Don lag auf seinem Bett und hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Es waren nun drei Monate, seitdem Nick aus L.A. verschwunden war und jeden Tag fragte er sich, wo er wohl gerade sein möge. Nicht ein Anruf war in dieser Zeit gekommen. Ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Überlegend lag Don immer noch regungslos da. Er hatte einen anstrengenden Tag hinter sich und konnte trotzdem nicht schlafen. Seine Gedanken schweiften immer nur in Sorge um den Rest seiner Familie. Umso länger Don nachdachte, desto müder wurde er. Langsam döste er ein, ohne es zu merken. Schließlich schlief er nach kurzer Zeit tief und fest.
Don fand sich in völliger Dunkelheit wieder. Er wusste sofort, dass es ein Traum war. Doch dieses Mal war er fest entschlossen, nicht aufzuwachen. Er tastete über den kalten Boden, der offenbar aus Beton gegossen sein musste. Keine Fugen, keine Nähte. Auf allen Vieren krabbelte er vorsichtig vorwärts. Einfach in eine Richtung. Plötzlich öffnete sich hinter ihm eine Tür, durch die gleißendes Licht in den Raum strahlte. Don stand auf und ging nun in Richtung dieser Tür. Mit sicheren, entschlossenen Schritten. Die Tür blieb dieses Mal, wo sie war und Don ging durch sie hindurch.
Er stand nun in einem kleinen Raum, in dessen Mitte ein Tisch stand. Die grauen Wände hatten kein Fenster und der ebenso graue Boden wirkte kalt. An dem Tisch saß ein Mann auf einem der beiden Stühle. Er war an die Lehne gefesselt und blickte zu Boden. Don schritt auf ihn zu und hockte sich neben ihn. Vorsichtig fasste er das Kinn des anderen Mannes und hob dessen Kopf an. Es war, was er vermutet hatte. Don spiegelte sich in Nicks braunen Augen, die ihn mit leerem Blick ansahen. Er versuchte etwas zu sagen, bekam aber keinen Ton heraus.
Don wollte sich gerade daran machen, die Fesseln zu lösen, als plötzlich drei Personen den Raum betraten. Sie schienen Don nicht zu bemerken und stellten sich nebeneinander auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches an die Wand. Neugierig musterte Don die Drei. Ein Mann, eine Frau und ein Kind. Normalerweise hätten sie nach Dons Meinung gar nicht lebendig den Raum betreten dürfen, denn alle drei hatten stark blutende Verletzungen. Don wollte gar nicht wissen, was genau passiert war, so grausam empfand er den Anblick.
Erst jetzt bemerkte er, dass Nick die Drei anstarrte. Er schien sie zu kennen. Sie hatten offenbar eine besondere Wirkung auf ihn. Er versuchte, sich von dem Stuhl los zu reißen, doch die Fesseln hielten ihn, wo er war. Don machte sich daran, nun doch die Knoten im Seil zu öffnen. Doch für jeden Knoten, den er öffnete, kam ein neuer hinzu. Offenbar war er zum stummen Zuschauen verdammt. Ohne Vorwarnung fingen mit einem Mal alle drei Personen an zu sprechen. Don konnte kaum etwas verstehen, weil sie alle durcheinander redeten. Hin und wieder schnappte er ein paar Wortfetzen auf. Und langsam dämmerte ihm, wer die Drei sein konnten.
Von einer Sekunde auf die andere wachte Don auf. "Denk nach, Eppes", murmelte er leise vor sich hin. Das Puzzle setzte sich immer mehr zusammen. Die Frau und das Kind in dem Traum mussten seine Familie gewesen sein. Und dieser Mann? Nick hatte mal beiläufig seinen Partner erwähnt, als Don nach dem Grund für das Quittieren des Dienstes in der Armee gefragt hatte. War er nicht während eines Einsatzes in einem Kornfeld erschossen worden? Ja, das war es. Dieser Traum war ein verzweifelter Hilferuf seines Bruders. Er brauchte offensichtlich Jemanden, mit dem er darüber reden konnte. In jenem Augenblick klingelte Dons Telefon. Er war sich sicher, dass es nur Nick sein konnte. Und er wusste genau, was er zu tun hatte...
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