Don überlegte noch einen Moment angestrengt, wollte er doch nicht einfach so ohne irgendetwas in der Hand wieder gehen und sah Sam dann entschlossen an. "Ich würde Sie trotzdem bitten mit ins Büro zu kommen und eine Gegenüberstellung zu machen." Es war eigentlich keine Bitte von Don, es war eine Aufforderung, der Sam nachzukommen hatte, ob er nun wollte oder nicht.
Sam gefiel der Gedanke nicht sonderlich, doch ins FBI Büro mitgehen zu müssen, aber würde er sich weigern, würde die beiden Agenten ihn früher oder später dazu zwingen. Es war in diesem Moment klüger für Sam jetzt mitzugehen, als später gezwungen werden. Mit einem leisen Seufzen gab Sam seine Zustimmung bekannt. Trotz des schwach erleuchteten Zimmers konnte Sam eine gewisse Genugtuung auf Agent Eppes Gesicht erkennen.
Sam blieb auf der relativ kurzen Fahrt ins Büro schweigsam, es war nicht einer seiner Stärken viel zu reden geschweige denn von sich aus anzufangen etwas zu erzählen.
Immer noch schweigend folgte er Agent Reeves und Agent Eppes in den Aufzug, der ins Büro führte. Sam bevorzugte lieber eine Treppe oder alternative auch einen Lüftungsschacht, Aufzüge waren ihm suspekt.
Don ließ nicht viel Zeit verstreichen und kam unverzüglich auf den Punkt, nach dem der Sam in den Raum geleitet hatte, der sich hinter den Verhörräumen befand. "Ist das der Mann, den sie für einen kurzen Augenblick sehen konnten?" wollte Don unbedingt wissen. Sam war im ersten Moment überrascht, an so einem Ort Richard Z. Kruspe wieder zu sehen. War es doch erst einige Tage her, dass er ihn am Flughafen hier in L.A. gesehen hatte. Er verneinte Stumm, bemerkte aber das Don dies nicht wahrgenommen hatte und antwortete daher kaum hörbar: "Nein, das ist er nicht, an solch eine Frisur hätte ich mich erinnert."
Diesmal war es Don der einen nicht überhörbaren Seufzer von sich gab. "Ich danke Ihnen trotzdem, für ihre Mühe", mit diesen Worten bat er Sam wieder nach draussen und brachte ihn zurück zu den Aufzügen, um sich dort von Sam zu verabschieden. Dieser grinste schwach, "danke, aber ich nehme lieber die Treppe", damit war Sam bereits im Treppenflur verschwunden.
Während Sam auf dem Weg nach unten war, überlegte er noch einmal. Dem Mann, der Richard Kruspe auf dem Flughafen begleitet hatte, war er ein weiteres Mal begegnet, im Krankenhaus als er den verletzten Mann dort hin gebracht hatte. Sam entschloss sich dazu, noch einmal das Krankenhaus aufzusuchen und diesen Arzt ausfindig zu machen, der mit Richard offensichtlich gereist war.
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Um seine Beherrschung kämpfend, ging Don für diesen Tag ein letztes Mal in den Verhörraum, in dem Richard seit einigen Stunden saß und seinen Anwalt verlangte. "Sie können gehen", herrschte Don, den immer noch für ihn Tatverdächtigen an. "Aber bleiben sie für uns verfügbar, falls wir noch Fragen an sie haben." Es fiel Don sichtlich schwer einigermaßen freundlich zu bleiben. Er versuchte sich ein Grinsen oder so etwas wie ein Lächeln abzuringen, was aber wohl eher nach einer Grimasse aussah, als das eigentlich vorgenommene.
Richard war bereits völlig entnervt und müde von der Tortur die er heute durchleben musste. Daher nahm er gar nicht wahr, was Don ihm gegenüber versuchte. Ohne ein weiteres Wort gewechselt zu haben verschwand Richard im Aufzug. Er lehnte sich mit Rücken und Kopf an die kühlende Wand, schloss die Augen und verbarg sein Gesicht in seinen Händen. Richard konnte immer noch nicht glauben, was hier gerade vor sich ging. Sollte er Emu anrufen? Ihm berichten, was los ist? Nein, keine gute Idee, damit würde er nur seinen derzeitigen Aufenthaltsort bekannt geben und wahrscheinlich erklären müssen, warum er nicht in New York sei und stattdessen hier im sonnigen Los Angeles ist. Unmerklich schüttelte Richard den Kopf um sich selbst seine Überlegung zu beantworten. Im Moment freute er sich inständig auf ein heißes Bad, seine Ruhe und darauf das dieser Albtraum bald ein Ende haben würde und sich somit auch aufklären würde, dass er mit der ganzen Sache rein gar nichts zu hat.
Don ließ Richard nur widerwillig gehen, aber eine andere Möglichkeit hatte er im Augenblick nicht, da er an keine handfesten Beweise rankam, die Kruspe belasten könnten und Don dazu veranlassen könnten ihn länger festzuhalten. Andersfalls wäre es nur zu einem Eklat gekommen, da auch ein Musiker ein Recht auf seinen Anwalt hat. Völlig zusammen gesackt, saß Don in seinem Chefsessel, stütze sich mit seinen Ellenbogen auf dem Schreibtisch ab und hatte sein Gesicht in seinen Händen versteckt. Warum musste ihm ausgerechnet jetzt so ein Tatverdächtiger, wie Richard Z. Kruspe über den Weg laufen? Er wusste keine Antwort, war aber nach wie vor davon überzeugt, dass eben dieser etwas mit der Tat zu tun hatte und es lag jetzt an ihm, dies auch zu beweisen. Don war so sehr in Gedanken versunken das er das mehrmalige Ansprechen seiner Partnerin Megan nicht mitbekam. "Don? Was ist los? So aggressiv habe ich dich bisher noch nicht erlebt", stellte Megan besorgt fest, bekam aber ausser einem leisen abfälligen Schnaufen, keine weitere Antwort von ihrem Chef.