Er konnte diese Nacht nicht schlafen und hatte sich dazu entschlossen noch einmal zu seiner Kleenen zu fahren. Vor dem Haus erkannte er den Wage ihres "Nochfreundes", ging aber trotzdem rauf zu ihrer Wohnung. Vor der Wohnungstür hörte er sie schreien und immer wieder zwischendurch schweres Stöhnen. Er wurde fahrig, versuchte die Tür aufzubekommen, was im ersten Anlauf nicht gelingen wollte. Er musste in diese Wohnung, egal wie. Mit seiner gesamten Körpermasse, die ihm zur Verfügung stand, schmiss er sich in die Tür. Er sah, wie diese unter dem Druck langsam anfing sich nach innen zu biegen und verdoppelte noch einmal seine Kraft. Er brauchte noch zwei weitere Versuche, eher die Tür endgültig unter seinem Gewicht nachgab und krachend aus den Angeln flog.
Sie hatte das Schreien eingestellt und wimmerte stattdessen nur noch vor sich hin. Ihr ganzer Körper war inzwischen taub geworden, so dass sie nur noch die ruckartigen Bewegungen, von ihrem Exfreund, über sich wahrnahm. Sie bekam im ersten Moment überhaupt nicht mit, dass es plötzlich aufhörte und er nicht mehr über ihr lag. Sie versuchte einen klaren Blick zu bekommen und erkannte, dass ihr Exfreund gerade durch die gesamte Wohnung flog. Ihre Beine gaben immer wieder nach, doch das sollte sie nicht daran hindern, aufzustehen, auch wenn sie nun wieder unendlich starke Schmerzen fühlte. Unsicher und auf wackligen Beinen steuerte sie den Flur an. "Hör auf", sagte sie kaum hörbar, worauf er sofort jegliches Handeln einstellte. "Kleene?" Achtlos ließ er ihren Exfreund los, so dass dieser auch sofort in sich zusammen sackte.
"Lass ihn, stell dich nicht auf die gleiche Ebene, wie er, dass hast du nicht nötig", waren ihr letzten Worte, bevor sie ohnmächtig wurde. Er bekam sie gerade noch so zu fassen, brachte sie ins Schlafzimmer und legte sie auf dem Bett ab, bevor er einen Notarzt und die Polizei verständigte. Als er fertig war mit den Telefonaten, stand der Kerl wieder vor ihm. "Lass die Pfoten von meiner Freundin, oder ich mach dich kalt. Wie lange geht das schon? Wie lange vögelst du schon mit ihr? Hm?" Voller Wut versuchte der Kerl ihm einen Schlag zu verpassen, doch er wich gekonnt aus, so dass der Schlag ins Leere ging, der Kerl das Gleichgewicht verlor und sich auf dem Parkett im Flur wieder fand.
"Bevor du mir drohst, solltest du erst Mal lernen, wie man sich Frauen gegenüber richtig verhält", damit ließ er ihn am Boden liegen und ging zurück ins Schlafzimmer zur Kleenen. Notdürftig kümmerte er sich um die blutende Lippe und die Nase und versuchte die Blutung zu stoppen. Er hatte ihr die Decke über ihren Körper gelegt und war dabei nicht drum rum gekommen, sehen zu müssen, wie schlimm sie zu gerichtet worden war. Über den gesamten Körper zogen sich Blutergüsse, rote Striemen und blaue Flecken.
Gerade als der Kerl sich auf dem Flur vom Boden aufgerappelt hatte und wieder das Schlafzimmer ansteuern wollte, stand auch schon die Polizei und der Notarzt in der Tür. Er kam gerade aus dem Schlafzimmer und erklärte der Polizei auch gleich was vorgefallen war. Das er selber Hand angelegt hatte, verschwieg er zum Teil. Der Notarzt kümmerte sich sofort um sie und wies an, dass sie ins Krankenhaus gebracht werden müsste.
Als sie das nächste Mal ihre Augen aufschlug und sich langsam umsah, nahm sie einen kaum erleuchteten Raum wahr, der sehr steril wirkte. Sie versuchte sich zu bewegen, unterließ dieses Unterfangen jedoch, als ihr gesamter Körper zu schmerzen begann. Unweigerlich wurde sie an die letzten Ereignisse erinnert, die sich in ihrer Wohnung abgespielt hatten und fing an zu zittern. Panisch begann sie sich umzusehen, um sicher zu gehen, dass ihr Exfreund nicht hier war. "Er ist nicht hier, die Cops haben ihn mitgenommen", hörte sie nun eine ihr vertraute Stimme sagen und drehte sich automatisch dorthin, wo sie das gesagte gehört hatte.
Er war nicht von ihrer Seite gewichen und saß nun schon seit geraumer Zeit an ihrem Bett in dem Krankhaus. Unter großer Kraftanstrengung steckte sie ihre Hand unter der Decke hervor, um ihm anzudeuten, dass er ans Bett kommen sollte, was er auch ohne umschweife tat. "Wie geht es dir?" fragte er leise. Sie antwortete nicht. Sie wollte ihm nicht sagen, dass sie sich gerade, wie ein Stück Dreck fühlte und sich abgenutzt vorkam. Je wacher sie wurde, desto deutlicher kamen ihr wieder die Bilder zurück in ihr Gedächtnis, was ihr Zittern nur noch stärker werden ließ.
So vorsichtig, wie es ihm möglich war, nahm er ihre Hand, um ihr zu zeigen, dass er immer noch bei ihr war und sie nicht alleine ließ. Er sah, wie sie sich von ihm abwandte, ihn nicht ansehen wollte, dabei aber seine Hand drückte, als wenn es für sie eine Bestätigung sein würde, dass er noch tatsächlich da war. "Kleene? Ich werde nicht gehen, nicht so lange, bis du sagst, dass ich gehen soll." Erschrocken drehte sie sich nun wieder zu ihm hin und sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an. "Nein, du sollst nicht gehen. Lass mich nicht alleine hier", wimmerte sie kaum hörbar.
"Das werde ich nicht", versprach er ihr, in beruhigendem Ton und hoffte dadurch, ihr diese Angst nehmen zu können. Er stand eine ganze Weile neben ihr am Bett, bis er bemerkt hatte, dass sie wieder eingeschlafen war. Seufzend ließ er sich abemals auf einen dieser unbequemen Plastikstühle nieder. Er war froh, dass sie wieder schlief, es gab ihm Zeit, darüber nachzudenken, wie er seiner derzeitigen Freundin sagen sollte, dass er sie nicht mehr liebte. Er hatte sich eigentlich fest vorgenommen, das am nächsten Morgen zu tun. Aber konnte er einfach seine Kleene so hier lassen? Sollte er ihr vielleicht sagen, wo er ihn wollte? Er könnte es ihr sowieso nicht verschweigen und so würde sie auch wissen, dass er wieder kommen wird. Es dauerte nicht allzu lange, bis auch er auf dem Plastikstuhl eingenickt war.
Wie er es schon voraus geahnt hatte, ging die Trennung von seiner Freundin nicht ohne einen handfesten Streit zu ende. Es sollte ihm letztendlich egal sein. Seine Gefühle, zu seiner inzwischen Exfreundin, waren verflogen und das schon vor viel zu langer Zeit.
Seit paar Tagen war die Kleene aus dem Krankenhaus raus und in seiner Wohnung untergekommen, konnte er sie doch nicht dazu bewegen, wenigstens einmal in ihre Wohnung zu fahren, um sich dort Klamotten und das Nötigste rauszuholen. Zu extrem waren die Bilder und Erinnerung an jene Nacht, die sie nun mit ihrer Wohnung verband.
Die Tage nach dem Krankenhausaufenthalt waren schwierig. Konnte er sie doch kaum anfassen oder zärtlich berühren, ohne, dass sie nicht gleich zusammen zuckte und sich erschreckte. Er musste jetzt darauf hoffen, dass die Zeit ihre Wunden heilen würden. Wusste sie doch eigentlich, dass er ihr nie etwas antun könnte. Doch zurzeit saßen die schmerzlichen Ereignisse einfach noch zu tief in ihr.
Es war bereits wieder hell draußen geworden, hörte er doch schon wieder die Vögel vor dem Fenster zwitschern. Er schlief kaum, seit dem sie bei ihm war, hatte er doch angst, sie versehentlich zu berühren im Schlaf und sie dadurch zu erschrecken. Umso verwirrter war er, als er mitten mal ihren zierlichen Arm auf seinem Bauch spürte. Perplex drehte er seinen Kopf in ihre Richtung, um zu sehen, ob sie noch schlief. Er blickte ihr direkt in ihre verschlafen Augen. "Morgen", vernahm er leise von ihr. Seine Verwirrung stieg gerade ins unermessliche und doch freute er sich über ihre gewollte Berührung.
Sie sah, dass er durcheinander war, lächelte ihn an, rückte näher und erklärte schließlich: "Du hast so weit weg gelegen...", sie stockte einen kurzen Moment ehe sie leise weiter sprach, "...und es fehlt mir", gestand sie und kuschelte sich zur Bestätigung noch enger an ihn ran. Er wusste im ersten Moment überhaupt nichts mit der Situation anzufangen, entschloss sich dann aber dazu, es auf einen Versuch ankommen zu lassen und legte vorsichtig einen Arm um sie und wartete auf die übliche Reaktion von ihr, die jedoch ausblieb. Es vergingen nur ein paar Minuten bis er von ihr erneut ein regelmäßiges Atmen vernahm, was ihm verriet, dass sie wieder eingeschlafen war. Erleichtert über ihre Berührung, dauerte es nun auch nicht mehr lange und er schlief, mit ihr im Arm, ein.
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Feedback bitte hier unterbringen.