"Der Notarzt is unterwegs", hörte Sam, wie durch einen Schleier, der offenbar dick genug war, nicht alles durch zu lassen, was er hörte. Langsam schlug er die Augen auf und konnte schemenhaft erkennen, dass sie jemand über ihn beugte. Es war eine Frau. "Lia?!" nuschelte Sam fragend. Die Frau schüttelte den Kopf, "Nein", sagte sie mit beruhigender Stimme. Ihr Mann zog verwundert die Augenbraue hoch, als der den Namen hörte und stellte dann fest, dass er den Mann, der vor wenigen Minuten zusammen gebrochen war, kannte. "Sam?" fragte Emu etwas irritiert. Seine Frau sah in an. "Du kennst ihn?" "Öhm? Ja! Er ist vor ein paar Tagen in Lias alte Wohnung gezogen." Die Blicke seiner Frau gingen abwechselnd zwischen Sam und Emu hin und her. "Vielleicht solltest du ihr bescheid sagen. Immerhin hat er nach ihr gefragt", meinte seine Frau etwas besorgt.
Emu holte erneut sein Handy aus der rechten Jackentasche und wählte Richards Handynummer. Während er mit Richard telefonierte und ihm kurz und knapp schilderte, was geschehen war, fuhr der Notarztwagen vor und kümmerte sich sofort um Sam. "Was? Nein, warte. Bleib dran, ich frag in welches Krankenhaus." Emu nahm sein Handy zur Seite und erfragte jenes Krankenhaus in das Sam gebracht werden würde. Die neu erworbenen Information gab er umgehend an Richard weiter und legte dann auf.
Richard legte sein Handy zur Seite und überlegte, wie er es am Besten Lia beibringen konnte, dass Sam den Asphalt geknutscht hatte, oder besser gesagt sein Wagen. Lia kam in den Flur und sah Richard fragend an. "Lia?!" begann Richard etwas unbeholfen, "Sam...er hatte einen Autounfall." Er wusste nicht, wie er es hätte anders vermitteln können, dies war der direkteste Weg. Lia schluckte und wurde kreidebleich. "Wie geht es ihm? Wo ist er? Woher...", sie brach ab, "wir müssen zu ihm. Wo wird er hingebracht?" Lia war mitten total aufgelöst, wollte sie doch nicht, dass es so weit kommt. Richard hatte bereits ihre Jacke in der Hand und half ihr rein. "Komm, lass uns hinfahren", Richard selber, versuchte so ruhig wie möglich zu bleiben.
Er wollte Lia nicht noch mehr aufwühlen, war das jetzt schon, wahrscheinlich zu viel für sie. Sie verließen ihre Wohnung und gingen zu Richards Z4. "Nein", kam es leise von Lia. Richard stutze, "Wie, nein?" "Wenn wir Sam vielleicht gleich wieder mitnehmen können, reicht deiner dafür nicht." Richard verschlug es für einige Sekunden die Sprache, konnte er Lias Gedankengängen so rein gar nicht mehr folgen, ließ schließlich seinen Wagen stehen und nahm Lia ihren.
Richard und Lia kamen nach einer guten halben Stunde Autofahrt in besagtem Krankenhaus an, fragten an der Notaufnahme nach Sam und ließen sich den Weg erklären. Auf dem Weg dorthin überschlugen sich mal wieder die Gedanken von Lia. Sie kamen in dem Behandlungszimmer an und sahen Sam auf eine der Liegen sitzen. Seine Beine baumelten ein kurzes Stück über dem Boden und er stütze sich mit seinen Armen auf der Liege ab. "Sam!" hörte er Lia in einem besorgten Ton sagen. Er drehte sich in die Richtung, wo er Lias Stimme gehört hatte. Lia, vergaß für einen Moment alles um sich rum, stürmte zu Sam und nahm ihn in den Arm. "Wie fühlst du dich?" fragte sie leise mit zitternder Stimme. "Es könnte besser sein", gab dieser ehrlich zu. Auch Richard kam ein Stück weiter in den Raum rein. Er sah Sam an. "Musst du hier bleiben?" wollte er wissen, da er nicht glauben wollte, dass Lia vielleicht mit ihrer Vermutung Recht hatte. Sam schüttelte den Kopf. "Nein, sie wollten, aber es gibt keinen Anlass, mich hier zu behalten."
Lia war froh, als sie hörte, dass Sam das Krankenhaus noch heute verlassen konnte. Sie sah ihn sich noch ein Mal genauer an und entdeckte das Pflaster auf seiner Stirn. "Die Platzwunde?" fragte sie und strich vorsichtig über das Pflaster. Sam nickte, "Ist wieder aufgegangen." Als der Arzt rein kam, sahen alle Drei auf und musterten diesen, der noch mal im Krankenblatt alles überprüfte, "Nun gut Mister Fisher, auf eigenen Wunsch hin, können sie dann das Krankenhaus verlassen. Bitte stellen sie sich dann in den kommenden Tagen noch bei ihrem Hausarzt vor", er gab Sam einige Papiere und war dann wieder verschwunden.
"Mister?" stutze Lia, "warum?" Fragte sie etwas verdattert. Sam stand von der Liege auf, "Weil ich laut Ausweis, nun mal Amerikaner bin, ich konnte ihn nicht davon abbringen, 'Mister' zu sagen." Lia war erstaunt, hatte Sam doch gerade etwas von sich Preis gegeben, ohne das sie mehrmals nachbohren musste. "Du kommst aus den Staaten?" irgendwie war das Lia gerade unbegreiflich, hatte Sam doch nicht den geringsten Akzent in seiner Aussprache. "Ja!" wurde die Antwort von Sam doch nun wieder kurz und knapp, konnte er doch die Verwirrung auf Lias Gesicht ablesen. "Ich habe früher schon ein Mal hier in Deutschland gelebt", mehr konnte und wollte er nicht erzählen. Ein "Cool" kam von Lia eher sie sich Richard und Sam anschloss, um das Krankenhaus zu verlassen.
Zuhause angekommen, standen alle Drei wieder auf dem kleinen Zwischenpodest. Richard schloss derweil schon mal die Wohnungstür auf und auch Sam drehte sich zu seiner Tür um. Lia war es leid. Sie zog Sam von seiner Tür weg und dirigierte ihn geradewegs in ihre Wohnung. "Die Wohnung is eh viel zu groß, für einen alleine." Stellte sie, beim rein schieben von Sam fest. "Aha, woher willst du das wissen?" Lia hatte Sam endlich ins Wohnzimmer rein geschoben und ließ sich nun selber auf der Couch fallen. "Weil ich aus Erfahrung spreche", grinste sie ihn frech an. Sie hatte beschlossen, dass egal, was nun noch passieren würde oder nicht, sie wollte sich nicht so durcheinander bringen lassen. Sie hatte gemerkt, dass Richard genauso wenig damit klar kam, wie sie selber, dass wollte sie nicht.
Sam war kurzfristig verwundert, ließ es sich aber nicht anmerken. Lia grinste Sam immer noch an. "Warum bist du da eigentlich nicht von selbst drauf gekommen?" "Wo drauf gekommen?" wollte Sam wissen. Ihr grinsen wurde immer breiter. "Ich habe vorher in der Wohnung gewohnt. Woher sollte ich sonst wissen, wie die Zimmer dort drüben aufgeteilt sind, hm?" "Hmpf!" Richard kam aus der Küche zurück, hatte für Lia ein Glas Cherry-Cola und für sich und Sam Saft und Wasser mitgebracht. Er ersparte sich die Frage, was Sam trinken wollte und hatte stattdessen einfach etwas mitgebracht.
Saß Lia eben noch seelenruhig auf der Couch, rockte sie nun gerade über diese hinweg ans Ende um Richard als auch Sam auf die Couch zu ziehen. Es wurmte sie tierisch, dass die beide Cognac rum standen. Richard ließ sich bereitwillig auf seine Couch ziehen. Sam blieb, wo er war. "Hmpf! Kerl!" wetterte es ihm, leicht entnervt, entgegen. Sie lag mit dem Bauch auf der Couch, die Beine lang gestreckt und sah Sam von unten her an. "Es mag ja sein, dass du lieber bequem stehst, aber das kannst du gerne machen, wenn ich nicht dabei bin." Sie versuchte ein weiteres Mal, Sam auf die Couch zu ziehen. Wieder ohne Erfolgt. Lia fing an, irgendwas in sich rein zu murmeln und blubberte irgendwas Unverständliches vor sich her. Sie wurde ein wenig bockig und bemerkte dadurch auch nicht, dass Sam sie einfach nur ärgern wollte.
Richard kam um ein Lachen nicht rum, als er Sam und Lia beobachtete. "Ich finde das gar nicht lustig", gab sie todernst von sich. "Nich? Ich schon." amüsierte sich Richard weiter. Das war zu viel. Lia fiel mit einem Satz über Richard her und fing an sich mit ihm zu kabbeln. "Wäähhh", kam erschrocken von Richard, "he? Ich kann doch nichts dafür, dass du dich von Sam stänkern lässt." Sie hielt augenblicklich inne und sah zu Sam rum. Dieser konnte sich ein Grinsen nur schwer verkneifen. "Hmpf...duuuuuhhuu, na warte..." Lia war auf Angriff aus. Sie hockte auf allen vieren auf der Couch und visierte Sam an. "Öhm?" kam nur von Sam, als er sah, dass er ins Visier genommen wurde. "Hab ich keine Schonfrist?" Lia guckte ihn etwas mitleidig an und grinste dann fies. "Schonfrist? Was ist denn das?" immer noch mit dem fiesen Grinsen im Gesicht, sprang Lia auf, kam direkt vor Sam, gerade so zum Stehen, fackelte aber nicht lange, und versuchte ihn mit ihrem gesamte Körpergewicht nun auf die andere Seite der Couch zu manövrieren.