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Doc_Wuffi

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 11:19

Re: When nothing's as it seems...

Das Paintball-Center lag in den Hügeln um Los Angeles und beherbergte eine riesige Anlage. Zum Teil befanden sich abgegrenzte Spielfelder im Freien, einige beinhalteten sogar alte Gebäude. Don und sein Team hatten sich für ein Feld im Freien entschieden, immerhin war das Wetter angenehm warm. Das CIA-Team hatte bereits Stellung bezogen und gab über eine der vielen Kameras, die trotz der unzähligen Bäume das Spielfeld überwachten, das Signal zum Start des Spiels.
Nach einiger Zeit waren von jedem Team nur noch zwei Leute übrig. Auf Seiten des FBI waren es Don und Nick. Beim CIA-Team waren nur noch Sanders und sein Sprengstoffspezialist Henderson verblieben. Don und Nick versuchten, in einem der vorhandenen Gebäude, eine Falle zu stellen. Bei dem Versuch wurden sie jedoch von Sanders und Henderson überrascht, so dass Nick sich anschließend alleine weiter durchschlagen musste.

Verärgert betrat Don den Warteraum seines Teams. Dort waren mehrere Bildschirme angebracht, auf denen man das noch laufende Spiel beobachten konnte. "Verdammter Mist", entfuhr es ihm, als er sich setzte. Terry starrte wie gebannt auf einen der Monitore. Man konnte den Funkverkehr der beiden CIA-Leute mit hören.

"Wo steckt der Mistkerl?" fragte Henderson, als er einige Meter entfernt von Sanders durch das Gestrüpp voran schlich. Ein plötzliches Pfeifen ließ ihn erschreckt herum fahren, doch er konnte niemanden entdecken. Vorsichtig bewegte er sich in die Richtung, aus der das Pfeifen gekommen war. Dabei vergass er völlig, dass er sich von Sanders entfernte, was dieser ebenfalls nicht mit bekam.
Im Warteraum saßen nun Terry, David und Don gespannt vor den Bildschirmen. Sie wussten, was passieren würde und konnten sich das Grinsen nicht verkneifen. Sie konnten Henderson sehen, der sich langsam vorwärts bewegte. Immer mehr auf Nick zu, der sich einen Platz ca. 4 Meter über dem Boden zwischen zwei engstehenden Bäumen gesucht hatte und dort regungslos verharrte. Da sich sein Gegner nur auf den Boden konzentrierte, konnte er Nick im Dämmerlicht nicht erkennen und schrie erschreckt auf, als dieser ihn von oben mit einem Farbball markierte.

Sanders hörte den Aufschrei und wirbelte herum. Aufgrund der Stelle der Farbmarkierung bei seinem Partner hob er seinen Gewehrlauf und musterte die Bäume. Doch Nick war bereits verschwunden. Hendersons Funkverbindung wurde gesperrt und er musste das Spielfeld verlassen. Nun waren also nur noch Nick und Sanders übrig.

Das Spiel zog sich. Nick hatte sich darauf verlegt, Sanders aus gesicherter Entfernung zu beobachten. Er lag auf dem Waldboden, am oberen Hangende einer Anhöhe. Durch das Zielfernrohr seines Scharfschützengewehres verfolgte er die Bewegungen des anderen Scharfschützen, der sich mit Ästen und Blättern zu tarnen versuchte.

In den Warteräumen sahen die Mitglieder beider Teams mit stockendem Atem auf die Monitore. "Warum schießt er denn nicht??" regte sich Terry auf. Don grinste und antwortete: "Weil er mit ihm spielt." Und David fragte überrascht: "Seit wann willst du so unbedingt gewinnen, Terry?" Die Angesprochene ignorierte die Frage und sah weiter wie erstarrt auf den Bildschirm. "Macht er das bei uns auch so? Spielt er mit uns auch nur?" wollte sie dann wissen. Doch sie bekam keine Antwort.
Sanders befand sich in einer Ecke des Spielfeldes und hoffte, dort auf Nick warten zu können. Er suchte sich einen Platz, an dem er sich zu verstecken versuchte und das Gebiet um sich herum überblicken konnte. Vorsichtig ging er in die Hocke, dann nahm er sein Gewehr und sah durch sein Zielfernrohr. Er schwenkte ein wenig herum, um die gesamte Gegend abzusuchen. Plötzlich erstarrte er in der Bewegung. Was er durch sein Zielfernrohr erblickte, war nun gar nicht, was er hatte sehen wollen.

Nick hatte jede Bewegung von Sanders durch sein Zielfernrohr beobachtet und war zu dem Schluß gekommen, dass die CIA einen wirklich guten Ausbilder hatte. Nun wartete er nur noch auf den richtigen Moment. Nick sah, dass sich Sanders bereit machte, um mit seinem Gewehr die Gegend zu erkunden. Vorsichtig bewegte er den Zeigefinger der rechten Hand zum Abzug. Er konzentrierte sich noch einmal und dann war der Moment da. Sanders musste nun genau in den Lauf seines Gewehres schauen. Nick drückte ab.

Der CIA-Scharfschützenausbilder wollte aufspringen, doch es war schon zu spät. Die Farbkugel traf ihn mitten auf der Brust und verfärbte seine Uniform gelb. Fluchend stand Sanders auf und riss sich das Funkgerät aus dem Ohr.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 11:20

Re: When nothing's as it seems...

Es war spät am Abend und die acht Bundesbeamten saßen zusammen in einer der unzähligen Bars von Los Angeles. "Jetzt weiß ich, warum Sie als einer der besten Scharfschützen der Welt gehandelt werden, Symonds", gab Sanders zu und fuhr an Don gewandt fort: "Und wie hat das FBI geschafft, ihn zu verpflichten?" Don lächelte, bevor er antwortete: "Er ist mein Bruder." Erstaunt sahen die CIA-Leute zwischen den Brüdern hin und her. "Ja, jetzt, wo Sie es sagen", bemerkte Henderson.
"Noch einen Drink? Ich geb ne Runde!" kam nun wieder von Sanders, der damit die aufkeimende Stille im Ansatz erstickte. Fordernd wartete er auf die Antworten der Runde. "Für mich ein Bier", fing Henderson an. "Für mich auch", meldete sich David. "Ich nehm auch eins", bemerkte Don. "Weicheier", kam von einem der beiden anderen CIA-Beamten, "ich will Wodka-O." "Mir kannst du einen Blue Angel mitbringen", merkte der zweite CIA-Angestellte an. "Dann nehm ich ein Bacardi-Cola", meldete sich nun auch Nick. Terry schwieg, weil sie verträumt Nick ansah. "Und was will die einzige Frau im Bunde?" fragte Sanders daher nach. "Öhm... ähm... ja... ich nehm auch Wodka-O." Nach diesen Worten mussten David, Don und Henderson aufstehen, um Sanders aus der Bank zu lassen, die den Tisch halb umrundete.

Terry hatte sich direkt neben Nick nieder gelassen, was Don argwöhnisch beobachtete. Sie verhielt sich ungewöhnlich ruhig und beteiligte sich wenig an den Gesprächen. Schließlich kam die Gruppe nach einigen Stunden überein, dass nun lange genug gefeiert worden war und so verabschiedete man sich bis zum nächsten Tag, um weiter am Fall zu ermitteln.

Vor der Bar standen Don und Nick noch einen Moment zusammen, als sie auf ein Taxi warteten. Nick hatte inzwischen ein geeignetes Apartment gefunden und versuchte nun, seinen Bruder davon zu überzeugen, sich die Wohnung einmal anzusehen. "Och, komm schon. Bitte! Du kannst auch bei mir pennen", bearbeitete er Don. Als das Taxi vorfuhr, gab dieser endlich nach: "Na gut, einverstanden. Aber nur, weil du es bist."



Don und Nick waren zu Nicks Apartment gefahren und saßen gerade auf der Couchgarnitur, als es an der Wohnungstür klopfte. Verwundert machte sich Nick auf zur Tür und war überrascht, nach dem Öffnen eben jener Tür Terry davor anzutreffen. "Terry? Was willst du denn noch hier?" fragte er dann auch. "Darf ich rein kommen?" war ihre Gegenfrage. "Ja, natürlich", antwortete Nick und trat zur Seite.

Auf den kurzen Flur mit einer Garderobe zur Linken folgte ein riesiger Raum, der die komplette Wohnung darstellte. Zwei gerade Wände wurden durch eine gerundete, komplett aus Glaselementen bestehende dritte Wand wie ein Dreieck abgeschlossen. Wenn man durch die Flurtür trat stand man direkt im Wohnzimmer, in dem zur Rechten ein extra Raum abgetrennt war: das Bad. Daneben folgte die Küche, die in das Wohnzimmer integriert war und sich nur darin unterschied, dass darüber eine zweite Etage war, die als Schlafzimmer diente. Man konnte vom Wohnzimmer aus eine Wendeltreppe erklimmen, um dort hin zu gelangen.

"Wow!" entfuhr es Terry, als sie den Blick über die riesige Wohnung schweifen ließ. Nick hatte sich schon wieder auf dem Sofa niedergelassen und sah Terry grinsend an. Don, der neben Nick auf dem Sofa saß, unterbrach den Moment und stellte fest: "Komisch. Mich hast du nie um so eine Uhrzeit besucht." Verwundert sah Nick Don an. "Ihr zwei?" fragte er nur kurz und Don antwortete nickend. Die beiden Brüder verstanden sich ohne viele Worte.

"Was machst du denn hier?" bekam Terry überrascht heraus. Sie hatte Don gar nicht wahr genommen, als sie die Wohnung betrachtet hatte. Don antwortete nicht, statt dessen ergriff Nick das Wort: "Ich hab ihn gebeten, mitzukommen. Und was willst du hier?" "Naja", begann Terry nervös und wurde sofort von Nick unterbrochen: "Terry, ich weiß, dass du was für mich übrig hast. War in der Bar ja nicht zu übersehen. Aber Don war zuerst da. Und das akzeptiere ich." "Aber das mit Don ist doch schon seit Jahren vorbei", regte sich Terry nun auf, was Don nur verdutzt antworten ließ: "Bevor Nick aufgetaucht ist, war da aber noch was." Nick erhob sich vom Sofa, um sich direkt vor Terry zu stellen, bevor er leise sagte: "Hör zu, Don ist mein Bruder und ich würde aus Prinzip niemals etwas mit einer Freundin von meinem Bruder anfangen."

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 11:20

Re: When nothing's as it seems...

Der nächste Morgen begann für Don mit dem Klingeln seines Handys. Mit geschlossenen Augen versuchte er, das Gerät ausfindig zu machen. Er tastete mit seiner Rechten in die Richtung, wo er normalerweise seinen Nachttisch stehen hatte, doch statt dessen wollte das weiche Bett offenbar nicht enden. Plötzlich hellwach, öffnete Don schnell die Augen und langsam kam die Erinnerung wieder, dass er sich nicht in seinem Apartment befand. Ruckartig setzte er sich auf, um die Wohnung zu mustern, doch dann fiel ihm ein, dass er sich in der letzten Nacht noch eine Auseinandersetzung mit Nick geliefert hatte, wer denn nun auf dem Sofa schlafen sollte.

Da das Handy weiter unaufhörlich klingelte, griff Don nun danach und klappte es auf. "Eppes", meldete er sich typischerweise. "Hier ist David. Terry hat sich gerade krank gemeldet", teilte ihm sein FBI-Partner mit, "und wir haben hier ein Problem wegen unseres Falles." "Problem?" fragte Don und David antwortete: "Komm ins Büro, dann können wir das sofort regeln. Am Telefon macht das keinen Sinn." "Okay, ich brauche eine halbe Stunde", entgegnete Don bei einem Blick auf den Radiowecker, der auf einem der beiden Nachttische stand. Nach diesen Worten klappte er das Handy ohne Verabschiedung zu und schlug die Bettdecke zurück. "Nick?" rief er während des Aufstehens. "Einen Moment", kam von unten zurück. Don zog seine blaue Jeans an und musterte zweifelnd sein zerknittertes weißes Hemd. "Würdest du mir ein Hemd leihen?" fragte er laut in die offene Wohnung. Nicks Antwort war leise, aber kam prompt: "Klar, such dir einfach was aus dem Schrank raus."

Nachdem Don sich ein weißes Hemd aus dem Schrank genommen und übergestreift hatte, machte er sich auf den Weg nach unten. Während er das Hemd zu knöpfte, ging er die Wendeltreppe herunter. Sein Blick auf das Sofa im Wohnzimmer sagte ihm, dass Nick schon aufgestanden war. Auf dem Tresen, der das Wohnzimmer von der Küche trennte standen zwei Tassen, aus denen Dampfwolken vom heißen Kaffee empor stiegen. Da Nick nirgends zu sehen war, konnte er sich nur noch im Bad befinden, dessen Tür weit offen stand.

Neugierig ging Don zur Badezimmertür. Er hielt inne, als er Nick entdeckte. "Was machst du da?" fragte der Ältere irritiert. Nick stützte sich mit beiden Beinen an den gegenüberliegenden Wänden des engen Raumes ab, hatte den Kopf quer gelegt, um unter die Zimmerdecke zu passen und versuchte, mit den Händen das kleine Lüftungsgitter in der Mitte der Decke los zu schrauben. Don hatte ja schon vieles gesehen, aber noch nie so etwas. "Ich suche den Schlüssel", kam von Nick nur kurz zurück. "Welchen Schlüssel?" wollte Don wissen. "Ich hab hier den Schlüssel für meinen Waffenschrank versteckt", erwiderte sein Bruder. Nachdem Nick endlich fündig geworden war, ließ er sich einfach zu Boden fallen und federte den Aufprall ab, indem er im richtigen Moment in die Hocke ging. "Das Bad ist nun frei", sagte er grinsend, als er an Don vorbei trat und in die Küche ging. Kopfschüttelnd betrat Don das Bad.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 11:20

Re: When nothing's as it seems...

Eine halbe Stunde später traten die beiden Brüder aus dem Aufzug des FBI-Buildings. David kam ihnen sofort entgegen. "Wir sollen zu Merrick ins Büro kommen", schilderte er sofort die Lage. Don ahnte, was kommen würde. Und seine Befürchtungen bestätigten sich im Büro seines Chefs. Als die Drei eintraten, saß bereits Sanders im Raum. Er stand mit entschuldigender Miene auf und schüttelte allen Dreien die Hand, bevor er sagte: "Es tut mir leid."

Merrick bat Don und sein Team, sich zu setzen. "Das FBI wird Ihren Fall an die CIA abgeben", kam der Leiter der Abteilung direkt zum Punkt. "Was?" entfuhr es Don. "Die CIA hat einen Mann Undercover, daher werden wir von den Ermittlungen abgezogen, richtig?" stellte Nick seine Vermutung in den Raum. Verwundert sah Merrick Don's Bruder an. "Ja, genau so ist es", bestätigte er den Gedankengang. "Gut", resignierte Don, "dann nehmen wir uns den nächsten Fall vor." Mit diesen Worten erhob er sich von seinem Stuhl, was David und Nick auch schnell taten. Eiligen Schrittes verließen sie das Büro.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 11:21

Re: When nothing's as it seems...

Es war dunkel. Don wusste sofort, dass er träumte. Und er wusste, welcher Traum es werden würde. Mit einiger Anstregung schaffte er es, aufzuwachen. Dieser Traum würde ihm keine Antworten liefern, so viel war ihm klar gewesen. Oder hätte er es darauf ankommen lassen sollen? Nachdenklich setzte er sich auf. Mal wieder war Don vor dem laufenden Fernseher auf seinem Sofa eingeschlafen. Das Programm zeigte die Wiederholung eines Baseball-Spiels und erhellte die ansonsten dunkle Wohnung.

Don raffte sich auf und suchte nach seinem Handy. Was auch immer dieser Traum bedeuten mochte, es musste was mit Nick zu tun haben. Vielleicht wusste er ja Rat. Doch nachdem Dons Handy gewählt hatte, bekam er direkt Nicks Mailbox ran. Verwundert sah Don sein Mobiltelefon an, drückte die Taste zum Auflegen und legte das Gerät wieder an seinen Platz. Er rieb sich die verschlafenen Augen, schlurfte dann Richtung Schlafzimmer und ließ sich da auf sein Bett fallen.



Einige Kilometer entfernt saß Nick in seinem SLR. Er hatte sein Handy ausgeschaltet, um nicht erreichbar zu sein. Die Beleuchtung der Armaturen erleuchtete den Wagen nur schwach. Nick hatte die Musik ausgeschaltet und fuhr relativ langsam über den Highway. Über die nächste Ausfahrt verließ er die breite Strasse und kurvte kurze Zeit später in die Hügel zwischen Culver City und Inglewood. Die staubigen Strassen ließen den pfeilschnellen Wagen in den Kurven driften, doch Nick hatte das Fahrzeug hundertprozentig unter Kontrolle.

Die Dunkelheit umschlang das Gefährt, als Nick stehenblieb und das Licht sowie den Motor abschaltete. Er lehnte sich im bequemen Fahrersitz zurück und legte den Kopf gegen die Kopfstütze. Seufzend schloß er die Augen, die Hände immer noch am Lenkrad. "Was tue ich eigentlich hier?" fragte er sich selbst. Er nahm die Hände vom Lenkrad und rieb sich das Gesicht. Warum war er nach L.A. gekommen? Nur wegen seiner Familie, die er erst noch hatte davon überzeugen müssen, dass sie seine Familie war? Oder war es, um zu vergessen. Um sein bisheriges Leben hinter sich zu lassen.

Nick vergrub nun endgültig das Gesicht in den Händen. Was musste er tun, um all die schrecklichen Bilder in seinem Kopf los zu werden? Er spürte leichte Kopfschmerzen über seinem linken Ohr einsetzen. Waren es die Erinnerungen, die sie auslösten? Nein. Er wusste es besser. Bilder liefen wie ein Film vor seinem inneren Auge ab. Tote Körper in der Wüste. Tote Körper im Dschungel. Tote Körper auf einer Wiese. Der Film wiederholte sich, zeigte aber immer mehr Details. Die Kopfschmerzen wurden schlimmer. Abrupt stoppte der Film und nun traten einzelne Bilder zu Tage. Zuerst ein Bild seiner Frau, dann eines seines Sohnes. Immer mehr Bilder förderten die Erinnerungen zu Tage, bis sie bei einem Bild hängen blieben. Es zeigte Nick, was er nie mehr hatte sehen wollen: seine Ehefrau und seinen Sohn, brutalst ermordet.

Nick riss die Augen auf. Wie gerne hätte er sich diese Bilder aus dem Gedächtnis geschnitten. Wütend ließ er den Wagen an, wendete und fuhr wieder Richtung Highway. Er wusste nicht, was er gegen die Erinnerungen unternehmen sollte. Die Kopfschmerzen pochten in seinem Schädel. Sollte er deswegen nicht endlich mal einen Arzt aufsuchen? Ein flüchtiges Lächeln umspielte kurz die Lippen des Fahrenden. Das musste wohl noch etwas warten. Zuerst hatte er nun etwas zu erledigen.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 11:21

Re: When nothing's as it seems...

Terry ging verschlafen zur Tür. Wer konnte mitten in der Nacht noch etwas von ihr wollen? Sie rieb sich mit der linken Hand die Augen, während sie mit der Rechten die Tür öffnete. "Nick?" brachte sie ungläubig hervor, "was verschlägt dich denn mitten in der Nacht zu mir?" Leicht verkrampft stand Nick vor ihr und sagte nichts.

Terry starrte Nick verwirrt an. Ihre Blicke trafen sich. "Es... es...", stammelte Nick dann, "es tut mir leid." Er wollte sich umdrehen und gehen, doch Terry packte seinen Arm und hielt ihn zurück. "Was ist los?" wollte sie von ihm wissen. "Das hat bis morgen Zeit", antwortete Nick ausweichend. "Willst du mir sagen, dass wir den Fall los sind?" bohrte Terry. "Nein." "Gut, das hat mir Don nämlich schon per Telefon mitgeteilt", erklärte sie. "Es ist was persönliches", entgegnete Nick. Überraschung lag in Terrys Gesichtszügen, als sie erstaunt feststellte: "Also geht es um uns beide." Nick bejahte die Vermutung mit einem Nicken.

Er war wütend und verzweifelt zugleich zu Terry gefahren und hatte ihr klar und deutlich sagen wollen, dass sie sich von ihm fernhalten sollte. Doch jetzt, als sie vor ihm stand, war seine Wut verflogen. Immerhin trug Terry keine Schuld an dem, was ihm widerfahren war. Er drehte sich nun endgültig wieder seiner Arbeitskollegin zu und sagte in ruhigem Ton: "Terry, ich wollte dir nur sagen, dass du dir überhaupt keine Hoffnungen zu machen brauchst. Unabhängig davon, dass Don mein Bruder ist und ihr beide sowieso viel besser zusammen passen würdet. Außerdem bin ich immer noch verheiratet, auch wenn meine Frau tot ist. Ich könnte sie nie betrügen. Und ich wollte einfach nur, dass du das weißt."

Nun war es raus. Verwirrt sah Terry den vor ihr Stehenden an. Sie suchte in den braunen Augen nach irgendwelchen Regungen. Das Einzige, was sie darin feststellten konnte, war die Entschlossenheit, diese Entscheidung so stehen zu lassen. Nur langsam wurde ihr klar, was seine Worte bedeuteten. Doch bevor Terry etwas sagen konnte, kam ihr Nick zuvor: "Ich gehe dann jetzt besser." Nach diesen Worten drehte er sich endgültig um und ging.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 11:21

Re: When nothing's as it seems...

Es war Samstagabend und Alan hatte sich die Mühe gemacht, ein schwieriges Essen zuzubereiten. Charlie war noch nicht von der Arbeit nach Hause gekommen, Don und Nick waren jedoch schon da. Während Alan in der Küche mit dem Essen kämpfte, saßen die beiden Brüder vor dem Fernseher und sahen sich die Übertragung eines Baseballspiels an. Don nippte an seiner Flasche Bier, als Nick sagte: "Ich seh mal, ob ich in der Küche helfen kann."

Langsam raffte er sich vom Sofa auf und machte sich auf den Weg in die Küche. Als er den Raum betrat, sah Alan überrascht auf. "Kann ich helfen?" fragte Nick höflich nach. Alan lächelte. "Natürlich." Erfreut über das Angebot der Hilfe, wies er Nick sofort einige Aufgaben zu. Zusammen waren sie wesentlich schneller fertig und kurze Zeit später, als das Essen im Ofen vor sich hin kochte, saßen sie zu dritt vorm Fernseher.

"Wo bleibt Charlie?" fragte Don, als es später wurde. "Du kennst ihn doch", erwiderte sein Vater, "er wird die Zeit vergessen haben." Don überlegte kurz, bevor er sagte: "Okay, dann fahr ich mal rüber zu CalSci und sehe nach ihm." "Ich komme mit", meldete sich Nick sofort zu Wort. Don grinste und meinte: "Gib es zu, du wolltest schon immer mal da rein." "Mist, woher weißt du das?" fluchte Nick spaßeshalber vor sich hin. Alan konnte sich das Grinsen nicht verkneifen, ob der Umgangsart der Beiden.



Einige Zeit später hielten die Beiden mit Dons schwarzem SUV vor dem Schulgebäude. Neugierig sah Nick sich um, als sie das Gebäude betraten. "Beeindruckend, hm?" fragte Don lächelnd. Nickend wollte sein Bruder wissen: "Du hast doch nichts dagegen, wenn ich auf dem Flur warte?" "Nein, natürlich nicht", antwortete Don, "dauert sowieso nicht lange." Nach diesen Worten verschwand Don in eine Richtung und ließ Nick, der weiter die Architektur betrachtete, allein. Nick wusste, dass er den Arztbesuch nicht weiter aufschieben konnte. Sein Schädel dröhnte inzwischen den halben Abend. Die Schmerztabletten, die er genommen hatte, zeigten kaum Wirkung. In diesem Moment wurden die Schmerzen sogar schlimmer. Nick lehnte sich mit dem Rücken an eine Wand und ließ sich daran herunter rutschen. Wieder einmal vergrub er sein Gesicht in den Händen, daher bekam er nicht mit, dass Don bereits auf dem Rückweg zu ihm war. "Verdammtes Ding", fluchte Nick leise.

"Was für ein Ding? Ist bei dir alles in Ordnung?" kamen sofort die besorgten Fragen von Don, der sich nun neben Nick kniete. Erschreckt sah der Sitzende auf. "Du bist schon wieder hier?" wollte er vom Thema ablenken. "Nick, von welchem Ding hast du gerade gesprochen?" forderte Don nun eine Antwort. Sein jüngerer Bruder seufzte, bevor er antwortete: "Du erinnerst dich an das, was ich dir über das Splinter Cell - Programm erzählt habe?" Don nickte. "Um ständig mit der Basis in Kontakt bleiben zu können", fuhr Nick fort, "haben die mir zwei Implantate eingepflanzt. Eins im Hals und eins direkt über dem linken Ohr. Normalerweise müssen die Dinger regelmäßig überprüft werden, was natürlich schwer ist, da das Programm nicht mehr existiert. Und das Implantat über dem linken Ohr spinnt daher ein wenig. Ich hab eigentlich ständig Kopfschmerzen. Mal mehr, mal weniger. Im Moment fühl ich mich jedenfalls so, als wenn ein Highway durch meinen Schädel führte." "Ich bringe dich ins Krankenhaus", stellte Don fest. "Und was soll das bringen?" fragte Nick genervt, "die können mir auch nicht weiterhelfen." Don half seinem Bruder auf die Beine und meinte: "Es kommt auf einen Versuch an."

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 11:21

Re: When nothing's as it seems...

Es kam, wie es kommen musste. Die Ärzte hatten Nick zur Beobachtung über Nacht im Krankenhaus behalten, konnten aber, wie von Nick vermutet, nichts gegen die Kopfschmerzen tun. Am frühen Morgen klopfte es an der Zimmertür. Etwas verwundert forderte Nick den Besucher auf, herein zu treten. Immerhin würde die Besuchszeit erst in gut einer Stunde beginnen.

Der Mann, der eintrat, war relativ groß und breitschultrig. Der anthrazitfarbene Anzug, den er trug, musste maßgeschneidert sein. Ein leichter Bauchansatz wölbte sich unter dem Jackett hervor. 'Ein Andretti', schoß es Nick durch den Kopf. Er kannte seinen Besucher, einen Afro-Amerikaner, zu gut und daher verdrehte er die Augen. "Was willst du von mir?" fragte er ohne Begrüßung. Er ahnte, um was es gehen könnte und starrte in das Gesicht des Mannes, dessen ernste Miene fast gefährlich wirkte. "Third Echelon wird wieder eingerichtet", kam die kurze Antwort. Nick glaubte, sich verhört zu haben. "Was?" war seine erstaunte Frage. "Du weißt, was das bedeutet, oder?" kam die Gegenfrage seines Besuchers. "Die NSA kann mich doch nicht einfach so einziehen", empörte sich Nick. "Du weißt genau so gut wie ich, dass sie es kann", antwortete der Mann, "ich erwarte dich in sieben Tagen in Fort Meade." Nick schwieg. Er wusste, dass er keine andere Wahl hatte. Immerhin hatte er vor Jahren einen Vertrag unterschrieben, der ihn sein Leben lang an die NSA band. "Also gut, Lambert", gab er seufzend zurück.



Im weiteren Verlauf des Morgens hatte Nick das Cedar Sinai Hospital wieder verlassen und war gerade dabei, seine Sachen schon mal zu packen, als es an seine Apartment-Tür klopfte. Nick überlegte erst, ob er so tun sollte, als sei niemand zuhause. Doch dann entschied er sich dagegen und ging zur Tür. Nach dem Öffnen der Wohnungstür stand ihm Don gegenüber. "Warum bist du nicht zu Dad rüber gekommen?" wollte der wissen. Nick ging wieder in seine Wohnung und antwortete: "Weil ich keine Zeit habe." Don folgte ihm in das Apartment und gab der Tür Schwung, damit diese ins Schloss fiel.

"Du hast keine Zeit? Was soll...", mitten im Satz brach Don ab, als er die schon eingepackten Sachen vorfand. "Moment! Was ist hier los?" Nick seufzte und hielt inne, als er einen Pullover in einen Koffer stopfen wollte. Einen Moment sah er auf das Stück Stoff in seinen Händen, dann sah er auf und Don direkt in die Augen. "Die NSA macht Third Echelon wieder auf. Ich muss zurück." "Wann?" "Spätestens Samstag muss ich mich in Fort Meade melden." "Warum?" Don konnte das alles nicht nachvollziehen. "Don, ich hab einen Vertrag mit denen. Vermutlich werden die mich wieder zur Informationsbeschaffung raus schicken", erklärte Nick.

Inzwischen hatte sich Don wieder einigermaßen gefangen. "Im Iran?" wollte er wissen. "Möglich", antwortete Nick, "ich weiß es doch auch noch nicht. Ich muss nur auf jeden Fall zurück. Und damit erledigen sich dann wohl auch die Kopfschmerzen." Er seufzte. "Wirst du auch mal nach Hause kommen?" fragte Don. "Bestimmt. Aber das klären wir alles im Laufe der Woche, okay?"

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Donnerstag, 18. Oktober 2007, 11:22

Re: When nothing's as it seems...

Don lag auf seinem Bett und hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Es waren nun drei Monate, seitdem Nick aus L.A. verschwunden war und jeden Tag fragte er sich, wo er wohl gerade sein möge. Nicht ein Anruf war in dieser Zeit gekommen. Ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Überlegend lag Don immer noch regungslos da. Er hatte einen anstrengenden Tag hinter sich und konnte trotzdem nicht schlafen. Seine Gedanken schweiften immer nur in Sorge um den Rest seiner Familie. Umso länger Don nachdachte, desto müder wurde er. Langsam döste er ein, ohne es zu merken. Schließlich schlief er nach kurzer Zeit tief und fest.



Don fand sich in völliger Dunkelheit wieder. Er wusste sofort, dass es ein Traum war. Doch dieses Mal war er fest entschlossen, nicht aufzuwachen. Er tastete über den kalten Boden, der offenbar aus Beton gegossen sein musste. Keine Fugen, keine Nähte. Auf allen Vieren krabbelte er vorsichtig vorwärts. Einfach in eine Richtung. Plötzlich öffnete sich hinter ihm eine Tür, durch die gleißendes Licht in den Raum strahlte. Don stand auf und ging nun in Richtung dieser Tür. Mit sicheren, entschlossenen Schritten. Die Tür blieb dieses Mal, wo sie war und Don ging durch sie hindurch.
Er stand nun in einem kleinen Raum, in dessen Mitte ein Tisch stand. Die grauen Wände hatten kein Fenster und der ebenso graue Boden wirkte kalt. An dem Tisch saß ein Mann auf einem der beiden Stühle. Er war an die Lehne gefesselt und blickte zu Boden. Don schritt auf ihn zu und hockte sich neben ihn. Vorsichtig fasste er das Kinn des anderen Mannes und hob dessen Kopf an. Es war, was er vermutet hatte. Don spiegelte sich in Nicks braunen Augen, die ihn mit leerem Blick ansahen. Er versuchte etwas zu sagen, bekam aber keinen Ton heraus.

Don wollte sich gerade daran machen, die Fesseln zu lösen, als plötzlich drei Personen den Raum betraten. Sie schienen Don nicht zu bemerken und stellten sich nebeneinander auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches an die Wand. Neugierig musterte Don die Drei. Ein Mann, eine Frau und ein Kind. Normalerweise hätten sie nach Dons Meinung gar nicht lebendig den Raum betreten dürfen, denn alle drei hatten stark blutende Verletzungen. Don wollte gar nicht wissen, was genau passiert war, so grausam empfand er den Anblick.

Erst jetzt bemerkte er, dass Nick die Drei anstarrte. Er schien sie zu kennen. Sie hatten offenbar eine besondere Wirkung auf ihn. Er versuchte, sich von dem Stuhl los zu reißen, doch die Fesseln hielten ihn, wo er war. Don machte sich daran, nun doch die Knoten im Seil zu öffnen. Doch für jeden Knoten, den er öffnete, kam ein neuer hinzu. Offenbar war er zum stummen Zuschauen verdammt. Ohne Vorwarnung fingen mit einem Mal alle drei Personen an zu sprechen. Don konnte kaum etwas verstehen, weil sie alle durcheinander redeten. Hin und wieder schnappte er ein paar Wortfetzen auf. Und langsam dämmerte ihm, wer die Drei sein konnten.



Von einer Sekunde auf die andere wachte Don auf. "Denk nach, Eppes", murmelte er leise vor sich hin. Das Puzzle setzte sich immer mehr zusammen. Die Frau und das Kind in dem Traum mussten seine Familie gewesen sein. Und dieser Mann? Nick hatte mal beiläufig seinen Partner erwähnt, als Don nach dem Grund für das Quittieren des Dienstes in der Armee gefragt hatte. War er nicht während eines Einsatzes in einem Kornfeld erschossen worden? Ja, das war es. Dieser Traum war ein verzweifelter Hilferuf seines Bruders. Er brauchte offensichtlich Jemanden, mit dem er darüber reden konnte. In jenem Augenblick klingelte Dons Telefon. Er war sich sicher, dass es nur Nick sein konnte. Und er wusste genau, was er zu tun hatte...


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