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Doc_Wuffi

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 11:15

Re: When nothing's as it seems...

Am späten Abend lag Nick auf einem Bett in einem Hotelzimmer. Das Essen mit General Reaves war eigentlich ein ausführlicher Bericht der letzten drei Jahre gewesen, bei dem man nebenbei ab und zu einen Happen des Gekochten in seinen Mund schob. Es war klar, dass die Nacht eine Schlaflose werden würde und am nächsten Morgen sollte es schließlich direkt zurück nach Fort Benning in Georgia gehen, dem Hauptquartier der Army Rangers. Nick war nun dreiunddreißig und bereits seit siebzehn Jahren beim Militär. Mit sechzehn hatte er die Highschool als 'Dropout' verlassen und hatte sich beim Militär eingeschrieben. Diese lange Zeit wurde nur durch einen Abstecher zur NSA unterbrochen, wo man ihn aber vier Jahre lang für ähnliche Zwecke eingesetzt hatte. Die letzten drei Jahre hatte er 'Undercover' gearbeitet, um die Blackmate-Brüder dingfest zu machen und für längere Zeit ins Gefängnis zu verfrachten.

Da das Militär vermutet hatte, die beiden Brüder hätten atomare Waffen von einem Stützpunkt gestohlen, war Nick darauf angesetzt worden. Er hatte keine andere Möglichkeit gehabt, als dem Einberufungsbefehl Folge zu leisten. So war es nun mal bei der Armee: Befehl und Gehorsam. Da diese Zeit aber nun endlich vorbei war, fragte sich Nick, was er nun tun wollte. Weiter das Grauen des Krieges mit eigenen Augen sehen und miterleben? Man würde ihn so oder so in den Irak schicken, wo jede Woche Soldaten starben, um eine Regierung zu etablieren. Er fragte sich ernsthaft, ob er sich so etwas weiter antun sollte. Aber gab es eine andere Möglichkeit? Angestrengt dachte er nach, während er unter die Zimmerdecke starrte. Eigentlich hatte er gehofft, über die NSA den Ausweg zu finden, doch nach vier Jahren hatte man die Abteilung geschlossen und er war in den Schoß der Army Rangers zurück gekehrt.

Seufzend setzte sich Nick auf. Es nervte ihn, dass er sich über derartige Dinge Gedanken machen musste. Also stand er auf und zog sich eine Jacke über. Es war schon nach elf, aber er beschloss, sich zumindest diesen Abend anders zu vertreiben als die meisten Abende in den letzten drei Jahren. Mit Schwung knallte er die Tür seines Zimmers ins Schloss, nachdem er sich durch die geöffnete Tür auf den Flur begeben hatte. Das Knallen der Tür war noch nicht ganz verhallt, als ihm einfiel, dass der Schlüssel, eine Codekarte, im Zimmer auf dem Nachttisch lag. Nick zögerte einen Moment, doch dann zuckte er mit den Schultern und ging los. Zielstrebig ging er am Fahrstuhl vorbei und öffnete die Tür ins Treppenhaus. Er war zwar im fünfzehnten Stockwerk, doch der Aufzug war ihm nicht geheuer. So brauchte er einige Zeit, bis er unten im Erdgeschoss ankam. Das Personal vom Empfang musterte ihn etwas irritiert, als er das Treppenhaus über die zugehörige Tür verließ.

Es war offenbar ungewöhnlich, dass ein Gast die Treppe benutzte. Mit einem schelmischen Lächeln trat Nick aus dem riesenhaften Gebäude auf den Bürgersteig. Ein kalter Wind blies ihm ins Gesicht. Er konnte nicht anders, also beobachtete er einen Moment lang seine Umgebung. Ein paar Fahrzeuge rasten auf der Straße vorbei und es waren nur noch wenige Menschen in der dunklen Nacht unterwegs. Es musste Neumond sein, denn sonst hätte er die Spitzen der Gebäude besser erkennen können. Die Straßenlampen erhellten zumindest Gehweg und Straße, so dass sich Nick problemlos ein Taxi per Handbewegung anhalten konnte. Nachdem er auf den Rücksitz gekrochen war, nannte er dem Fahrer das Ziel, woraufhin dieser auch sofort wendete und in die angegebene Richtung losfuhr.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 11:16

Re: When nothing's as it seems...

Don hasste es, wenn er nicht Herr der Lage war. Und genau so hatte er sich bei dem Besuch des Militäroffiziers gefühlt: als kleiner Befehlsempfänger. Der Tag wälzte sich immer wieder durch seinen Kopf und das einzige Gesicht, dass in seinen Gedanken immer wieder kehrte, war das von diesem Nick Symonds. Don konnte den jungen Militärangehörigen förmlich vor sich sehen. Irgendetwas war in den braunen Augen dieses Mannes, was ihn nicht losließ. Oder war es doch das ganze Gesicht? Kopfschüttelnd erhob sich Don von seinem Sofa. Bevor er jetzt die ganze Nacht darüber nachdachte, brauchte er Ablenkung. Er ging zu seinem Tresen, nahm sein Handy und den Autoschlüssel und verließ sein Apartment. Gedankenverloren ging er die Treppenstufen herunter und aus dem Wohnhaus, wo er nach einigen Metern über den Bürgersteig vor seinem Wagen stand. Der schwarze SUV reflektierte das Licht der Straßenlaternen, war aber keineswegs so sauber, wie es auf den ersten Blick aussah. Don hatte den Wagen schon seit Monaten nicht mehr waschen lassen. Er hatte schlicht und ergreifend einfach keine Zeit dazu. Als er nun die Front des Fahrzeugs umrundete, um zur Fahrertür zu gelangen, wurde ihm erst bewusst, dass er noch gar nicht wusste, wo er hin wollte.

Zu Terry? Nein, lieber nicht. Sie würde sowieso nicht mit ihm sprechen wollen, nachdem er sie heute morgen nach Hause gefahren hatte. Es war eine sehr schweigsame Fahrt in angespannter Atmosphäre geworden. Also doch zu Charlies Haus. Don schloss den Wagen auf und nahm auf dem Fahrersitz Platz. Mit einem Seufzen startete er das schwarze Gefährt und machte sich auf den Weg. Doch der vergangene Tag ließ ihn einfach nicht los. Selbst während des Fahrens musste er die gesamte Zeit darüber nachdenken. Er wurde dadurch so abgelenkt, dass er sogar eine rote Ampel überfuhr. Zum Glück war um diese Uhrzeit wesentlich weniger Verkehr als noch ein paar Stunden zuvor. Als Don endlich Charlies Haus erreichte, fuhr er auf die Auffahrt vor die Garage und schaltete den Motor ab. Seufzend legte er den Kopf gegen die Kopfstütze und fragte sich, ob es richtig gewesen war, hierher zu kommen. Nach kurzem Zögern zog er den Schlüssel ab, löste den Sicherheitsgurt und öffnete die Tür, um Auszusteigen. Nach dem Abschließen des Wagens, schlurfte er zur Haustür. Bevor er den richtigen Schlüssel zum Aufschließen der Tür gefunden hatte, wurde eben jene bereits aufgerissen. "Don?" fragte Alan etwas überrascht. "Hey, Dad", antwortete er kurz und schob sich an seinem Vater vorbei ins Haus. "Ist irgendwas?" fragte der immer noch an der Tür Stehende, während er sie schloss. "Nein, war nur ein anstrengender Tag", kam es aus der Küche zurück.

Alan betrat diese, als Don sich gerade eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank nahm. "Wasser?" Alans Verwunderung wuchs. Don konnte den Gedanken seines Vaters nicht folgen und bekam nur ein erstauntes "Was?" heraus. "Donnie, seit wann trinkst du abends um diese Uhrzeit Wasser?" präzisierte Alan seine Frage. Don versuchte, locker zu wirken und zuckte mit den Schultern, während er antwortete: "Ich kann nicht schlafen, wenn ich Bier trinke. Ist mir jetzt jedenfalls mal aufgefallen." Alan runzelte die Stirn, ließ es jedoch dabei beruhen. Nachdem sich Don noch ein Glas genommen hatte, ging er ins Wohnzimmer, wo er die Flasche Wasser und das Glas auf dem Tisch abstellte, bevor er sich seines Jacketts entledigte, welches er einfach über die Sofalehne hängte. Alan folgte ihm schweigend und nahm im Sessel Platz, als sich Don auf das Sofa setzte. "Wo ist Charlie?" fragte Don, der das Thema wechseln wollte. Das breite Grinsen seines Vaters sagte eigentlich schon alles. "Ach", begann der trotzdem, "der ist heute Abend mit Amita Essen gegangen." Don schmunzelte und murmelte leise: "So so, Amita." "Ich fände es ja noch schöner, wenn du auch mal öfters jemanden mitbringen würdest."

Don lachte. Das war eine ziemlich klare Andeutung. "Dad", begann er, wurde aber von seinem Vater unterbrochen: "Was ist eigentlich mit Terry? Ich finde sie jedenfalls sehr nett." "Uh", bekam Don zuerst nur heraus, "Dad, weißt du, Terry... sie... sie steht nicht auf mich." "Sondern?" kam die Frage, mit der Don gerechnet hatte und die ihn wieder zu seinem letzten Fall katapultierte. Er rieb sich mit beiden Händen das Gesicht, bevor er antwortete: "Wir haben gestern ein paar Gangster festgenommen und da war ein Soldat eingeschleust worden. Auf den fährt sie total ab." Alan zog die Stirn kraus. "Kennen sich die Beiden denn?" wollte er wissen, doch Don schüttelte nur den Kopf und meinte: "Dad, lass uns bitte über was anderes sprechen. Ich hab heute wirklich keine Lust mehr auf Arbeit."

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 11:16

Re: When nothing's as it seems...

Nick saß an einem Tisch in einer Disco. Er hatte es sich auf der ledrigen Sitzbank bequem gemacht und starrte in die tanzende Menschenmenge. Seine Arme hatte er auf der Lehne der Sitzgelegenheit ausgebreitet und das rechte Bein hatte er angewinkelt auf die Sitzfläche gelegt. Vor ihm auf dem runden Tisch stand ein Glas mit einer durchsichtigen Flüssigkeit und Eiswürfeln. Martini. Der neueste Hit von Madonna ließ die Tänzer auf der Tanzfläche rotieren. Jeder tanzte für sich. Aufmerksam beobachtete Nick schließlich eine Tänzerin. Sie war etwas kleiner als er, hatte braune, lange, gelockte Haare und drehte sich gerade in seine Richtung. Das junge Mädchen bemerkte seinen Blick und lächelte ihn etwas schüchtern an, bevor sie sich tanzend in eine andere Richtung wandte. Nick seufzte und nahm die Arme von der Lehne. Unbewusst fing er an, mit seinem Ring zu spielen, in dem er ihn immer wieder am Finger drehte. Der Text des Songs ließ ihn in Gedanken versinken. "Time goes by so slowly... I don't know what to do... Every little thing that you say or do... I'm hung up..." Nick legte den Kopf zurück und bemerkte nun, wie er den Ring drehte. Erschreckt hörte er damit auf und hob den Kopf nun wieder, um den Ring betrachten zu können. Erinnerungen an sein gescheitertes Familienleben kamen hoch. Der Ring war seine einzige Verbindung zu diesem Leben, das er hatte führen wollen. Doch es war natürlich alles anders gekommen, als er es sich vorgestellt hatte. Nick bemerkte, wie sich jemand an seinen Tisch setzte. Überrascht sah er auf und bemerkte die Tänzerin von vorhin. Er stellte fest, dass ihr offenbar der Song von Avril Lavigne nicht zum Tanzen zusagte. "... Broken inside...", schallte es in Nicks Kopf. Ja, das traf seinen momentanen Zustand ziemlich gut. Wieder begann er unbewusst den Ring zu drehen, als er die junge Frau eindringlich musterte. "Da hat aber jemand Gewissensbisse, hm?" fragte sie ihn kess, aber gleichzeitig mit entschuldigender Miene.

Nick erstarrte und sah nun auf sein Glas. "Wieso?" wollte er wissen, da er nicht wusste, worauf sie hinaus wollte. "Ach, komm schon", sagte sie ohne Umschweife, "du sitzt hier in einer Disco und deine Frau ist bestimmt Hunderte von Meilen weit weg. Und du schämst dich, wie du überhaupt auf die Idee kommen konntest, in eine Disco zu gehen, wo die jungen Mädels mit Jedem ins Bett hopsen." Das ging Nick eindeutig zu schnell. "Moment mal", begann er, "wer sagt denn, dass ich verheiratet bin?" Die junge Frau antwortete lächelnd: "Der Ring." Nick verdrehte etwas die Augen und lachte. "Hast du auch ein Foto von ihr bei?" fragte das Mädchen frech weiter. "Nein", antwortete Nick und konnte das Seufzen nur schwer unterdrücken. Sein Gegenüber stichelte weiter: "Also ist es nicht die große Liebe?" "Mein Gott, was geht dich das an?" war nun Nicks leicht genervte Gegenfrage. Seine Aufmerksamkeit richtete sich nun wieder mehr auf die Musik, wo inzwischen Tom Novy feat. Lima lief. "... You don't see any reason... for leavin'... you're lookin' for someone... someone who might... come home with you tonight..." Sollte er es wirklich tun? "... There is one last dance... the final chance... so take it..."

Die Worte hämmerten in seinem Kopf. So stark, dass es Kopfschmerzen verursachte. "Und?" hörte er noch so eben über einem Pfeifen in seinem Ohr die Frage der jungen Brünetten. Doch Nick sprang nur auf, murmelte ein "Tut mir leid" in ihre Richtung und begab sich in Richtung der Herrentoilette. Überrascht sah ihm das Mädchen nach.



Am nächsten Morgen wurde Nick von einem lauten Poltern an seiner Zimmertür geweckt. Sein Schädel brummte erheblich. Nachwirkungen vom Martini. Während er aufstand, hielt sich Nick den Kopf und beschloss, nie wieder einen solchen Abend wie den gestrigen hinzulegen. Er hatte es offenbar noch nicht einmal geschafft, sich auszuziehen, denn er trug noch immer seine Kleidung vom Vortag. Mit gequältem Lächeln öffnete er schließlich die Tür, als er sie endlich erreichte. "Um Punkt elfhundert geht unser Flug, also ein bisschen Beeilung", teilte ihm sein Vorgesetzter ohne Begrüßung mit. "Klar", murmelte Nick leise. "Ich erwarte dich in zehn Minuten in der Lobby." Nach diesen Worten drehte sich der General um und ging. Nick schloss leise die Tür und hielt in leichtem Zick-Zack-Kurs auf das Bad zu. "Oh man", sagte er zu sich selbst, "zehn Minuten. Der hat vielleicht Nerven." Mit der Rechten betätigte Nick den Wasserhahn, um sich dann mit beiden Händen etwas von dem kühlen Nass ins Gesicht zu werfen. Langsam wurde er richtig wach und ihm wurde klar, was der General ihm eben gesagt hatte. Seine Gedanken arbeiteten noch einen Moment, als er sich plötzlich aufrichtete, sich mit einem Handtuch das Gesicht abtrocknete und dabei in sein Zimmer ging.

Mit Schwung warf er das Handtuch auf das Bett. Nein, nichts lief so, wie er es geplant hatte. Eilig suchte er seine Sachen zusammen. Außer seinem Gewehrkoffer und den Pistolen hatte er nichts, was er jetzt brauchte. Schnell verließ er das Zimmer, ging über den Flur und stoppte zweifelnd am Aufzug. Mit einem Seufzen betätigte er den Anforderungsknopf. Es war seine einzige Möglichkeit, in die Tiefgarage unter dem Hotel zu kommen. Als der Lift sich öffnete, stieg er ein und suchte sich einen Platz weit hinten, nachdem er auf die Etagentaste gedrückt hatte. Nick wurde etwas nervös, als der Fahrstuhl im Erdgeschoss hielt. Eigentlich war ihm klar gewesen, dass dort viele Leute aus- und wieder einsteigen würden. Trotzdem drückte er sich nun in die hinterste Ecke des Metallgefährts. Als er endlich in der Tiefgarage aussteigen konnte, sah er sich um. Er überlegte kurz und machte sich dann schließlich zu Fuß auf den Weg aus der Parkgarage.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 11:16

Re: When nothing's as it seems...

Gereizt tauchte Don am Hotel "New Otani" in der Lobby auf, wo ein sichtlich verärgerter General Reaves ihn bereits erwartete. Es war zwanzig nach elf. "Haben Sie meinen Mann wieder festgenommen?" waren auch die ersten Worte, die Don entgegen kamen. "Ich soll was? Dafür rufen Sie mich hierher?" Don regte sich nun auch auf und war nicht gewillt, sich noch einmal so rumkommandieren zu lassen wie am Vortag. "Und wo ist er dann bitte?" fragte der Offizier genervt. "Woher soll ich denn das wissen? Vielleicht auf seinem Zimmer?" mutmaßte der FBI-Beamte eher gelangweilt. Inzwischen wusste er, dass man Nick nicht einfach in die Schublade mit den normalen Menschen packen konnte. Er war immer für eine Überraschung gut. Zusammen fuhren die beiden Männer mit dem Aufzug nach oben. "Die Tür seines Zimmers ist laut Sicherheitsdienst aufgebrochen worden", stellte der Mann vom Militär nun ruhiger fest. "Aha", meinte Don nur kurz, "glauben Sie, man hat ihn gekidnappt?" "Wenn ich das wüsste", antwortete Reaves mit Sorgenfalten im Gesicht.

Als sie die fünfzehnte Etage erreicht hatten und zu dem Zimmer gingen, konnte Don sehen, dass ein Mann vom Sicherheitspersonal des Hotels dort stand und die Tür bewachte. Don sah sich das Türschloss genauer an, dass sich nur mit einer Codekarte oder eben Gewalt öffnen ließ. Auf jeden Fall war jemand ohne Karte in das Zimmer gelangt. Vorsichtig schob Don die Tür auf, die nur angelehnt war. Der erste Blick durch das Zimmer zeigte ihm nichts Ungewöhnliches. Alles war relativ ordentlich und es war niemand dort. Von innen versuchte Don die Tür zu schließen, die auch im Schloss einrastete. Selbst die Gewalteinwirkung am Schloss draußen fiel einem nur auf, wenn man genauer hinsah. "Ich glaube nicht, dass es sich um Kidnapping handelt", stellte Don trocken fest und brachte damit Reaves in Rage. Ohne ihn zu beachten, verließ Don das Zimmer wieder und betrachtete das Schloss eingehender. Er griff zu seinem Handy, klappte es auf und rief David im Büro an. "Sinclair", meldete sich dieser am anderen Ende der Leitung. "David? Ich bin es, Don. Ich bräuchte mal einen Technikexperten am Hörer." "Um was geht es denn?" fragte David neugierig nach. "Ein Codekartenschloss", antwortete Don und fuhr fort, "es ist irgendwie anders geöffnet worden." "Einen Moment, Don", meinte David und sein Gesprächspartner konnte hören, wie er mit seinem Handy durch das Büro ging. Erst bekam er mit, wie sein FBI-Kollege das Handy an eine weitere Person reichte, bevor sich diese meldete: "Hey, Eppes. Rätseln Sie immer noch über das Schloss?" Don riss überrascht die Augen auf. "Symonds?" fragte er leise. "Psssst", kam es vom anderen Ende der Leitung, "ich denke mal, Reaves ist bei Ihnen und den möchte ich gerne noch eine Weile von mir fern halten."

"Also gut, dann sagen Sie mir, wie man so ein Schloss umgehen kann". Don bemühte sich, dass der General nicht mitbekam, mit wem er telefonierte. "Ich hab da so ein kleines Spielzeug, mit einer Schnittstelle, damit kann ich jedes Schloss hacken. Dumm nur, dass ich erstmal ne Verbindung herstellen muss. Das hinterlässt meist Spuren. Ich wollte das Ding nicht kaputtmachen, aber ich hatte die Karte drinnen vergessen." "Dann geht man zur Rezeption und holt sich eine Neue!" stellte Don lauter als geplant fest. Er spürte förmlich, wie ihn der Blick von Reaves traf. "Na gut, wenn man natürlich unbefugt rein will, dann tut man das eben nicht", versuchte er sich anschließend rauszureden und der General fiel tatsächlich darauf rein. "Alle anderen Fragen kann ich Ihnen in Ihrem Büro beantworten", meinte Nick und gab David das Handy zurück. Don klappte einfach das Handy zu und musterte den Offizier. "Gleich kommt ein Techniker vorbei, der sich das genauer ansehen wird. Danach sehen wir weiter. Ich muss los." Don war gerade zwei Schritte losgegangen, als ihn ein Räuspern erstarren ließ. "Und was soll ich jetzt bitte tun?" fragte Reaves etwas verzweifelt. Er war zwar General, aber trotzdem nur ein Befehlsempfänger. Und für diese Situation hatte er keine Befehle bekommen. "Fliegen Sie zurück zu Ihrem Stützpunkt. Ich werde Sie auf dem Laufenden halten", beruhigte Don ihn und ließ ihn dann mit dem Wachmann zurück.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 11:17

Re: When nothing's as it seems...

Nick hatte es sich in Dons Büro gemütlich gemacht. Er saß auf einem Stuhl und benutzte einen Zweiten, um die Beine hochzulegen. Den Kopf hatte er nach hinten gelegt und die Hände vor seiner Brust verschränkt. Als die Tür des Büros aufgerissen wurde, sprang er erschrocken auf und wollte den Ankömmling mit militärischem Gruß willkommen heißen, doch er erinnerte sich rechtzeitig daran, dass er hier gar nicht beim Militär war. "Symonds! Was zum Teufel machen Sie hier?" war Dons erste Frage, während er noch die Tür schnell hinter sich schloss. Nick war gerade dabei, sich wieder zu Setzen, als er antwortete: "Es gibt so vieles, was ich hier tun könnte." Etwas verwirrt sah Don ihn an. "Und was wäre das zum Beispiel?" "Jetzt gerade in diesem Moment bin ich hier", begann die Erklärung, "weil ich nicht zurück nach Georgia wollte." "Gibt es dafür einen Grund? Ich meine, beim Militär gibt es doch sowas wie Befehlsverweigerung, oder nicht?" fragte Don überrascht. "Eppes, ich bin jetzt seit siebzehn Jahren beim Militär und habe alles getan, was man mir befohlen hat. Aber mir reicht das jetzt. Ich kann die ganzen Kriege mit ihren unschuldigen Toten nicht mehr ertragen." "Ist das ein Grund, einen Befehl zu verweigern?" stellte der FBI-Beamte provokativ seine nächste Frage. Die Antwort kam ruhig: "Nein, aber das werde ich sowieso selbst regeln. Es ist nur..." Nick brach den angefangenen Satz ab. Die beiden Männer saßen sich nun schweigend gegenüber und sahen sich in die Augen. Don konnte erkennen, dass Nick ihm irgendetwas sagen wollte, aber scheinbar weder den richtigen Zeitpunkt noch die richtigen Worte fand.

Seufzend lehnte sich Don in seinem Stuhl zurück, bevor er die Stille brach: "Es ist nur was?" Nick lächelte leicht über seine eigene Unfähigkeit zu sagen, was er wollte. Während auch er sich zurücklehnte, antwortete er: "Ich brauche einen neuen Job, wenn ich beim Militär kündige." Erwartungsvoll sah er Don an, in der Hoffnung, dass der verstanden hatte, worauf er hinaus wollte. Und dessen Antwort bestätigte ihm, dass er richtig gelegen hatte in seiner Einschätzung: "Warum sollte ich Ihnen helfen einen Job zu finden? Sie wollen mir doch nicht sagen, dass Sie zum FBI wollen?" "Na ich dachte, ich hätte einen Bonus, weil ich Ihnen bei der Verbrecherjagd geholfen habe", stellte Nick fest, "und außerdem brauch ich erstmal eine Bleibe." Don dachte kurz nach und lachte dann. Er erntete dafür einen verwunderten Blick von Nick. Daher klärte er ihn auf: "Ich glaube, Merrick würde sich freuen, einen ehemaligen Soldaten unter seinen Fittichen begrüßen zu dürfen. Aber ich kann nichts versprechen." "Das verlange ich auch gar nicht", meinte sein Gegenüber. "Heute Abend schon was vor?" kam sofort die nächste Frage von Don, der die Sache nun endlich etwas lockerer handhaben konnte. Verblüfft antwortete Nick: "Nein, warum?" "Dann könnten Sie ja zum Essen mit zu meinem Bruder und meinem Vater kommen." Nick wirkte etwas verlegen, als er nachdachte. Sollte er Don vor vollendete Tatsachen stellen? Nein, es war besser, noch ein wenig zu warten.

"Wenn es keine Umstände macht", antwortete der jüngere Mann höflich, "ähm, Eppes? Können wir das blöde Sie nicht mal lassen?" Mit einem breiten Grinsen ließ sich Don darauf ein: "Ja, klar. Kein Problem." Nachdenklich saß Nick nun vor ihm. Etwas verlegen blickte er den vor ihm Sitzenden dann an und fragte schließlich zögerlich: "Ähm, Don? Es gibt da nur noch ein Problem. Wäre es vielleicht möglich, dass ich bei dir Duschen könnte? Aber nur, wenn es wirklich keine Umstände macht." Im ersten Moment war Don sehr überrascht über diese Frage. "Hm? Nein." Kurze Pause. "Nein, es macht keine Umstände."



Don saß auf dem Sofa in seinem Apartment und hatte den eingeschalteten Fernseher auf lautlos gestellt. Das Plätschern der Dusche hatte nicht lange angehalten. 'Typisch Militär', schoss es ihm durch den Kopf. Er betrachtete weiter das stumme Bild des Fernsehers. Nach kurzer Zeit betrat Nick das Wohnzimmer, doch Don ließ sich von seinem Gast nicht ablenken. Etwas verloren stand der Soldat eine Weile im Raum, bis er sich dann in den einsamen Sessel setzte. Don sah nun auf und ihre Blicke trafen sich. "Alles bereit zum Aufbruch?" brach Don lächelnd die Stille. "Nein", antwortete Nick verlegen, "ich... können wir das nicht auf ein anderes Mal verschieben?" Etwas perplex suchte Don nach einer Antwort: "Ja... nein... natürlich. Dann bestellen wir uns halt Pizza oder sowas." "Pizza klingt gut", brachte sein Gegenüber immer noch scheu heraus. Don erinnerte sich daran, wie sich die Verhaltensweisen seines Gastes ändern konnten. Im Moment wirkte er wieder so scheu, wie im Verhörraum, bevor sie ihn zur Zelle gebracht hatten. "Gut, dann bestell ich eben. Was darf es denn sein?" fragte Don, während er sich vom Sofa erhob und zu seinem Telefon schritt. "Einfach irgendwas", antwortete Nick und zuckte mit den Schultern, "ich vertraue da ganz auf deine Empfehlung." Dabei umspielte ein Grinsen seine Lippen.

Sobald Don sich ans Telefonieren gemacht hatte, war dieses Lächeln jedoch schon wieder verflogen und Nicks Blick ging verträumt zum Boden vor seinen Füßen. Unbewusst drehte er wieder einmal seinen Ring. Plötzlich riss ihn Don aus seinem tranceähnlichen Zustand. "Ist alles in Ordnung?" fragte der überraschend vor ihm Hockende. "Ja... klar", stammelte Nick. Kopfschüttelnd erhob sich Don wieder, um es sich auf dem Sofa gemütlich zu machen. "Die Pizza ist in zehn Minuten da", lenkte er vom Thema ab, während er sich niederließ. Doch sein Blick galt nun nicht mehr dem Fernseher, sondern seinem Gast. "Bist du verheiratet?", fragte Don, der sich an einen entsprechenden Eintrag in Nicks Akte entsinnen konnte und das Spiel mit dem Ring beobachtet hatte. "Wie man es nimmt", antwortete Nick ausweichend. "Wir müssen nicht darüber sprechen", begann Don, "aber es stand ja auch in deiner Akte." "Meine Akte?" entfuhr es Nick, als er aufsprang. Don wusste nicht, wie er diesen Ausbruch werten sollte und hob entschuldigend die Hände. Langsam setzte sich Nick wieder und sagte: "Tut mir leid." Dons Verwunderung wuchs. "Wieso entschuldigst du dich jetzt bei mir?" wollte er wissen, "ich müsste mich eigentlich entschuldigen." "Weißt du, Don", holte Nick zu einer Erklärung aus, "das ist genau der Grund, warum ich mein Leben ändern möchte." "Deine Frau?" "Nein", stellte Nick klar, "meine Frau ist tot. Ein dunkles Kapitel meiner Vergangenheit. Ich habe es nicht geschafft, im entscheidenden Moment für meine Familie da zu sein. Und genau das will ich ändern."

"Deine Familie? Ändern? Was faselst du da?" Don verstand kein Wort. Nick lachte kurz, denn er konnte sich Dons Verwirrung zu gut vorstellen. "Du kennst meine Akte, also weißt du auch, dass ich bei der NSA war. Was ich dort getan hab, ist natürlich streng geheim, daher gibt es darüber auch keine Aufzeichnungen. Es war ein Job, von dem ich mir erhofft hatte, er würde mich vom Krieg befreien. Stattdessen fand ich mich an vorderster Front wieder. Ich will nicht behaupten, dass die Ausbildung der NSA schlecht gewesen wäre, im Gegenteil. Aber es war ein Job, der mir sehr viele Feinde beschert hat. Dummerweise ist durch ein Sicherheitsloch mein Name an einen von ihnen weitergeleitet worden. Und dieser Mensch hat es für nötig erachtet, meine Frau und mein Kind zu ermorden. Ich habe nie die Chance gehabt, sie zu retten. Und genau das... wird mir nicht noch einmal passieren."

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 11:17

Re: When nothing's as it seems...

Es war die erste Nacht seit langem, die Don in seinem Bett verbrachte. Doch es war nicht anders möglich, denn sein Sofa musste für Nick als Schlafplatz herhalten. Dieser hatte sich einfach geweigert, das Bett in Anspruch zu nehmen. Und auch die nächsten Nächte würde Don mit Sicherheit in seinem eigenen Bett verbringen, denn Nick musste schließlich irgendwo bleiben, so lange er eine Wohnung suchte. Die Nacht war lang geworden, nach dem Pizza essen. Beide Männer hatten versucht, gegenseitig mehr übereinander zu erfahren. Doch Dons einzige Erkenntnis aus den Gesprächen des Vorabends war, dass dort zwei Menschen gesessen hatten, die aus dem selben Holz geschnitzt waren. Keiner hatte dem anderen große Einblicke in sein Gefühlsleben gegeben. Don wusste nur die Details, die er kennen musste: Nick würde in zwei Tagen nach Fort Benning reisen, um dort mit dem Militär alles zu klären. Er würde mit seinem eigenen Wagen, der dort noch stand, zurückkommen und sich dann eine Wohnung suchen. Also wäre er spätestens eine Woche nach seiner Abreise wieder zurück. Zumindest hatte er das gesagt. Wie es dann weiter gehen sollte, wusste keiner der Beiden.



Ein Scheppern ließ Don senkrecht im Bett sitzen. Im nächsten Moment konnte er Nick fluchen hören. Lächelnd stand er auf und zog sich schnell etwas über, bevor er die Küche enterte. "Was ist denn hier los?" fragte er neugierig. Nick schien nicht überrascht, dass Don die Küchenzeile betreten hatte. "Ist das normal, dass hier alles runterfällt oder unbrauchbar wird, wenn man es anfasst?" wollte Nick stattdessen wissen, während er die Kaffeekanne vom Boden aufhob. Verwirrt sah Don ihn an, doch dann dämmerte ihm, was Nick meinte. Sein Apartment war kein Zuhause im eigentlichen Sinne, sondern eher ein Ort, wo man sich als Einzelner zurückziehen konnte. Wie das eigene Zimmer, dass man als Kind immer haben wollte, um nicht von den Geschwistern genervt zu werden. "Kaffee?" Don wurde durch diese Frage völlig aus seinen Gedanken gerissen. "Was?" ließ er fragend verlauten. "Willst du auch eine Tasse Kaffee?" präzisierte Nick die Frage und hielt Don eine Tasse mit dem dampfenden Gebräu hin. Dieser nahm nickend die Tasse und setzte sich an den Tresen. "Das ist ein wenig ungewohnt, dass ich hier nicht allein bin", stellte Don fest und Nick antwortete grinsend: "Das merk ich. Hast du denn nie Besuch?" Die Frage zielte doch in eine sehr offensichtliche Richtung.

"Ich? Hier?" Don dachte einen Moment nach, bevor er fortfuhr: "Sieh dich doch mal um. Würdest du dich hier wohl fühlen?" "Na wenn gegenüber meine Mom wohnen würde, dann vielleicht", gab Nick lachend von sich und fügte an, "ich dachte, dass vielleicht deine Partnerin vom FBI schon mal vorbei schaut." Don nahm einen Schluck aus der Tasse und schüttelte leicht den Kopf, als er antwortete: "Nein, sie hat eher ein Auge auf dich geworfen." Zweifellos hatte er Nick mit dieser Aussage überrascht. "Oh nein", kommentierte dieser Dons Satz, "kommt gar nicht in Frage. Du warst zuerst da, also hab ich da nix zu melden." Nick biss sich auf die Lippe. Hatte er zu viel gesagt?

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 11:18

Re: When nothing's as it seems...

Don stand einmal mehr im Dunkeln. Inzwischen wusste er, dass er sich nicht umsehen brauchte. Er würde nichts in der tiefen Schwärze seine Umgebung erkennen können. Im Gegensatz zu seinen vorherigen Träumen, blieb er dieses Mal einfach still stehen. Er wusste nicht, was er sonst tun sollte. Doch nichts geschah. Nach kurzer Zeit beschloss er dann aber, einfach in eine Richtung los zu gehen. Es dauerte nicht lange und das windhauchähnliche Flüstern setzte ein. Er versuchte, die Richtung einzuschlagen, aus der das Flüstern kam. Und tatsächlich: es wurde lauter und deutlicher. "... Finsternis... Einsamkeit... Grauen. Hilf mir, mein Bruder." Ein ganzes Stück von ihm entfernt öffnete sich auch dieses Mal wieder eine Tür. Der Umriss, der nur als Schatten zu erkennen war, kam ihm vertrauter denn je vor. Sollte er die Richtung ändern, um dem Schatten näher zu kommen? Beim letzten Mal hatte es nicht geklappt, also entschied er sich, zuerst dem Flüstern nach zu gehen. Der Schatten in der Tür beobachtete ihn. Don spürte den Blick förmlich. Plötzlich schwoll das Flüstern zu einem ohrenbetäubenden Rauschen an. Und endlich verstand er, was ihm die Stimme sagen wollte.



Don saß senkrecht auf dem Sofa in Charlies Haus. Er schnappte nach Luft und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Die geflüsterten Worte sah er wie auf einem Blatt Papier geschrieben vor sich: "Gefangen in der Finsternis. Verloren in der Einsamkeit. Umgeben vom Grauen. Hilf mir, mein Bruder." In welcher Verbindung stand Charlie zu dem Ganzen? Don hatte keine Antwort darauf, denn der Schatten war definitiv nicht sein Bruder gewesen. So viel hatte er erkennen können. Es war ein Mann mit kurzen Haaren, vielleicht sein Vater? Nein. Vielleicht er selbst? Das schien ihm die einzige Möglichkeit zu sein. Der Schatten hatte ungefähr seine Größe gehabt. 'Es würde passen', dachte er. Warum ihn dieser Traum verfolgte, wusste er nicht. Aber er hatte das Gefühl, dass er die Antwort schon bald bekommen würde.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 11:18

Re: When nothing's as it seems...

Nachdenklich fuhr Nick den Highway entlang. Er hatte L.A. bereits fast wieder erreicht. In Fort Benning war alles problemlos abgelaufen. Das Militär legte ihm keine Steine in den Weg, obwohl man dort bedauerte, einen seiner besten Leute zu verlieren. Doch Nicks Gründe waren nachvollziehbar gewesen. Der silberne Mercedes schob sich unaufhaltsam auf dem Highway vorwärts. Es waren zwar noch etwa zweihundert Kilometer Fahrt, doch Nick würde sie in einer guten Stunde hinter sich gebracht haben. Vorausgesetzt, der Highway blieb so leer. Ein Blick auf die Tankanzeige des Wagens ließ Nick seufzen. An der nächsten Tankstelle musste er auf jeden Fall einen Zwischenstopp einlegen. Als er weiter den Highway entlang fegte, lauschte Nick dem gleichmäßigen Motorengeräusch. Vor einer Stunde hatte er die Musik abgeschaltet, weil sie ihm den letzten Nerv raubte. Er fragte sich, wie manche Leute so versessen darauf sein konnten, tausende Kilometer mit einem Wagen durch die Vereinigten Staaten zu gondeln.

Leicht genervt steuerte er schließlich eine Tankstelle an und ließ den Tank voll laufen. Während Nick sich aufmachte, um zu bezahlen, fuhr ein feuerroter Pontiac GTO auf das Tankstellengelände. Er zog Nicks Aufmerksamkeit nur kurz auf sich, doch als dieser wieder zu seinem Wagen zurück schritt, bemerkte er, dass die beiden Insassen seinen Wagen musterten. "Hey! Was ist denn das für ein Schlitten?" wollte der aus dem Fenster hängende Fahrer wissen. Nicks Unmut wuchs. "Hast wohl noch nie einen Mercedes gesehen, hm?" gab er zurück. Er wusste ganz genau, worauf die Beiden hinaus wollten. "Ha, solche sehen mich doch nur von hinten!" spottete der Fahrer des GTO. Nick war bemüht, ruhig zu bleiben, als er antwortete: "So?" Er ging ein paar Schritte zurück, um das Heck des Fahrzeugs zu mustern. "Komisch. Ich kann mich gar nicht daran erinnern, so einen Wagen schon mal von hinten gesehen zu haben", fügte er fies grinsend an. Nick kannte die technischen Daten des Pontiac GTO sehr genau, denn er war geneigt gewesen, sich selbst so ein Fahrzeug zu kaufen. Schließlich hatte er sich doch für den Mercedes SLR entschieden, auch wenn dieser das Zehnfache gekostet hatte. Der GTO besaß einen 6-Liter-Motor mit knappen vierhundert PS, doch bei seinem Mercedes hatten die deutschen Autobauer wieder einmal wahre Wunder vollbracht: aus der 5,5-Liter-Maschine holten sie fast 630 PS heraus. Eine Tatsache, die sein Gegenüber offenbar nicht wusste. "Na dann versuch doch mal, mich zu kriegen", gab der GTO-Fahrer siegessicher von sich und fuhr fort, "wir treffen uns an der nächsten Tanke!" Daraufhin gab er Gas und fuhr mit quietschenden Reifen los. Nick stutzte einen Moment, grinste dann aber und sprang in seinen Wagen.

Innerhalb kürzester Zeit hatte er auf über 300 Stundenkilometer beschleunigt und jagte auf dem sich füllenden Highway dem Pontiac hinterher. Das Fahrzeug reagierte präzise auf seine Lenkung und ließ sich trotz der hohen Geschwindigkeit elegant und sicher über den Asphalt bugsieren. Durch den zunehmenden Verkehr hatte Nick den GTO schon nach kurzer Zeit auf der zweispurigen Strasse wieder vor sich. Die Fahrt entwickelte sich zu einem rasanten Rennen, das schließlich auch die Polizei auf den Plan rief. Die beiden Sportwagen wechselten ununterbrochen die Spuren, um sich gegenseitig zu blockieren. Den folgenden Polizeiwagen blieb nur die Zuschauerperspektive. Die Kilometer huschten auf dem Kilometerzähler nur so runter. Als sie an eine Auffahrt kamen, wusste Nick, dass es haarig werden würde. Ein LKW fuhr vom Beschleunigungsstreifen auf seine Spur. Aufgrund der hohen Geschwindigkeit seines eigenen Wagens, war Nick gezwungen auf die Bremse zu treten. Doch er tat es nicht. Nein, so einfach würde er es dem einfältigen GTO-Fahrer nicht machen. Langsam aber sicher kam er dem LKW gefährlich nahe und die beiden Insassen des Pontiacs grinsten gehässig, als sie die zweite Spur neben Nick blockierten. Er hatte keine Zeit zum Nachdenken mehr und riss das Lenkrad nach rechts. Der SLR gehorchte und schoss nun über den Standstreifen. Dabei wirbelte er Unmengen an Staub auf, die dem nachfolgenden Verkehr die Sicht nahm.

Als Nick wieder auf die Spur einscherte, hatte er den GTO wieder neben sich. Die beiden Fahrzeuge jagten weiter. In einiger Entfernung konnte Nick erkennen, dass sich Personen von der Fahrbahn bewegten. Er ahnte, dass die Polizei Krähenfüße ausgelegt hatte. Ruckartig trat er auf die Bremse, während der GTO weiter raste. Der SLR kam ins Rutschen. Nick wusste, dass er das Fahrzeug nicht rechtzeitig zum Stillstand bekommen würde, trotz der guten Bremsen. Er riss das Lenkrad herum und zwang den Wagen in eine Drehung. Diese bremste ihn zusätzlich und mit lautem Quietschen kam er Zentimeter vor den Krähenfüßen zum Stehen. Ihm war übel, immerhin hatte er sich mehrfach um die eigene Achse gedreht. Der GTO lag einige Meter vor ihm kopfüber auf dem Highway. Die zerfetzten Reifen zeigten gen Himmel. Der Fahrer hatte offenbar die Kontrolle über den Sportwagen verloren, als die Reifen geplatzt waren.

Nick öffnete die Tür seines SLR, stieg taumelnd aus und fand sich anschließend auf dem Asphalt wieder. Die ganze Welt drehte sich rasend schnell vor seinen Augen. Er stützte sich mit der linken Hand ab und versuchte, wieder auf die Beine zu kommen. Nach kurzer Zeit gab er den Versuch jedoch auf und suchte stattdessen nach dem Handy an seinem Gürtel. Plötzlich hievten ihn zwei Hände auf die Beine und schoben ihn hart gegen die Motorhaube seines Wagens. Nick stützte sich auf der Motorhaube ab und ließ sich durchsuchen. Doch ausser einer Brieftasche und einem Handy konnte der Polizist nichts finden. Nach einem kurzen Gespräch konnte Nick den Beamten davon überzeugen, dass er ohne Handschellen an seinem Wagen auf weitere Dinge warten durfte.

Währenddessen versuchten die Polizisten zusammen mit Sanitätskräften die beiden Insassen aus dem verunglückten Pontiac zu bergen. Nick hatte sich an einem der Vorderreifen seines Gefährts hingesetzt und harrte der Dinge, die da noch kommen würden. In den Händen hielt er sein Handy und drehte es wie wild. Schließlich öffnete er das Klappgerät und ließ es eine andere Handynummer wählen. "Eppes", meldete sich der Angerufene. Nick schwieg einen Moment, doch dann riss er sich zusammen. "Don? Ich brauch deine Hilfe", sagte er ohne weitere Umschweife. "Wobei?" wollte Don wissen. Nick erklärte ihm kurz die Lage und hoffte, dass der FBI-Beamte ihm helfen würde. "Ich glaube, da musst du selbst zusehen, wie du da wieder raus kommst", ließ Don verlauten. Nick glaubte, sich verhört haben zu müssen und blieb still. "Bist du noch dran?" kam die etwas besorgte Frage vom anderen Ende der Leitung. "Ja", gab Nick zurück und sah sich gezwungen, Don endlich vor vollendete Tatsachen zu stellen. "Don?" "Ja?" "Du willst deinen Bruder hängen lassen?" Die Stille am anderen Ende der Leitung ließ Nick grinsen. Zu gerne hätte er jetzt Dons Gesicht gesehen.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 11:18

Re: When nothing's as it seems...

Don sprang aus seinem schwarzen SUV und ließ den Blick über den Asphalt schweifen, auf dem eine Menge Polizisten und andere Leute umher wuselten. Nicks Anruf war vollkommen überraschend gekommen und nun suchte er den jungen Burschen vom Militär. Warum hatte er sich auch auf ein Autorennen einlassen müssen? Don blickte prüfend über den Rand seiner Sonnenbrille und schlug die Tür seines riesigen Gefährts zu. Zielstrebig hielt er auf den silbernen Mercedes zu. Einen Augenblick lang musterte er den Sportwagen, der unversehrt, aber gegen die Fahrtrichtung, auf der abgesperrten Straße stand. Don hatte so ein Fahrzeug noch nie gesehen und konnte daher unmöglich die Schnelligkeit des Wagens einschätzen. Er entdeckte Nick, der gelangweilt am Vorderreifen des Autos lehnte und offensichtlich darauf wartete, dass die Bergungsarbeiten ihrem Ende zu gingen.

"Was fällt dir eigentlich ein?" raunte Don den Jüngeren an. Nick legte den Kopf zurück und sah ihn wortlos an. Don musterte das Gesicht seines Gegenübers und ihm dämmerte, dass Nick am Telefon die Wahrheit gesagt hatte. Dunkle Haare, braune Augen. Es passte. Aber wie zum Teufel konnte das möglich sein? "Mister, Sie dürfen hier nicht...", wurden die Beiden von einem Polizisten unterbrochen. Doch Don kramte instinktiv seinen FBI-Ausweis hervor und ließ den Beamten damit für einen Moment verstummen. "Was hat denn das FBI mit dieser Sache zu tun?" wollte der Polizist dann schließlich wissen und musterte die beiden Männer eindringlicher. In jenem Moment packte Don Nick grob am Arm und zog in vom Boden hoch. Er schob Nick zur Fahrertür des Mercedes und bedeutete ihm, einzusteigen. Dann widmete er sich dem Polizeibeamten, der ihn immer noch fragend ansah, und antwortete gereizt: "Das werden sie noch früh genug erfahren."

Der Polizist wollte weitere Fragen stellen, doch Dons eisiger Blick über den Rand seiner Sonnenbrille erstickte jede Frage bereits im Keim. "Und du fährst jetzt schön brav hinter mir her, klar? Keine Mätzchen", ließ Don in Richtung Nick verlauten. Der Angesprochene nickte nur zur Bestätigung und ließ seinen Wagen an. Don war mit ein paar schwungvollen Schritten zu seinem SUV gegangen und verließ bereits den Schauplatz. Wortlos sah der Polizeibeamte den beiden Fahrzeugen nach, als sie am Horizont verschwanden.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 11:18

Re: When nothing's as it seems...

Don knallte die Haustür verärgert hinter sich zu. "Charlie? Dad?" rief er in die Stille des Hauses, doch niemand antwortete. Nick schwieg. Er ließ sich ins Wohnzimmer führen, wo beide Männer sich auf dem Sofa niederließen. Don seufzte, bevor er forderte: "Und nun will ich eine Erklärung haben." Nick musterte den FBI-Agenten. "Können wir nicht warten, bis die Anderen hier sind?" fragte er leise. "Meinetwegen", gab Don von sich. Er erhob sich wieder vom Sofa und ging in die Küche. Langsam verflog sein Ärger. Als er vor dem Kühlschrank stand, rief er ins Wohnzimmer: "Was möchtest du trinken? Bier?" "Ja", kam Nicks kurze Antwort.

Mit zwei Flaschen Bier, in jeder Hand eine, machte sich Don auf den Rückweg ins Wohnzimmer. Vorher gab er mit dem linken Ellenbogen jedoch noch der Kühlschranktür Schwung, damit diese sich mit einem lauten Krachen schloss. Im Wohnzimmer angekommen, ließ er sich wieder auf das Sofa fallen und hielt Nick eine der beiden Flaschen hin. "Du brauchst doch wohl kein Glas, oder?" fragte er, als Nick erst etwas unsicher die Flasche betrachtete, bevor er sie nahm. Da keine Antwort kam, nahm Don an, dass Nick kein Glas brauchen würde. Mit sicheren Griffen nahm er den auf dem Tisch liegenden Flaschenöffner und öffnete erst Nicks Bierflasche, dann seine eigene. Noch bevor Don eine weitere Frage stellen konnte, hörte man, wie jemand die Haustür aufschloss. "Don?" rief ein sichtlich erstaunter Alan Eppes in das Haus, nachdem er sich durch die geöffnete Haustür ins Wohnzimmer bewegt hatte. "Was machst du denn schon um diese Uhrzeit hier?" ließ er seinen Sohn erst gar nicht zu Wort kommen. Die Tür wurde gerade von Charlie geschlossen, der sich dann ebenfalls in das Wohnzimmer begab.

"Ich denke, Nick schuldet uns eine Erklärung", kam Don sofort zum Punkt, "oder wusstest du etwa, dass er Charlies und mein Bruder ist?" "Was?" entfuhr es Charlie und auch Alan blieb die Luft weg. Langsam ging er zu einem der Stühle, die um den Esstisch postiert waren. Er musste sich setzen. "Das ist ein Scherz, oder?" wollte Charlie wissen. Doch Dons Miene veränderte sich kein Stück und blieb ernst. "Also stimmt es", stellte der Mathematiker kleinlaut fest. "Aber wie kann das sein?" fragte sich Alan eher selbst und schüttelte den Kopf. "Ich denke, dass ist die Stelle, an der ich mit meiner Erklärung ansetzen sollte", ließ Nick ebenso leise verlauten.

Gespannt sahen ihn die drei Familienmitglieder an. Es blieb still. Schließlich fing Nick dann doch an, zu erzählen: "Es... es hat im Krankenhaus damals eine Verwechselung gegeben. Das Ehepaar Finnan war zur selben Zeit im Krankenhaus wie..." Nick brach ab und Alan ergänzte fragend: "Margaret?" "Ja", antwortete Nick nachdenklich und fuhr fort: "Ich weiß nur, dass das andere Kind gestorben ist, kurz nach der Geburt. Aber da waren die Schilder schon vertauscht. Und damit sah es so aus, als wenn ich der Sohn der Finnans gewesen wäre. Die Beiden waren etwas irritiert, dass ich mit ihnen so wenig gemeinsam hatte und haben daher einen DNA-Test machen lassen, als ich noch klein war. Dabei stellte sich heraus, dass ich nicht das Kind der Finnans bin. Sie haben es mir aber erst gesagt, als ich sechzehn war. Das hat mich total aus der Bahn geworfen, ich bin von der Schule abgegangen und sofort zum Militär, weil ich nur noch weg wollte. Zwei Jahre später sind die Beiden bei einem Autounfall ums Leben gekommen und haben mir ihr ganzes Vermögen vererbt. Ich hab dann ein paar Nachforschungen anstellen lassen und das Ergebnis ist, dass ihr wohl meine richtige Familie sein müsst."

"Das kann man ja prüfen lassen", gab Charlie von sich. Es trat eine unbehagliche Stille ein, die Alan durchbrach: "Ich kann mich noch daran erinnern, dass Margaret am Boden zerstört war. Ich natürlich auch, schließlich dachten wir, unser Kind sei tot." Charlie und Don sahen ihren Vater fragend an. "Und das war auch der Grund, warum wir euch nie davon erzählt haben. Wir haben versucht, das Ereignis aus unserem Leben zu radieren. Margaret ist das wesentlich schwerer gefallen." "Wo ist sie eigentlich?" fragte Nick verwundert. Don antwortete stellvertretend für den Rest der Familie: "Sie ist tot. Krebs." Nick schluckte. Das hatte er nun nicht hören wollen. Alan winkte den jungen Mann zu sich und musterte sein Gesicht, als er vor ihm stand. "Ich glaube, wir brauchen keinen Test, der irgendwas beweist", merkte er an. "Warum nicht?" wollte Charlie wissen. "Man spürt, wenn jemand zur Familie gehört", antwortete Alan und nahm Nick in den Arm. "Außerdem finde ich die Ähnlichkeit verblüffend", stellte Don fest, der die ganze Zeit schweigend, fast teilnahmslos, auf dem Sofa gesessen hatte. "Aber da könnte doch jeder daher gelaufene Penner behaupten er wäre Teil der Familie", regte sich Charlie auf. Doch er stieß bei dem Rest seiner Verwandtschaft auf taube Ohren. "Ich will diesen DNA-Test haben! Ich will, dass der gemacht wird. Vorher glaube ich gar nichts", meldete er sich patzig zu Wort.

Alan sah seinen Jüngsten etwas gekränkt an, bevor er sagte: "Meinetwegen. Dann machen wir das halt. Dann haben wir wenigstens endgültig Gewissheit." "Warum?" fragte Don seinen jüngeren Bruder, "warum willst du unbedingt stichhaltige Beweise haben?" Charlie zuckte mit den Schultern. "Tut mir leid", brachte er nur leise hervor. "Ich... ich wollte niemandem damit weh tun", fuhr er fort. "Schon in Ordnung", gab Nick verständnisvoll von sich, "immerhin ist es bestimmt merkwürdig, einfach so Zuwachs zu bekommen." Wieder schwiegen alle. "Ich koche was zu Essen", brach erneut Alan die Stille und fragte dann mit süffisantem Grinsen: "Wer hilft?"

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 11:19

Re: When nothing's as it seems...

Ungeduldig rutschte Nick auf dem Stuhl hin und her. Er befand sich im Warteraum des UCLA-Krankenhauses und wartete mit Alan auf das Ergebnis. Es war noch relativ früh am Morgen, doch Nick hatte in der Nacht kaum ein Auge zu bekommen. Vor fünf Tagen waren sie beide schon mal hier gewesen und hatten den DNA-Test in Auftrag gegeben. Das Ergebnis wollten sie lieber persönlich erfahren und hatten daher auf eine Auskunft per Telefon verzichtet. Don und Charlie mussten arbeiten und konnten die Beiden deswegen nicht begleiten. Die weißen Wände des Raumes waren krankenhaus-typisch und machten Nick fast wahnsinnig. Nervös stand er auf und begann, auf dem grauen PVC-Boden auf und ab zu gehen. Eigentlich war er sich sicher, dass das Ergebnis seine Aussage bestätigen würde. Trotzdem fragte er sich, was passieren würde, wenn er falsch lag. Nein, das konnte nicht sein. Seine Ermittlungen damals hatten keinen anderen Schluss zugelassen. Dafür waren die Fakten und Tatsachen einfach zu deutlich. "Setz dich wieder hin, du machst mich ganz nervös", meinte Alan in einem ruhigen Ton.

Seufzend ließ sich Nick wieder auf dem ungemütlichen Plastiksessel nieder. Er starrte stumm auf die einzige Pflanze im Raum, eine kleine Palme, die in einer Ecke des Raumes stand. Sie waren allein im Warteraum und hofften, dort nicht mehr allzu viel Zeit verbringen zu müssen. "Wie war das damals im Krankenhaus?" fragte Nick plötzlich. Überrascht sah Alan ihn an. "Es war ziemlich chaotisch, weil Margaret und diese Mrs. Finnan fast gleichzeitig ihr Baby bekamen", antwortete er schließlich. " Daher kann es durchaus zu einer Verwechselung gekommen sein. Es würde mich jedenfalls nicht wundern."

Die Unterhaltung der beiden Männer wurde durch das Öffnen der Tür unterbrochen. Im Türrahmen verharrte eine junge Krankenschwester, die darauf wartete, die Aufmerksamkeit der einzige Insassen des Raumes zu bekommen. Schließlich sagte sie: "Hallo! Ich bin Schwester Jefferson. Wenn Sie Beide mir bitte folgen würden? Ich bringe Sie zu Doktor Ramirez." Schweigend erhoben sich Alan und Nick von ihren Sitzen und folgten daraufhin den tappsigen Schritten der Schwester. In gemäßigtem Tempo gingen sie über die Flure, bis sie vor einer Glastür stoppten. Jefferson klopfte und wartete auf die Antwort, die auch unverzüglich kam. Sie öffnete nur kurz die Tür, kündigte die beiden Besucher an und ließ Nick und Alan dann den Raum betreten, bevor sie die Tür wieder schloß.

"Mr. Eppes, Mr. Symonds", begrüßte der Arzt die beiden Neuankömmlinge, "bitte setzen Sie sich doch." Gehorsam nahmen die beiden Männer auf der dem Arzt gegenüberliegenden Seite des Tisches Platz. Die Stühle waren wesentlich bequemer, als die im Warteraum. Und auch der Raum selbst wirkte um einiges freundlicher. "Sie wollen das Ergebnis des DNA-Tests wissen, richtig?" fragte Ramirez lächelnd. Beide nickten stumm. "Nun, ich muss Ihnen zuerst ein paar Dinge erklären. Dazu sind wir rechtlich verpflichtet", begann der Doktor und klärte die Beiden in der nächsten Viertelstunde über die Zuverlässigkeit von DNA-Tests auf. Schließlich kam er aber doch auf das Ergebnis zu sprechen. "Die Testergebnisse sind positiv, das heißt, dass Sie Beide Vater und Sohn sind." Nick atmete erleichtert auf. Alan war trotz allem überrascht.

In jenem Moment klopfte es an der Tür und der Arzt bat den Besucher herein. Es war Schwester Jefferson, die Ramirez aufforderte, schnell in die Notaufnahme zu kommen. Der Doktor bat um Entschuldigung und verabschiedete sich eilig, um dann aus dem Zimmer zu stürmen. Nick und Alan sahen sich einen Moment ratlos an. Sie wussten zuerst nicht, wie sie reagieren sollten. Unsicher erhoben sie sich von ihren Sitzplätzen. Schließlich war es Alan, der Nick in den Arm nahm und fest drückte. Der jüngere Mann erwiderte die Umarmung und bekam mit vor Überwältigung erstickter Stimme nur ein Wort heraus: "Dad."

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 11:19

Re: When nothing's as it seems...

Es war kein Überfall wie jeder andere. Das stellte zumindest das FBI schnell fest. Don hing schon an seinem Handy und telefonierte. Es waren inzwischen einige Monate vergangen und Nick war beim FBI eingestellt worden. Nicht zufällig war er dem Team seines Bruders zugeordnet worden. Die Gangsterbande, die sie zur Zeit jagten, hatte bei ihren Überfällen auch häufiger auf ein Scharfschützengewehr zurück gegriffen. Nick hatte jede Menge Informationen liefern können, als Experte auf dem Gebiet. Aber die Verbrecher waren natürlich nicht dumm.

Terry fuhr Don gerade zurück zum FBI-Building, wo er sich mit Nick und den neuesten Daten des Überfalls in einen geschlossenen Raum zurück zog. "Das Gewehr ist dieses Mal ein Dragunov gewesen", stellte Nick, der seine Haare nun kurz trug, anhand einiger Labordaten und Bilder fest. "Wieder ein anderes Gewehr?" fragte Don genervt. Die Bande tauschte die Waffen häufiger als ihre Unterwäsche, so hatte es zumindest den Anschein. Nick sah seinen Bruder nachdenklich an. "Was ist?" wollte der wissen, als er den Blick bemerkte. "Ich könnte schwören, die haben einen CIA-Agenten im Team", entgegnete Nick. "Was?" bekam Don nur schockiert heraus. "Das Dragunov ist ein sehr spezielles, russisches Gewehr. Bei der CIA bekommst du eine Ausbildung darauf. Und die Art der Gewehrwechsel, also deren Häufigkeit und so weiter, sind typische Anzeichen für CIA-Methoden", führte Nick seine Überlegung aus. "Woher weißt du das alles?" Don schüttelte den Kopf, denn Nicks Vergangenheit war immer noch ein Geheimnis für ihn. Nick lächelte leicht. "Sowas lernt man bei der NSA."

"Aber die NSA operiert, so weit ich weiß, nicht im eigenen Land!" stellte Don fest. "Stimmt. Aber das gilt nicht für Third Echelon." Nick konnte förmlich die Fragen sehen, die Don nun beschäftigten. "Eigentlich darf ich dir das gar nicht erzählen", begann Nick leise, "aber ich war im hoch geheimen 'Splinter Cell' - Programm." "Splinter Cell?" fragte Don verwirrt. Nick seufzte. Ihm war klar gewesen, dass Don mit dem Begriff nichts anfangen konnte. "Splinter Cells sind Spione. Kommando-Einheiten, die alleine arbeiten. Die Informationen beschaffen, die die Regierungen benötigen, um Situationen einschätzen zu können. Die manchmal auch als Heckenschützen eingesetzt werden. Oder die auch in Terrororganisationen eingeschleust werden." "Also nix anderes wie Geheimdienstleute?" "Schon anders, weil du offiziell nicht mehr existierst." Langsam begann Don zu verstehen. "Und warum hast du nach vier Jahren den Job an den Nagel gehängt?" wollte er schließlich wissen. "Ganz einfach", antwortete Nick, "die Abteilung wurde geschlossen, weil nicht genügend Geld zur Verfügung gestellt werden konnte." "Wärst du denn auch ausgestiegen, wenn die Abteilung weiter Bestand gehabt hätte?" Nick lachte und sagte: "Wohl kaum. Wenn du da einmal drin bist, kommst du normal nicht wieder raus."

Auf ein Klopfen an der Tür verstummte die Unterhaltung der Beiden. Merrick öffnete einfach die Tür und betrat den Raum. Ihm folgte ein hochgewachsener Mann, mit kurzen blonden Haaren. "Agent Eppes? Das ist Agent Sanders von der CIA", stellte Merrick den Mann vor, "er ist dort Scharfschützenausbilder." Nicks Blick traf den von Sanders. "Ich hab den Mann nicht her bestellt. Wir haben doch schon einen Experten auf dem Gebiet", brachte Don überrascht hervor. Darauf entgegnete sein Boss: "Ich habe Sanders angefordert. Vielleicht kann er Ihnen bei ihrem Fall behilflich sein." Nach diesen Worten verließ Merrick das Büro.

"So so, Sie sind also der 'große' Nick Symonds", stellte Sanders kalt fest. "Groß? Nee, ich bin nicht groß. Ist schlecht für einen Scharfschützen", kam die Antwort von Nick, der grinste. Nun begann auch Sanders zu Lächeln. "Sie sind ein Mann, ganz nach meinem Geschmack", entgegnete er und streckte seine Hand aus, die Nick dann auch schüttelte. Plötzlich stand Terry im Raum. "Don? Machen wir heute abend wieder Training im Paintball-Center?" fragte sie ohne Umschweife. Don nickte nur zur Bestätigung und Sanders wandte sich ihm irritiert zu. "Paintball-Center? Training?" "Ja", stellte Don grinsend klar, "wir trainieren ein wenig für die Ausseneinsätze. Hat auch schon viel gebracht. Die Koordination ist einfach besser." "Ich würde gerne mit meinem CIA-Team gegen Ihr Team antreten", forderte Sanders Don heraus. Nach einem kurzen Blick in Nicks und Terrys Richtung, nahm Don die Herausforderung an. "Schaffen Sie es, bis heute abend Ihr Team zusammen zu bekommen?" "Natürlich."

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