ihm eine Antwort schuldig. Es war wieder diese typische Art von Sam, wie ich sie schon des Öfteren bei ihm erlebt habe in der vergangenen Zeit.

Nach dem Brighton keine Antwort bekam, zog er es wohl vor zu gehen: „Nun gut, dann will ich Sie nicht weiter aufhalten“, damit war er dann auch wieder verschwunden. Ich hoffte, dass ich ihm nicht noch einmal begegnen würde. Ich kannte nur weniger bei den Seals, die ihn wirklich ausstehen konnten und Sam schien auch einer dieser zu sein, die das nicht taten. „Wenn ich es nicht besser wüsste, dann war er einer der Gründe, weswegen du die Seals verlassen hast?“ fragte ich Sam vermutend. Auch ich bekam keine Antwort, ich hatte auch ehrlich gesagt nicht damit gerechnet.

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Sonntag, 30. Dezember 2007, 17:03

Re: Ich und...

„Hunger?“ fragte mich Sam mitten Mal unvermittelt. Ich konnte so schnell gar nicht auf das Thema Essen wechseln. Hatten sich doch unsere gemeinsamen Aktivitäten bisher nur auf das Training beschränkt. Ich sah ihn etwas ungläubig an, wollte ich doch grad nicht glauben, was Sam mich gefragt hatte.

Eigentlich musste ich nicht überlegen, ich hatte Hunger und das nicht zu knapp. Mein nächster Weg hätte mich so oder so zu einem Imbiss oder etwas ähnlichem geführt. „Öhm? Ja! Hab ich.“ Sam wendete sich von mir ab und ging los, „gut!“ Ich stand etwas verwirrt da und schaute Sam hinterher. Er blieb einige Meter von mir entfernt stehen, drehte sich zu mir um und sah mich an, „was ist? Komm schon.“
Manchmal konnte ich mit Sams Art so rein gar nicht umgehen.

Ein paar Straßen weiter befand sich ein kleines unscheinbares Restaurant, dass ich vorher noch nie gesehen hatte. Wie auch? Seit dem ich hier wohnte, bin ich ja kaum dazu gekommen, mir meine Gegend mal genauer anzusehen. Ich hatte mich mit Sam an einen Tisch gesetzt, der nahe dem Eingang war und dennoch in einer Ecke lag. Ich hatte mich mit Rücken zur Wand gesetzt um so den Eingang sehen zu können. Blickte ich nach rechts, sah ich durch eine große Glasscheibe, die typisch war für Restaurants. Der Nachmittag neigte sich bereits dem Ende und auf den Straßen setzte der angehende Feierabendverkehr ein.

Ich war mir nicht sicher, ob Sam mich tatsächlich nur zum Essen eingeladen hatte, oder ob nach andere Absichten dahinter steckten. Bei Sam musste ich immer auf alles gefasst sein. Zu oft kam es schon vor, dass er mich einfach nur testen wollte und sehen wollte, wie aufmerksam ich bin. Automatisch fing ich an, mir jede Kleinigkeit genau einzuprägen und auf alles zu achten. Ich wollte vorbereitet sein, falls Sam wieder mit einer Frage daher kam, die so unvorhersehbar war, dass ich so manches Mal wie ein kompletter Idiot dastand.

Sam grinste plötzlich, als wenn ich es geahnt hätte. Wahrscheinlich würde gleich wieder etwas kommen, womit ich nicht gerechnet hätte. Doch ich war vorbereitet, zumindest glaubte ich das. „Hör auf, deine Umgebung zu begutachten. Hier gibt es nichts, was sich zu beobachten lohnt. Außerdem sind wir zum Essen hier und nicht zum arbeiten.“

„Und so was muss ich mir von dir sagen lassen? Is doch wohl nicht wahr. Ich dachte schon, du lebst ausschließlich für die Arbeit.“ Wieder war es, dass ich darauf keine Antwort bekommen sollte. Sam war ein Buch mit sieben Siegeln, vermutlich wusste er mehr über mich, als ich jemals über ihn in Erfahrung bringen konnte. Er redete sowieso nie viel und wenn dann bezog es sich immer auf die Arbeit.

Ich versuchte während des Essens ein bisschen mehr von Sam zu erfahren, aber irgendwie sollte sich das als sehr schwierig erweisen. Würde ich Sam jetzt nicht schon seit einigen Monaten kennen, würde ich ihn als redefaul abstempeln, aber das war er nicht, nur wenn es um sein privates Leben ging.


Unsere Autos standen noch immer vor dem DoJo, so dass wir auch gemeinsam wieder den Rückweg einschlugen nach dem Essen. Ich war fast an meinem Wagen angekommen, als ich dachte, ich wäre in einem schlechten Traum. „Was willst du denn hier?“ Da stand er! Mein Ex.
Er hatte es bis heute nicht überwunden, dass ich ihn hab sitzen lassen. Ich war eigentlich froh, dass ich aus seinem Umfeld raus war und nun war er hier. Ich konnte fast alles handeln, nur mein eigenes Liebesleben konnte ich nicht in den Griff kriegen.

Ich hatte schlechte Erinnerungen an die Zeit mit meinem Ex. Hätte ich die Stelle hier nicht in Maryland angetreten, hätte ich den Schritt nie gewagt, mich von ihm zu trennen.
Das war leider so.
Ich bemerkte, wie er Sam einen abfälligen Blick zu warf. Das war einer seiner extremen Macken. Er war hochgradig eifersüchtig und das meistens zu unrecht. „Lee! Gott, du hast mir so sehr gefehlt“, seierte er mir ins Ohr, während er die Dreistigkeit besaß mich zu umarmen. Es hätte jeder x-beliebige sein können, ich hätte ihm sofort den Hals umgedreht, doch jetzt stand ich, wie versteinert, nur da und konnte nichts machen.

Endlich hatte ich meine Fassung wieder und stieß ihn unsanft von mir weg, „lass deine Pfoten von mir“, zischte ich ihn an und trat einige Schritte zurück um Abstand zu bekommen. Ich verlagerte mein Gewicht um eine bessere Position zu bekommen. Nun war ich auf der Hut, sollte er es noch mal wagen, mich anfassen zu wollen, würde ich dieses Mal kurzen Prozess machen.

Sam bemerkte, wie ich unter Anspannung stand und stellte sich in meine Angriffsbahn. „Ich denke, Sie sollten besser gehen“, versuchte Sam die Situation zu entschärfen.
„Ach, was? Hat sich dein Geschmack so sehr verändert, dass du jetzt auf so was wie den hier stehst?“ Noch so ein Grund, warum ich nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Ich hasste seine oftmals spitzfindigen Bemerkungen, die auch zu oft unterhalb der Gürtellinie landeten.
Feststand gerade für mich, dass er diesen Satz besser nicht gesagt hätte. Innerhalb von einer Sekunde, stand ich wieder vor meinem Ex. Ich hatte bereits zum Schlag ausgeholt, als ich merkte, dass ich daran gehindert wurde, diesen auszuführen. Sam hatte meinen Arm gegriffen und mich ein Stück zurückgezogen. „Tu nichts, was du hinterher bereuen könntest“, murmelte er mir fast lautlos zu. „Beruhig dich“, sagte er anschließend etwas lauter.

Mein Ex war instinktiv einen Schritt vor mir zurück gewichen, ehe er seinen Senf dazu abgeben musste: „Ja, genau. Beruhigt dich, hör auf deinen Schatz.“ Das war zu viel des Guten für mich, ich raste vor Wut und verlor gerade gänzlich meine Beherrschung. Mit einer schnellen Bewegung befreite ich mich aus dem Griff von Sam und war wieder bei meinem Ex.
Doch wieder war Sam überraschend schnell und griff ein weiteres Mal ein. Nur dieses Mal war es nur mit dem Arm fixieren nicht getan. Sam musste mich mit beiden Armen festhalten um mich einigermaßen fixieren zu können. Ich dachte gar nicht daran aufzuhören. Der Wunsch, meinen Ex unter die Erde schicken zu wollen, stieg bei mir ins unermessliche und ich würde jetzt alles daran setzen, dies auch zu tun.

Mein Ex erkannte offenbar den Ernst der Lage nicht, denn er musste noch weitere Sprüche lassen, die mich nur weiter anheizten, meinem Wunsch nachkommen zu wollen. „Na? Da haste aber ganz schön mit ihr zu tun, wie? So kenne ich sie noch gar nicht. Stehst wohl drauf, was?“
„Sam? Lass mich los, ich bring ihn um“, mir war gerade egal, was andere dachten. Ich wollte meinen Ex nur noch zum Schweigen bringen. „Das du dazu im Stande bist, ist mir klar, und genau deswegen werde ich dich jetzt ganz bestimmt nicht los lassen.“ Sam blieb trotz der angespannten Situation immer noch ruhig und redete auch genauso mit mir.

Es dauerte einen Moment bis ich das Gesagte von Sam realisierte. Er hatte Recht, ich war im Stande dazu, aber ich würde nichts davon bereuen, trotzdem beruhigte ich mich wieder. „Hör zu Vince! Ich habe das Ganze beendet zwischen uns, da ist nichts mehr, kapier das endlich. Verschwinde aus meinem Leben.“ Ich hatte nicht die große Hoffnung, dass Vince endlich verstehen würde, dass mein Leben ohne ihn weiter gehen würde.
„Bitte, dann werd doch glücklich mit dem da“, er zeigte dabei auf Sam. Ich rollte mit den Augen, es nervte mich so sehr an, diese Eifersucht, die so unbegründet war.

Ich hatte den Eifersuchtsgedanken noch nicht ganz zu Ende gedacht, als mir eine wahnwitzige Idee kam. Ich hoffte, ich würde sie überleben. „Glaub mir, ich werde wesentlich glücklicher mit Sam sein, als ich es mit dir je war“, um meinen Worten noch Nachdruck zu verleihen, drehte ich mich zu Sam und gab ihm einfach einen Kuss. Ich hatte zwei Hoffnungen. Erstens: Vince würde nun endlich verstehen, dass es endgültig vorbei war und zweitens: ich hoffte inständig, dass Sam es mir verzeihen würde.

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