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Doc_Wuffi

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Freitag, 9. Januar 2009, 13:32

Re: When nothing's as it seems - Redemption

Einige Tage später saß Don mit seinem Team und Nick abends zusammen in einer Kneipe. Die versprochene Feier wollte nachgeholt werden und Megan als einzige Frau in der Runde fühlte sich gar nicht so unwohl. Immerhin hatte sie nette und sympathische Männer um sich herum und auch Nick schien ihr ganz in Ordnung zu sein. Sie beobachtete ihn eine ganze Zeit lang, um Schlüsse auf ihn ziehen zu können. Schon nach kurzer Zeit konnte sie sagen, dass Nick ohne Zweifel Dons Bruder sein musste. Er war in einigen Belangen genauso stur, unterschied sich aber in manchen Ansichten, was an der etwas unterschiedlichen Erziehung liegen musste. Trotzdem war er ein selbständiger junger Mann, der sich von nichts und niemandem etwas sagen ließ. Was nicht hieß, dass er sämtliche Ratschläge anderer Leute ausschlug. Rundherum gesehen sah sie in Nick einen gutaussehenden und eigenwilligen Mann, der sich anpassen konnte, wenn es von ihm verlangt wurde und der anderen Menschen sehr respektvoll gegenüber trat. Doch es war, als wenn ihn eine geheimnisvolle Aura umgab.
„Was machst du eigentlich beruflich?“ fragte Megan plötzlich einfach so heraus. Damit zog sie die Blicke aller am Tisch auf sich. Ihr wurde etwas unbehaglich. Hatte sie die falsche Frage gestellt? Doch Nick grinste nur einen Moment und sagte dann: „Ich arbeite für die Regierung.“ „Aha“, gab Megan zurück, als sie die Information verarbeitete. „FBI?“ bohrte sie dann weiter. Es entstand wieder eine kurze Pause, bevor sie die Antwort bekam: „NSA.“ Megan hatte gerade einen Schluck ihres Cocktails zu sich genommen, als sie die drei Buchstaben hörte. Die Antwort überraschte sie so dermaßen, dass sie sich verschluckte. Auch Colby warf Don einen ungläubigen Blick zu, hatte er doch mit dem Miltär, nicht aber der NSA gerechnet. David, der neben Megan saß, klopfte der Hustenden auf den Rücken. Don grinste nur breit. Als sich Megan wieder erholt hatte, sagte sie nur: „Dann frage ich gar nicht weiter, ist bestimmt alles hoch geheim.“ Nick beließ es bei dieser Aussage und das Gespräch wechselte wieder das Thema.
„Wie kommt ihr denn bei eurem Fall voran?“ fragte Nick seinen Bruder. Dessen Lächeln erstarb etwas, als er sagte: „Na ja, es geht vorwärts, aber leider nicht schnell genug. Charlie greift uns zwar auch schon unter die Arme, aber er kommt auch nicht so recht weiter.“ Der Jüngere der Eppes-Brüder nickte bedächtig. „Hört sich frustrierend an“, merkte er an, worauf alle anderen nur zustimmend nicken konnten. Dieses Mal wechselte Don das Thema und der Abend lief nun in ruhigeren Bahnen dem Ende zu.

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Freitag, 9. Januar 2009, 13:32

Re: When nothing's as it seems - Redemption

Nur drei Tage später saß Don in einem dunkelblauen Chevrolet Cobalt Sedan und wartete darauf, dass seine Zielperson endlich am Platz auftauchen würde. Es war Nacht und dank eines bewölkten Himmels relativ dunkel. Nur der Schein der Straßenlaternen brachte etwas Licht in das Dunkel. Auf dem Beifahrersitz des zivilen Behördenfahrzeugs befand sich Megan, die mit einem Nachtsichtgerät immer wieder über den vermeintlich zukünftigen Tatort schaute. „Okay, der Hinweg war für Xi Wang kein Problem“, stellte sie fest, als sie den Eingang eines kleinen chinesischen Restaurants anvisierte. Vor zwei Stunden war der kleine Chinese in dem Etablissement verschwunden. „Ist Charlie sich wirklich sicher, dass es auf dem Platz passieren wird und nicht in einem der Gebäude?“ fragte sie dann ihren Partner, der für ihren Geschmack zu ruhig war. Don legte in dieser Situation seine ganze Erfahrung und Professionalität an den Tag. „Ja, er meinte, dass in den Gebäuden zu wenig Fluchtmöglichkeiten wären und wir schneller das Versteck des Täters ermitteln könnten“, gab er zurück, während er aufmerksam auf jede Person achtete, die den Weg zum Tatort eingeschlagen hatten.
„Megan“, begann der auf dem Fahrersitz Sitzende, „wir sollten besser aussteigen. Von hier aus können wir nicht wirklich viel sehen, wenn etwas passieren sollte.“ Die Angesprochene nickte bestätigend und griff sofort zum Türgriff, um auszusteigen. Don tat es ihr gleich und zusammen machten sie sich auf in die Mitte des Platzes, um von dort alles besser im Auge behalten zu können. „Meinst du nicht, dass es den Täter abschreckt, wenn wir hier so offensichtlich herumsuchen?“ Megan kamen Zweifel, ob es die richtige Entscheidung gewesen war. „Nein, wir könnten ja auch etwas anderes suchen und stehen ja nicht direkt mit Wang in Verbindung“, antwortete ihr Partner, um ihre Zweifel zu zerstreuen. Auf dem Weg zur Mitte des Platzes begann Don, systematisch die Abfalleimer zu durchsuchen. „Was machst du da?“ fragte Megan verwirrt. „Ich suche nach einer Bombe, ganz einfach“, gab ihr Don augenzwinkernd zurück. Seine Partnerin musste grinsen und zusammen behielten sie so alles im Auge.

Auf einem Hausdach, Luftlinie etwa achthundert Meter entfernt, lag der schwarze Schatten, Adrian. Mit einem Fernglas beobachtete er den Platz und dessen Umgebung. Obwohl er direkt vor Downtown Los Angeles lag, überschritten die Gebäude keine zwanzig Stockwerke. ‚Ein perfekter Platz für einen perfekten Mord‘, dachte Adrian. Ihm war nicht der unauffällige Chevy entgangen, der seit geraumer Zeit am Platz parkte. Und vor wenigen Minuten waren die Insassen ausgestiegen. Dem Mann war klar, dass es sich um das FBI handelte, die ihm offensichtlich langsam auf die Spur kamen. Sie wussten also, dass er da war, doch das würde ihn von seinem Auftrag nicht abbringen können. Dafür war alles einfach zu perfekt geplant. Der schwarze Schatten nahm sein Gewehr vom Rücken und prüfte es noch einmal gründlich. Einen Moment verharrte er still, um die Wetterbedingungen ein weiteres Mal einzuschätzen.
Wettermäßig veränderte sich nicht viel in dieser Nacht. Es war fast windstill, was dem Schützen zugute kommen würde. Es vereinfachte den Mord. Adrian legte probeweise an und visierte mit dem Zielfernrohr die beiden FBI-Beamten an. Mit einigen wenigen Handgriffen hatte er das Visier eingestellt und soweit herangezoomt, wie es möglich war. Die Leute vom FBI waren clever, denn sie taten alles, damit es so aussah, als wenn sie nach etwas anderem suchen würden. Als der schwarze Schatten die Gesichter der beiden Beamten sehen konnte, hielt er den Atem an. Zwei kurze Schüsse und das Problem wäre erledigt, doch dann hätte er wahrscheinlich halb Amerika an seinen Fersen.
Er zoomte wieder ein Stück heraus, gerade noch rechtzeitig, um eine Bewegung am Visierrand zu bemerken. Die Tür des China-Restaurants war aufgegangen und ein kleiner Chinese verließ den Laden. Der Schütze reagierte schnell, zoomte herein und visierte sein Ziel an. Doch mit dem Schuß ließ er sich Zeit. Er atmete zweimal tief ein und wieder aus, um seinen Puls zu beruhigen und höchste Konzentration walten zu lassen. Wieder sog er den Atem tief ein, um ihn dann anzuhalten, genau zu zielen und sanft mit dem Zeigefinger seiner rechten Hand abzudrücken. Beim Ausatmen vergewisserte er sich durch das Zielfernrohr, dass er sein Ziel erreicht hatte. Mit einem kurzen Schwenk suchte er nach den Leuten vom FBI, die sich gerade aufteilten. Die Frau lief zu dem Opfer, während der Mann mit den Augen die Gegend scannte und sich über Funkgerät mit jemandem unterhielt. Der schwarze Schatten auf dem Dach sprang auf, schulterte sein Gewehr und ging zur Seite des Gebäudes. Dort hatte er an einem dicken Lüftungsrohr ein langes Tau angebracht, an dem er sich nun an den Abstieg machte. Es würde das erste Mal sein, dass er etwas zurücklassen musste.

Don und Megan zuckten zusammen, als sie den Schuß hörten. Megan war sofort unterwegs zum Opfer, obwohl sie wusste, dass es für ihn keine Hilfe mehr geben würde und sie selbst eine gute Zielscheibe abgab. Don hatte sein Funkgerät vom Gürtel gerissen und sah sich dabei um. Im Dunkeln würde er nicht viel sehen können, aber er hoffte, dass Charlie schnell etwas heraus bekommen konnte. „Charlie, von wo kam der Schuß?“ rief er ins Funkgerät und wartete ungeduldig auf eine Antwort. An anderer Stelle am Platz saß der junge Mathematiker mit David und Colby in einem Funkwagen. Sie hatten das Szenario mitbekommen und Charlie hatte ein Programm für seinen Computer entwickelt, mit dem er schnell berechnen lassen konnte, aus welchem Bereich der Schütze geschossen haben musste. Es dauerte keine Minute, da wurde ihm das Ergebnis auf dem Schirm präsentiert. „Don, er ist im Sektor dreiundzwanzig“, teilte er seinem Bruder über das Handfunkgerät mit. Don drehte sich ein Stück und blickte in die angegebene Richtung. Täuschte er sich, oder hangelte sich jemand an der Fassade des Gebäudes hinab?
Mit schnellen Schritten war er auf dem Weg zu seinem Wagen. Zu Fuss würde er niemals schnell genug da sein, um den Täter zu erwischen. „Colby? David? Ich sehe ihn! Aktiviert den Sender!“ brüllte Don beim Laufen ins Funkgerät. Im Funkwagen aktivierte David Dons GPS-Sender, der in jedem Behördenfahrzeug eingebaut war, um die genaue Position erfahren zu können. Endlich erreichte Don seinen Wagen. Er riss die Tür auf und sprang auf den Fahrersitz. In Windeseile hatte er den Chevy angeworfen und trat aufs Gas, sodass das Fahrzeug mit quietschenden Reifen losschoß.

Das Quietschen der Reifen ließ Adrian an der Hauswand zusammenfahren. ‚Verdammt‘, dachte er und seilte sich noch einige Meter ab, um sich dann vom Seil zu lösen und die letzten Meter herunter zu fallen. Beim Aufprall rollte er sich ab, um Verletzungen zu vermeiden, und war dadurch recht schnell wieder auf den Beinen. Er sprintete zu einem beigen Buick LaCrosse, zog schnell die Tür auf und ließ sich auf dem Fahrersitz nieder. Anstatt aber nach dem Türschließen den Wagen zu starten, rutschte er auf dem Sitz herunter, um von aussen nicht gesehen werden zu können und hoffte, dass das Fahrzeug zwischen den anderen geparkten Wagen nicht auffiel. Sein Plan ging auf. Der dunkelblaue Chevy fuhr vorbei, ohne sich um die stehenden Autos zu kümmern.

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Dienstag, 13. Januar 2009, 16:47

Re: When nothing's as it seems - Redemption

Am nächsten Morgen saß Don genervt mit seinem Team im Besprechungsraum. „Verdammt, der Typ hat sich aufgelöst wie ein Schatten“, stellte er frustriert fest. „Na ja“, bemerkte Colby, „er ist halt ein Profi. Das wissen wir jetzt definitiv.“ „Sehr motivierend“, murmelte Don, „und wir sind bloß dumme Schuljungen, oder was?“ Einen Moment lang waren alle still. Sie waren so kurz davor gewesen, diesen Fall aufzulösen, doch nun mussten sie einen Teil ihrer Arbeit wiederholen. „Also gut, nehmen wir die Nummer zwei auf Charlies Liste: Lu Han“, sagte Don nun im Befehlston, „sucht alles zusammen, was ihr über ihn finden könnt. Ich fahre zu Charlie und frage ihn, ob er den nächsten Tatort heraus bekommen kann.“ Nach diesen Worten verließ er den Raum und machte sich auf zu seinem Mathematik-Genie. Der Rest des Teams sah ihm zweifelnd hinterher. „Er macht sich Vorwürfe, dass er den Kerl hat entkommen lassen“, stellte Megan fest. „Würdest du das nicht, wenn du schon so nah an ihm dran bist?“ ließ David die Frage im Raum stehen, bevor er den Raum ebenfalls verließ, um sich an seine Arbeit zu machen.

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Dienstag, 13. Januar 2009, 16:48

Re: When nothing's as it seems - Redemption

Einmal mehr war es Nacht, als Adrian an einem Parkplatz aus einem Taxi stieg. Beim letzten Mal war das Treffen im Norden der Stadt gewesen, dieses Mal im Süden. Mit den Augen suchte er die Gegend ab, bis er den Malibu gefunden hatte. Unauffällig ging er zu dem Fahrzeug und stieg auf der Beifahrerseite ein. „Forester? Sie sollten das Auto wechseln“ sagte er zu dem Fahrer, der nickte und auf den Rücksitz griff. „Adrian, das FBI kommt Ihnen zu nahe“, stellte er fest, als er seinem Auftragnehmer den Umschlag für das nächste Ziel in die Hand drückte. „Das habe ich Ihrem Boss von Anfang gesagt“, gab Adrian in ruhigem Ton zurück und hörte seinen Kontaktmann sagen: „Sie können da jetzt nicht mehr raus.“ „Das weiß ich. Hatte ich denn jemals eine Wahl?“ meinte er abfällig. „Schalten Sie Don Eppes aus“, forderte nun Forester. Adrian sah den Kontaktmann überrascht an. „Ist das ein Befehl meines Auftraggebers oder von Ihnen?“ fragte er kühl nach. „Der Boss wünscht es, damit wir unserer Arbeit in Ruhe nachgehen können.“ Adrian nickte, fasste den Umschlag fester und stieg aus. Mit einem lauten Knall warf er die Autotür zu und verschwand in der Dunkelheit.

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Dienstag, 13. Januar 2009, 16:48

Re: When nothing's as it seems - Redemption

Das Foto flatterte leicht in der Böe, die unter den Vorsprung des Brückenpfeilers blies. Es war nun Tag, doch niemand beachtete die Figur, die hoch droben saß. Am oberen Ende des Pfeilers führte eine kurze Leiter ins Innere. Der Wartungsschacht. Direkt darunter saß Adrian und begutachtete jedes Bild nacheinander. Es gab Fotos von zwei verschiedenen Personen. Die eine Serie zeigte Lu Han, eines der ranghöchsten Triadenmitglieder überhaupt. Sofort hatte Adrian die Daten des Mannes im Kopf. Er war achtundvierzig Jahre alt, ledig und hatte sein ganzes Leben an seinem Aufstieg in der Triade gearbeitet. Die Informationen, die er bekommen hatte, waren lückenlos. Zumindest was für seinen Teil der Arbeit wichtig war. Anders sah es bei Don Eppes aus. Offenbar war dieser kurzfristig in die Gleichung gekommen. Adrian sah auf die zweite Fotoserie und erkannte den Mann als seinen Verfolger. Dieser FBI-Agent hatte ihm beinahe einen Strich durch die Rechnung gemacht. Und vielleicht würde genau dieser Don Eppes ihn irgendwann zur Strecke bringen, immerhin hatte er ihn zu seinem ersten Fehler gezwungen.
Adrian seufzte und packte die Bilder wieder in den Umschlag, dann erhob er sich langsam und visierte die Leiter an. Den Briefumschlag schob er unter seine Jacke, bevor er in den Wartungsschacht kroch. Der Schacht war so hoch, dass er problemlos darin hätte stehen können. Doch er krabbelte zu seinem Schlafsack, setzte sich darauf und griff zu einer Taschenlampe. Er hatte die gesamte Zeit über Handschuhe an, daher würde nie jemand auch nur irgendetwas entdecken können von seinem Aufenthalt. Der Schlafsack ließ sich in Eile innerhalb weniger Sekunden zusammengeknüllt in den bereitstehenden Rucksack stopfen. Und die Tasche, die daneben stand, war ebenfalls abreisefertig gepackt. Aus dem Rucksack fischte sich Adrian eine Feldflasche mit Wasser und trank einen Schluck daraus. Die Notrationen ließ er unangetastet. Er lehnte sich zurück und lauschte dem Lärm, der über ihm herrschte. Immerhin hatte er sich als Herberge eine Brücke des Freeways ausgesucht. Und da war es nur verständlich, dass ständig Autos darüber huschten.

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Freitag, 16. Januar 2009, 09:48

Re: When nothing's as it seems - Redemption

Es war noch recht früh am darauffolgenden Tag, als Don wieder einmal in seinem schwarzen SUV unterwegs war. Charlie hatte ihn angerufen und gesagt, er solle bei ihm zuhause vorbei kommen. Don ahnte, dass sein Bruder die gesamte Nacht in der Garage verbracht hatte. Das Behördenfahrzeug bog auf die Auffahrt des riesenhaften Hauses und Don stieg schwungvoll, wie immer, aus. Mit viel Schwung warf er die Tür ins Schloß und machte sich auf den Weg zur Haustür. Er rechnete fest damit, dass Charlie ihm entgegen gelaufen kommen würde, doch nichts dergleichen geschah. War hier etwas faul? Als Don die Haustür erreichte, wurde diese von Alan geöffnet. „Hey, Don“, begrüsste er seinen Sohn, „das artet ja zum Familientreffen aus.“ Der FBI-Agent sah seinen Vater schräg an. „Hm? Wieso?“ fragte er, als er schon ins Haus trat und das Wohnzimmer ansteuerte. Schon von Weitem konnte er sehen, dass jemand im Sofa saß.
„Nick“, sagte er überrascht, obwohl es nur eine Vermutung war. „Don?“ Nick drehte sich auf dem Sofa und sah seinen älteren Bruder ebenso überrascht an. „Ich dachte, du wärst nicht so oft hier“, grinste er ihn dann an. Doch anstatt zu antworten, stellte Don die nächste Frage: „Was machst du denn hier?“ „Mir ist langweilig“, gestand der jüngere Mann, „und da dachte ich, ich könnte mal Dad besuchen, wenn ich schon mal hier bin.“ „Um diese Uhrzeit?“ kam es nun ungläubig vom FBI-Bediensteten.
In diesem Moment kam Charlie die Treppe herunter gehüpft. Man sah ihm an, dass er nicht viel geschlafen hatte. „Charlie“, begann Don, nur um von dem Wirbelwind total durcheinander gebracht zu werden. „Ich habe den nächsten Tatort“, kam die fröhliche Entgegnung des jüngsten Eppes. Don sah etwas skeptisch zu Nick, der sofort die Hände hob und sagte: „Ich kann auch gehen und später wieder kommen, wenn es jetzt ungünstig ist.“ „Nein, nein“, wehrte Don ab, „ist schon okay.“ „Komm‘ mit in die Garage“, forderte das Mathematik-Genie seinen Bruder auf. Zusammen machten sie sich auf den Weg, während Nick mit Alan im Haus zurück blieb.
In der Garage zeigte Charlie stolz auf seine Tafeln, doch Don blieb das Ergebnis verschlossen. „Was denn?“ fragte er ein wenig ungeduldig. „Der nächste Tatort ist das Bonaventure Hotel“, gab ihm Charlie daraufhin zu verstehen. „Drinnen oder draußen?“ kam sofort die nächste Frage von Don. „Das kann ich erst sagen, wenn ich mir das Hotel mal etwas genauer angesehen habe“, meinte der Mathematiker. „Schon wieder Downtown Los Angeles“, stöhnte der FBI-Beamte. Charlie sah seinen resignierenden Bruder einen Moment an, bevor er seinerseits eine Frage stellte: „Und was ist mit der Patronenhülse, die ihr auf dem Dach gefunden habt? Bringt die euch nicht weiter?“ „Nein“, antwortete Don, „kein Stück.“

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Freitag, 16. Januar 2009, 12:41

Re: When nothing's as it seems - Redemption

Vier Tage später war Don immer noch nicht weiter und brütete über den Daten der Spurensicherung, die nicht viel hatte finden können. Keine Fingerabdrücke, keine Textil- oder Haarrückstände, einfach nichts, was das FBI weiter brachte. Der Killer war ein absoluter Profi, doch auch der Beste machte irgendwann Fehler. Die Frage war, wann er ihn machte und ob Don mit seinem Team in der Lage war, diesen Fehler auszunutzen oder richtig zu deuten. In seinem Hinterkopf nagte ein Gedanke, der ihn nun schon eine ganze Weile verfolgte. Doch bisher hatte er es beiseite geschoben. Er wollte nichts gegenüber seinen Kollegen von seiner Vermutung sagen, denn er wusste nicht, inwiefern es die Ermittlungen weiter brachte. Dieser Fall war einfach kompliziert und eine ziemliche Herausforderung. ‚Wahrscheinlich werde ich langsam verrückt, weil wir so rein gar keine Spur haben‘, dachte er sich, als er mit dem Stuhl zurück rollte und sich von seinem Platz erhob. „Megan, gibt es schon etwas von unserem Überwachungsteam?“ fragte Don seine Kollegin, die als Antwort den Kopf schüttelte. Es war verdächtig ruhig um die Mordserie geworden, seitdem der Killer dem FBI nur knapp entkommen war. Scheinbar wollte er erst ein wenig Gras über die Sache wachsen lassen, bevor er weiter seine Ziele verfolgte, welche das auch immer sein mochten. Oder hatte er bereits alle Ziele erreicht und war wieder in den Untergrund verschwunden, von wo er so plötzlich aufgetaucht war? Don seufzte unfreiwillig, als er sich auf den Weg machte, um sich einen Kaffee zu besorgen.
Er war keine zwei Schritte weit gekommen, als er das Telefon klingeln hörte. Genervt drehte er sich um und wollte zum Hörer greifen, doch Megan nickte ihm zu und sagte: „Ich geh‘ schon ran.“ Dankbar grinste Don ihr zu und machte sich ein zweites Mal auf den Weg. Dieses Mal erreichte er zumindest die Tür zu der kleinen Küche, bevor Megan durch das gesamte Großraumbüro rief: „Don! Wir haben einen Tatort, zu dem wir müssen!“ Überrascht drehte sich der Angesprochene um, hechtete zu seiner Jacke und schwang sie über seine Schultern. Auf dem Weg zum Fahrstuhl traf er auf seine Kollegin, sah sie mit einem fragenden Gesichtsausdruck an und sagte nur: „Überwachungsteam?“ „Nein“, gab Megan zur Erklärung zurück, „es ist nicht unsere Zielperson. Und es ist auch nicht der vorberechnete Tatort. Und vor allem: es ist Tag!“

Don stapfte um die mit einem weißen Tuch bedeckte Leiche herum. Seine Gedanken waren für jedermann dort klar ersichtlich. Er konnte sich nicht erklären, wie das möglich gewesen war. Ein anderes Triadenführungsmitglied und ein anderer Tatort als das, was Charlie berechnet hatte. Wie war das möglich? Menschliches Verhalten war manchmal einfach schwierig vorher zu sehen. Offenbar musste der Täter Wind davon bekommen haben, dass das FBI wusste, auf wen er es abgesehen hatte und wo. Aber wie? Da war er wieder, dieser fürchterliche Gedanke, der Don schon eine ganze Weile keine Ruhe mehr ließ. Ohne etwas zu sagen, marschierte er zu seinem SUV, der nur wenige Meter entfernt in der Auffahrt einer noblen Villa stand. Als er die Tür öffnen wollte, zuckte er bei einem Blitzlicht zusammen. Verärgert starrte er einen jungen Mann an, der offensichtlich zur Presse gehörte. „David“, brüllte er zu seinem Team herüber, „zeig‘ diesem Fritzen mal, wo die Absperrung steht!“ Nach diesen Worten öffnete er endlich die Tür und setzte sich in die vermeintliche Ruhe des Wagens. Laut schlug er die Tür zu und nahm sein Handy zur Hand. Über die Kurzwahltaste hatte er schnell Charlies Nummer gewählt.
„Don?“ meldete sich ein hörbar überraschter Charlie, „ich bin gerade mitten in einer Vorlesung!“ Don ignorierte den Kommentar: „Charlie, wir haben hier einen Toten und es ist nicht der, den du vermutet hast. Auch der Tatort stimmt nicht. Ich habe eine Vermutung und die dürfte dir genauso wenig gefallen wie mir.“ „Und die wäre?“ wollte der neugierige Mathematiker wissen. Zuerst schwieg Don einen Augenblick, doch dann gab er sich einen Ruck und sagte leise: „Ich habe Nick in Verdacht.“ „Was?“ kam es ungläubig vom anderen Ende er Leitung. „Beim Paintball habe ich doch gesehen, wie gut er ist“, meinte Don, selbst nicht sehr von der Vorstellung erbaut, dass sein eigener Bruder der Täter sein könnte. „Nein, Don. Das ist unmöglich“, hörte der FBI-Beamte nun seinen jüngsten Bruder sagen. Er sagte nichts, aber Charlie war auch noch nicht fertig: „Wann ist der Mord passiert?“ „Vor einer halben Stunde“, antwortete Don wahrheitsgemäß. „Gut, weil Nick ist seit zwei Stunden hier und verfolgt meine Vorlesung.“ Charlies Worte sorgten für ein erleichtertes Ausatmen bei Don, der gar nicht gemerkt hatte, dass er die Luft angehalten hatte. Seine grimmige Miene hellte sich etwas auf. „Danke, Charlie!“

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Montag, 19. Januar 2009, 15:59

Re: When nothing's as it seems - Redemption

Nick hatte Charlie telefonieren sehen, doch er hatte dem Gespräch keinerlei Beachtung geschenkt. Stattdessen dachte er über seinen restlichen Tagesablauf nach. Nach der Vorlesung wollte er noch runter zum Cabrillo Beach. Er hatte einen Rucksack mitgenommen, in dem er Rollerblades transportierte, um mit diesen ein wenig durch Los Angeles fahren zu können. Er hatte fest damit gerechnet, dass die Fahrgeräte auf dem Campus der Universität verboten waren und hatte Recht behalten. Dann hätte er Charlies Vorlesung nicht besuchen können und es war etwas, was er auf keinen Fall hatte verpassen wollen. Der Pausengong riss ihn aus den Gedanken und er sah, wie Charlie auch das Telefongespräch beendete. Da alle Schüler sich von ihren Plätzen erhoben, tat Nick es ihnen gleich und ging auf Charlie zu. „Du hast wirklich Talent, schwierige Dinge auch einem Dummkopf wie mir verständlich zu machen“, sagte er grinsend zu seinem jüngeren Bruder. Dieser bedankte sich lächelnd für das Kompliment, wehrte aber gleich ab: „Das hängt aber auch davon ab, wie lernwillig du bist.“ Der Mathematiker verkniff sich jeglichen Kommentar über das Telefonat und Nick fragte auch nicht danach. „Ich verschwinde dann wieder, ich wollte noch runter zum Cabrillo Beach“, versuchte der Ältere der beiden Brüder das Gespräch auf den Abschied hinzulenken. „Okay, schau‘ doch heute abend bei Dad zum Essen vorbei“, entgegnete der Jüngere, als sie zusammen zum Ausgang des Lesungssaals gingen, „er hat gesagt, ich solle dich bei Brot und Wasser halten, damit du freiwillig mitkommst.“ Die Beiden grinsten sich an. „Ich werde es mir merken“, gab Nick zurück und verabschiedete sich dann.

Eine ganze Zeit später war er am Cabrillo Beach mit seinen Rollerblades angekommen. Immerhin lag es nicht gerade um die Ecke, sondern ein ganzes Stück von der CalSci entfernt. Zuerst hatte Nick einen Bus genommen, um näher an sein Ziel zu kommen und vor allem noch vor Sonnenuntergang. Er war dann bei Redondo Beach ausgestiegen und den Rest der Strecke hatte er auf den Inlinern zurück gelegt. Nun hatte er sich der „rollenden Schuhe“ entledigt und stand knöcheltief im Wasser. Die Hosenbeine seiner zerfetzten blauen Jeans hatte er hoch gekrempelt und sein Rucksack lag irgendwo hinter ihm im trockenen Sand. Bevor er sich langsam an das Wasser heran getastet hatte, war noch sein schwarzes T-Shirt im Rucksack verschwunden und so ließ er sich nun die Sonne auf seinen braun gebrannten Oberkörper scheinen. Obwohl die Sonne immer weiter versank, strahlte sie eine angenehme Wärme ab, die Nick genoss, während er seinen Blick über das schier endlos erscheinende Wasser schweifen ließ. Er spürte, wie die Wellen das kühle Nass immer wieder an seinen Beinen bewegte.
Es war so schön ruhig hier. Obwohl es ein toller Strand war, waren hier kaum Leute, ein Grund, warum dieser Strand zu Nicks liebsten Orten gehörte. Das Rauschen des Wassers hatte etwas Beruhigendes. Eine ganze Weile stand der junge Mann dort und beobachtete, wie die Sonne immer mehr mit der Wasseroberfläche am Rande des Horizonts zu verschmelzen schien. Die Sonne hatte ein gefährlich strahlendes Rot angenommen und tauchte die gesamte Landschaft in das typische Abendrot. Ein wunderschöner Anblick. Wenn man die Zeit hatte, ihn zu genießen. Nick wandte sich ab und trottete zurück zu seinem Rucksack, aus dem er das schwarze T-Shirt wieder hervor holte und überzog. Auch wenn es nicht sehr kalt wurde, so wollte er doch lieber etwas überziehen. Dabei ging er hinauf zur Strasse. Dort angekommen, entfernte er mit einem Handtuch den Sand und die Feuchtigkeit von seinen Füssen, bevor er wieder in die Inliner schlüpfte. Dann machte er sich auf den Weg zum Hotel.

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Dienstag, 20. Januar 2009, 12:07

Re: When nothing's as it seems - Redemption

Nachdem sich Nick frisch gemacht hatte, rief er nun ein Taxi herbei. Die Einladung zum Essen wollte er keinesfalls ungenutzt lassen, hatte er doch Charlie schon mehr oder weniger seine Zusage gegeben. Nach einer gewöhnlichen Fahrt, bei der sich der Fahrer als neugieriger Zeitgenosse entpuppte, stieg Nick schließlich vor Charlies Anwesen aus. Er scheute den Weg quer über den Rasen und nahm lieber den vorgesehenen Weg, auch wenn es einen kleinen Umweg bedeutete. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, als er daran dachte, wie er diesen Weg zum ersten Mal zurück gelegt hatte. Es war zwar weniger erfreulich gewesen zu dem Zeitpunkt, doch es hatte sich wesentlich besser entwickelt, als er sich erhofft hatte damals. „Hey, du bist tatsächlich gekommen“, rief ihm Don entgegen und riss Nick damit aus seinen Gedanken. Die Beiden umarmten sich kurz an der Hausschwelle. „Welch‘ Überraschung, du bist auch hier! Was macht die Arbeit?“ Es war eine Frage, die man Don immer stellen musste, wenn er mal pünktlich bei seinem Vater erschien. „Es geht voran, deswegen haben wir heute früher Feierabend gemacht, um erstmal neue Kraft zu tanken“, beantwortete der FBI-Agent die gestellte Frage. Zusammen gingen die beiden Brüder ins Haus, wo Alan und Charlie in der Küche wirbelten. „Moment mal, Charlie kocht?“ Ungläubig sah Nick Don an und fügte dann lachend an: „Verlasse ich das Haus denn dann noch lebend?“

Einige Zeit später, nach dem Essen, saßen die Vier noch am Esstisch und tauschten Erlebnisse der letzten Zeit aus. Sogar Alan hatte einige Anekdoten zu bieten, die den Rest der Familie beinahe lachend unter dem Tisch verschwinden ließen. Als es klingelte, war die lustige Runde jedoch sehr überrascht. „Erwartest du noch jemanden, Dad?“ Bei Don schrillten sofort alle Alarmglocken und er hatte unbewusst eine angespanntere Haltung eingenommen. Er wusste, dass durch seinen Job auch manchmal seine eigene Familie im Schussfeld stand. Doch Charlie beruhigte sofort alle Anwesenden: „Ich habe Amita gebeten, mir beim Korrigieren einiger Arbeiten zu helfen. Das wird sie sein.“ Er stand auf und ging zur Tür, während die anderen Drei sich viel sagend grinsend ansahen. Nick schaute kurz auf seine Uhr und erhob sich dann auch von seinem Stuhl. „Du willst schon gehen?“ fragte Alan verdutzt. „Ja, es ist doch tatsächlich schon spät“, grinste Nick bei seiner Antwort. Don stand nun auch auf und befürwortete Nicks Argumentation: „Ja, ich werde jetzt auch nach Hause fahren. Es ist wirklich schon spät.“ Zusammen verabschiedeten sie sich von allen Anwesenden und gingen zur Tür. „Soll ich dich mitnehmen?“ fragte Don und Nick schlug das Angebot nicht aus. „Ja, gerne. Danke.“ Als sie das Haus verließen, drehte sich Don noch einmal zu seinem Dad um, lehnte sich ein wenig in dessen Richtung und flüsterte: „Immer wenn Frauen in der näheren Umgebung sind, wird der so förmlich.“ Er hatte nicht damit gerechnet, dass Nick ihn ebenso verstanden hatte wie sein Dad, der grinste. Während Nick weiter in Richtung von Dons schwarzem SUV ging, rief er laut über seine Schulter: „Im Gegensatz zu dir habe ich Manieren!“

Vor dem Hotel Omni hielt der schwarze SUV und Nick wollte aussteigen, doch Don hielt ihn zurück. „Nick?“ „Ja?“ „Ich habe im Hotel angerufen, du bist hier gar nicht als Gast registriert.“ Die beiden Brüder sahen sich durchdringlich an. Nick begann zu lachen. „Entschuldige, ich hab‘ wohl vergessen, es dir zu sagen, aber ich darf nicht unter meinem richtigen Namen einchecken. Sicherheitsvorschriften.“ Die endgültige Erleichterung war Don anzumerken. Er nickte, weil er den Grund durchaus verstehen konnte. Niemand würde Nicks Familie belangen können, wenn er gar nicht existierte und nie irgendwo im Urlaub auftauchte. Selbst wenn sein Name Terroristen in die Hände fallen würde, hätten sie keine Handhabe gegen ihn. „Ruf‘ an und frag‘ mal nach einem Jason Monroe, dann werden sie schon jemanden auf der Liste finden“, war Nicks auf die kurze Stille folgender Tipp. „Okay“, meinte Don und grinste. Die Beiden verabschiedeten sich und Nick stieg aus. Don wartete noch, bis er im Hotel verschwunden war und fuhr dann zu seiner Wohnung.

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Mittwoch, 21. Januar 2009, 13:15

Re: When nothing's as it seems - Redemption

Einige Tage später, es dämmerte bereits, saß das FBI-Team um Don Eppes wieder einmal im Besprechungsraum. „Der letzte Mord scheint nicht in die Serie zu gehören“, sagte Colby und wurde daraufhin von seinen Kollegen scharf angeschaut. Nur Don stimmte seinem Untergebenen zu. „Colby hat Recht. Der Mord war total aus der Reihe und auch die Vorgehensweise scheint nicht ins Schema zu passen.“ Er seufzte leicht. Dieser Fall raubte ihm langsam den letzten Nerv. Verwundert wurde er nun von David und Megan angesehen. „Wie kommt ihr zu dem Schluss?“ wollte Megan wissen. „Wir haben noch keine Beweise“, entgegnete Colby, „aber zum Einen passt nicht ins Schema, dass es tagsüber war. Der Täter hat bis dahin immer im Schutze der Dunkelheit operiert, was ihm eine gewissen Sicherheit gab. Wäre es Tag gewesen beim dem einen Mord, hätte Don ihn gehabt. So konnte er untertauchen. Ich glaube nicht, dass er diesen Vorteil aufgeben wird.“ David und Megan nickten zustimmend. „Klingt einleuchtend“, meinte David.
Nun ergriff Don das Wort und führte Colbys Ausführungen fort: „Zum Anderen hat unser Killer nie ein Massaker angerichtet, wie bei diesem letzten Mord.“ „Aber er hat doch regelmäßig die Methode gewechselt, warum sollte das nicht ins Bild passen?“ Megan konnte ihren beiden Kollegen in diesem Punkt nicht ganz folgen. „Anfangs hat er ständig die Methode gewechselt. Das tut er zwar immer noch, aber er wiederholt seine Methoden inzwischen. Und außerdem hat er für uns immer eine sehr ‚saubere‘ Sache hinterlassen. Nur ein Schuss, Stich oder sonst etwas. Nie genug, damit wir die Mordwaffe mit Sicherheit definieren konnten.“ Dons Erklärung schien Megan zu überzeugen. „Also ist der Nächste doch Lu Han?“ fragte sie. Don nickte und sagte: „Ja, sehr wahrscheinlich. Deswegen kommt Charlie auch trotz mehrmaliger Überprüfungen immer wieder auf seinen Namen.“ In diesem Moment klingelte Dons Telefon. „Eppes? ... Ja... wir kommen sofort.“ Drei Augenpaare starrten ihren Vorgesetzten an. „Das Überwachungsteam meldet, dass Lu Han am möglichen Tatort eingetroffen ist. Wir fahren hin und behalten ihn im Auge“, befahl Don seinem Team und verließ das Büro als Erster.

Adrian war in der Dämmerung in Downtown Los Angeles angekommen. Seinen unauffälligen Wagen hatte er am Rande der 5th Street geparkt, um ihn schnell erreichen zu können. Im Schutze der Dämmerung wartete er auf die hereinbrechende Dunkelheit. Als es endlich so weit war, stieg er aus. Der dunkle, fast komplett schwarze Tarnanzug fiel nun nicht mehr so auf und schnell war Adrian neben dem U. S. Bank Tower verschwunden. In der Nacht zuvor hatte er dort in einer Tüte seine Ausrüstung hinterlassen, die er benötigte. Mit wenigen Handgriffen hatte er aus dem Lüftungssystem des Gebäudes die Utensilien hervor geholt. Die Frage, wie er die Spitze des Turms erreichen konnte, war für ihn einfach zu beantworten. Nachdem er sein Gewehr umgehängt hatte, holte er zwei futuristisch aussehende Saugnäpfe aus der Tüte, die danach leer war. Der Clou an diesen Saugnäpfen war, dass eine Person mit der richtigen Technik jede senkrechte Fläche erklimmen konnte. Das kostete zwar viel Armkraft, aber so musste Adrian sich nicht er stundenlang einen anderen Weg suchen. Zumal er an der rückwärtigen Seite das Gebäude herauf klettern wollte und ihn somit nur wenige Menschen beachten würden. Hinzu kam, dass nachts auch nicht viele Leute unterwegs waren. Er würde damit mal wieder keine Spuren hinterlassen. Nach einem kurzen Rundblick, mit dem er sich vergewisserte, dass ihn niemand beobachtete, machte er sich an den Aufstieg.

Doc_Wuffi

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Donnerstag, 22. Januar 2009, 09:49

Re: When nothing's as it seems - Redemption

Etwa zur gleichen Zeit hielt ein schwarzer SUV am Bonaventure Hotel. Don und Megan sprangen heraus, sahen sich kurz um, als sie die Türen zuwarfen und gingen in das Gebäude. „Was hast du jetzt vor? Den Mann hier drin behalten?“ fragte die FBI-Beamtin ihren Partner. Doch Don schüttelte den Kopf. „Nein. Wir lassen das Überwachungsteam ihn weiter beobachten. Charlie ist ja zum Glück schon im Van. Vielleicht kann er mir etwas zur vermutlichen Tatmethode sagen, die sich hier anbieten würde. Du kannst schon mal wieder raus gehen und dir die Umgebung genauer ansehen. Wir treffen uns am Eingang. Ich bin in zwei Minuten dann auch dort.“ Die Beiden trennten sich und Don marschierte zu ein paar Leuten, die sich hinter Zeitungen in Lobby-Sesseln versteckten. „Leute, wir sind hier nicht beim Film“, raunte er die beiden Kollegen an. Die sahen überrascht über ihre Zeitungen hinweg. „Wieso?“ „Ihr passt so gut hierher wie eine Sonnenblume auf den Mond“, stellte Don fest. Die beiden Angesprochenen sahen sich mit großen Augen an. „Also bitte etwas professioneller hier“, bat der Senior Agent die beiden jüngeren Männer. Nachdem sie die Zeitungen beiseite gelegt und sich nun anders hingesetzt hatten, bekamen sie von Don ihre weitere Aufgabe zugeteilt: „Ihr beiden behaltet Lu Han im Auge. Haltet ihn ein wenig auf, damit wir etwas Zeit gewinnen. Gebt uns über Funk durch, wenn er wieder heraus kommt.“ Die beiden FBI-Beamten nickten zum Zeichen, dass sie verstanden hatten.
Dons Weg führte nun wieder nach draußen zu seiner Kollegin, die am Eingang auf ihn wartete. Auf dem Weg zu ihr kramte er seine Funkverbindung hervor und kontaktierte den Van, in dem Charlie wieder mit David und Colby weilte. „David?“ „Ja, was gibt es, Don?“ „Hat Charlie schon etwas bezüglich der Methode?“ „Ja, wahrscheinlich wie beim letzten Mal.“ „Also der Scharfschütze“, sagte Don gerade so laut, dass auch Megan ihn verstand. Dann beendete er das Gespräch. „Und?“ fragte er seine Kollegin nur, doch sie verstand. „Zum Schießen gibt es hier genug gute Gebäude, die auch die entsprechende Höhe aufweisen.“ Mit der Hand zeigte sie auf ein paar Punkte, die für sie am Wahrscheinlichsten in Frage kamen. Dons Blick folgte ihrer Hand und sein Blick blieb am U. S. Bank Tower hängen. Ein Gefühl meldete ihm, dass er als der Killer dieses Gebäude ausgewählt hätte und sein Instinkt hatte ihn selten getrogen. Unbewusst kramte Don in seiner Jackentasche nach einem Kaugummi. Über Funk beauftragte er David: „Hol‘ mir jemanden ran, der mich in den U. S. Bank Tower lässt.“ „Nicht nötig“, kam kurze Zeit später die Antwort, „es ist noch ein Wachmann vor Ort. Er wird dich reinlassen.“ “Sehr gut“, murmelte Don und bekam endlich ein Kaugummi zu fassen, welches er sich sofort in den Mund schob.

Die Mitte des Fadenkreuzes war auf das Kaugummi ausgerichtet, welches Don Eppes sich gerade in den Mund beförderte. Der Finger lag am Abzug und zog leicht. Doch er erreichte nie den Punkt, an dem die Kugel aus dem Lauf katapultiert worden wäre. ‚Priorität eins‘, ging es Adrian durch den Kopf. Don Eppes war nur Priorität zwei und hätte er ihn nun aus dem Weg geräumt, würde er sein eigentliches Ziel nicht erreichen können. Wer trat schon freiwillig ins Freie, wenn dort gerade jemand erschossen worden war und noch keine Meldung bekannt war, dass der Täter gefasst worden war. Adrian schloss die Augen, sein Herz pochte in seiner Brust. Er wusste, dass dieses Spiel langsam gefährlich wurde. Das FBI war ihm so dicht auf den Fersen, dass er ihren Atem bereits im Nacken spüren konnte. Aber er hatte keine andere Wahl. Und ob er jetzt hier oder später woanders versuchen würde, sein Ziel zu erreichen, war vollkommen egal. Das FBI würde ihn überall aufspüren, vor allem mit der Hilfe von Charlie Eppes. ‚Priorität eins‘, hämmerte es ihm nun immer wieder passend zu seinem Herzschlag durch den Kopf. Er musste sich auf das Wichtige konzentrieren. Danach konnte er sich um das FBI kümmern.
Das Fadenkreuz wanderte von den beiden FBI-Beamten weg, an der Fassadenfront des Gebäudes nach oben. ‚Zimmer 516‘, dachte sich Adrian. Die Nummer hatte er erfahren, als er beim Hotel angerufen hatte und sich als der Chauffeur von Mr. Han ausgegeben hatte. Aber wie konnte man von außen etwas mit der Zimmernummer anfangen? Zielsicher visierte Adrian den fünften Stock des riesigen Hotels an. Nun blieb es an ihm, die Nummer sechzehn zu finden. Die meisten Vorhänge waren nicht zugezogen, so dass es ihm nicht schwer fiel, in die Räume zu schauen. Mit Hilfe des im Visier eingebauten Wärmebildgerätes konnte er schnell feststellen, in welchen Zimmern Personen waren und in welchen nicht. Waren die Umrisse eines Menschen zu erkennen, so schaltete er die Sicht auf Nachtsicht um, damit er prüfen konnte, ob es seine Zielperson war.

Nachdem Don endlich auf seinen Kaugummi kaute, wandte er sich wieder Megan zu. „Ich gehe rüber zum Tower und checke die Lage“, gab er ihr zu verstehen. „Alleine?“ „Ja, du holst den Wagen und parkst ihn dort. Danach gehst du zum Van und schaffst Colby herbei. Haltet euch in der Nähe des Towers auf und behaltet die Umgebung im Auge. Dieses Mal will ich den Kerl endlich haben.“ „Verstanden“, sagte sie kurz und knapp und sah einen Moment ihrem Kollegen hinterher, der sich bereits auf den Weg gemacht hatte. Sie hatte ein mulmiges Gefühl, ihren Vorgesetzten so ganz alleine dorthin gehen zu lassen, doch schließlich wusste sie, wie gut er gefährliche Situationen meistern konnte. Sie hoffte, dass alles gut gehen würde, wenn es hart auf hart kam. Immerhin hatten sie es nicht mit einem daher gelaufenen Kleinkriminellen zu tun, das wurde ihr nun wieder einmal bewusst. Sie zögerte einen Moment. Sollte sie nicht doch besser mitgehen? Sie ließ das Fahrzeug Fahrzeug sein und lief Don eilig hinterher. „Ich lasse dich nicht alleine da rein gehen, das ist viel zu gefährlich“, teilte sie ihrem überrascht dreinschauenden Partner mit.

Dass die beiden FBI-Agenten sich in seine Richtung auf den Weg gemacht hatten, war Adrian entgangen bei seiner intensiven Suche nach dem Ziel. Nach schier endlos erscheinenden Minuten hatte er endlich Lu Han im Fadenkreuz. Ein letztes Mal prüfte er die Wetterverhältnisse und justierte das Zielfernrohr neu. Ein leises Quietschen verriet ihm, dass jemand die Tür zum Dach geöffnet hatte. Doch davon ließ er sich nun nicht mehr beeindrucken, als er sanft den Abzug betätigte. Durch das Visier vergewisserte er sich sogar noch, dass er getroffen hatte, bevor er aufsprang und das Gewehr schulterte. Im selben Moment kam die von Don gebrüllte Aufforderung: „Keine Bewegung! FBI!“ Und Megan fügte an: „Nehmen Sie die Hände hoch!“ Adrian erstarrte und folgte den Anweisungen. Er stand mit dem Rücken zu den Beamten und ahnte, was nun kommen würde. „Wer sind Sie?“ fragte Don, während er sich dem Killer langsam mit seiner Waffe im Anschlag näherte. Megan verharrte auf ihrem Platz und hielt den Mann so mit ihrer Waffe unter Kontrolle. Versuchte er etwas, würde sie abdrücken und in jedem Falle treffen. Von dem umgehängten Gewehr ging keine Gefahr aus, darüber waren sich die beiden FBI-Beamten einig, ohne dass sie es in Worte fassen mussten. „Adrian“, hörte Megan den Mann antworten.
Don erstarrte. Diese Stimme war ihm wohl bekannt. Verdammt, er hatte es gewusst! „Nick?“ rutschte ihm traurig heraus. Dieser drehte sich nun um. „Tut mir leid, Don“, meinte er leise, aber es war aufrichtig gemeint. „Warum?“ wollte der der FBI-Beamte nur wissen. „Weil es mein Auftrag ist“, gab Nick zurück. „Aber die NSA operiert doch nicht im eigenen Land!“ Dons Verständnislosigkeit wich Verzweiflung. Nick musterte ihn kurz, bevor er sagte: „Deswegen durfte ich ja auch keine Spuren hinterlassen. Aber ich wusste, dass du den Fall irgendwann lösen würdest, bevor ich wieder abreisen konnte.“ Die beiden Brüder sahen sich einen Moment lang an. Megan verharrte in ihrer Position, sie wollte den Täter nicht entkommen lassen, egal wer er war. „Ich verstehe nicht, was es der NSA bringt, die Führungsetage der Triade auszuradieren?“ wunderte sich Don. „Ganz einfach, die NSA will ihre eigenen eingeschleusten Leute auf diese Positionen bringen“, erklärte Nick, der immer noch mit erhobenen Händen da stand.
Mit einer plötzlichen Bewegung war Nick neben Don und es entstand ein Gerangel um die Waffe. Megan konnte nicht schiessen, weil die Gefahr zu groß war, dass sie ihren Partner traf. Im Nu hatte Nick Don entwaffnet. Durch das Gerangel war dieser etwas zurück gestolpert und zu Boden gegangen. Er sah auf und entdeckte, dass der Lauf seiner eigenen Dienstwaffe auf ihn gerichtet war. In Gedanken fragte er sich, ob Nick wirklich abdrücken würde. „Don? Du bist das nächste Ziel“, wurde er von seinem Bruder aufgeklärt. Der am Boden liegende FBI-Beamte war sprachlos. Warum sollte die NSA ihn auf der Liste haben? Megan zielte weiter auf Nick. „Nimm‘ die Waffe herunter“, forderte sie ihn auf. „Nein“, gab er zurück, „wenn hier einer die Waffe weglegt, Megan, dann du, sonst ist Don tot. Was mit mir passiert, ist völlig gleichgültig. Die NSA wird schon alles regeln, wie sie es brauchen.“ Megan wusste, dass er Recht hatte und ließ die Waffe sinken. „Schön brav auf den Boden damit“, kam die nächste Aufforderung, welche ebenso sofort befolgt wurde. „Ich denke, ich bin dein nächstes Ziel?“ rief Don nun vollkommen wütend und gleichzeitig verwirrt. „Stimmt.“ Nick drückte ab, aber die Kugel verfehlte ihr Ziel. Don wusste, dass er absichtlich daneben geschossen hatte. Aber warum hatte er überhaupt geschossen?
Nick hatte nach dem Schuss sofort die Waffe weg geworfen und stürmte auf den Rand des Daches zu. Megan reagierte sofort und griff nach ihrer Waffe. Aus der Hocke heraus schoss sie sofort, doch das konnte Nick nicht davon abhalten, sein letztes Ass auszuspielen. Als er vom Dach absprang, spürte er den Schmerz im linken Oberschenkel, wo ihn Megan gerade erwischt hatte. Trotz des Anzuges, der bis zu einem gewissen Grad kugelsicher sein sollte, hatte sich das Geschoss bis in sein Bein gebohrt. Er wusste genau, warum. Die Entfernung war sehr kurz gewesen und das Material dafür dann einfach zu schwach. Das Risiko hatte er eingehen müssen. Nach dem Absprung merkte er, wie die Schwerkraft an ihm zog. Er wartete noch einen kurzen Augenblick und zog dann an einem kleinen Riemen an seiner linken Schulter. Aus dem Rückenteil des Anzugs entfaltete sich eine Art Mini-Fallschirm, der den Sturz bremste und ihn langsam zu Boden treiben ließ. Zu seinem Unglück ging eine leichte Brise, die ihn von seinem Fahrzeug wegtrieb, da diese Mini-Ausführung keinerlei Steuerungsmöglichkeiten besaß.
Oben auf dem Dach half Megan Don gerade auf die Beine und zusammen rannten sie zum Dachrand. „Verdammt, wenn er uns entkommt, wird die NSA auch alles andere dementieren und verschwinden lassen“, ärgerte sich Don. „Ich habe ihn erwischt“, hörte er ein Stück hinter sich Megan sagen. „Was?“ „Hier ist Blut. Also habe ich ihn doch am Bein getroffen“, mutmasste sie. Die beiden FBI-Leute sahen sich kurz an und stürzten zur Treppe. Auf halbem Weg kam ihnen Colby entgegen. „Was ist denn da oben passiert?“ fragte er, bekam von Don jedoch keine Antwort. Stattdessen bellte dieser ihn förmlich an: „Wo ist der Wagen?“ „Vor der Tür“, antwortete ein sichtlich verdutzter Colby, an dem Megan und Don im Treppenhaus vorbeirannten. Er schloss sich den Beiden an: „Schlüssel steckt?“ wollte Megan wissen. „Klar doch.“ „Gut.“
Nick hatte den Boden längst erreicht, musste nun aber ein Stück zurück zu seinem Fahrzeug. Der Fallschirm störte und so riss er das leichte Material von seinem Anzug ab. Schnell wickelte er es zusammen, band es um seinen verletzten Oberschenkel und hoffte, dass der Knoten hielt, um die Blutung zu stoppen. Er spurtete so gut es ging zu einem schwarzen Pontiac G8, öffnete die Fahrertür und hüpfte auf den Sitz. Im Nu hatte er das Fahrzeug angeworfen und rauschte los, doch im Rückspiegel konnte er bereits die Scheinwerfer des Verfolgers sehen. Zum Vorteil des Killers war es Nacht und somit herrschte nicht viel Verkehr. Die Verfolgungsjagd konnte also beginnen.

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Donnerstag, 22. Januar 2009, 13:36

Re: When nothing's as it seems - Redemption

Don sah einen Wagen losfahren und heftete sich sofort an ihn. Er wählte über sein Handy mit der Freisprecheinrichtung seines Fahrzeugs die Nummer von David. Als dieser ran ging, ließ er ihn gar nicht zu Wort kommen, sondern sagte sofort: „Es ist ein schwarzer Pontiac G8, ohne Kennzeichen. Ich wiederhole, der Wagen hat keine Kennzeichen!“ Megan, die auf dem Beifahrersitz saß, schwieg. Im nächsten Moment musste ihr Kollege das Lenkrad hart herum reißen, um dem Flüchtigen folgen zu können, als dieser plötzlich abbog. Don wusste, umso länger er an Nick dran blieb, desto geringer wurden dessen Chancen, fliehen zu können. Aber schon nach den ersten paar Minuten ahnte er, dass es ein schwieriges Unterfangen werden würde, denn der Wagen vor ihm wurde von einem Profi gefahren. Einem Profi im Morden und Verschwinden. Wieder bog der G8 ab und Don hatte Mühe, dem plötzlichen Richtungswechsel zu folgen. Beide Fahrzeuge trennten nur wenige Meter und daher blieb dem FBI-Beamten nicht viel Zeit zum Reagieren.

Nick hatte Mühe mit seinem Bein den Schaltwagen zu bedienen. Er hatte absichtlich kein Automatik-Fahrzeug genommen, weil er so viel schneller beschleunigen konnte. Diese Verfolgungsjagd war unausweichlich gewesen, das hatte er von vornherein gewusst. Aber dass er gehandicapt fahren musste, hatte er nicht auf der Rechnung gehabt. Das Gewehr auf seinem Rücken behinderte ihn noch zusätzlich, aber wer sagte schon, dass man bei einer Verfolgung bequem saß? Nick war klar, dass er Don nicht entkommen konnte und er wusste auch, dass ihn die NSA bei einer Festnahme durch irgendwelche fadenscheinigen Gründe wahrscheinlich aus der Haft holen würde. Doch er hatte genug von diesem Spiel. Einem Spiel, in dem man ihn sogar aufgefordert hatte, seinen eigenen Bruder auszuschalten. Dass er es nicht konnte, hatte er vor wenigen Minuten auf dem Dach gemerkt. Er mochte ein eiskalter Killer und ein verdammt guter „Splinter Cell“ sein, aber seine eigene Familie konnte er da nicht mit rein ziehen.
Immer wieder bog Nick scharf ab und verlangte seinem Verfolger so alles ab. Der Zick-Zack-Kurs führte sie weiter Richtung Süden. Die wenigen Fahrzeuge auf den Strassen waren zum Glück keine Hindernisse und so wurde auch niemand ernsthaft in Gefahr gebracht. ‚Kollateralschäden müssen vermieden werden‘, hörte Nick die Stimme seines Vorgesetzten in seinem Kopf. Er bemühte sich redlich, dieser Anweisung zu folgen. Gleichzeitig wollte er es Don aber auch nicht zu einfach machen. Ein schwieriges Unterfangen, denn er spürte, dass sein linkes Bein langsam aber sicher taub wurde. Ein Fahrzeugwechsel war nun nicht mehr möglich, aber eigentlich war es sowieso dumm gewesen, mit dem Auto zu flüchten. In dem ganzen Chaos hatte Nick irgendwie ein wenig seinen sonst so kühlen Kopf verloren. „Also gut, ich muss weniger schalten, wenn ich nicht so viele Kurven fahre“, murmelte er leise und nahm eine letzte Abzweigung auf die S Alameda Street. Dann trat er das Gaspedal durch.

Don kurbelte wie verrückt am Lenkrad, um den unvorhersehbaren Richtungswechseln zu folgen, die plötzlich aber stoppten. „Wir sollten irgendwo eine Strassensperre errichten“, schlug Megan vor, als sie bemerkte, dass diese Verfolgung nun mehr auf hohes Tempo setzte. „Und wo?“ wehrte Don abfällig ab. Ihm war klar, dass Nick jederzeit wieder abbiegen konnte. „Don? Wo seid ihr?“ kam die fragende Stimme von David über Funk. „Auf der S Alameda Street, wir fahren Richtung Süden. Zum Glück ist nicht all zu viel Verkehr, aber ich habe keinen blassen Schimmer, wie wir den Wagen stoppen können“, antwortete Don. Niemand ausser Megan und Don wusste, dass Nick der flüchtige Täter war. Noch nicht. „Bleibt einfach an ihm dran“, hörte sie nun Charlie, der wie wild an seiner Computertastatur tippte. „Warum?“ Don wusste, dass die Frage sich dumm anhörte, aber er hatte keinen blassen Schimmer, was der Jüngste mal wieder im Schilde führte. Dann konnte man Getuschel vernehmen, aber keine klare Stimme.
„Über was redet ihr da?“ Don war genervt. Das Fahrzeug vor ihm schoss fast mit Höchstgeschwindigkeit durch Los Angeles und er im selben Tempo hinterher. Seine Aufmerksamkeit musste daher voll auf die Strasse gerichtet sein, es konnte weiß der Himmel was passieren. „Er wird wahrscheinlich versuchen, die Verfolgung in einen unübersichtlicheren Teil der Stadt zu verlagern. Ich denke da an den Hafen“, sagte nun der Mathematiker. „Charlie, ich hänge dem Kerl fast auf der Stoßstange! Da kann er sich selbst im Hafen nicht davon machen!“ Megan warf Don einen besorgten Blick zu, doch sie konnte verstehen, dass ihm die ganze Entwicklung der Geschichte aufs Gemüt schlug. In diesem Moment riss sich Don das Ohrteil des Funkgeräts aus dem Ohr und kappte somit die Verbindung zum Rest des Teams. Er war genervt und konnte nicht auch noch so eine Diskussion gebrauchen. „Megan, sie sollen jede verfügbare Polizeistreife rausschicken. David soll, so weit es mit FBI-Leuten geht, rund ums Hafengebiet Strassensperren errichten lassen. Die Polizeistreifen müssen die restlichen Strassen mit Krähenfüssen lahm legen. Anders bekommen wir ihn nicht“, teilte er seiner Beifahrerin mit.
Megan nickte und gab die Infos an David weiter, nachdem sie Charlie beruhigt hatte, dass alles in Ordnung war. „Sie schicken einen Hubschrauber hoch, damit sie die Polizeiwagen koordinieren können. Vielleicht können wir dann eine Schlinge ziehen, die immer enger wird“, sagte sie zu Don, der voll mit dem Fahren beschäftigt war. Sein Blick war starr auf die Strasse und den Wagen vor ihm gerichtet. Auf die Mitteilung seiner Kollegin reagierte er mit Stille. Es war noch ein ganzes Stück bis zum Hafen, aber nur da war es möglich, alles abzusperren. Mitten in der Stadt hätte man eine ganze Armee benötigt und auch so war es immer noch ein riesiges Aufgebot an Polizisten und FBI-Beamten. Don schwieg und Megan tat dies dann auch. Sie wollte ihren Partner nicht unnötig in Rage bringen. Es gab jetzt wichtigeres zu tun.

Nachdem Nick eine ganze Zeit geradeaus gejagt war, kündigte sich langsam der Hafen an. Er hatte keinen blassen Schimmer, wo er hin sollte. Er würde einfach so lange fahren, bis der Tank leer war. Die Frage war, wessen Motor eher den Geist aufgab. Die Strasse machte eine lange Rechtskurve und Nick merkte, dass er sein Bein vorläufig zu nichts gebrauchen konnte. Es wurde Zeit, dass er einen Arzt aufsuchte, aber ihm war klar, dass dies zum jetzigen Zeitpunkt ein Wunschtraum bleiben musste. Die nächste lange Kurve folgte nach links. Inzwischen waren sie so tief im Hafengebiet, dass man das Wasser schon sehen konnte. Die nächste Abzweigung nahm er nach links und er folgte der Strasse wiederum in einer langen Rechtskurve. Dann bog er scharf rechts ab und folgte der Auffahrt auf die Vincent Thomas Bridge. Die Scheinwerfer hinter ihm folgten ihm unaufhaltsam. Nick wusste, dass er so gut wie keine Chance mehr zur Flucht hatte. Wahrscheinlich war schon alles abgeriegelt, dafür ging diese Verfolgungsjagd nun einfach schon zu lange. Ein Blick auf die Tankanzeige sagte ihm, dass er sowieso nicht mehr all zu weit kommen würde. In diesem Moment kam er endlich auf die gerade Hängebrücke, wo er das Gaspedal noch mal bis zum Anschlag durchtrat. Der dreihundertzweiundsechzig PS starke Motor heulte auf und schob mit dem Heckantrieb das Fahrzeug vorwärts.
Dann sah Nick etwas auf der Strasse liegen. Zu spät! Er riss das Lenkrad herum, doch er konnte nicht verhindern, dass der Wagen über die Krähenfüsse rutschte. Die Reifen platzten beim ersten Kontakt. Die Geschwindigkeit des G8 war noch so hoch, dass die Felgen auf der Fahrbahn verkanteten und das Auto sich zu überschlagen begann. Der Einschlag des Lenkvorgangs war dabei so unvorteilhaft gewesen, dass sich das Fahrzeug dabei immer mehr zum Rand der Brücke bewegte. Nick wurde im Inneren des Wagens unsanft hin und her gerissen, obwohl er angeschnallt war. Die Scheiben waren alle nacheinander zu Bruch gegangen, kein Wunder bei einer solchen Karusselfahrt. An der niedrigsten Stelle der Hängevorrichtung traf das Fahrzeug schließlich auf die Leitplanke, rutschte ein Stück auf dem Dach weiter und wurde dann durch die immer noch hohe Geschwindigkeit über die Absicherung geschickt. Der Pontiac befand sich nun in freiem Fall und die Wasseroberfläche raste heran. Der Aufprall war für den Fahrer ein ziemlich kräftiger Ruck und Nick stieß dabei mit dem Kopf auf das Lenkrad. Er hatte Mühe, die ihn umschlingende Dunkelheit abzuwehren. Kaum war der Wagen auf dem Wasser angekommen, sank er wie Stein.

Don hatte angehalten und war ausgestiegen. Mit Entsetzen sah er dem Schauspiel zu. Als der Pontiac über die Absicherung stürzte, rannte er zum Rande der Brücke und schaute den Lichtpunkten hinterher, die sich unaufhaltsam dem Wasser näherten. Das Licht erlosch, als das Fahrzeug sank. Don riss sich die FBI-Jacke vom Leib und wollte auf die Leitplanke klettern, doch Megan hielt ihn zurück. „Wenn du von hier oben springst, brichst du dir sämtliche Knochen. Du kannst ihm sowieso nicht mehr helfen“, sagte sie. Zu leicht ließ sich Don von ihr zurück ziehen. An die Absperrung gelehnt ließ er sich zu Boden rutschen, zog dann die Knie zu sich und vergrub das Gesicht in den Händen. Er sagte keinen Ton. Gar nichts. Der nächste Wagen, der neben dem FBI-Fahrzeug hielt, war der Überwachungswagen, aus dem David, Colby und Charlie sprangen. „Was ist passiert?“ wollte David wissen. „Ruft die Küstenwacht, sie sollen ein Bergungsschiff bereit machen, damit wir direkt, wenn es hell wird, das Fluchtfahrzeug aus dem Wasser ziehen können. Und sagt ihnen, dass sie sofort mit einem Rettungsschiff kommen sollen, der Fahrer war noch im Wagen. Vielleicht können sie ihn schon im Dunkeln bergen.“ Die Befehle waren klar und so machte sich David sofort daran, mit seinem Handy die entsprechenden Leute anzurufen.
Megan hatte bewusst keinen Namen genannt, wollte sie doch Don überlassen, ob er das Rätsel um die Identität des Täters auflösen wollte. Charlie kam gerade zu ihr und schien besorgt zu sein. „Was ist denn mit Don los?“ Seine Frage unterstrich den Schein. „Frag‘ ihn lieber selbst, vielleicht erklärt er es dir“, war die ausweichende Antwort der FBI-Beamtin, bevor sie sich zum Überwachungswagen begab.

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