Lia saß in der Küche, am Küchentisch, spielte gedankenverloren mit dem kleinen Pfefferstreuer und schmollte. Das war so gar nicht, was sie jetzt erwartet hatte, zumal Sam endlich wieder da war. Nun hätte sie vielleicht endlich mal die Möglichkeit gehabt, alles zu klären und dann das. Sie überlegte. 'Vielleicht ist es doch gar nicht so schlecht?! So haben die Beiden dadurch vielleicht ein bisschen Zeit, sich erst mal kennen zu lernen.' Sie schlug sich mit der Hand vor ihre Stirn. Kannten sich Sam und Richard doch so gar nicht. 'Wie sollte das gut gehen, wenn sich keiner beider kennt?' fragte sie sich in Gedanken. Sam blieb in der Tür steh und sah ihr einen kurzen Moment zu, wie sie sich schmollend mit dem Pfefferstreuer beschäftigte. Er wusste eigentlich gar nicht so recht, was er ihr sagen sollte und entschied, es erst mal zu übergehen. "Du scheinst nicht sonderlicher angetan zu sein, von eurem Besuch?" "Es ist nicht unser Besuch. Ich mag die wenigstens seiner Freunde, aber genau die drei schlimmsten müssen ausgerechnet jetzt hier auftauchen. Hmpf!" Stellte sie immer noch schmollend, mit einem leichten Hang zum Beleidigt werden, fest.
"Deswegen deine plötzliche Flucht?" Sie nickte. "Ich kann diesen Chaoten einfach nichts abgewinnen. Ist einfach nicht meine Wellenlänge, wie Richard das anstellt, weiß ich bis heute nicht." "Und jetzt? Jetzt willst du die ganze Zeit hier, in der Küche bleiben und schmollen?" Erst nickte sie und verneinte dann. "Hmpf, och menno...ich weiß nicht. Keine Ahnung. Werd ich ja sehen." Sie hörte kurzzeitig auf, den Pfefferstreuer, auf dem Tisch hin und her zu schieben und sah Sam an. "Und du? Du wirst sicherlich erst mal in deine Wohnung gehen, oder?" Sie überlegte: "Du kommst aber wieder, oder?" Es blieb einen Moment völlig still in der Küche.
Lia erhob sich seufzend, ging sie gerade nicht davon aus, von Sam noch eine Antwort zu erhalten. Sie begleitetet ihn zur Tür, um ihn zu verabschied, jedoch nicht, ohne ihm vorher noch einen Kuss gegeben zu haben. Schloss anschließend wieder die Tür und ging ins Wohnzimmer. Da die Couch sehr groß war, ragte ein Teil von ihr mitten in den Raum, auf welchem auch Richard saß. Lia schlich sich von hinten an, umschlang Richard vorsichtig von hinten und verweilte einen Moment in dieser Position. Sie wollte noch etwas wissen von Richard, dieser war aber gerade in eins von diesen sinnlosen Gesprächen vertieft, so dass Lia warten musste.
Richard strich mit der rechten Hand, gedankenverloren, über Lias Arm. Kurz darauf drehte er seinen Kopf, um sie anzusehen. Sie gab ihm erst einen Kuss und fing dann an: "Sag mal bleibt es dabei, dass du morgen wieder deine Bahnen ziehst in der Schwimmhalle?" Fragte sie, kaum hörbar für die anderen, in Richards rechtes Ohr. "Ja, du wolltest doch mit!" "Aber nur zum 'planschen' nicht zum Bahnen ziehen", grinste sie, gab Richard noch einen Kuss, sagte ihm, dass sie im Schlafzimmer sei, warf noch einen verächtlichen Blick zu den drei Männern und verschwand dann im Schlafzimmer.
Sie ließ sich rücklings auf das Bett fallen und sah sich erneut die Ornamente an der Decke an, jedes Mal fand sie einige neue Details, die sie vorher noch nicht gesehen hatte. Nach dem sie nichts neues mehr entdecken konnte, griff sie zu ihrem Tagebuch, setzte sich mitten ins Bett und fing an zu schreiben.
Das ist gemein! Warum denn ausgerechnet jetzt? Muss das sein? Ja, anscheinend wohl schon. Hätten diese Doofköppe nicht wann anders auftauchen können? Hmpf! Prima, genau so was hab ich mir ja fast schon gedacht. Aber: vielleicht ist es doch erst mal gar nicht so verkehrt. Immerhin kennen sich die Beiden, ja, so rein gar nicht. Ich stell mir die Sache wieder so einfach vor. Dabei ist es wohl doch nicht so. Obwohl Richard mir ja schon gesagt hatte, dass er offen für neues ist, und wenn das bedeuten würde, sich auf einen Dreierbeziehung einzulassen. Aber was war mit Sam? Würde er da genauso drüber denken? Die ganze Sache hier, wird anscheinend komplizierter als ich dachte. Bin ich vielleicht einfach zu Naiv? Zu Jung? Noch nicht reif genug für so etwas? Denn immerhin, war ich ja diejenige, die das ganze angezettelt hat. Zugegeben, hätte mich Sam nicht geküsst....ich weiß nicht, ob ich es auch getan hätte.
Wichtig für mich ist nur, dass Richard weiß, dass ich ihn immer noch liebe. Dumm war nur, dass Khira wohl genau zu dem Zeitpunkt, im Supermarkt gewesen war, als mich Sam das erste Mal küsste. Sie dachte, Richard und ich hätten uns getrennt. Ich musste das unbedingt noch klar stell bei Khira, damit sie sich kein falsches Bild von mir macht. Sie hat es zwar nicht ansatzweise so aufgefasst, wie ihr Vater, aber das war mir irgendwie egal.
Ich bin froh, dass Sam wieder da ist. Mit jeder Stunde, in der er hier nicht aufgetaucht ist, schwand meine Hoffung, dass ich ihn überhaupt noch mal wieder sehen würde. Und dann plötzlich das! Er steht einfach vor unsere Tür, beziehungsweise stand mitten Mal einfach im Wohnzimmer. Ich war, zugegeben, auch sehr erleichtert, dass Sam wieder da war. Auch wenn er eine Platzwunde, sich am Kopf zugezogen hatte, von der ich immer noch weiß, wo sie jetzt nun eigentlich her kommt. Vielleicht will ich es auch gar nicht wissen. Jetzt wo Sam wieder da ist...hm? Wie wird es nun weiter gehen? Toll, wenn selbst ich das nicht mal weiß. Ist irgendwie nicht so erquickend. Aber muss, ich, es eigentlich sein, die sich hier alleine den Schädel zerbrechen muss darüber, wie es weiter geht? Offensichtlich wohl schon. Ich denke von Sam kann ich da keine Hilfe erwarten, zumindest wohl nicht im Moment....
Seufzend und mit aufgewühlten Gefühlen, legte sie ihr Tagebuch beiseite und ließ sich wieder in die Kissen sinken.